Territorialverhalten draußen

  • Meine Hündin ist ja eine Teilzeit-Leinenpöblerin, also sie bellt manche fremde Hunde an und hat ihre speziellen "Feindinnen".

    Jetzt hat mir die Halterin einer Junghündin, mit der es immer Zoff gibt, folgendes erzählt:

    Ihr Hundetrainer meint, dass ihre Hündin sich territorial verhält. Deshalb darf sie sich in der unmittelbaren Umgebung nicht mehr lösen und auch nicht markieren, sondern erst ein Stück entfernt.

    Was haltet ihr davon?

    Im Netz und auch im Forum habe ich hauptsächlich Beiträge zu territorialem Verhalten in der Wohnung gefunden, nicht draußen.

    Ich mache auch die Erfahrung, dass die Bellerei auf der immer gleichen Morgenrunde eher vorkommt, als wenn wir woanders unterwegs sind.

    Also denkt sie bei uns vor der Tür "Alles meins, das verteidige ich jetzt mal!" oder was? Wenn wir im Freilauf anderen Hunden begegnen, geht sie schon auch mal einen Bogen, wenn z.B. zwei Hunde auf sie zukommen. Ich denke, dass sie eher unsicher ist.

    Natürlich hängt die Leinenpöbelei auch damit zusammen, wie entspannt ich gerade sein kann. Ich weiche hauptsächlich aus und wechsle die Straßenseite bzw. halte Abstand, versuche auch mal, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und mache, was ich mir unter "Zeigen und Benennen" vorstelle.

    Wie ist das mit dem territorialen Verhalten?

  • Also denkt sie bei uns vor der Tür "Alles meins, das verteidige ich jetzt mal!" oder was? Wenn wir im Freilauf anderen Hunden begegnen, geht sie schon auch mal einen Bogen, wenn z.B. zwei Hunde auf sie zukommen. Ich denke, dass sie eher unsicher ist.

    Das macht Emmi auch manchmal, wenn ein neuer Hund im Kiez auftaucht bzw. in "unserer" Grünanlage unterwegs ist. Zu Hause ist sie null territorial. Hier ist es derzeit Unsicherheit durch die Scheinschwangerschaft, das lässt aber gerade wieder langsam nach (aka unkastrierte Rüden dürfen wieder die gleiche Luft atmen).

    Aber dass ich sie jetzt 100 Meter in die Gegenrichtung schicken würde, hm, schwierig - wir wohnen mittig an der Grünanlage. Sie markiert auch nicht übermäßig, ich glaube das wäre mir zu mühsam, den Hund mit voller Blase erst noch woanders hin zu schicken.

    Ich breche das Genöle aber sehr deutlich ab, bereits Backen aufblasen ist hier nicht mehr erlaubt. Wenn sie sich stattdessen zu mir orientiert bei Fremdhund-Sichtung belohne ich ordentlich und hoffe, dass das Ganze mit zunehmendem Alter und Gelassenheit dann nachlässt.

  • Tatsächlich halte ich unsere Schäferhündin für territorial, Leine pöbeln können wir je nach Gegenüber auch gut :hust: aber lösen tut sie sich von selber in unmittelbarer Umgebung nicht, obwohl sie dürfte. Wir wohnen quasi direkt am Feldweg.

    Sie macht entweder im Garten oder aber frühestens ca. 200 - 300m vom Haus weg.

    Das allein gesehen als Lösungsvorschlag halte ich für selten zielführend.

    Aber ich bin da halt auch pragmatisch veranlagt - gepöbelt wird nicht, egal aus welchem Grund.

  • Ihr Hundetrainer meint, dass ihre Hündin sich territorial verhält. Deshalb darf sie sich in der unmittelbaren Umgebung nicht mehr lösen und auch nicht markieren, sondern erst ein Stück entfernt.

    Und dann ist das Gebiet weiter hinten ihr Territorium das sie dann verteidigt? :D

    Ich denke, Hunde wissen schon, wo sie leben und was "ihres" ist. Wenn der Hund generell ein Problem mit anderen Hunden / Menschen hat, dann würde ich eher auf Unsicherheit, als auf Territorialverhalten gehen und entsprechend an der Unsicherheit arbeiten. Ernstes Territorialverhalten zeigt sich ja völlig anders, als einfach mal ein paar Menschen oder Hunde anzupöbeln. Wobei ich jetzt nicht abstreite, dass es auch gemischte Formen geben kann.

  • Also wir haben das auch, dass Miko im heimischen "Revier" schneller pöbeln will (aber nicht darf)) also wenn wir weiter weg unterwegs sind. Ich sehe das schon auch ein wenig territorial motiviert. Allerdings betrachte ich das schon differenzierter, als zu Hause.

    Wir gehen in der Woche Morgens immer so ziemlich die gleiche Runde zur gleichen Uhrzeit. Da sieht man dann natürlich auch immer die gleichen anderen Hunde und "Feindbilder" werden schon von weitem erkannt.

    Da weiß er dann schon beim ersten Blick: ah, da kommt Paulchen wieder, der Ar....


    Während woanders, bei fremden Hunden, erstmal neu abgecheckt werden muss.

    Dazu bekannte Gerüche/Erfahrungen, gute wie schlechte, auf der immer gleichen Runde...


    Miko weiß, in dem Haus da an der Ecke wohnt der Assi Wolfgang, da meint er schon 50 m vorher sich aufplustern zu müssen, unabhängig davon, ob Wolfgang nun draußen ist und ihn von der Terrasse aus anpöbelt, oder still im Haus ist.

    Und beim Bauern wartet der den Hof bewachende Fritz auf ihn, da guckt er auch interessiert hin, egal ob Fritz da ist oder nicht. Und an der Ecke da treffen wir manchmal seine Freundin, mit der er dann toben darf.

    Und wow, wenn wir beim Beagle Emil ums Eck kommen und der grade aus dem Haus kommt, hölle... da muss sofort eine Ansage her, damit der weiß, wo der Frosch die Locken hat bevor der auch nur 3 m gegangen ist.

    Also denkt das Felltier, darf er aber nicht, aber man sieht es ihm förmlich an der Nasenspitze an, dass er würde, wenn er dürfte.


    So geht das halt die ganze Zeit und denke das spielt auch einfach mit rein. Die Erwartungshaltung, die die Hunde auf bekannten Routen hier und da haben.

  • Ich denke, das Problem liegt ganz woanders als beim Pinkeln, nämlich darin, dass der Hund sein "Territorium", sprich, seine Besitzansprüche plus Rückendeckung immer bei sich halt, nämlich in Leine plus Halter.


    Mit so einer Rückversicherung läßt sich einfach wunderbar das Maul aufreißen, und wenn man richtig Glück hat, pöbelt Frauchen sogar noch mit. Mobiles Heimspiel sozusagen, besser als am Zaun. Es hat schon seinen Grund, dass viele Angeber (die echt Aggressiven nehme ich hier ausdrücklich aus!) ohne Leine plötzlich ausgesprochen friedfertig werden.

  • Stelle mir gerade ein Frauchen vor, das mitpöbelt...

    Ich versinke eher im Erdboden oder suche das Weite.

    Nochmal zum Markieren: das erste Mal Pieseln dient zum Blase Entleeren, klar. Wenn wir auf einen fremden Hundehaufen stoßen (was leider häufig vorkommt), wird draufgepieselt, das ist wohl Markieren. Was ist mit den vielen Malen dazwischen? Und spielt das überhaupt eine Rolle?

  • Also bei uns, intakter Rüde, ist irgendwie alles Markieren, einfach nur Wasser lassen kennt der nicht :rolling_on_the_floor_laughing:

    Ich finde seine Selbstbeherrschung morgens enorm, wenn er aushält bis wir durch die Siedlung durch sind und im Feld angekommen sind und dann tröpfchenweise hier und da markiert. Immer sehr punktuell.

    Bei mir würde es durchlaufen, wenn ich erstmal anfangen würde :woozy_face:

    Ich denke aber nicht jedes markieren ist gleich eine ernstzunehmende Marke nach dem Motto, ey, mein Reich, bleibt fort.

    Oft einfach nur ein "Hallo, ich war auch hier"

    Miko macht im Garten zum Beispiel nur ganz, ganz selten mal. Dabei sollte man meinen, grade da wäre ihm wichtig sein Revier regelmäßig abzustecken.


    Aber keine wirkliche Ahnung, so denke ich mir das einfach mal

  • Ihr Hundetrainer meint, dass ihre Hündin sich territorial verhält. Deshalb darf sie sich in der unmittelbaren Umgebung nicht mehr lösen und auch nicht markieren, sondern erst ein Stück entfernt.

    Was haltet ihr davon?

    Ich kann den Gedankengang des Trainers nicht nachvollziehen.


    Hier hat sich bisher jeder Hund territorial verhalten, unterschiedlich stark ausgeprägt. Keiner hat, nach der Stubenreinheit, ins Haus gemacht geschweige denn markiert. Trotzdem wurde natürlich das Haus bewacht.

    Als wir noch einen normalen Garten hatten, hatten die damaligen Hunde (5 verschiedene, nacheinander) es immer vermieden, in den Garten zu machen. Geschäfte wurden draußen erledigt. Auch markiert wurde im Garten quasi nie oder extrem selten (muss ich gerade grübeln, das krieg ich nicht mehr zusammen, wer wieviel und ob überhaupt - eine Markierung direkt am Zaun wäre ja erwartbar). Trotzdem war Garten das eigene Territorium und wurde bewacht.

    Markieren bzw drüberpinkeln (über die Pinkelstellen von anderen) war bei den beiden Rüden hauptsächlich sexuell motiviert, vermute ich.


    Frollein Hund hier hält sich für den größten aller Wachhunde und bemüht sich natürlich, die freche Welt jenseits des Zauns zu verbellen. Bei ihr bin ich mir sicher, dass sie die Grundstücksgrenze NICHT systematisch markiert. Sie markiert draußen auf Spaziergängen aber zu besonderen Gelegenheiten und wiederum NICHT ausschließlich auf ihren üblichen Routen, die sie als "ihr" Territorium betrachten könnte ...

    Leinepöbeln hat sie bisher nicht für sich entdeckt, übrigens. Bzw kann sie auch am Zaun die Klappe halten, wenn ich danebenstehe.


    Also ich kann aus persönlicher Erfahrung nicht bestätigen, dass sich Markierverhalten auf das Territorium oder den Grenzbereich beschränken würde und mit Pöbelei in direktem Zusammenhang stünde. Und wenn es so wäre, würde man einem Hund ja höchstens beibringen, die Reichsgrenze zu verschieben, falls man das Markieren nur noch weiter entfernt vom Haus erlaubt ...


    Ich kann einsehen, dass man einem Hund das Pöbeln wegtrainieren möchte. Aber dem Hund ins Markierverhalten reinquatschen finde ich eine seltsame Idee. Wenn überhaupt, ist das Symptom und nicht Ursache.

  • Was ist mit den vielen Malen dazwischen? Und spielt das überhaupt eine Rolle?

    In welchem Zusammenhang soll das eine Rolle spielen, mit dem Territorialverhalten?


    Markieren ist für Hunde ein "Hier war ich, da sind meine Infos" und keine:"Das alles gehört mir!", es ist auch keine Dominanzgeste. Nach meinem Stand, ist es mehr ein Informationsaustausch. Wenn man dem Hund das also verbietet, bringt das beim Thema "Leinenaggression/Territorialverhalten" deiner Bekannten rein gar nichts.

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