Wie gehe ich mit aversiven Methoden in der Hundeschule um?

  • Bei mir in der Gegend gibt es einen namenhaften Trainer, der damit wirbt "keine Leckerli-Erziehung" zu machen. Im Endeffekt bedeutet das dass er ausschließlich mit aversiven Methoden arbeitet.

    Ich habe einen Kollegen der bei ihm im Welpentraining war, der hat mir mal beschrieben, wie die Welpen (!) dort Platz lernen.

    Der Hund ist neben dem Menschen, dann beugt sich der Mensch über den Hund und sagt in hartem Ton Platz. Sensible Welpen legen sich durch die Körpersprache und Stimme schon von alleine hin bzw kauern sich zusammen. Weniger sensible Hunde werden dann runtergedrückt so dass sie sich beim nächsten Mal in Erwartung schon hinlegen. Wohlgemerkt es geht dabei um den Aufbau des noch unbekannten Kommandos bei Welpen/Junghunden.

    Ich weiß nicht ob schon jemand versucht hat, die Trainingsmethoden beim Veterinäramt anzuzeigen. Ich denke im ländlichen Raum, wo jeder jeden kennt erreicht man dadurch nicht viel bei den potentiellen Kunden, weil auch wenn der Betrieb dichtgemacht werden würde, würde sich schnell herumsprechen, wer ihn angezeigt hat und Gerüchte entstehen, dass das nur aus Eifersucht war, ohne dass die Leute seine Methoden hinterfragen, weil "haben wir ja schon immer so gemacht"

    In meinem Verein ganz in der Nähe von diesem Trainer versuchen wir bewusst gegenzusteuern und immer allen Interessenten, auch wenn wir selbst keinen Platz haben, zu erklären was diese Methoden verursachen können und warum "Leckerli-Erziehung" dauerhafter funktioniert.

    Der Vorstand bei dem viele neue Anfragen reinkommen hat mittlerweile auch ein Handout in dem das alles erklärt wird, dass direkt in der Antwort auf die Anfrage mit verschickt wird, sobald jemand diesen Namen nennt oder Bezug darauf nimmt.

    Es kommt immer öfter vor dass sich Kunden von ihm anwenden und zu uns oder anderen besseren Trainern wechseln und wir freuen uns für jeden einzelnen Hund. Und jeder von den Menschen kennt auch wieder andere aus seinem Training und erzählt vielleicht von seinem Wechsel und kann weitere zum Umdenken bewegen.

    Der Gedanke hilft, wenn ich wieder etwas über ihn höre oder an seinem Platz vorbeikomme. Er hat zwar immer noch eine große Fanbase, die auch teilweise von weit weg anreist, aber Rom würde auch nicht an einem Tag erbaut

  • Was ICH in so einer Situation machen würde: Möglichst viel dokumentieren.
    ICH würde da nochmal hingehen (vermutlich ohne Hund) und würde filmen was das Zeug hält. ICH würde aber vermutlich auch schauen, ob andere in der Gruppe auch meiner Meinung sind und die Anzeige/was auch immer unterstützen würden.

    Und damit meine ich nur, was ich machen würde was die Dokumentation angeht, zu dem Fall den du schilderst habe ich unterschiedliche Meinungen.

  • Das sollte der Hund entscheiden, nicht der Mensch.

    ?? Dir ist aber schon klar, dass nicht die Hunde vom Vetamt befragt werden?

    Sondern Ämter nach objektivierbaren Kriterien vorgehen - die natürlich immer noch auslegbar sind ("erhebliche Schmerzen")?

    Noch mal: Meine Art ist das nicht. Ich bin nie bei einem Trainer gewesen, der so arbeitet - noch gehe ich selbst wie in der Ausgangssituation beschrieben, mit Hunden um.

    Aber aus "Runterdrücken zum Sitz", Schreckreizen und der beschriebenen Fußinteraktion (wie gesagt - ich schreibe bewusst nicht treten, weil das aus der Schilderung nicht hervorgeht) zwanghaft was konstruieren zu wollen, finde ich auch echt eigenartig.

    (Oder ich verstehe hier einiges falsch.)

  • Gersi Ich schrieb auch "sollte". Pauschal zu urteilen "diese Hürde ist wohl weder bei Schreckreizen noch beim Runterdrücken zum Sitz noch bei der Fußaktion genommen" wird zwar in der Praxis leider häufig so gemacht,. geht aber an der Realität vorbei, wenn die Grenze für ein Hundeindviduum schon bei böse anblicken liegt. Man kann einen einzelnen Hund nicht "objektiv" für alle Hunde gültig beurteilen.

  • Man kann einen einzelnen Hund nicht "objektiv" für alle Hunde gültig beurteilen.

    Aber es geht doch um die Hürden des TierschutzGESETZES. Natürlich wird da nicht auf das Hundeindividuum geschaut.

    "Erhebliche Leiden, Schäden oder Schmerzen für das Tier" ist aber individuell. Eine für alles funktioniert da schlicht nicht, kann gar nicht. Daher finde ich es falsch, zu behaupten, daß ein Schreckreiz oder ein Runterdrücken sicher kein Verstoß gegen das TSchG sein kann.

  • Und bevor ich hier raus bin:

    Zwischen "top, finde ich gut" und "tierschutzrelevante Aktion" gibt es jede Menge Grau. Und natürlich erzieht man seinen eigenen Hund so, wie man es selbst für richtig hält - aber dieses Recht haben auch Menschen, die beispielsweise dosiert Schreckreize einsetzen. Muss man nicht gut finden - ist aber trotzdem weit weg von Tierquälerei.

    Und es gibt genug schlimme, wirklich abstoßende Trainingsmethoden. (Kam ja jetzt ein Fall aus Österreich ans Licht). Es ist komplett kontraproduktiv auf "unschöne" Trainingsmethoden mit der gleichen aufgeregten Empörung zu reagieren wie auf brutale Misshandlungen.

  • Gersi Ich denke, deine nüchterne Einschätzung ist hier schon ganz angebracht. Es geht um Gesetze und die sind nunmal nur dann anwendbar, wenn objektiv Missstände ermittelt werden können.

    Ich glaube kaum, dass der Trainer selbst von seinem Tierarzt attestieren lässt, dass er bei seinem Hund einen Bandscheibenvorfall per Leinenruckerei bewirkt hat, damit ihn ein anderer anzeigen kann 😅

    Fern davon, dass das nicht mal so sein muss und andere Ursachen infrage kämen.


    Ich würde meine Lehren ziehen und ein Training besuchen, dass meinen Vorstellungen eher entspricht.

    Ein Trainer ohne Kunden ist es bald nicht mehr...

  • Bei mir in der Gegend gibt es einen namenhaften Trainer, der damit wirbt "keine Leckerli-Erziehung" zu machen. Im Endeffekt bedeutet das dass er ausschließlich mit aversiven Methoden arbeitet.

    Während die Aussage auf den Trainer den du beschreibst zutrifft, bedeutet dies aber nicht das "keine Leckerli-Erziehung" = aversive Trainingsmethoden bedeutet.

  • Aversiv ist ja nicht gleich aversiv.

    Bei aversiven Methoden, die ich für grundsätzlich vertretbar halte, die ich aber bei meinen Hunden nicht anwenden möchte, würde ich einfach nur aufhören, diese HuSchu zu besuchen. Und sie nicht (oder nur eingeschränkt) weiterempfehlen.

    Bei aversiven Methoden, die ich grundsätzlich für falsch halte, die aber nicht verboten sind, würde ich die Methode kritisch ansprechen. Ich würde der HuSchu sagen, dass diese Methoden der Grund sind, warum ich mir eine andere HuSchu suche und dass ich sie nicht empfehlen werde. Sachlich, aber klar. Wahrscheinlich ändert die HuSchu ihr Vorgehen nicht wegen mir, aber ich bin Fan von klaren Worten. Und wer weiß, steter Tropfen höhlt ja manchmal auch den Stein.

    Bei aversiven Methoden, die ich für potentiell tierschutzwidrig halte, würde ich möglichst viel und genau dokumentieren (auch sowas wie ein Gedächtnisprotokoll kann schon helfen), ggf. andere Zeugen ins Boot holen und dann Anzeige erstatten.

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