Völlig verrückt - Hündin knurrt Tochter an

  • Ich würde das vor dem von dir geschilderten Hintergrund nicht überbewerten und erstmal versuchen auszusitzen. Deine Kinder sind in einem Alter in dem man ihnen das gut erklären kann, warum sie Leila derzeit in Ruhe lassen sollen. Und dann mal schauen, in zwei, drei Monaten sieht es vielleicht schon wieder anders aus.


    Ich hab die Erfahrung gemacht, dass wenn man anfängt an solchen spontanen Verhaltensoriginalitäten rumzudoktern wird es eher schlimmer als besser und das Verhalten festigt sich. Seither ist meine erste Strategie immer ignorieren und wenn es sich in zwei, drei Monaten nicht verflüchtigt hat, fange ich an dran zu arbeiten.

    Ich würde z.B. Verhalten, das ich grundsätzlich nicht haben will, immer sofort bearbeiten. Die Gefahr, dass sich das Verhalten durch Ignorieren festigt, halte ich für zu groß. Dann machst du dir das Problem ja größer statt kleiner.

    Wenn ich also nicht wollte, dass der Hund die Kinder durch Drohverhalten zu steuern versucht, würde ich mir also sofort überlegen, wie ich da gegenarbeite.

  • Hmm wie soll ich das erklären… ich kann das Verhalten nicht ignorieren, denn ich trage Verantwortung - für die Kinder aber auch für den Hund.

    Wenn ich alleine wäre, vielleicht…

    Aber diese Verhaltensänderung, die ich nicht verstehe, macht ja was mit mir. Nicht, dass ich sie nicht mehr liebe oder so, aber das kostet schon Vertrauen und verunsichert mich (nicht wenn ich mit ihr alleine bin, aber wenn die Kinder mit im Raum sind).

    Würde es jetzt wirklich zum Äußersten kommen, könnte ICH mir das nicht verzeihen, denn Anzeichen hat sie ja gegeben.


    Die Trainerin wird mir hoffentlich Tipps geben und ihr Verhalten besser einordnen können, als ich. Ich warte auf einen Termin, wir telefonieren vorher aber schon mal nächste Woche um ihr den Fall zu schildern.

  • Gibt es denn noch andere Veränderungen in ihrem Verhalten seit dem Verlust von Sammy? Schläft sie mehr, isst sie weniger etc.?

    Nein überhaupt nicht!

    Sammy und sie waren wie Arsch auf Eimer, aber außer in der ersten nacht, wo sie immer wieder zu Sammy hin ist, bis wir ihn am nächsten Tag begraben haben, ist sie, als wäre Sammy nie da gewesen…


    Sie wirkt beim Gassi unsicherer auf mich, ja, aber sonst keine „Anzeichen“ von Trauer.

    Ich glaube ob ein Tier trauert oder nicht kann man trotzdem nicht ausschließen.

    Menschen trauern sehr unterschiedlich und ich denke Tiere machen das ebenso unterschiedlich.


    Eventuell ist sie durch den Verlust, Hormone einfach noch stark verunsichert.

    Außerdem liegt nun "plötzlich der Fokus auf ihr", da sie das einzige Tier ist das man bekuscheln kann. Das ist sie nicht gewohnt und weiß vlt nicht wie sie das einschätzen soll, oder damit umzugehen.

    Deine Tochter ist evtl emotional auch noch aufgewühlt und sucht Trost/intensive Nähe, was ein unsicherer Hund registriert aber nicht unbedingt zuordnen kann. Da es bisher nicht ihre Rolle in der Familie war ist es wohl auch ungewohnt und fremd.


    Ich denke in Summe ist es sicher gut einen Trainer zu holen der sich die Dynamik anschaut.


    Mein Beileid für euren Verlust. Ich wünsche alles Gute. Nehmt euch Zeit und gönnt den anderen Zeit.

  • Ich würde bis zum Termin schauen das deine Kinder dir bescheid geben sollen, wenn sie sich irgendwo hin setzen wollen wo der hund ist und das nicht selber versuchen zu regeln.

    Am besten würde ich wohl auch direkt das Sofa verbieten für den Hund.


    Auch streicheln würde ich nur noch erlauben wenn der hund von selber an kommt.


    Das wäre jetzt so mein Vorgehen bis der Trainer da ist und sich alles mal in Ruhe und vor Ort anschaut.


    Ich hab hier einen Hund der es absolut grauenhaft findet beim schlafen /ruhen /dösen/warten einfach angefasst zu werden. Der wird nur gestreichelt wenn er aktiv kommt und seinen Kopf unter die Hand drückt und auch dann nur dosiert. Das klappt hier wunderbar. Vielleicht ist das ja auch ne Idee noch für euch. Eure Hündin klingt jetzt zwar weniger extrem als mein Hund was das angehr, aber vielleicht ist es dennoch ein Ansatz 😊

  • Was man auch nicht aus den Augen verlieren darf, knurren ist Kommunikation. Dh wenn die Hündin knurrt versucht sie etwas zu lösen was sie stört ( aus welcher Motivation auch immer heraus) verbietet man das Knurren ändert das nichts daran das die Hündin immer noch etwas hat was sie lösen muss. In der Regel ist Knurren das losbrüllen von Hunden wenn normal sprechen nichts bewirkt hat. Die nächste Eskalationsstufe wehre abschnappen. Knurren verbieten ohne den Konflikt/ das Problem der Hündin zu lösen ist also in kleinster Weise zielführend. Deswegen ist Situationsbermeidung bis der Trainer kommt schon sinnvoll.

  • Guten Morgen zusammen,


    Vorab, es gab keine unschönen Erlebnisse in der Zwischenzeit. Das find ich gut.


    Gestern habe ich mit dem Trainer Video-telefoniert.

    Leider ist der Termin erst in vier Wochen, aber ich habe ein paar „Last-Minute-Tips“ bekommen.


    Der Trainer geht auch davon aus, dass das alles mit Sammys Tod zu tun hat. Leila muss ihren Platz neu finden. Und das braucht Zeit, Konsequenz und Geduld.


    - Ähnlich wie mit einem Welpen, sollen wir mit ihr wieder in kleinen Schritten die Umwelt erleben. Gerne mit den Kindern zusammen, denn gemeinsame Erlebnisse bauen Bindung auf.

    (war ganz klar mein Fehler, denn die richtig coolen Sachen haben ich aus Bequemlichkeit meistens alleine mit Leila gemacht)


    - klare Strukturen und Grenzen. Kinderzimmer tabu (waren sie schon vorher), Couch auch! Aus dem Grund weil es einfach nachvollziehbarer ist es gar nicht zu dürfen als „mal ja - mal nein“… je nach Fortschritt ist irgendwann vllt Couch auf Einladung drin.

    Das Bett im Schlafzimmer lassen wir ihr, weil das ihr Notnagel-Rückzugsort ist, wenn wirklich alles zu viel ist und sie sich da wirklich richtig sicher fühlt. Das ist aber für die Kinder Tabu.


    - der Platz von Leilas Bett war wohl sehr suboptimal. Jetzt im Nachhinein total einleuchtend. Jetzt hat sie einen Platz im Wohnzimmer, an dem man grundsätzlich nicht permanent vorbei läuft und auch Besuch nicht vorbei muss.


    - der Trainer hat angeregt, dass die Kinder in einem Alter sind, wo sie mit Leila Tricks üben könnten (natürlich unter Aufsicht)

    Das fällt unter die Kategorie positive gemeinsame Aktivitäten und gleichzeitig stärkt es Leilas Selbstbewusstsein


    - ansonsten sollen die Kinder nicht bewusst auf Leila zugehen, sich lieber mal auf den Boden setzen und gucken ob sie von sich aus kommt. Streicheln nicht auf dem Kopf usw.


    In vier Wochen kommt der Trainer dann zu uns nach Hause, bis dahin wurden wir aber eingeladen an einem Social Walk teilzunehmen, gerne auch mit etwas Abstand, je nach den Bedürfnissen von Leila. So könnte der Trainer sich schon mal draußen ein Bild machen.


    Ich bin jetzt ganz guter Dinge eigentlich.

  • Was mich betrifft - halte uns hier sehr gerne auf dem Laufenden. Ich kann deine Verunsicherung durch die plötzliche Verhaltensänderung absolut verstehen! Ich wünsche euch angenehme 4 Wochen ohne weitere Zwischenfälle und mit vielen positiven Erlebnissen 😊

  • Kurze Rückmeldung zum Thema:


    Der Trainer war in der Zwischenzeit da, wir haben auch bis dahin viel gearbeitet und es kam wie es kommen musste… Leila war ein Vorzeigehund beim Termin.

    Oberste Priorität hat, dass sie ganz enge Führung braucht. Sie soll so wenig Entscheidungen treffen wie möglich (auch bei meinem Mann und es fällt ihm sehr schwer), Privilegien nur nach Einladung. Wir alle geben ihr körperlich mehr Raum (irre wie oft man den Hund unbewusst antatscht). Umweltgewöhnung machen wir weiter, klappt aber sehr gut und schneller als beim ersten Mal.

    Die Trickserei mit den Kindern werden wir beibehalten, das macht nämlich allen Spaß ebenso die Sozial-Walks.


    Ob die Hormone mit reinspielen lässt sich nur mutmaßen. Leila wurde ja in der Zwischenzeit kastriert.

    Sie ist zwar kein Draufgänger, wird sie wohl auch nicht mehr, aber wir waren zusammen auf dem Sportfest in der Schule und sie war völlig stressfrei dabei (natürlich habe ich mich nicht mitten in die Menschentraube gestellt, aber auch nicht ganz an den Rand), sie spielt jetzt von sich aus (gab es lange nicht - spielen war nie wirklich ihr Ding außer mit Sammy), ist weniger schreckhaft und orientiert sich mehr an mir.

    Wir müssen ihr auch mehr zutrauen und „zumuten“ und haben sie ungewollt in Watte gepackt. Wenn wir da unsicher sind, dann eben mit Sicherheitsgeschirr und Maulkorb absichern.


    Für die kürze der Zeit bin ich absolut zufrieden und meine Erwartungen wurden übertroffen.

    Wir arbeiten aber weiter dran und bleiben mit dem Trainer in regelmäßigen Kontakt.

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