Freilauf - absolute Freiheit oder totale Kontrolle?

  • Hunde sind Lauftiere, und haben von der Natur 3 Gangarten mitbekommen, die sie auch frei bewegen können müssen.

    Dabei selber entscheiden zu dürfen, wann sie welche Gangart einsetzen wollen, gehört für mich zwingend zur Lebensqualität eines Hundes, weil es eine biologische Vorgabe bei Hunden ist.

    Also dann dürften Pointer und deren Mischlinge usw. gar nicht normal gehalten werden dürfen. Das sind aber nur Extrembeispiele. Vielen Hunden muss man das langsame Gehen an der Leine oder für einen akzeptablen Radius erst antrainieren, ergo ist die Wahl der Gangart aufindoktriniert. Also müsste man deiner Meinung nach konkret Hunde für den Hausgebrauch züchten, die primär im Schritt umherdaddeln.

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    Wie haben sie das gelernt bei dir? Viele HH, die ich im Real Life kenne, machen es so, dass sie einfach stur den Weg lang gehen, nicht stoppen, wenn der Hund stoppt zum Beispiel. Und die Hunde folgen ihnen sehr gut, weil sie eben aufmerksamer sein müssen. Hast du das auch so gemacht?

    Ja genau und ich habe als sie klein waren oft "verstecken" gespielt. Also mich mal wo hinter gestellt wenn sie wo geschnuppert haben und mal aus dem nichts die Richtung gewechselt wenn sie mir z.B zu weit vor gelaufen waren . Die haben so beide sehr fix gelernt das sie mich im Blick haben müssen damit sie nicht verloren gehen.


    Die laufen nur da frei wo es sicher ist, sowas würde ich niemals da üben wo es gefährlich ist für für Hunde oder für andere.

    Eben.


    Wor haben nicht verstecken gespielt,ich zb Warte aber auch nicht explizit, wenn die nicht ausse Füsse kommen. Das hat aber nichts mit stur weiter gehen zutun, sondern einfach als Hinweis, dass es auch weitergehen soll und sie bitte auf mich achten sollen. Ich verlangsame dabei höchstens mein Tempo, bleibe aber nicht stehen.

  • Die Hunde bei denen das so nicht funktioniert sind halt nicht mehr da. Weggelaufen oder überfahren. Darf man jetzt selbst entscheiden, ob man ausprobieren möchte, ob das funktioniert und ggf. den eigenen Hund opfern.

    Äh, das klingt ziemlich polemisch.


    Man probiert das ja nicht neben der Autobahn, sondern in geeigneten Gebieten.

    Es ging um das Konzept. Ich lebe in der Großtstadt und kenne einige, komischerweise immer nur, Herren die das so Hand haben. Und da passiert es durchaus regelmäßig, dass Hunde am Bahnhof zurückbleiben, weil sie nicht schnell genug mit in den Zug kommen. Um mal ein ganz harmloses Beispiel zu nennen.

    Das war nicht polemisch, sondern Realbeobachtung.


    Ich könnte da übrigens mit dem Senior mitmachen. Liegt nicht an meiner Erziehung, sondern so ist er halt. Deshalb funktioniert das beim Babyhund noch lange nicht.


    Schaut halt beeindruckend und beneidenswert aus, wenn man frei und schweigend mit seinem Hund durch alle Lebenslagen geht. Gibt auch sicher Mensch Hund Teams, die sich das hart erarbeitet haben. Aber der typische Obdachlosenhund, um den es ging, gehört da eben oft nicht dazu.

  • Es kommt halt wie immer auf den Hund an. Es gibt Hunde, die wissen genau, wann die Leine ab ist und verabschieden sich beim erstbesten Reiz ins Unterholz.


    Und es ist ein wirklich besch....eidenes Gefühl, wenn du mit der Leine in der Hand dastehst und darauf wartest, dass Herr oder Frau Hund wiederkommt, und du betest, dass der nicht überfahren wird, kein Wild erwischt, keinen Reiter vom Pferd holt, keine Radfahrer zu Fall bringt und nicht wildernd erschossen wird.



    Dann ist es für den Hund wahrscheinlich gesünder, an der langen Schleppleine unterwegs zu sein, ab und an am Rad zu laufen und Hundesport, Wanderungen oder anderes mitzumachen, um ihn auszulasten.


    Solange ein Hund im Freilauf nicht gut kontrollierbar ist, kann ich ihm die Freiheit halt leider nicht geben.


    Und das liegt nicht immer am Training, sondern auch mal am Hund. Meinen verstorbenen Senior konnte ich abrufen, obwohl direkt vor seiner Nase ein Hase rausgesprungen ist, der ist nicht einen Schritt hinterher, sondern hat sich direkt umgedreht und kam freudig wedelnd zu mir.

    Meinem Lockenkopf jetzt, der ist bei Rehsichtung (Reh in Bewegung) so aufgeregt, dass ich jedes einzelne Mal froh war, dass ne Schleppi oder Flexi dran war. Der wär sicher hinterher und ich hätte den erstmal nicht wiedergefunden. Bilde ich mir zumindest ein, ausprobieren möchte ich es eher nicht :partying_face:

  • Und es ist ein wirklich besch....eidenes Gefühl, wenn du mit der Leine in der Hand dastehst und darauf wartest, dass Herr oder Frau Hund wiederkommt, und du betest, dass der nicht überfahren wird, kein Wild erwischt, keinen Reiter vom Pferd holt, keine Radfahrer zu Fall bringt und nicht wildernd erschossen wird.

    Jawohl, hab ich mit meinen beiden vorherigen Hunden erlebt. Die waren später dann aber zuverlässig ohne Leine unterwegs. Ich hatte zwar ein Auge auf die Umgebung und die Hunde, aber längst nicht so konzentriert wie mit meinen jetzigen Jungs. Hatte aber auch etwas damit zu tun, dass die beiden Alten verträglich waren und nicht so viel Jagdtrieb hatten. Meine Jungs jetzt haben anscheinend nicht wirklich Jagdtrieb, wie ich kürzlich feststellen durfte, ist wohl eher Hütetrieb, d.h. Töten fehlt bzw. kommt nicht in jeder Situation zum Einsatz.

    Das Zwerghuhn von nebenan hatte sich totgestellt und wurde damit erstmal relativ uninteressant. (Es hat überlebt, gsd, konnte es einfangen und der Nachbarin über den Zaun reichen.)

  • Das Zwerghuhn von nebenan hatte sich totgestellt und wurde damit erstmal relativ uninteressant. (Es hat überlebt, gsd, konnte es einfangen und der Nachbarin über den Zaun reichen.)

    Wir hatten das so ähnlich mit einem Igel. Igel ist im Garten gerannt, Jack mit Hallo hinterher (ich hatte nicht gesehen, dass es ein Igel war, dachte, es wäre ne Ratte und daher nix unterbunden). Igel stoppt und friert ein, Jack stutzt, verliert das Interesse und geht lieber wichtig markieren. Als ich nachgucke, sehe ich, was es ist und schicke Hund weg, der auch wirklich weggeht und -bleibt.



    Schwierig sind bei uns die Tunnel. Wenn Jack in einen gerät, erreiche ich ihn nicht mehr. Deshalb üben wir bei Rehsichtungen auch bewusst, dass ich schnell genug abrufe, rechtzeitig zu ihm durchdringe und er sich umorientiert. Genauso bei Tauben, Saatkrähen, Eichhörnchen, Katzen. Gibt natürlich dann Party ohne Ende.

    Aber der erste Impuls bei sich bewegenden Tieren ist bei ihm hinterher, und dann bin ich froh, dass noch jedesmal ne Leine ihn gestoppt hat und ich ihn so schnell ansprechen und umorientieren konnte. Ohne Leine dagegen... möchte ich gerade noch nicht ausprobieren. Das wird noch ein hartes Stück Arbeit, aber Jack ist auch erst 2.

  • Wollte ich auch nicht - 2x hat C1 mich schon "flachgelegt" - zuviel Spiel an der Flexi und ich lag auf dem Boden.

    Beim ersten Mal hat er mir die Flexi dabei aus der Hand gerissen, seitdem hab ich eine Lederleine umgelegt (Hals und linker Arm, also so schräg) und die Flexi ist mit dem Griff dareingehängt - sicher ist sicher.

    Für solche Situationen haben wir nun ein scharfes "NEIN!!!!" - eigentlich ein "Egal, was Du jetzt gerade vorhast, T U E S N I C H T !" und bisher funktioniert es. Wir hatten aber auch noch nicht wieder die extreme Reizlage von Reh in 5m Entfernung.

  • Wir hatten aber auch noch nicht wieder die extreme Reizlage von Reh in 5m Entfernung.

    Wir hatten neulich einen Rehbock und seine zwei Weiber, die kamen uns auf dem Grasweg entgegen, Hund hatte gerade interessiert an was geschnüffelt und sie nicht gesehen... so zwei Meter vor Jack sehen die uns und biegen ab, um in gemessenen Trab von dannen zu schweben. Jack natürlich begeistert, lief dann Viertelkreise, wo die Flexi aufhörte :pfeif: und hat nach dem zweiten Mal rufen seinen Namen auch mal gehört und kam her, um Leckerli abzuholen.



    Ich hatte aber auch schon schlimmere Kandidaten an der Leine, mein Podenco damals hat mir regelmäßig fast den Arm ausgerissen, wenn er nur was in die Nase bekommen hat und ist auch gern mal aus dem Garten getürmt, weil der die 1,60m Zaun einfach überklettert hat.


    Deshalb bin ich auch etwas allergisch, wenn Leute kommen mit "Man muss dem Hund auch mal vertrauen, man muss auch mal loslassen, mal Kontrolle abgeben"... äh, ne :lol:




    Ich kenn aber auch jemanden, die haben keinen Gartenzaun, weil der Hund bleibt ja da... hmnaja, Hund 1 wurde auf der Landstraße nebendran überfahren, als er dann doch einem Reh hinterher ist, und Hund 2 hatte sich beim Feuerwerk angucken so erschreckt, dass er bis zur entfernten A3 lief und dort einen schlimmen Unfall verursachte und dort verstarb. Konnte man ja nicht ahnen bei einem sensiblen Jagdhund (beides gleiche Rasse).


    Wenn man sowas hört, dann ist man nochmal etwas sensibilisierter und überlegt zweimal, ob der Hund schon so weit ist oder doch etwas mehr Kontrolle nötig ist.

  • Ich hab schon einen Hund an die Bahn verloren (wir haben eine Bahnlinie im Ort, nicht weit weg von hier). Da war es aber die pure Abenteuerlust bei 2 jungen Hunden. Der Zaun ging auf (Sichtschutzelement, keiner weiß, wie das passieren konnte) und beide Hunde gingen los. Als die ältere der beiden Hündinnen zurückkam, wusste ich schon, dass die jüngere wohl nicht mehr kommen würde, die war sonst immer die erste, wenn ich rief. Bildschöner, grobknochiger, rötlicher und sooooo süßer Schäferhund (-mix?). Und trotz all der Sicherungen, die wir damals zusätzlich einbauten, konnten junge, abenteuerlustige Hunde immer wieder mal ein Schlußfloch finden. Mittlerweile dürfte außer "wackelige", also nicht zum auffußen zu gebrauchen, 1,60m überspringen aber nichts mehr möglich sein.

    Ich geh, wie Du auch, auf Nr. Sicher, lieber einmal mehr Kontrolle als einmal weniger.


    Wir hatten heute ein Erfolgserlebnis. Wir waren auf einer Wiese im Freilauf und aus dem angrenzenden Wald kamen 2 Fahrradfahrer - höchstes Interesse bei beiden Hunden. Bei C2 reichte ein Nein, bei C1 war ein zweites nötig. aber beide kamen zu mir :herzen1: statt hinterherzujagen. :mrgreen-dance: :laola: :mrgreen-dance:

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