Frusttraining
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Weil ich es in einem anderen Thread entdeckt habe, zitiere ich es mal als Beginn für das Thema hier rein:
Und sich dann wundern, wenn der Hund andere Hunde und Leinen sein Leben lang scheiße findet ... Wenn das Dingelchen in zwei, drei Monaten herausfindet, dass man sich herumdrehen und in den Menschen beißen kann um den Frust loszuwerden, dann hat der Besitzer einfach nicht lange genug auf der Leine gestanden, oder wie?

Ich bin der gleichen Meinung wie flying-paws , bin aber auch im Reallife immer mal wieder mit dieser (oder ähnlicher) "Handlungsanweisung" konfrontiert worden, wie es in dem Video gezeigt wird.
Ich mache das nicht, weil das Ergebnis nicht planbar ist, und der Schuss oft - wie von flying-paws geschrieben - nach hinten los geht.
Ja, auch ich stehe MAL auf der Leine, damit ich nicht "mithampel", wenn der Hund sich mal bewegt.
Aber nie, wenn ich merke, der Hund baut Frust auf.
Wie ich mit Frust umgehe: Hat der Hund schon Frust (wie in dem Video), gehe ich aus der Situation raus. Er kann einfach nichts Gescheites Lernen, wenn er so gefrustet ist.
Aber wie erhöht man die Frustrationstoleranz beim Hund, damit man nicht jedes Mal das Weite suchen muss, wenn man mit einer Frust auslösenden Situation konfrontiert wird?
Meine Faustformel ist:
1. Ich mache Warten lohnenswert
2. Ich lenke um/ab, bevor der Hund so in Frust gerät, dass er nicht mehr ansprechbar ist.
3. Gerade bei einem Jungspund baue ich auf die Zeit, weil gerade die Adoleszenz hormonell so viel Unruhe in den Hund bringt, dass ich meine Trainingsziele nicht zu hoch stecken darf.
4. Nobody is perfect, ich nicht, und mein Hund auch nicht. Alles hat seine Grenzen, und mit manchen Dingen muss ich einfach leben, weil ich das letztendliche Ziel nie erreichen werde.
Mein Problem bei meinem Jungspund: Er hat Frust, wenn er anderen Hunden bei einer Aufgabe (Apport) zusehen muss.
Es ist schon deutlich besser geworden, die Punkte 1 und 2 haben schon zu dem Erfolg geführt, dass er gespannt, aber ruhig die Aktivitäten auf dem Platz verfolgen kann.
Nur wenn ein Hund länger aufgeregt erfolglos ein Dummy sucht, und er dann viele Hilfen (Sprache und Pfiffe) von seinem Menschen bekommt, fährt er hoch.
Oder wenn er zu lange warten muss, bis er dran ist, was - je nach anderen Hunden und Gruppengröße - auch mal 10 - 15 Minuten dauern kann.
Ich ziehe ihn dann immer raus, gehe mit ihm aus dem Sichtfeld, und mache etwas mit ihm, bevor er anfängt Gras zu fressen, ein Stöckchen zu schreddern oder gar anfängt zu Jankern (Fiepen und Bellen).
Eine Zeit lang kann ich ihn auch unangeleint ablegen, mit mehreren Metern Abstand zu mir.
Die Zeiträume, die er aushält ohne sich Rein zu steigern sind schon deutlich länger geworden.
Mittlerweile gehe ich durch meine Vorgehensweise aus JEDEM Training mit ihm raus, ohne dass er einen Laut von sich gegeben hat.
Nur zu Vergleich: Zu Beginn, vor ca. einem Jahr, konnte ich ihn gar nicht zuschauen lassen, ohne dass er direkt anfing zu Fiepen. Ich bin nach jeder von ihm absolvierten Aufgabe aus dem Sichtbereich gegangen und habe mich mit ihm "befasst".
Das Zuschauen habe ich in klein(st)en Schritten etabliert.
Mittlerweile muss ich mich bei jedem Training (2 Stunden Dauer) nur noch 1-4 mal so "rausziehen", für wenige Minuten. Ich lasse ihn dann Pinkeln (Signal "Geh Pippi" funzt super), oder beschäftige ihn mit dem Dummy (Geht auch an der Leine gut bei ihm).
Danach hat er wieder "Löffelchen" zum Zuschauen können.
Mein Trainer meint, ich hampel noch zu viel mit ihm rum, seinen Tipp, ihn mal aushalten zu lassen bis er "aufgibt", habe ich abgelehnt, Begründung siehe oben.
Ich meine, auf einem guten Weg zu sein.
Wie ist eure Meinung zu dem Thema, habt ihr noch Tipps?
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Ich bin der Meinung, dass die Frustrationstoleranz (also das eigene Empfinden) weitgehend im Charakter und der ganz frühen Lernerfahrung angelegt ist und sich nicht wirklich trainieren lässt. Sehr wohl aber kann der Umgang mit Frust erlernt und geübt werden.
Was man trainieren kann:
- Impulskontrolle, Aushalten lohnt sich
- Strategien, mit Frust umzugehen und Stress abzubauen, wie z.B. sich rausnehmen, Umlenken usw.
- frustrierende Situationen emotional anders bewerten (Umorientierung, Frustauslöser als Ankündigung einer Belohnung erlernen etc.)
Und natürlich, bei der Erziehung, vermeiden, dass der Hund erst etwas als normal kennenlernt, was ihm später dann vorenthalten werden soll. Z.B. als Welpe zu jedem Hund hinrennen dürfen und plötzlich nicht mehr, als Welpe den Besitzer an der Leine hinter sich herziehen und plötzlich nicht mehr Ziehen dürfen usw. Also: Frustauslöser für den Hund nicht erst selbst schaffen. Stichwort Erwartungshaltung.
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Natürlich kann ein Hund im Frust lernen. Wir nutzen Frust häufig in der Ausbildung und wollen züchterisch auch Hunde haben die sich über Frust ansprechen lassen. Hunden lernen da sogar sehr gut, häufig nur nicht das, was der Halter sich erhofft

Abbruch (lass das) und Umlenken (das wäre eine Alternative) sowie den Hund unter Gehorsam stellen (bleib Leinenführig, Liegen, whatever), auch in Trieblagen und während Konflikten.
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Natürlich kann ein Hund im Frust lernen. Wir nutzen Frust häufig in der Ausbildung und wollen züchterisch auch Hunde haben die sich über Frust ansprechen lassen. Hunden lernen da sogar sehr gut, häufig nur nicht das, was der Halter sich erhofft

Abbruch (lass das) und Umlenken (das wäre eine Alternative) sowie den Hund unter Gehorsam stellen (bleib Leinenführig, Liegen, whatever), auch in Trieblagen und während Konflikten.
Wie würdest du in einer Situation wie im Video mit dem Hund umgehen? 12 Wochen alt, nicvkein Gehorsam möglich, frustriert, weil er irgendwo hin will, wo er in dem Moment nicht hin kann? Die Frage ist nur aus Neugierde - ich finde verschiedene Ansätze unglaublich spannend!
Frust im Hundetraining lässt sich eh nicht gänzlich vermeiden. Die Frage ist aber, wie kann ich Frust "sinnvoll" einsetzen und wie bringe ich dem Hund aber auch bei, mit Frust umzugehen...
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Wie würdest du in einer Situation wie im Video mit dem Hund umgehen? 12 Wochen alt, nicvkein Gehorsam möglich, frustriert, weil er irgendwo hin will, wo er in dem Moment nicht hin kann? Die Frage ist nur aus Neugierde - ich finde verschiedene Ansätze unglaublich spannend!
Dem Hund vermitteln, dass ich das nicht möchte über Strafe und das was ich möchte über Belohnung. Genauso wie beim anknabbern von Möbeln, beißen in die Leine und so. Grade so kleine Welpen lassen sich doch noch viel besser beeindrucken als Jungspunde oder gar Erwachsene wo das Verhalten auch schon so richtig gefestigt wurde.
Also, das ist bei uns ja laufend Realität, du holst nen Welpen, gehst zum Hundeplatz und da hat man immer mal einen dessen erste Aktion es ist frustriert zu sein. Die dürfen auf der Terrasse sitzen, die dürfen Schutzdienst gucken, Unterordnung gucken, aber natürlich nicht mitmachen und sollen sich auch nicht dumm aufregen.
Bei manchen Rassen möchte man schon dass die sich beim gucken aufregen, weil die sonst nicht ausm Quark kämen, die bieten den Frustaufbau aber auch nicht so an.
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Frust im Hundetraining lässt sich eh nicht gänzlich vermeiden. Die Frage ist aber, wie kann ich Frust "sinnvoll" einsetzen und wie bringe ich dem Hund aber auch bei, mit Frust umzugehen...
Der Sinn von Hundetraining ist doch, dass ich Einfluss nehmen kann auf meinen Hund. Vor allem im Alltagstraining. Dass das was geübt wird eben nicht nur unter Laborbedingungen klappt.
Frust und Konflikte zeigen einem wunderbar Trainingsbedarfe oder auch Trainingserfolge auf.
Frust auszuhalten kommt doch nur zustande wenn es für den Hund einen Anlass gibt Frust zu haben. Ich sehe keinen sinnvollen Grund wieso mein Hund Frust haben sollte, nur weil er durch die Leine begrenzt wird. Es ist doch viel schwieriger einem Hund beizubringen Frust zu ertragen als situativ keinen Frust aufzubauen. Ein Hund kann auch viel länger beispielswiese an der Leine gehen wenn er dabei emotional ausgeglichen-positiv ist, als wenn er ständig "Frust hat" den es zu händeln, zu ertragen, auszuhalten und zu managen gilt. Wo kleinste Tropfen reichen damit das Fass doch wieder überlauft. Gleiches beim Deckentraining oder während Kommandos im Gehorsam.
Frust macht dort Sinn, wo ich möchte dass ein Hund sich mehr anstrengt für seine Belohnung und wo ich Verhalten so richtig herausarbeiten und festigen möchte. Bellen durch vorenthalten der Beute, Vorenthalten der Bestätigung damit der Hund sein Verhalten intensiviert, Erregungslevel hochfahren den Hund negativ ärgern und dann kanalisieren in eine positive Spannung. Frust ist auch hier kein Dauerzustand, weil das nur unnötige Energie frisst und viel zu negativ wäre.
Mir fällt kein Moment im Alltagstraining ein, wo ich das gebrauchen könnte oder auch diese emotionale Erregung fördern wollen würde. Also unterbinde ich das und sage "hier nicht!".
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Es gibt einen äusserst interessanten Forschungsbericht zum Thema lernen unter Frust. Es wurden dafür sehr viele Studien (am Mensch) über mehrere Jahrzehnte zu dem Thema analysiert Veröffentlichung
Kurz gesagt: Frust kann sehr förderlich sein für den Lernprozess, WENN es richtig gehandhabt wird. Frust und Verwirrung gehören unabdingbar zur Entwicklung und zum lernen dazu.
Wenn der Lernende allerdings in seinem Frust hängen gelassen wird, die Verwirrung nicht aufgelöst wird, findet kein Lernprozess statt. Im Gegenteil, der Wille zu lernen wird kleiner.
Ich gehe davon aus, dass der gezielte Umgang mit Frust im Lernprozess genauso delikat ist wie Strafe. Beides ist schwierig, beides gehört dazu. Aber beides wird inflationär angewendet und kann alles ruinieren.
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Ich gehe davon aus, dass der gezielte Umgang mit Frust im Lernprozess genauso delikat ist wie Strafe. Beides ist schwierig, beides gehört dazu. Aber beides wird inflationär angewendet und kann alles ruinieren.
Jede Medaille hat zwei Seiten, auch die Arbeit über Belohnung. Genug Hunde dürfen fürs Training hungern und müssen sich ihr Futter verdienen wenn sie da nicht genug "Trieb" mitbringen bishin zu Wasser als Belohnung. Nicht zu vergessen die Rassen wo das Triebextrem zu fehlendem Hungergefühl oder Stereotypen geht.
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Hallo,
ich möchte hier mal einhaken - ich hoffe, das crasht den Thread nicht.
Mein Pauli ist mit 95 % der Hunde im Umkreis verträglich. Aber es gibt zwei Hunde, die hasst er bis aufs Blut. Es lässt sich aber nicht vermeiden, ihnen zu begegnen, denn einer wohnt im gleichen Haus und ein anderer ist auch Bürohund (auf einer anderen Etage). Wenn wir einen von ihnen nun begegnen, rastet Pauli völlig aus. Die anderen Hunde juckt das immer überhaupt nicht, aber er regt sich so dermaßen auf, dass es kaum zu glauben ist.
Was wäre denn eurer Erfahrung und Meinung nach der richtige Weg, damit umzugehen? Ich nehme ihn dann immer kürzer und gehe ganz normal weiter. Irgendwann wenn wir außer "Riechweite" sind, schüttelt er sich und ist wieder friedlich.
Unser Hundetrainer hatte damals auch den Tipp gegeben, dass wir warten, bis er sich beruhigt. Das haben wir auch schon ein paar Mal gemacht, aber ein Lerneffekt ist nicht eingetreten.
Die richtige Lösung habe ich noch nicht gefunden, auch weil Pauli währenddessen nicht ansprechbar ist.
Wenn jemand einen Tipp hat, würde ich mich freuen
LG
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Ich habe mal irgendwo gelesen: Frustrationstoleranz ist kein Bizeps, den man durch regelmäßiges Training aufbaut.
Die Erfahrung teilen wir. All die künstlichen Situationen, die in der Hundeschule aufgebaut wurden, haben uns nicht geholfen. Im Gegenteil: unser Pudel ist gefühlt jede Woche frustrierter geworden, hat teilweise schon auf dem Weg zur Hundeschule gefiept und mich ständig angesprungen. Wir haben dann angefangen, bewusster im Alltag zu trainieren. Kleine Situationen, kurz warten und auch direkt dafür belohnt werden.
Was uns vor allem geholfen hat ist Gelassenheit und Verständnis für die Emotion. Oft ist es möglich, Reize zu reduzieren. Wir hatten zum Beispiel mal eine Phase, wo er immer wieder in den Garten wollte und fiepend vor der Terassentür saß. Als wir angefangen haben, die Gardine in der Situation zuzuziehen, ist es deutlich weniger geworden. Auf den ersten Blick mag das nach Management klingen, aber es hat ihm ermöglicht, sich in einer reizärmeren Umgebung (natürlich wusste er, dass da immer noch der Garten hinter der Gardine ist) zu beruhigen. Irgendwann war das nicht mehr nötig, wir sagen "nein", wenn er in Erwartung vor der Tür steht und er legt sich in sein Bett und ruht.
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