"Welpenblues" oder sollte ich einfach keinen Hund halten?

  • Erstmal frage ich mich wirklich ganz ernsthaft, welche Intension dahinter steckt, einen Hund direkt aus dem Ausland als Ersthund und mit keinerlei Hundeerfahrung zu adoptieren.

    Die bessere Anlaufstelle wäre hier einfach ein Züchter (wenn man denn einem Welpen zeitlich gerecht werden will/kann) oder ein Hund aus dem deutschen Tierschutz gewesen, den man ausreichend vorher kennenlernen und besser einschätzen kann.


    Der Hund ist erst seit einer Woche bei dir und wird außer einem Tierheimzwinger, viel Stress/Action und wechselndem Personal nicht viel kennen.

    Alles, was du von ihm und einem Zusammenleben draußen und in der Wohnung erwartest (Anpassungsfähigkeit, Ruhen wenn sonst keine ruht, Stubenreinheit..), muss er erst lernen und das dauert seine Zeit.


    Bis das (wenn überhaupt) einigermaßen entspannt funktionieren kann, wird es sicher noch oft anstrengend sein und graue Haare geben.

    Wenn du bereit bist, das zu leisten, wäre ein kompetenter Trainer nun der erste Schritt, um an den Problemen zu arbeiten.


    Natürlich klebt dir der Bub nun am Rockzipfel, du bist neben deinem Freund der einzige Sozialpartner, den er um sich hat. Alles andere ist für ihn fremd und unheimlich.

    Das muss man auch ein Stück weit ertragen können zu Anfang, bis er sicherer wird und richtig angekommen ist.


    Das Alleinebleiben allgemein aufbauen kann sehr langwierig sein und für einen Hund, der wahrscheinlich eine ganze Zeit lang im Rudel mit anderen Hunden gelebt hat, nochmal schwerer werden.


    Im Endeffekt kann es dir auf lange Sicht trotzdem passieren, dass vieles weiterhin Management und Kompromisse eingehen bedeutet wird.

    Ob du das für dich möchtest, kannst aber nur du alleine entscheiden.

  • Ach so, ich habe mich natürlich an den Verein gewendet und mein Problem beschrieben. Ich finde, ich wurde relativ harsch abgewürgt im Sinne von: was erwartest du denn, du musst erst eine Bindung aufbauen, sei doch mal sacht zu dem Hund...

    Deshalb geht es mir umso schlechter. Ich glaube, der Hund leidet unter anderem meinetwegen so. Er vermisst andere Hunde und kommt nur zur Ruhe, wenn er Körperkontakt hat. Aber irgendwann muss ich doch mal kochen, essen, auf Klo gehen. Gerade steht ALLES still und dreht sich nur um den Hund... Gestern habe ich eine Stunde was im Haushalt machen müssen, der Hund war im selben Raum und hat pausenlos geweint und gezittert – ich packe das wirklich nicht.

  • Zitat

    Ich habe mich wochenlang mit nichts anderem beschäftigt....

    Das war Fehler Nr. 1: Du solltst nicht dein komplettes Leben auf den Hund ausrichten, du sollst einen Hund wählen ,der sich in dein Leben einfügt, ohne es auf den Kopf zustellten. Sonst wartet unweigerlich die Kombination: Selbst hochgehypte Riesenerwartungen - Realitätsschock, mit der du jetzt kämpfst.


    Zitat

    Vor einer Woche war es dann soweit, ich habe einen Tierschutzhund aus dem Ausland adoptiert.

    Fehler Nr. 2, wenn du Anfängerin bist. Die Chance, mit einem gut aufs Leben vorbereiteten Züchterhund ins gut "Hundeleben" zu wachsen, ist groß, die, als Anfänger mit einem verstörten Import glücklich zu werden, eher minimal.


    Fehler Nr. 3 : Unbekannter Auslandshund in Großstadt, geführt von Anfängerin - das ist ein fast todsicheres Rezept für Desaster.


    Das Ganze dann noch mit Vollberufstätigkeit....puuuuh!


    Du hast dich also, sicher wohlmeinend, selbst gleich mehrfach gehandicapt, und das Ergebnis sind ein Hund und ein Frauchen mit Kulturschock. Ob du da genug Chancen siehst, um die Zähne zusammenzubeißen und dich auf den langen, langen Weg zu machen, oder ob du das Experiment jetzt abbrichst und den Hund eins weiterschickst, kannst nur du selbst entscheiden.


    Das ist übrigens in keiner Weise "gemein" gemeint, mir tut das Schlamassel echt leid, in das du euch beide da gebracht hast, und ich möchte wirklich nicht in deiner Haut stecken. Es ist einfach der nüchterne Blick von außen auf ein vorhersehbares Drama.

  • Also, ich glaube, ich kann an allem arbeiten und mit allem irgendwie klarkommen, wenn ich nachts nur mal schlafen könnte. Gibt es denn eine reelle Chance, dass sobald der Hund stubenrein ist, er morgens länger aushält und nicht ab 5 Uhr das Haus auseinandernimmt?

  • Bei der geschilderten Rastlosigkeit und 'irgenwann sitzt der Hund fiepend und weinend in der Ecke' und 'kam mit massivem Wurmbefall hier an, von dem die Pflegestelle nichts bemerkt hat' und 'Zittern und Fiepen ist normal' klingeln bei mir die Alarmglocken.

    Hast Du (nicht die Pflegestelle oder die Organisation) den Hund einmal einem Tierarzt vorgestellt? Das wäre mein allererster Schritt. Selbst bei Wurmbefall sollte ein zweijähriger Hund länger als ein paar Stunden einhalten können. Das ist jetzt natürlich eine absolute Ferndiagnose, aber das Verhalten des Hundes könnte durchaus für Schmerzen sprechen.


    Zweitens würde ich mir ehrlich überlegen, ob dieser Hund der richtige für Euch, bzw. Eure Lebensgestaltung ist. So wie Du die Situation schilderst, klingt es absolut nicht danach.


    Nicht jeder Hund ist für jedes Umfeld geeignet. Gerade Auslandimporte sind da häufig Wundertüten. Und eine Organisation, die eine Verwurmung nicht bemerkt oder mir diese sogar absichtlich verschweigt, hätte ihren Schützling - Traumhund hin oder her - auf der Stelle zurück und mich als potentielle neue Besitzerin wohl das letzte Mal gesehen.

  • Ach ja: Die Pflegestelle meinte sogar, ich solle mit dem Wurmbefall nicht zum Tierarzt, weil das ja Samstag so teuer sei. Ich solle einfach selbst irgendeine Tablette von Fressnapf holen... (War natürlich (ohne Hund) am Samstag beim Tierarzt und habe mir eine auf sein Gewicht angepasste Dosierung geben lassen)

  • Umgotteswillen - das auch noch? Da hast du aber echt ins Klo gegriffen. Unterstützt dich wenigstens der Verein, von dem der Hund kommt?

  • Ich weiß nicht ob der Hund Schmerzen hat. Denn sobald wir uns zu ihm legen, ist er ja ruhig und schläft friedlich stundenlang, und das Fiepen und Zittern hat sofort ein Ende. Ich dachte sonst noch, er hat vielleicht Hunger?


    Er kriegt natürlich genug Futter. Also, an den Grundbedürfnissen mangelt es ihm wirklich nicht, nicht dass ihr denkt, ich entziehe ihm irgendetwas... :(

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