Begriffe und Kommandos

  • Hallo :-)

    Ich habe einen 4 Monate alten Mini American Shepherd: Cocolitho.

    Mit 8 Wochen zog er bei mir ein und ich habe direkt eine Liste mit Wörter und den dazugehörigen Kommandos ausgedruckt und an unseren Kühlschrank gehängt, sodass von Familie und Freunden immer dieselben Wörter benutzt werden...
    Sitz, Platz, okay, nein, aus,... ist ja selbsterklärend... während der Erziehung bin ich aber auf einige Schwierigkeiten bzgl der Bedeutung und Unterscheidung mancher Kommandos gestoßen und überlege seit Wochen wie ich diese umgehe:

    1. Warte und Bleib.
    Ich benutze "Warte", immer - bevor er durch eine Tür darf, bevor er frisst, bevor er sein Spielzeug bekommt, wenn er kurz sitzen bleiben soll etc.... "Bleib" hätte ich später eingeführt als eine Art "Bleib in deiner Position und bewege dich nicht.
    Frage: Soll hier überhaupt unterschieden werden oder sollte unser "Warte" genau das sein was ich unter "Bleib" verstehe?

    2. okay
    das ist unser Freigabewort... Ob fürs Spielzeug, Fressen, durch die Tür gehen dürfen. Allerdings benutzen wir es auch als Wort wenn er von der Leine gemacht wird und losrennen darf (z.B. in der Welpenschule).
    Frage: Sollten wir hier auch unterscheiden, sodass er unterscheiden kann zwischen "jetzt bin ich komplett frei" und "ich darf mich vom vorherigen Kommando lösen" oder reicht ein "okay"?

    3. Anschließend an Punkt 2:
    Leinenführigkeit üben wir aktuell noch... Er kann schon ganz gut bei Fuß laufen, ich möchte ihn dann aber nach kurzer Zeit wieder schnüffeln lassen.. er ist noch zu unaufmerksam und führt es sonst nicht gut aus, deshalb übe ich Fuß nur in kurzen Sequenzen.
    Frage: Als Freigabewort zum Schnüffeln also quasi "Löswort" aus der Fuß Übung hätte ich dann auch wieder "okay" benutzt.... aber dann denkt er ja auch wieder dass er los rennen darf, sollte ich also wieder ein komplett neues Wort einführen oder ist das unnötig?

    4. "Schau"
    Braucht man dieses Kommando überhaupt? Ich habe Coco antrainiert, dass er mich immer anschaut, unabhängig von einem Signalwort. Sollte er weit weg stehen, dann würde ich um seine Aufmerksamkeit zu bekommen den Namen rufen und den verbindet er damit mich anzuschauen.

    Wie macht ihr das? Habt ihr für verschiedene Freigaben unterschiedliche Wörter? Ich bin verwirrt:exploding_head:

    Freue mich über Ideen & Vorschläge :smiling_face_with_halo:

    LG Lea

  • Entspann dich. ;)

    Klare Signalwörter mit eindeutiger Zuordnung erleichtern grundsätzlich natürlich das Training. ABER: sie sind nicht annähernd so wesentlich für den Hund, wie wir Menschen annehmen.

    Hunde orientieren sich zuallererst (geschätzt 90%) an unserer Körpersprache, worunter nicht nur Handzeichen zu verstehen sind, sondern auch subtile Signale wie Körperspannung und Blickrichtung. Weit, weit dahinter kommt dann das Wort. Das wird oft als bloßes Startsignal wahrgenommen, nachdem der Hund schon aus unseren körpersprachlichen Signalen entnommen hat, was jetzt kommt.

    Das kann man bei fortgeschrittenen Hundeschülern, die die Kommandos schon gut beherrschen, leicht testen indem man "Sitz", "Platz" und "Bleib" mal spontan durch "Apfel"," Gurke" und "Kühlschrank" ersetzt. Bleibt die Körpersprache wie gehabt, reagiert der Hund darauf wie gewohnt.

    Umgekehrt wird im Hundesport oft gefordert, daß der Hund nur auf Wortkommandos hören soll und es gibt Punktabzug für körpersprachliche Hilfen. (Macht im Alltag keinen Sinn - ist halt Sport.) Was in der Realität bedeutet, daß man versucht, die Körpersignale so sehr zu verfeinern, daß der Hund sie noch wahrnimmt, der Richter aber nicht. :roll:

    Wenn du später Hundesport machen willst, dann ist es sinnvoll, bestimmte dort vorgeschriebene Wörter nur dafür zu reservieren und sie nicht vorher im Alltag zu "verbrennen". Ein Hundesport "Platz" bedeutet: sofortiges Zusammenklappen, in gerader Haltung liegen und das solange, bis aufgelöst wird. Abliegen im Alltag ist doch etwas gemütlicher und die Liegestellung ist nicht vorgeschrieben, da sage ich dann eher "mach mal Pause" oder "leg dich hin".

    Was für Hörzeichen für welche Zwecke? Das ist ganz dir überlassen und manches schleift sich einfach im Alltag so ein. Der Hund kommt auch mal mit zwei Hörzeichen für einen Zweck oder mit einem für mehrere Zwecke zurecht. Was genau gemeint ist, entnimmt er ja wie gesagt überwiegend aus den Umständen und den körperlichen Signalen.

    Warte/Bleib: Wenn du deinen Hund ein Kommando wie Sitz, Platz oder Steh beibringst, dann soll der Hund das nicht selber auflösen, sondern in der Position bleiben, bis du ihn freigibst oder etwas neues verlangst wie Fuß. Ein weiteres Kommando wie "Bleib" erübrigt sich also. Einen sauberen Aufbau des Grundkommandos kannst du durch ein Hilfskommando nämlich nicht ersetzen.

    Bei mir war es so, daß ich "warte" gerne an der Ampel gesagt habe und "Bleib", wenn ich den Hund mal angeleint alleine gelassen habe, dann als Signal: bin kurz weg, komme gleich wieder.

    Freigabe ist Freigabe, aber den Umständen entsprechend. Wenn der Hund aus dem Fußgehen entlassen wird, aber noch angeleint ist, kann er allein daraus entnehmen, daß er eben nicht davonstürmen kann.

  • Hi dagmarjung!

    Viiielen Dank für die ausführliche Antwort, das macht alles total Sinn und hilft mir unglaublich weiter! 😊🙏🏼
    Und zum Thema welche Kommandos er im ersten halben Jahr lernen/können sollte: reicht das erstmal oder hast du eine Empfehlung was ich zusätzlich schon jetzt mit ihm üben sollte (z.B. Apportieren,...). Ich habe viel gelesen und gehört, dass man gerade im ersten Jahr so wenig wie möglich und so viel wie nötig an Kommandos beibringen soll... was meinst du dazu?

    Danke & LG!


  • Und zum Thema welche Kommandos er im ersten halben Jahr lernen/können sollte: reicht das erstmal oder hast du eine Empfehlung was ich zusätzlich schon jetzt mit ihm üben sollte (z.B. Apportieren,...).

    Ich halte das so:
    Alle Hunde lernen dass, was für unseren Alltag wichtig ist.
    Und das nach Häufigkeit, also das was ich am Häufigsten brauche übe ich zuerst, das was ich selten oder fast nie brauche danach.
    Dann kommen erst Hobbys ( Hundesport, Apportieren, tricksen etc).
    Wenn der Hund einen Job hat, dann steigt das in der Prioritätenliste natürlich nach oben, einfach weil es dann in Zukunft auch sehr wichtig sein wird.
    Für mich persönlich sind Routinen und bestimmte Abläufe fast wichtiger als gezieltes Kommando abfragen (jedenfalls am Anfang).

  • Bring einem Hütehund besser nicht zu gut bei, dich IMMER anzuschauen. Wenn du das zu sehr übertreibst, hast du irgendwann einen Hund, der dich den ganzen Tag anglotzt und weder normale Hundesachen macht noch im Haus entspannt döst, weil er ständig schaut, was du tust. Auch "Fußlaufen" wie auf dem Hundeplatz hat im Alltag (abgesehen von Übungen und besonderen Situationen) nichts zu suchen. Dieses ständige einseitige hoch starren ist ungesund und hindert deinen Hund daran, seine Umwelt aktiv wahrzunehmen.

  • Mein jüngster Zwerg ist gerade 6 Monate alt und kennt keine aktiv gelernten Signale außer seinem Namen, Rückruf/Rückpfiff, Tabu, Sitz und hinlegen. Alles andere hat sich einfach im Alltag ergeben. Ich verwende immer das gleiche Wort zur Freigabe, das bedeutet kontextbezogen was anderes. Bleib benutze ich gar nicht. Bei mir ist ein Sitz automatisch ein "Sitz, bis ich dir sage, dass du aufstehen sollst" und das ist bei anderen Sachen ähnlich. Warte benutze ich auch an Türen oder am Auto.

  • Wir bringen hier dem 6 Monatigen auch keine "Kommandos" bzw. "Signale" bei. Es ergibt sich eigentlich aus dem Zusammenleben. Genauer gesagt: es wird nicht extra trainiert oder vorher geübt.

    Bevor du den Hund überhaupt irgendwelche "Signale" antrainierst, solltest du den Fokus lieber auf allgemeine Ansprechbarkeit setzen. Alles andere kommt eigentlich ganz von allein, wenn du dir da keine Platte machst.

  • Habe das Gefühl Kommandos helfen dem Menschen viel mehr als den Hunden. Sowas wie in der Tür warten läuft hier über Körpersprache, aber vielleicht bin ich da Pferdegeschädigt. Meinem Partner fällt Kommando leichter. Beides okay, den Hunden ist es egal.

  • Ich bin, zugegebenermaßen, eine recht faule Hundehalterin.

    Ich habe das, was ich an Verhaltensweisen im Alltag brauche, einfach benannt und positiv belegt .

    Hier gab es kein Auftrainieren von Kommandos.

    Das, was Jette an Signalen/Kommandos kann hat sie im Alltag gezeigt und hier auch positiv bestätigt bekommen.

  • Grds. finde ist es super, mit Auflösesignal zu arbeiten. Damit vermeidet man das unsägliche *bleib, bleiiiib, bleiiiiiiiiiiiiiib*, was man so häufig zusätzlich und wiederholt hört.


    Statt "okey" würde ich allerdings ein Wort wählen, was im alltäglichen Sprachgebrauch möglichst nicht vorkommt, damit da keine Missverständnisse entstehen.


    Bei uns heißt das z.B. "Bitt'schön"

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