Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?

  • Cool, danke! Nach evtl existierenden Seiten war ja schon gefragt worden.

    Ich sehe dabei allerdings echt das allgemeine Problem der Aktualität - ich hab mal aus Spaß an der Freude für eine große Vermittlungsseite einen Bestandscheck gemacht, d.h. TH/Orgas angeschrieben mit „Ihr Bello steht auf Seite xy, ist das noch aktuell?“ und über zwei Drittel der Hunde war längst vermittelt…

    Wie ja schon geschrieben wurde, wird es immer eine hohe Diskrepanz geben zwischen noch nicht online und nicht mehr zu vermitteln.

  • Ich fände sehr vieles an der Idee eines zentralisierten Tierschutzes für Abgabetiere sehr reizvoll: Zentrale Vermittlungmöglichkeiten, bessere Koordinationsmöglichkeiten für gegenseitige Unterstützung, z. B. bei Vor- und Nachkontrolle für weiter weg vermittelte Tiere, Austausch von Sachspenden bzw. Lagerhilfe, breitere Koordination bei Hilfsaktionen. Mehr Möglichkeit zur Standardisierung bei Vermittlungsprozessen. Und die Möglichkeit zur besseren Sammlung und Auswertung von Daten. Zu Abgabegründen, etc … Und ganz persönlich fände ich eine gesicherte staatliche Finanzierung zumindest mit Festzuschüssen durchaus wünschenswert :smile:

    Aber die Ausgangslage ist nunmal die, dass Tierschutz dezentral auf kleiner Ebene organisiert ist, nach den Vorstellungen des Trägervereins. Mit jeweils den Möglichkeiten, die der entsprechende Verein halt hat. Völlig verschiedene Modelle dabei sind, die Vereine völlig unterschiedlich in Größe und Unterstützungsbasis aufgebaut sind.

    Eine Datenbank zu generieren, die an alle Bedürfnisse angepasst ist, gleichzeitig aber den Interessenten in die Lage versetzt, nach speziellen Ansprüchen zu filtern, ist schon in sich ein ziemliches Unterfangen.

    Es muss ja auch die Dateneingabe seitens der Mitarbeiter soweit passen, dass die Filter greifen können. Zuverlässigkeit bei der Aktualisierung muss gegeben sein, damit der Interessent nicht frustriert wird, wenn er bereits vergebene Hunde angezeigt bekommt und diesen Frust nicht beim Datenbankbetreiber ablädt. Und aus den gleichen Gründen müsste zuverlässige Erreichbarkeit für die angegeben Servicezeiten für telefonische Nachfrage zu stemmen sein. Ich kann es auch schon gut verstehen, wenn gerade ein kleinerer Verein sagt, dass er das nicht mitmachen kann. Die Angebote auf freiwilliger Basis gibt es ja schon, aber genau aus solchen Gründen umfassen die nicht alle.

    Und mit den etwaig kommenden Änderungen durch das TSchG käme noch die Schwierigkeit, dass man entweder das Ganze rechtssicher so aufbauen muss, dass es nicht als Onlineplattform gewertet werden kann, die unter das Präsentationsverbot für Qualzuchten fiele - oder eben Tiere mit Qualzuchtmerkmalen nicht präsentiert werden dürften. Das wird eh noch spannend.

  • Die Frage ist halt: Haben Tierschutzorgas Probleme, ihre Tiere zu vermitteln, weil sie nicht gefunden werden, oder weil zukünftige Halter zu oft entweder von sich selbst falsch Vorstellungen haben oder an Tiere die falschen Erwartungen stellen?

    Oder weil halt nicht jeder einen Hund mit Beißvorfall möchte und diese Hunde häufen sich ja doch in den Tierheimen. Warum? Weil sich Menschen ursprünglich den falschen Hund geholt haben.

    Es mangelt am Verständnis an Tier und Natur, wieder einmal liegt das eigentliche Problem ganz wo anders.

    Irgendwelche Dachorganisationen mit standardisierter Vermittlung etc, was für eine grausige Vorstellung. Man sieht ja, was mit Hunden passiert, wenn Dachorganisationen sowas wie ein Monopol bei der Zucht haben oder was der Paragraph 11 "angerichtet" hat und welch unfähige Menschen in Hundeschulen und Vereinen Trainer sein dürfen.

  • Die Frage ist halt: Haben Tierschutzorgas Probleme, ihre Tiere zu vermitteln, weil sie nicht gefunden werden, oder weil zukünftige Halter zu oft entweder von sich selbst falsch Vorstellungen haben oder an Tiere die falschen Erwartungen stellen?

    Oder weil halt nicht jeder einen Hund mit Beißvorfall möchte und diese Hunde häufen sich ja doch in den Tierheimen. Warum? Weil sich Menschen ursprünglich den falschen Hund geholt haben.

    Ich glaube, es ist tatsächlich ein Problem, dass viele Leute einen einfachen Hund ohne Baustellen wollen, dem man höchstens ein paar Kommandos beibringen muss, und das liefern halt die allerwenigsten TS-Hunde (zumindest, die ich kenne).

  • Ich glaube, es ist tatsächlich ein Problem, dass viele Leute einen einfachen Hund ohne Baustellen wollen, dem man höchstens ein paar Kommandos beibringen muss, und das liefern halt die allerwenigsten TS-Hunde (zumindest, die ich kenne).

    woran ja auch nichts negativ ist, finde ich. Warum soll sich jemand unnötig belasten, weil mit einem schwierigen Hund muß man eben auch erst mal können, oder es wollen. Es möchte nicht jeder sein ganzes Leben umkrempeln, nur weil er einen Hund aus dem Tsch aufnehmen möchte.

  • Ich habs in der Praxis auch so erlebt, dass bei den schwierigeren Hunden mit Beißvorfällen im Gepäck sehr genau hingeschaut und auch bei an sich vielversprechenden Interessenten abgelehnt wurde, wenn z. B. Kleinkinder oder nicht mehr so robuste ältere Angehörige mit im Haus leben. Es muss sich nicht mal der Interessent selbst überschätzen, es können auch einfach die Umstände sein, die nicht passen.

  • woran ja auch nichts negativ ist, finde ich. Warum soll sich jemand unnötig belasten, weil mit einem schwierigen Hund muß man eben auch erst mal können, oder es wollen. Es möchte nicht jeder sein ganzes Leben umkrempeln, nur weil er einen Hund aus dem Tsch aufnehmen möchte.

    Da hast du absolut recht - im Gegenteil. Ich finde es sogar gut, wenn (Nicht-Profi-)Interessenten von dem, was sie meinen, leisten zu können, 20 Prozent abziehen würden, wenn sie einen Hund aussuchen.

  • Ich glaube, es ist tatsächlich ein Problem, dass viele Leute einen einfachen Hund ohne Baustellen wollen, dem man höchstens ein paar Kommandos beibringen muss, und das liefern halt die allerwenigsten TS-Hunde (zumindest, die ich kenne).

    Wobei sich da bei mir wieder der Kreis zum "den richtigen Hund finden" schließt. Selbst die Leute, die grundsätzlich bereit sind, einen Hund mit Baustellen aufzunehmen, sind ja in der Regel nicht für jede x-beliebige Baustelle offen. Ich wäre zum Beispiel durchaus bereit, irgendwann wieder einen Hund mit Baustellen aus dem (inländischen) Tierschutz aufzunehmen - wenn es ein "perfect match" ist, der Hund meinen Anforderungen und Wünschen entspricht und ich mit genau den Baustellen kann. Weil es bringt doch nichts, einfach nur irgendeinen Hund mit Baustellen aus dem TS aufzunehmen, der gar nicht zu mir passt, nur weil ich grundsätzlich offen für Hunde mit Baustellen bin. Damit werden weder Hund noch ich glücklich und das ist in meinen Augen dann auch am Tierschutz-Gedanken vorbei.

    Nur, find mal eine junge, gesunde, selbstbewusste, arbeitswillige, aktive und mit Rüden verträgliche Hündin zwischen 15 und 35 Kilo, die von mir aus ne Leinenaggression, ein starkes Territorialverhalten, Probleme mit fremden Menschen oder Schwierigkeiten mit Frustrationstoleranz und Impulskontrolle, aber bitte auf gar keinen Fall ne Ressourcenaggression, Probleme beim Alleinbleiben oder einen starken Jagdtrieb hat. Das gleich halt tatsächlich der Suche nach der Nadel im Heuhaufen und ich glaube, da würde ein zentrales Vermittlungs-System die Suche enorm erleichtern. Weil ich bin mir sicher, solche Hündinnen gibt es irgendwo, aber sie zu finden ist halt enorm schwierig.

    Allerdings sehe ich schon auch, dass so ein zentrales System quasi nicht umsetzbar ist.

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