Hundesport beginnen: Agility oder Maintrailing?

  • Hallo,


    ich denke darüber nach, mit meiner Hündin einen neuen Hundesport anzufangen, und würde sehr gerne Eure Meinung zu meinen Gedanken hören:


    1. Ausgangslage


    Lea ist knapp 3, alle Herausforderungen/Probleme aus der Welpen-/Jungehundezeit sind "aussortiert", ein akzeptabler Grundgehorsam ist vorhanden.


    2. Aktueller Alltag/Beschäftigung


    Wir sind 2x am Tag für insgesamt 2-4h in der Natur unterwegs, üblicherweise auf Routen, die für Lea neu sind oder zumindest "länger" nicht mehr gelaufen wurden. Als Hauptbeschäftigung habe ich ihr (auf Basis eines Buches und mit Input meiner Trainerin, die 1x/Woche kommt) Apportieren beigebracht, was wir immer weiter verfeinern.

    Zudem haben wir vor einiger Zeit ZOS angefangen, was Lea mehr beigeistert als mich. Wir sind soweit, dass sie zuverlässig in einem begrenzten Raum eine Münze findet und anzeigt, aber so richtig geht es nicht "weiter". Möglicherweise muss ich mich mit der Thematik nochmal beschäftigen.


    --> Mit diesem Setup ist Lea zufrieden, aus- aber nicht überlastet. Es gibt also keine zwingende Notwendigkeit, eine Aktivität hinzuzufügen, ich habe einfach Lust, etwas neues mit ihr zu erlernen.


    3. Idee


    Ich habe mir die verschiedenen weiteren Beschäftigungen, die "üblicherweise" in Hundeschulen angeboten werden, angesehen. Ich könnte mir nun vorstellen, mit Agility oder Maintrailing zu beginnen, und schanke zwischen den beiden Optionen.


    Agility spricht mich spontan mehr an, allerdings scheint es seltener angeboten zu werden, zudem bin ich etwas skeptisch, ob dieser Sport Knochen/Gelenke nicht zu sehr belastet.

    (Anmerkung: Wir sind seinerzeit auf einen Vermehrer hereingefallen, der damit geworben hat, besonders kleine/leichte Labradore zu züchten. Als uns dieser Betrug bewusst wurde, haben wir Lea in einer TK mit dem Ergebnis durchchecken lassen, dass sie vollständig gesund ist, die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund zur Rasse Labrador gehört, jedoch nur bei 78% liegt.) Heute wiegt sie 22kg, was nach meinen Recherchen nicht gegen Agility sprechen würde.


    Für Maintrailing würde aus meiner Sicht sprechen, dass Nasenarbeit eine schöne Ergänzung zum Apportieren darstellt und Lea zumindest an ZOS sehr viel Freude hat.


    4. Fragen


    Wie seht ihr die beiden Alternativen? Gibt es Punkte, die klar für eine der beiden Optionen sprechen? Interessieren würde mich auch, wie Agility/Maintrailing perspektivisch abläuft. Apportieren kann ich mit Lea alleine, wie läuft das bei Agility/Maintrailing?


    Ich freue mich auf Euren Input!

  • Hoopers vielleicht? Hätte u.a den Vorteil das ihr nicht Fremde gebunden seit und im Gegensatz zum Agility ist die Anschaffung des Zubehörs finanziell gut machbar

  • Agility bitte nur in einem Verein machen. Hundeschule haben selten eine Gelenkschonende Ausbildung, die gerade für große Hunde wichtig ist. Stichwort 'Einspringen' auf eine bestimmte Höhe.


    Wenn du schon ZOS machst und Apportierst, wäre ich persönlich eher bei Mantrailing.

  • Beim Agi hast halt Du auch mehr zu tun, beim Mantrailen wartet man oft eeewig lang bis man mal kurz dran is - und dann wars das wieder. Finde das schon bedenkenswert, weil Du ja auch was machen willst, was Dir Spaß macht.

  • Ich musste auch direkt an Hoopers denken =) . Nach einem Grundlagenaufbau kann man das auch sehr gut im Garten weiter üben.


    Agility spricht mich spontan mehr an, allerdings scheint es seltener angeboten zu werden,

    Tatsächlich :???: ? Ich kenne es eher, dass ungefähr jeder meint, Agi (-Fun) anbieten zu können, aber kaum jemand Mantrailing.


    Beim Agi bitte unbedingt einen guten Trainer und kein "der Hund hüpft so fröhlich vor sich hin" - Hundeschulen-Gedöns. Dann hast du es vernünftig aufgebaut und körperlich möglichst wenig falsch belastend. Wenn du schreibst, wo du herkommst, kann man vielleicht Tipps geben, wo du beim Training mal zuschauen kannst.
    Agi-Training im Garten so ganz im Kleinen geht natürlich, aber da hast du ein ganz anderes Geräte-Equipment als im Hoopers. Haben vermutlich nicht viele die Möglichkeit, sich Steg, Slalom, Wippe... Distanzen im Garten aufzubauen. Und du brauchst für jedes Gerät einen guten Aufbau. Agi ist, gut und für den Hund gesund gemcht, sehr langwierig im Aufbau. Hoopers im Kleinen geht schneller und man kann es dennoch sehr anspruchsvoll gestalten später! Der Hund muss sehr gut auf weite Distanzen zuhören, Gerätekommandos und Richtungsanweisungen verstehen, sich schicken lassen... Es lässt sich aber wesentlich besser auch Zuhause üben, bzw. alleine.


    Mantrailing habe ich mit Lucy vor vielen Jahren mal reingeschnuppert, war eine private "Fun"-Gruppe, also keine Rettungshundearbeit. Der "Witz" war aber, dass der Hund einen Geruch einer fremden Person gezeigt bekam und den Partikeln musste er dann folgen und die finden. Geht sicher auch mit wem Bekannten... Ganz alleine sicher nicht. Würde ich dann auch ein Seminar zur Einführung zu machen, aber das kann man sicher auch privat ohne Verein/Gruppe machen.


    Der Aufwand (zeitlich bis man auf einem halbwegs guten Level ist/alle Geräte kennt und auch finanziell) dürfte beim Agi größer sein, aber von Mantrailing habe ich bis auf den kleinen Einblick damals nicht so viel Ahnung. Hunde, die Spaß daran hatten, haben es aber schon beim allerersten Versuch gut gemacht. Schwierigkeiten und Ablenkung steigern kann man da natürlich auch.

  • Agility seh ich wie Benhilde, nur in einem gescheiten Verein mit guten Trainern die entsprechend gelenkschonend und für deinen Hund richtig aufbauen.


    Mantrailing: auch wenn du einfach nur so ein bisschen Therapie oder Spasstrailing als zusätzliche Freizeitbeschäftigung machen möchtest, such dir bitte auch da eine/n gescheiten Trainer/in. Sonst wirds schnell einfach ein "geführter Spaziergang mit ein bisschen Nasenarbeit".


    Mantrailing ist - wenn man es "richtig" machen möchte, ziemlich zeitaufwändig. Wir trailen in der Gruppe mit 4 Teams und fangen meistens um 10 Uhr an und je nachdem kommen wir gegen 13:30 Uhr bis 14 Uhr wieder nach Hause. Jeden Sonntag. Bei (fast) jedem Wetter.


    Ausserdem brauchst du, zumindest wenn du dabei bleiben willst, die richtige Ausrüstung - mindestens ein gut sitzendes Geschirr denn dein Hund wird und soll ziehen! Alleine kann man nicht trailen - du brauchst ja immer eine "VP" (Vermisste Person) und nicht nur am Anfang jemand, der die "VP" versteckt und damit auch den Trail legt und dich dann begleitet und dir hilft, deinen Hund richtig zu lesen und ggf auch mal korrigiert und der dir die Singale deines Hundes erklärt.


    In unserer Mantrailinggruppe wechseln wir uns gegenseitig als "VP" ab - d.h. du sitzt auch mal irgendwo und wartest drauf, dass du gefunden wirst - dein Hund ist in dieser Zeit im Auto. Bist du nicht VP dann gehst du bei den anderen die Trails mit und lernst durch zugucken. Wird immer wieder unterschätzt, viele Einsteiger hören gern deswegen auf, weil sie meinen, nur wenn man grad selber trailt, lernt man was.


    Und du brauchst viel Vertrauen in deinen Hund - denn im Gegensatz zu so manch anderer Beschäftigung entscheidet immer der Hund, wo es hingeht - er ist der im Team, der die Spur in der Nase hat. Das ist für viele Einsteiger gewöhnungsbedürftig - und manchmal auch für die Hunde, die plötzlich nicht mehr gesagt bekommen, wo sie hin sollen...


    Auch wenn du das Trailen nur als Hobby machst (das mein ich überhaupt nicht negativ, denn es ist eine wunderbare Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit seinem Hund zu entdecken, was so ne Hundenase alles kann) nochmal der Hinweis: such dir einen guten Trainer! Nicht jemand, der mal irgendwann ein Wochenendonlineseminar gemacht hat.


    Ansonsten, wenns Nasenarbeit sein soll - wär Fährten was für dich?

  • Ich kann da mal von meinen Erfahrungen berichten, denn wir haben beides ausprobiert und werden auch beides weiter machen:


    Unser Pudel hat, bis er so ca. ein Jahr alt war, seine Nase nicht wirklich benutzt. Etwas zu suchen war uninteressant für ihn.


    Ich habe dann mal ein einmaliges Training (Mantrailing) für den Ersthund gebucht, weil der sehr gerne sucht. Aus irgendeinem Grund bin ich dann aber mit dem Pudel hin und war absolut begeistert. Er wusste sofort, was er machen sollte. Natürlich waren die Trails beim ersten Mal keine 2km, sondern eher nur 20m lang ;-)

    Ich selbst dachte immer, Mantrailing heißt, sich stundenlang für einen fremden Hund im Matsch zu verstecken, aber so war das nicht, und mir hat es auch sehr gut gefallen.

    In der Hundeschule haben sie es immer an anderen Orten gemacht: Mal in der Natur, mal in Wohngebieten, mal am Marktplatz. Echt top.


    Dann hat eine andere Hundeschule, die ich sehr interessant finde, einen zeitlich begrenzten Agility-Kurs für Anfänger angeboten. Da ich momentan keinen Platz in der Mantrailinggruppe mehr habe, habe ich mich angemeldet und war bislang dreimal dort.

    Auch das gefällt uns super und ist letztendlich schon etwas anders, als ich dachte.

    Es steht eher im Vordergrund, den Hund gut zu führen. Und nicht nur dumbes Hüpfen.


    Mein Hund ist sehr scheu, hat öfter mal Angst vor Gegenständen und sozialen Situationen.

    Ihm hat beides (Mantrailing und Agility) in der Hinsicht echt was gebracht, dass er souveräner wurde.


    Ich schreibe gerne mal die von mir empfundenen Vor- und Nachteile auf:

    Basierend allerdings auf der jeweils eher kurzen Erfahrung mit beidem.



    Mantrailing:

    Pro:

    * Konzentriertes Arbeiten mit Erfolgserlebnissen für Hunde, die gerne Suchen

    * Jeweils nur ein Hund ist am Start: Kein Stress durch zu viele Hunde auf engem Raum

    * Man sieht Erfolge und lernt, den Hund besser lesen zu können.

    * Der Erfolg, die Person zu finden, ist (jedenfalls für meinen) Hund interessanter als Leckerli. Das war für uns super, weil er damals eine Ausschlussdiät machte und es schwierig war, ihm besondere Belohnungen zu geben.

    * Auch jüngere Hunde, die mit dem Grundgehorsam noch Schwierigkeiten haben, können eigentlich mitmachen. Leinenführigkeit oder sowas spielte in unserer Gruppe keine Rolle.

    * Körperliche Einschränkungen spielen keine so große Rolle.

    * Der Hund blendet Reize aus, die ihn sonst ggf. stressen oder ablenken, weil er eine Aufgabe hat. Zumindest war das bei uns so.

    * Insgesamt steigert es die Konzentration und unser Pudel war danach immer total erledigt.


    Contra:

    * Hund muss, wenn er nicht dran ist, im Auto warten. Nicht jeder Hund kann das gut.

    * Wenn man Pech hat, muss man sich auch mal bei Regen irgendwo verstecken.

    * Je erfahrener der Hund ist, der dran ist, desto länger muss man im Versteck ausharren.

    * Ein Trainingstermin kann auch schon mal zwei Stunden dauern, bis alle dran waren.



    Agility:

    Pro:

    * Gemeinsame, aktive Aufgabe mit viel Abwechslung und Spaß.

    * Man lernt, dem Hund Neues beizubringen und ihn auf verschiedene Weise zu führen.

    * Bei uns ein großes Pro: Die Hunde müssen im Freilauf sicher abrufbar sein und dürfen nicht einfach zu den anderen Hunden hinlaufen, nur weil sie keine Leine dran haben. Eine super Übung! (Und am Anfang echt anstrengend...).

    * Es ist interessant, verschiedene andere Hundetypen kennen zu lernen und zu sehen, wie diese an die Sache rangehen.

    * Der Hund (also mein Hund) wird mutiger und sicherer.

    * Hunde, die mit der Impulskontrolle Probleme haben, können sich hier verbessern.


    Contra:

    * Was dies viele Springen angeht, so weiß ich auch nicht. Allerdings sind die Hürden zumindest bei uns nicht sooo hoch und die Hunde werden vorher gut aufgewärmt und springen auch nicht 100x. Und Agility ist ja nicht nur Hüpfen.

    * Wahrscheinlich nicht geeignet für Hunde, die ein Problem mit anderen Hunden haben.

    * Wenn der Hund nicht sicher abrufbar / ohne Leine führbar ist, ist es schwierig.

    * Schwierig für Rüden, wenn läufige Hündinnen teilnehmen (haben wir leider derzeit, die Unruhe ist daher sehr groß).

    * Es kann sein, dass ein Hund bestimmte Hindernisse wie Tunnels nicht machen mag. Ist leider bei uns der Fall, aber dann lassen wir es einfach aus. Wir haben keine Turnierambitionen.

    * Der Hundeführer selbst muss auch eine gewisse Koordination beherrschen und die Orientierung im Raum schnell umsetzen können.


    Ich würde einfach mal beides ausprobieren! Es wird sicher anders, als Du denkst.

  • Vielen Dank für Eure Feedbacks - ihr habt mir insofern geholfen, dass Agility auf jeden Fall ausscheidet. Einerseits bleibt der Gesundheitsaspekt (auch wenn man einen geeigneten Trainer/Verein findet, was ich letztlich nicht beurteilen kann...), zudem scheint mir der Aspekt des "sicher in der Gruppe abrufbar zu sein" das Ko-Kriterium. Lea ist zwar im Alltag/bei normalen Hundebegegnungen abrufbar, in Gruppenkonstellationen ist das aber schwierig (Ich habe mal einen Apportier-Kurs mit ihr gemacht, das lief eher bescheiden...).


    Mantrailing scheint mir geeigneter und der Aufwand würde mich generell nicht stören.


    Wie lange muss der Hund, der nicht dran ist, alleine im Auto warten? Dies müsste ich vorher aufbauen (Lea fährt problemlos auch lange Strecken Auto, war aber noch nie länger als ein paar Minuten alleine im Auto).

    Wir kommen aus Frankfurt - habt ihr Tipps, wo ich das machen könnte? Hat vllt sogar jemand Erfahrungen mit der "Hundeschule am Schwanheimer Wald"? Dort gibt es im August einen Schnupperkurs...

  • :thinking_face: Ich mache jetzt 21 Jahre Agility und have noch nie eine "sicher in der Gruppe abrufbar sein" Situation erlebt. Wofür soll das denn gut sein?

  • :thinking_face: Ich mache jetzt 21 Jahre Agility und have noch nie eine "sicher in der Gruppe abrufbar sein" Situation erlebt. Wofür soll das denn gut sein?

    Das weiß ich nicht - das habe ich aus dem Kommentar von Ben_auch_mal_hier:

    * Wenn der Hund nicht sicher abrufbar / ohne Leine führbar ist, ist es schwierig.“

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