Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?

  • Das ist eben der Unterschied Welpenmafia und Tierschutz. Red Flag wäre für mich unter anderem auf jeden Fall, wenn jemand hauptsächlich/ausschließlich Welpen anbietet

    Aber davon wude doch hier geschrieben - junge, fitte, kniehohe Hunde, weil die gut zu vermitteln sind...

  • Das ist eben der Unterschied Welpenmafia und Tierschutz. Red Flag wäre für mich unter anderem auf jeden Fall, wenn jemand hauptsächlich/ausschließlich Welpen anbietet

    Aber davon wude doch hier geschrieben - junge, fitte, kniehohe Hunde, weil die gut zu vermitteln sind...

    Jung, klein und fit ist nicht gleich Welpe. Und lohnen tut sich das hauptsächlich für jemanden, der das in einer Regelmäßigkeit betreibt und in einem Land mit sehr geringem Durchschnittsgehalt und niedrigen Lebenshaltungskosten lebt. Kann mir schon vorstellen, dass in einigen Gegenden 200€ viel Geld sind.

  • Ich grätsche hier auch nochmal mit einer Vermittlungs-Geschichte rein: Freundin mit echten Besser geht nicht- Voraussetzungen, Riesenhof mit arrondiertem Land, HSH-Erfahrung und allen Schikanen, suchte letztes Jahr nach dem Tod ihres HSH in mehreren lokalen Tierheimen Ersatz.

    Es sollte wieder ein HSH sein, der zwar mit engem Familienanschluß leben, aber immer auch ein Auge auf Hof und Wolfsrudel nebenan an haben sollte. Die Antworten: "Wir vermitteln nicht außerhalb der Stadt", "Wir vermitteln grundsätzlich nicht auf landwirtschaftliche Betriebe" (wohlgemerkt: es ging um HSH!), "Sie sind viel zu alt" (Ende fünfzig), und der Klassiker: "So gut können die Voraussetzungen gar nicht sein, Sie wollen sich einen Hund erschleichen!" (haben eine andere hofbesitzende Freundin und eine Hufschmiedin mit Haus & Hof im Wald auch schon an den Kopf geknallt bekommen).

    Meine Freundin hat inzwischen wieder einen TS-Hund, vermittelt über die Tierarztpraxis, in der sie auch noch arbeitet - und sich geschworen, nie wieder ein Tierheim zu betreten.

  • Ich grätsche hier auch nochmal mit einer Vermittlungs-Geschichte rein: Freundin mit echten Besser geht nicht- Voraussetzungen, Riesenhof mit arrondiertem Land, HSH-Erfahrung und allen Schikanen, suchte letztes Jahr nach dem Tod ihres HSH in mehreren lokalen Tierheimen Ersatz.

    Es sollte wieder ein HSH sein, der zwar mit engem Familienanschluß leben, aber immer auch ein Auge auf Hof und Wolfsrudel nebenan an haben sollte. Die Antworten: "Wir vermitteln nicht außerhalb der Stadt", "Wir vermitteln grundsätzlich nicht auf landwirtschaftliche Betriebe" (wohlgemerkt: es ging um HSH!), "Sie sind viel zu alt" (Ende fünfzig), und der Klassiker: "So gut können die Voraussetzungen gar nicht sein, Sie wollen sich einen Hund erschleichen!" (haben eine andere hofbesitzende Freundin und eine Hufschmiedin mit Haus & Hof im Wald auch schon an den Kopf geknallt bekommen).

    Meine Freundin hat inzwischen wieder einen TS-Hund, vermittelt über die Tierarztpraxis, in der sie auch noch arbeitet - und sich geschworen, nie wieder ein Tierheim zu betreten.

    Dass an Höfe nicht vermittelt wird, habe ich schon mal in Zusammenhang mit Katzen gehört. Das wird sicherlich auch Gründe haben. Da müsste man dann individuell schauen.

  • Gandorf

    Was hat mein Beitrag mit emotionaler Erpressung zu tun? Ich habe ganz sachlich auf die These geantwortet, dass man den Hunden keinen Gefallen tut, wenn man sie hierher karrt. Denn dieser These lag bisher jedesmal, wo sie mir begegnet ist, die Vorstellung zugrunde, dass es den Straßenhunde besser tun würde, sie ggf. nach Kastration „in Freiheit“ auf der Straße zu belassen. Selbst unter Tierschutzaktiven ist diese These sehr weit verbreitet. Nur ist die Grundvorstellung leider nicht realistisch.

    Selbstverständlich darf, soll und muss jeder selbst für sich entscheiden, woher er seinen Hund bezieht und ich habe keinerlei Anforderung an irgendjemands Gewissen.

    Nur eben darf, soll und muss auch jeder Ehrenamtliche oder Spender für sich entscheiden, für welches Anliegen er seine Ressourcen einsetzt und braucht sich von Außen nicht vorschreiben zu lassen, dass er seine Aktivitäten doch bitte regional und nicht international ausüben soll.

    *Waldi*

    Bestimmt gibt es Hundehändler, die unter dem Deckmantel „Auslandstierschutz“ unterwegs sind. Die findest Du in der Regel aber nicht unter den beschriebenen Kooperationen.

    Der Unterschied zum Hundehandel ist: Ein gemeinnütziger Verein darf keine Gewinne ausschütten. Sämtliche Einnahmen sind dem Satzungszweck zuzuführen, Bildung von Rücklagen ist erlaubt, aber muss begründet sein. Die Möglichkeit von Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche Tätigkeit muss in der Satzung festgelegt sein. Wenn sie es ist, dann gucken sowohl die Vereinsmitglieder als auch das Finanzamt hin. Der Verein muss Buch über seine Aufgaben führen und jährlich einen Rechenschaftsbericht vorlegen.

    Und die Hunde kommen üblicherweise aus schlechten Bedingungen in bessere Umstände. Ohne dass da jemand einen Reibach macht. Unterstützt von Menschen, die sich ehrenamtlich dafür engagieren. Wüsste nicht, warum das nicht Tierschutz sein sollte. Wenn dann am Ende des Tags noch was übrig bleibt für Langzeitinsassen: Umso besser.

    Für professionelle Hundehändler ist es derzeit noch deutlich lukrativer, einen Welpen (im besten Fall einen Rassehund) ohne Impfung und die gesetzlich vorgegebene Wartezeit und ohne Traces hierher zu verbringen und ihn als „Privatabgabe“ oder „liebevolle Familienzucht“ zu deklarieren.

    Was es künftig tatsächlich zu einem Risiko für Tierschutzarbeit und ihren Ruf machen könnte, wenn weitere gesetzliche Regulierungsmaßnahmen greifen. Die verschärfte Identifikationspflicht für Anbieter steht im neuen TSchG ja auch mit drin. Je riskanter es für kriminell Handelnde wird, desto attraktiver wird es, seine Ware in legale Kanäle einzuschleusen und an den Mann zu bringen. Und da ist Auslandstierschutz natürlich eine Möglichkeit. Wird heißen, dass man als Konsument künftig noch genauer und kritischer hingucken sollte, wen man unterstützt.

    Das hast Du aber in allen Sparten und Bereichen des Lebens.

  • Ist schon über 20 Jahre her, aber mein Mann und seine damalige Frau haben auch keinen Hund aus dem nächstgelegenen Tierheim bekommen.

    Auf Höfe vermitteln sie nicht.

    Also nicht einen spezifischen Hund sondern generell.

    Als wir unsere Katze aus dem Tierheim geholt haben war klar das wir dorthin sicher nicht gehen.

    Aus einem anderen Tierheim war es gar kein Problem und beim Kontrollbesuch meinte die Mitarbeiterin das es genau das Zuhause ist, das sie sich für ein Tier wünscht .

    Ist also ganz unterschiedlich und das Ganze hat meiner Meinung nach auch viel mit persönlicher Willkür der Mitarbeiter zu tun.

  • *Waldi*

    Dann liegt das Problem bei dem Missverständnis zum Wort ‚jung‘.

    Ich meine damit Hunde bis vier Jahre, nicht zwingend tatsächliche Junghunde. Die meisten Privat-Abgabehunde sind bei uns nämlich deutlich älter.

  • Es ist ja durchaus verständlich, sich als Tierschutzverein die Rosinen rauszupicken, die gut zu vermitteln sind.

    Aber eigentlich machen die „modernen“ Tierheime damit genau das, was sie den Kill Sheltern vorwerfen.

    Mit dem Unterschied, dass sie nicht konsequent einschläfern was zu gefährlich oder zu psychisch oder körperlich krank ist, sondern diesen schwarzen Peter anderen zu schieben.

    Dann wird beklagt, dass Hunde privat „verschwinden“ oder als brandgefährliche Wanderpokale auf Ebay von Familie zu Familie gehen.

    Handeln in Sinne der Tiere und des „Gemeinnutzens“ sehe ich darin nicht.

    Phonhaus

    Für den einzelnen Hund ist ein deutsches Tierheim vielleicht angenehmer als ein rumänisches und er kann da auf Jahre hinweg sitzen. Ich persönlich habe aber Zweifel, ob‘s damit automatisch lebenswert ist.

    Ich find die Warnung gut: „Nicht aus Mitleid ein Tier kaufen.“

    Aber genau darauf zielt es ab, wenn man drauf hinweist: in Osteuropa sind die Shelter schlecht und Hunde werden getötet.

    Super. Jetzt ist der deutsche Tierschutz überlastet, in Osteuropa sind die Shelter immernoch schlecht und getötet wird auch immernoch.

    Ist doch kein Erfolg.

    Da wird deutschen Hundehaltern pauschal vorgeworfen, grundsätzlich selbst schuld zu sein, wenn man den Hund nicht behalten kann.

    Gleichzeitig importiert so ein Tierschutzverein im Jahr mehrere Hunde und wenn‘s nicht passt landen die auch zwischen Tierschutz und Ebay-Karussell.

    Theoretisch nimmt die der Verein zurück. Aber wer weiß, ob der Vorstand im nächsten Jahr noch dieselben Leute sind?

    Oder ob sich der Verein nicht demnächst auflöst?

    Wie gesagt: Nichts gegen Tierschutz, Auslandsimporte etc.

    Aber von dem derart hohen moralischen Ross dürfen sie gerne runter kommen.

    Durch die Auslandsimporte hat sich auch drastisch das Bild vom Mischling gewandelt.

    Was Mischlinge außerdem schlechter vermittelbar macht.

    Früher gab es, neben den großen-schwarzen-Hofhund-Mixen, halt auch etliche kleine oder mittelgroße Promenadenmischungen. Und wegen den DAMALS beteiligten Rassen war das Schlimmste, was man denen nachgesagt hat, dass sie halt nicht super elegant oder super spezialisiert sind.

    Jetzt gibt es eigene Branchen für:

    „In meinen Tierschutzmix steckt ein HSH!“

    „Mein Tierschutzmix ist jahrelang panisch/ängstlich!“

    „Mein Tierschutzmix ist ein extremer Jäger und ohne Spezialgeschirr, Spezialzaun und Tracker kann der nichts aus dem Haus!“

    Damit prägt man auch das Bild von Mischlingen in der deutschen Öffentlichkeit.

    Das ist für Menschen, die einen Pudel-Collie oder Dackel-Spitz mit ihren Eigenheiten noch ganz knuffig gefunden hätten, einfach abschreckend.

  • Ich bin jetzt wieder raus aus der Diskussion, es ist leider wieder so forentypisch geworden - anekdotische Evidenz, schlechte Erlebnisse von Freunden, Bekannten, vor 20 Jahren, wo niemals jemand beide Seiten gehört hat, Welpen-Verschacher-Mafia wird mit Auslands-TS in einen Topf geworfen… So unsachlich kann man absolut nichts diskutieren, tut mir leid.

  • Super. Jetzt ist der deutsche Tierschutz überlastet, in Osteuropa sind die Shelter immernoch schlecht und getötet wird auch immernoch.

    Ist doch kein Erfolg

    Es gibt durchaus große Erfolge, beispielweise bei der Rechtslage in Rumänien.

    Durch die Auslandsimporte hat sich auch drastisch das Bild vom Mischling gewandelt.

    Was Mischlinge außerdem schlechter vermittelbar macht.

    Sagt wer? Wurde wo empirisch untersucht?

    Ansonsten schließe ich mich da vollumfänglich katzenpfote an. Und Menschen, die real und regelmäßig mit der Thematik zu tun haben, werden nicht gehört.

    Dann dieser Vorwurf der "Moralkeule", obwohl der hier nie kam.

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