Der Pudel, die Beschäftigung und der Jagdtrieb

  • Hallo zusammen,

    vorhin war ich mit meiner Nachbarin und ihrer Pudelhündin Molly , 5 Jahre (kein Großpudel, sondern mittlere Größe) spazieren. M und C sind Ersthundehalter, haben Molly mit 5 mon bekommen und geben sich viel Mühe mit Erziehung und Beschäftigung, haben eine Trainerin, mit der sie regelmäßig spazieren gehen etc


    Molly kann wegen ihres Jagdtriebes nicht abgeleint werden und ist deshalb immer an der Schleppleine.

    Wir haben sie vor einigen Wochen mal abgeleint, damit die Hunde spielen konnten, was allen Dreien viel Spaß gemacht hat, allerdings hatte Christof nach dem Spiel ein großes Problem, Molly wieder einzufangen. Ich habe es dann mit Hinterlist geschafft.


    Da ich mich mit Pudeln überhaupt nicht auskenne, nicht weiß, wie sie beschäftigungsmäßig ticken, frage ich mal hier nach, denn es gibt ja einige Pudelhalter in diesem Forum


    Vorgestern Abend war ich bei M und da fiel mir auf, wie Molly sich bemühte, ständig Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie von M auch bekam. Es wurden dann Tricks etc vorgeführt und Molly hatte sichtlich Spaß, wirkte auf mich aber irgendwie gestresst.

    M erzählte heute, dass sie auf jedem Spaziergang etwas mit Molly tun, mal Gehorsamstraining, mal Futterbeutelverstecken oder Tricks.

    Ich habe nichts dazu gesagt, machte mir aber im Nachhin Gedanken und da komme ich an den Punkt, wo sich die Katze in den Schwanz beisst


    Würde ich mit meinen Hunden auf jedem Spaziergang etwas machen, wäre ihre Erwartenshaltung so hoch, dass sie kaum mehr zum Pinkeln kämen und nur auf uns fixiert wären, uns mit fragendem Blick anschauen würden "und? was machen wir jetzt?" sie wären überfordert und total durchgeknallt, aber es sind Border und keine Pudel

    Mein Gedanke war der, sie machen zuviel mit Molly, deshalb ist sie teilweise so drüber und kompensiert das damit, dass sie jagen geht, wenn sich ihr die Gelegenheit bietet


    Wie seht Ihr das?

    Ich mag mich nicht einmischen, weiß aber, dass ,wenn ich eine vernünftige Begründung liefere, M durchaus bereit ist, Lehre anzunehmen, denn sie würde Molly gern frei laufen lassen.

  • Mein Pudelchen ist auch sehr eifrig und will gefallen und was tun, wofür sie gelobt und belohnt wird :smile: Auch recht übrsprudelnd, sie macht fast alles mit Begeisterung. Gestresst wirkt sie dabei nicht. Wir haben aber auch „runterfahren“ geübt.


    Ich weiß es nicht genau, aber denke, dass ich auch zumindest Kleinigkeiten bei jedem Spaziergang abrufe. Ohne Druck, einfach aus Spaß dran. Stresst sie auch nicht, nach meinem Gefühl.


    Jagdtrieb ist vorhanden, aber der Wille zu gefallen überwiegt. Sie akzeptiert, dass ich es verbiete, also wird nicht gejagt. Da war allerdings wichtig, dass sie gelernt hat, nicht auf jeden Sichtreiz anzuspringen (sie ist dafür sehr affin). Das haben wir geübt. So sah das gestern aus:


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    Aber ihr Temperament ist schon so :smile:


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  • Danke für Deine Meinung

    . Wir haben aber auch „runterfahren“ geübt.

    und da liegt wohl der Hase im Pfeffer, das wurde wohl nie trainiert

    Ich weiß es nicht genau, aber denke, dass ich auch zumindest Kleinigkeiten bei jedem Spaziergang abrufe.

    das mache ich auch, denn das gehört zur Alltagstauglichkeit, man begegnet Radfahrern, Joggern etc und ruft seinen Hund ab oder lässt ihn absitzen

    Sie akzeptiert, dass ich es verbiete, also wird nicht gejagt.

    Soweit wird Molly nicht sein, aber mit ein paar guten Tipps werden sie das bestimmt hinbekommen

  • Du schilderst hier ja zwei Probleme.


    Antijagdtraining funktioniert doch recht ähnlich in all seinen Facetten. Zeigen und Benennen wäre eine Möglichkeit beispielsweise.

    Bei meiner Hündin mit Jagdtrieb habe ich durch sehr gutes Timing über Anzeigen einen Fuß in die Tür bekommen. Sie konnte dann Bewegungsreize immer besser aushalten und sich zu mir orientieren. Der Rest ist beim Pudel eigentlich ziemlich einfach, weil sie gefallen wollen und schnell zu begeistern sind. Trotzdem hat es über zwei Jahre gedauert, bis sie frei laufen konnte, und bis heute (6 Jahre später) ist sie durchaus ein guckiger Hund.

    Dafür gibt es doch auch Seminare und Trainer.


    Das zweite ist Ruhe und Besitzer belagern.

    Pudel sind perfekt darin sich ihre Menschen zu dressieren und von ihnen dauernd Aufmerksamkeit abzuholen und dann dauernd "on" zu sein oder Hilfe zu fordern, wo sie auch wunderbar selbst durch kommen. Die wickeln einen sehr um den Finger.


    Klar können die Themen auch zusammen hängen, denn wenn der Hund nicht zur Ruhe kommt, kann er draußen noch schwieriger seine drei Gehirnzellen zusammen zu kratzen für ein bisschen Ohr beim Besitzer.

    Andererseits sind Pudel auch oft einfach nicht ernst genommen, weil die so lustig sind und so witzig dem Schmetterling hinterher hüpfen und... Oh plötzlich isser weg. Hm.. Komisch.

    Und zu allem Übel sind die auch noch schlau und können ganz gut um die Ecke denken und dann denken die sich eben aus, wie man Frauchen und Herrchen dazu bringt, dass sie um einen herum springen. Hach ich liebe diese Rasse einfach so sehr.

  • Nur aus Interesse: wie genau sieht der Jagdtrieb bei Molly denn aus? Frage deshalb, weil ich da bisher je nach Pudeln sowohl von Intensität als auch den einzelen Jagdsequenzen die raus kommen sehr starke Unterschiede bemerke..

    Ich nehme an sie zeigt das Verhalten ja auch wenn sie angeleint ist - lassen die Besitzer da evtl unbewusst Kleinigkeiten durchgehen (weil man halt im Kopf hat Hund ist eh an Schlepp?)

    Das Jagdverhalten würd ich doch als eigenen Punkt sehen, das ist nicht unbedingt abhängig vom dem ganzen Aufmerksamkeitsthema. Aber es natürlich logisch, dass ein Hund der permanent unter Dauerstrom steht, sich auch schwerer beherrschen kann bzw. auf jeden Reiz/Beute reagiert.


    Man kann zwar von einer Situation nicht aufs ganze Bild schließen aber: dass sie den Hund nicht wieder eingefangen bzw. anleinen können find ich ehrlich gesagt a bissl schlimmer :verzweifelt: - das ist zumindest bei uns die absolute Grundbasis für alle Freiheiten (Spiel mit Artgenossen, Erkunden etc) und kann auch in die Richtung deuten, dass Molly gelernt hat ohne Leine=Spaß, mit Menschen angeleint=Spaß vorbei.


    Das mit der ständigen Aufmerksamkeitsforderung ist schon typisch Pudel, das sind halt meistens sehr intelligente reizoffene Flummis, die jeden Tropfen Aufmerksamkeit wie ein Schwamm aufsaugen und schnell merken wie sie Menschen um den Finger wickeln. Außerdem übertreibt man wenns der erste Hund ist gern mitn Programm :ugly: Vor allem wenns dann noch eine Rasse is, die einfach immer gleich 100% dabei ist, gerne trickst, immer gefallen will und auch den ganzen Tag Gas geben kann wenn sie soll. Wenn man dann drauf vergisst gegenzusteuern (also mit Ruhezeiten, Hund beibringen sich draußn & drinnen evtl selbst zu beschäftigen, einfach mal länger nix zu machen) dann züchtet man sich schnell einen kleinen Clown-Quälgeist...

    Fahren deine Nachbarn dieses Bespaßungs Programm wirklich jeden(!) Spaziergang also auch bei kurzen Gassirunden und dann den ganzen Spaziergang durch?

    Oder ists so, dass sie einfach kurze (5-10min) Beschäftigung verteilt oder mittendrin in einen langen Ausflug einbauen?

    Wenn zweiteres fänd ichs grundsätzlich noch okay, wichtig sollte halt sein dass der Hund danach von selber auch wieder runterkommt.

    Das der Pudel zuhause gestresst wirkt kann auch einfach am Besuch liegen oder andere Gründe haben.


    Und noch ein kleiner Gedanke: kann es sein, dass sie trotz dem ganzen Sammelsurium an Beschäftigung nicht wirklich das machen, was dieser Pudel individuell braucht bzw sie auslastet? Man muss im Kopf haben, die Pudel machen meist auch mit um ihren Menschen zu gefallen auch wenn die Übungen/Programm sie persönlich stressen oder vl sogar extrem langweilen... also Kombi aus beiden, an den falschen Stellen zuviel und woanders zu wenig... :ka:

  • Lieben Dank für Eure Antworten.



    Dafür gibt es doch auch Seminare und Trainer.

    Sie haben eine Trainerin, mit der sie regelmäßig, also 1 x wöchentlich durch den Wald laufen.

    Ich habe dieses Training zufällig mal gesehen und weiß nicht, ob das der Weisheit letzter Schluss ist. Es sind Spaziergänge in reizarmer Umgebung. Wir wohnen direkt am Wald, aber sie gehen nur das erste Stück, bis zum Waldrand

    Klar können die Themen auch zusammen hängen, denn wenn der Hund nicht zur Ruhe kommt, kann er draußen noch schwieriger seine drei Gehirnzellen zusammen zu kratzen für ein bisschen Ohr beim Besitzer.

    das ist mein Eindruck, aber ich kann das nicht so gut beurteilen, weil wir erst einmal zusammen Gassi waren. Werden das aber bald wiederholen und deshalb sind mir Eure Tipps auch wichtig, die ich dann weitergeben würde

    Nur aus Interesse: wie genau sieht der Jagdtrieb bei Molly denn aus?

    Das kann das nur von der Erzählung her sagen. Molly ist weg, lange weg, im Urlaub haben sie 30 min auf die Rückkehr gewartet

    Fahren deine Nachbarn dieses Bespaßungs Programm wirklich jeden(!) Spaziergang also auch bei kurzen Gassirunden und dann den ganzen Spaziergang durch?

    Sie sagt JA. Auf jedem Spaziergang mindestens 20 min, nur nicht bei der abendlichen Gassirunde wegen der DunkelheitDa

    Und noch ein kleiner Gedanke: kann es sein, dass sie trotz dem ganzen Sammelsurium an Beschäftigung nicht wirklich das machen, was dieser Pudel individuell braucht bzw sie auslastet? Man muss im Kopf haben, die Pudel machen meist auch mit um ihren Menschen zu gefallen auch wenn die Übungen/Programm sie persönlich stressen oder vl sogar extrem langweilen... also Kombi aus beiden, an den falschen Stellen zuviel und woanders zu wenig...

    Da stellt sich mir natürlich die Frage "was braucht ein Pudel?"

    Meine Border sind "Nasentiere", denen brauche ich mit Dogdance oä nicht zu kommen, da sagen sie "is' was für Mädchen"


    EDIT

    Wenn sie nach dem Freilauf nicht wieder einzufangen ist, denke ich, sie weiß, dass der Freilauf zu Ende ist und sie an die Leine muss

  • Danke für deine Antwort :bindafür: Ein paar Dinge fallen mir dazu ein:

    Ich habe dieses Training zufällig mal gesehen und weiß nicht, ob das der Weisheit letzter Schluss ist. Es sind Spaziergänge in reizarmer Umgebung. Wir wohnen direkt am Wald, aber sie gehen nur das erste Stück, bis zum Waldrand

    Für Hunde die starken Jagdtrieb haben oder generell schon Jagderfolg hatten ist der Wald oder auch das Gebiet drum alles andere als reizarm und entspannend. Je nachdem was das Ziel von diesen Trainingseinheiten ist kanns also schon einleuchten... Aber Entspannungspaziergang für solche Hunde wird das dann eher nicht sein.

    Das kann das nur von der Erzählung her sagen. Molly ist weg, lange weg, im Urlaub haben sie 30 min auf die Rückkehr gewartet

    Weg sein (egal wie lang) heißt eigentlich nur, dass sie schon mal gelernt hat, dass sie jagen kann & auch schon ein Erfolgserlebnis hatte. Nicht gut aber auch eine wichtige Info.


    Was ich aber mit meiner Frage meinte war eher wenn sie jagd -wie äußert sich das? Ein Hund der weg ist löst sich ja auch nicht von eine Sekunde in die andre auf. Stöbert sie? Gibt sie Gas & schnüffelt nach Fährten? Gräbt sie am Feld rum? Jagd sie eher auf Sicht, fixiert sie auf Entfernung friert ein & pirscht sich langsam an? Oder rennt sie einfach los sobald sie Bewegung vor sich wahrnimmt? (Vogel der plötzlich auffliegt, eine Maus die den Weg quert) Reagiert sie eher auf Wild, Hasen oder nur Vögel? Wann und wie lange ist sie bei diesen Abläufen noch ansprechbar? Das sollte man alles einschätzen und bedenken können sonst kann man als Besitzer auch nicht zum richtigen Zeitpunkt drauf reagieren.


    Sie sagt JA. Auf jedem Spaziergang mindestens 20 min, nur nicht bei der abendlichen Gassirunde wegen der DunkelheitDa

    Sorry aber das klingt für mich echt nach ein bissl zuviel des Guten. Egal ob jeder ganze Spaziergang 20 min ist oder evtl sogar noch länger oben drauf... Gibts auch das Programm wo man einfach ruhig gemeinsam unterwegs ist und die Umgebung wahrnimmt/erkundet? Den Hund rumdümpeln lassen ohne viel Input?

    Hoffe ich werd jetzt nicht falsch verstanden, ich finds grundsätzlich super wenn Hundehalter aktiv Zeit mit ihren Flauschis verbringen & ihnen was bieten. :gut:

    Hunde-kurse oder Sport sind ja auch intensiv und haben lange Einheiten aber die Dosis macht bekanntlich das Gift. Ein Hund stirbt auch nicht wenn man so ein BespaßungsProgramm fährt, er gewöhnt sich halt dran & dann muss man aber auch damit leben, dass er es immer einfordert. Glaube aber das wollen die wenigsten...


    Da stellt sich mir natürlich die Frage "was braucht ein Pudel?"

    Also allgemein beschreibt man Pudel ja als sportliche intelligente sensiblen Allrounder, heißt sind für fast alles zu haben. Was dann den einzelnen Hund wirklich glücklich macht und auslastet ist im Endeffekt aber individuell. Da sind dann die Halter gefragt mal wirklich hinzuschauen. Es spielt auch viel mit rein wie der Alltag sonst aussieht...Manche Hunde lieben Abwechslung (auch bei Training & Sport) andre bekommen Stress davon. Wichtig ist, erkennen zu können ob der eigene Hund evt bissl müd aber ruhig und danach ausgeglichen ist oder einfach nur körperlich k.o und deswegen nach einer Tätigkeit rumliegt. Und ob die Aufregung bei manchem Training einfach nur Freude/Grundgehibbel das noch managebar is oder Stress ist.


    Meine Border sind "Nasentiere", denen brauche ich mit Dogdance oä nicht zu kommen, da sagen sie "is' was für Mädchen"

    Bei uns machen viele die ich kenn mit ihren Pudeln wöchentliche große Social Walks & Mantrailling & Agillity (gilt als non plus ultra). Wenn ich meinen Wicht so ein Programm kredenzen würd könnten wir uns alle nach Wochen ausm Fenster schmeißen. Einfach weils nicht für uns passt... Ausgedehnte Spaziergänge wo er in seinem Tempo das komplette Revier abschnuppern und erkunden kann sind ihm am liebsten. Davon abgesehen fallen unter die "normalen" Alltags-Spaziergänge bei uns schon so viele verschiedenen Eindrücke/Reize für den Hund wenn man in der Großstadt lebt.

    Dazu kommen dann vereinzelt ruhige Apportier/Suchspiele mit uns, oder ganz kurze Spieleinheiten, regelmäßige Physioübungen & 1x pro Woche Kraftraining mit Steigung am Wasserlaufband. Im Sommer öfter Schwimmen & Tagesausflüge weils bei uns zu heiß ist. Für anstrengende Unternehmungen oder dichte Tage mit viel Programm im Urlaub hat er damit auch genug Kondi & Reserven =)

  • Was ich aber mit meiner Frage meinte war eher wenn sie jagd -wie äußert sich das?

    Da weiß ich leider nicht, werde aber berichten, sobald wir mal zusammen im Wald spazieren waren. Dann kann ich Molly auch besser einschätzen

    Sorry aber das klingt für mich echt nach ein bissl zuviel des Guten. Egal ob jeder ganze Spaziergang 20 min ist oder evtl sogar noch länger oben drauf.

    Da bin ich ganz Deiner Meinung. Meine Border arbeiten ja wirklich total gern, aber gezielt beschäftige ich sie 2 x in der Woche, einmal mit Mantrailing und einmal mit Apportieren und das sind ca 20 min. Danach sind sie auch durch und fallen zu Hause um


    Danke für Deine ausführliche Antwort, die ich mir vor dem nächsten Spaziergang noch mal zu Gemüte führen werde

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