Aufgeregte Hundebegegnungen

  • Hallo,

    ich habe da mal eine Frage bezüglich Hundesichtung.

    Mein Hund ist jetzt ein 3/4 Jahr alt. Er zeigt in den letzten Wochen zunehmend ein Problem mit Hundesichtung.

    Erstmal das Gute: Im lockeren Fuß auf der abgewandten Seite im schnellen Schritt kommen wir an anderen Hunden vorbei.

    Nun zu meinem Problem: Warten wir in der Nähe anderer Hunde (auch bei größerer Entfernung) ist mein Hund sehr angespannt und aufgeregt. Arbeite ich nicht permanent an der Umorientierung (Clicker) so jault er und geht anschließend nach vorne und bellt (das breche ich körpersprachlich ab und belohne dann wieder die Umorientierung, so hat mir das eine Trainerin erklärt). Generell geht er vor allem in die Leine, wenn ihn ein anderer Hund fixiert oder sich dynamisch bewegt. Den Motivationsgrund habe ich noch nicht erkannt (Frust? Unsicherheit?)

    Ich übe mit ihm derzeit das „Zeigen und Benennen“, auf welches ich hier im Forum gestoßen bin. Weiterhin C&B ich auch jeden Blick zu mir. Derzeit frage ich mich jedoch ein wenig, ob ich die Aufregung damit nicht zusätzlich noch verstärke?

    Jetzt frage ich mich zusätzlich noch: Sollte ich daran überhaupt „arbeiten“? Oder sollte ich generell bei Sichtung eines Hundes einmal Umorientierung üben und dann schnell in die andere Richtung gehen? Ich wohne in einer sehr hundfreunlichen Gegend und mache gerne mal eine Pause mit meinem Hund auf dem Spaziergang, da er generell eher Typ aufgeregt ist. Oft kommen dann aber doch Hunde vorbei in denen es dann zu oben genannter Situation kommt.

    Ich habe es auch mal mit einem Social Walk probiert, aber die Anforderung sind leider viel zu hoch. Selbst beim Spaziergang an der Leine mit nur einem Hund ist mein Hund sehr aufgeregt.

    Er war in keiner typischen Welpenspielgruppe und hatte auch nie Kontakt an der Leine, aber irgendwie habe ich das Gefühl ich habe zu diesem Verhalten durch irgendwelche Fehler meinerseits beigetragen.

  • Meine Hündin ist auch gerade in dieser Phase. Dass Hunde in diesem Alter unsicher im Sozialkontakt werden, ist normal. Ich vermeide in dem Alter alles, was zu vermeiden geht und suche am liebsten nur ganz kontrollierte Situationen auf, in denen ich meinen Hund keinem anderen ausliefern muss.


    Ruhiges (!!!) Betrachten von Außenreizen ist eine super Übung. Allerdings kann der Schuss auch nach hinten losgehen, wenn man den Fokus nicht darauf hat, dass das Betrachten entspannter wird und, wenn man es vor allem immer nur dann übt, wenn aufregende Außenreize auftreten.


    Das allein reicht aber langfristig als einziges Werkzeug dafür nicht aus. Da braucht es dann noch mehr. Ich arbeite mit ruhigem Betrachten, das mündet ihn Betrachten und Wegschauen, Leinenführigkeit und Abbruchkommando, wenn ich mir sicher bin, dass die ersten Sachen schon gut genug sitzen.


    Aus der Situation raus gehe ich dann um zu belohnen, wenn mein Hund ruhiger geworden ist.

  • Wobei bei so einem Verhalten

    wenn ihn ein anderer Hund fixiert

    vom Fremdhund, ich den eigenen Hund schon verstehen kann, daß der dann bellt. :ka:

    Wer will sich schon gerne "bedrohen" lassen.



    oder sich dynamisch bewegt.

    Ist es hierbei egal, ob direkt auf Deinen Hund zu, oder generell schnell bewegt wird, wie zum Beispiel Hund am Rad?



    Aus Hundesicht ist ja ein zu schnelles direkt auf einem zukommen eher "unhöflich".

    Bei generelle Bewegung, wie zum Beispiel am Rad, bzw. mit einem Jogger, nun, dann könnte die Reizlage für den Hund auch noch zu hoch sein.

  • Andere Hunde sind in dem Alter einfach sehr spannend. Hunde sind soziale Tiere, das Jaulen und Bellen könnte Frustration sein, weil er den anderen Hund nicht kontakten kann. Dein Hund ist noch weit weg von erwachsen sein, ich finde je mehr Hundekontakte in jungem Alter, desto mehr Chancen hat dein Hund Sozialverhalten zu erlernen und andere Hundetypen kennen zu lernen. In Absprache mit dem anderen Hundehalter spricht doch nichts dagegen, sofern es nicht überfordert.

  • Hak das mit den Social Walks noch nicht ganz ab wenn du das Konzept an sich gut findest. Wichtig ist nur es positiv und ruhig beenden zu können.

    Social Walk ist nicht gleich Social Walk, bei einem gut angeleiteten bekommt man Unterstützung und darf sich den Abstand nehmen den man braucht und das ist völlig gut so! Ansonsten sich selbst ein paar passende Teams suchen (dogorama etc). Dass der Hund (vor allem in dem Alter) zu Beginn noch etwas drüber ist würde ich als normal erachten. Meine Hündin ( war/ist extrem leinenaggressiv) ist jetzt nach mehr als einem halben Jahr regelmäßiger Walks immer noch zu Beginn ein bisschen hibbelig.

    Das allerwichtigste für mich dabei ist nur: es POSITIV zu beenden und nicht in höchster Erregung die Situation zu verlassen (bzw es durch genug Abstand gar nicht erst dazu kommen zu lassen).


    Mit Clicker haben wir bei Hunden auch die größten Erfolge gemacht, wichtig ist nur nicht den Moment zu verpassen den Maker irgendwann nur noch für die selbstständige Umorientierung zu nutzen (zu Beginn makert man ja üblicherweise bei Sichtung zum anderen Hund), hochfrequent belohnen UND ganz wichtig für meine Hündin war auch der Belohnungspunkt (weg vom andern Hund). Auch bei Hunde beobachten im Park bspw: POSITIV beenden sonst "nimmt man die Erregung beim nächsten mal wieder mit rein".


    Und ansonsten natürlich auch Ausgleich schaffen mit Hundekumpels und Co, auch hier kann es helfen sich erstmal zu einigen gemeinsam ruhig nebeneinander herumlaufen bevor man die Hunde flitzen lässt, ja da scheitert es oft am anderen Halter aber manchmal hat man ja Glück auf verständnisvolle Menschen zu treffen.


    Wir haben hier auch einen Nachbarshund mit dem sich Ruby toll versteht aber der Halter ist der letzte der vorher mit mir ruhig an der Leine gehen würde. Also flippt Ruby beim Anblick von besagtem Hund halt bissl mehr aus als ich es gewohnt bin von ihr und wir lassen die Hunde einvernehmlich "aufeinander los". Jeder Trainer würde die Hände über den Kopf schlagen aber Fluch und Segen zugleich dass unsere Hunde kontextbezogen lernen nüsch |) :D


    Hab auch generell den Stresspegel deines Hundes im Blick, der braucht Zeit sich vollständig abzubauen und es bringt nix trainieren zu wollen wenn den Hund die kleinste Sache schon aus der Fassung bringt weil ihm Erholung fehlt.

    Für Ruhetage wäre Management und Hunden demnach großräumig ausweichen meine Devise, das ist keine Schande nicht alles mitzunehmen an Übung was geht um dem Hund zu erlauben neu Kräfte zu sammeln.

    Vieles verbraucht Impulskontrolle bei so nem Jungspund :nicken: So gut wie jede Begegnung ist Training und verbraucht Ressourcen das sollte man im Hinterkopf haben.

  • Welche Art Hund ist dein Hund denn?


    Bei meinem sehr selbstbewussten Hund mit gutem Schutztrieb, hat sich z.b. auch schon sehr frühzeitig gezeigt, dass Hunde, die dynamisch auf uns zurennen und oder deutlich drohen, kein Spaß sind.


    Neutrale und freundliche Hunde sind kein Thema. Aber alles, was als potentielle Bedrohung eingestuft wird, verlangt eine enge Führung. Mein Pups hat schon mit sechs Monaten einen anstürmenden Labrador von mir weggedrängt.

  • So ich habe jetzt erst wieder die Ruhe gefunden.


    Genau das ruhige Betrachten baue ich mit ein, wenn ich an einer Stelle entspanne. Dann wird er z.B. von mir belohnt, wenn er sich von einem Menschen, Fahrrad etc. abwendet und sich dabei ruhig verhält.

    Bei Hunden habe ich aber eher das Gefühl, dass ich in die Aufregung mit rein belohne, selbst wenn er Umorientierung zeigt. Der Blick geht quasi rechts-links-rechts-links-…


    Generell reicht jegliche Dynamik an Bewegung, egal in welche Richtung. Am schlimmsten sind spielende Hunde (was natürlich auch wirklich viel verlangt ist).


    Bei den Social Walks bin ich etwas hin und hergerissen. Einerseits habe ich die Befürchtung mir hier meine Leinenführigkeit am Halsband zu zerschießen, da ich die Anwendung von Korrektur hier sehr unfair finde, weil er es nicht leisten kann. Andererseits kann ich ihn am Geschirr in diesem Stadium von Aufregung echt nur mäßig halten bzw. bin dann selbst so nervös vom Zug, dass ich keine Ruhe ausstrahlen kann. Wie würdet ihr damit umgehen?


    Ich bin tatsächlich in so einer größeren Gruppe, wo sich Leute in meiner Umgebung immer in Gruppen verabreden und habe da jetzt auf Anfrage diverse Angebote bekommen mal zu zweit spazieren zu gehen mit entsprechender Rücksichtsnahme.

  • Einerseits habe ich die Befürchtung mir hier meine Leinenführigkeit am Halsband zu zerschießen, da ich die Anwendung von Korrektur hier sehr unfair finde, weil er es nicht leisten kann.

    Sehe ich genauso und würde da auch niemals mit Halsband laufen wenn ich parallel damit gerade Leinenführigkeit aufbaue und der Hund nicht halbwegs entspannt ist.

    Würde da auch ein Geschirr nutzen und den Abstand eben so wählen dass er sich gar nicht so arg reinsteigern muss.

    Wie gesagt es war auch nur eine persönliche Erfahrung von mir wenn man nicht der Typ dafür ist muss man natürlich nix erzwingen es sollte ja Spaß für beide machen und jaaa die ersten Minuten können mitunter sehr anstrengend und nervig sein ich spreche aus Erfahrung :muede: Aber wie fix sich Hunde anpassen und runterregulieren wenn man ihnen nur ein bisschen die Zeit und Chance dazu gibt ist schon erstaunlich.

  • Also ich habe mich tatsächlich zu zweit getroffen heute Morgen. Ich muss sagen, das war ein Griff ins Klo. Mein Hund war bei ca. 200 Meter Abstand sehr gestresst (5 Meter Leine am Geschirr) Ist von rechts nach links nach vorne in die Leine gelaufen, hat zwar mal kurz geschnüffelt, aber mir eindeutig Stress signalisiert. Wir haben dann eine Ruheübung gemacht, da ist er mir nach 30 Sekunden bellend in die Leine auf den Hund zu geprescht.

    Ich dachte ja, okay, vielleicht braucht er Zeit, um sich runter zu regulieren, davon war leider nichts zu sehen und scheint nicht unser Weg zu sein.

    Ich bin jetzt dementsprechend etwas geknickt und das habe ich mir auch noch selbst eingebrockt.

    Irgendwie denke ich mir die ganze Zeit, das sollte er ja jetzt in seiner Pubertät lernen, dass es keinen Grund für Aufregung gibt. Aber vielleicht sollte ich den Gedanken einfach verwerfen und auf Management setzen. An sich könnte ich ihn im Stand „durchfüttern“ (also jede Umorientierung belohnen) dann würde er nicht in die Leine gehen, aber ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist? Er soll ja eigentlich auch wahrnehmen dürfen. Ich habe grade das Gefühl ich erziehe mir ein Pöbel-Problem.

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