Seid ihr wirklich bei (annähernd) 100%?

  • Tidou ist nicht bei 100 % da er meiner Meinung nach zu oft hinterfragt und manchmal muss ich Kommandos zweimal geben bevor er sie ausführt oder er führt sie zu langsam aus. Sein Gehör hat stark nachgelassen und ableinen geht jetzt nur noch an gut übersichtlichen Stellen.


    Den Jagdtrieb haben wir in Griff, nur mit Katzen ist es immer noch problematisch.


    Er kann ruhig im Restaurant unter dem Tisch liegen und alleine zu Hause bleiben ist überhaupt kein Problem.


    Er läuft sehr gut an der Leine, kann Sitz und Platz auf Distanz. Er ignoriert andere Leute und ist abrufbar bei Hunden. Das letztere war ein großes Problem als er jung war da er immer nur spielen wollte. Er ist ein verträglicher Hund und Hundebegegnungen sind kein Problem.


    Das Kläffen im Garten haben wir ihm abgewöhnt als er noch jung war und das geht wirklich gut. Fahrradfahrer und Jogger findet er überhaupt nicht interessant.



  • Das klingt so langsam ein bisschen doll nach einer rosaroten Bilderbuchwelt.

    Wieso? Ich schrieb doch nicht dass es völlig ohne Gehorsam geht:



    Wenn ich den Hund als denkendes und fühlendes Lebewesen anerkenne, dann ist Gehorsam sicher auch ein Bestandteil im alltäglichen Leben mit dem Hund.

    Möglicherweise haben wir auch missverständliche Intentionen bei dem Begriff "Gehorsam"?


    Meine Hunde werden z. B. von der Umwelt immer als "sehr gehorsam" empfunden, wenn ich ihnen ein "Sitz auf Distanz" gebe.

    Das ist aber kein Gehorsam, sondern nur eine sehr verlässliche, weil oft trainierte Reiz-Verhaltens-Verknüpfung.


    Das habe ich in ganz kleinen Schritten trainiert, und immer positiv verstärkt, bis es auch auf große Distanzen abrufbar war.

    Das ist aber kein Gehorsam, sondern einfach Lernen auf Basis des Behaviorismus.


    Das nur mal als Beispiel.

  • Hundundmehr


    Ich kann mit deinen Antworten nichts anfangen. Meinen konkreten Fragen weichst du aus. Find ich schade, weil mich die Antworten dazu interessiert hätten. Ich wollte es eben nicht allgemein. Aber passt scho, ich zieh mir einfach mein eigenes Fazit draus. :D Manchmal ist man diskussionstechnisch halt nicht auf derselben Höhe.

  • Ich bin da vielleicht etwas einfacher gestrickt 🤷‍♀️

    Für mich ist Gehorsam, wenn der Hund tut, was ich ihm sage.

    Aus welcher Motivation heraus, ist da erstmal zweitrangig.

    Ich brauch nicht für jedes Verhalten einen neuen Begriff 🤷‍♀️


    Wenn ich sitz sage und der Hund setzt sich hin, ist das Gehorsam … (also nur in dieser Situation)

    Wenn der Hund alle meine Kommandos ausführt, dann ist er 100% gehorsam


    Wenn ich mir hier den ein oder anderen anschau, der nur mit Fremdwörtern um sich schmeißt, dann wundert es mich nicht, wenn Anfänger denken, Hundeerziehung sei kompliziert.

  • alsatian_00


    Schade dass du mit meinen Antworten nichts anfangen kannst.

    Deine diesbezüglichen Fragen habe ich allerdings beantwortet - auch, warum ich dieses Ziel "100% im Gehorsam stehen erreicht zu haben, wodurch jederzeit sämtliche Kommandos unverzüglich durchgeführt werden" so negativ auffasse.

    Ich zumindest meine, ganz gut veranschaulicht zu haben, warum ein Verlasshund eben nicht ausschließlich über Gehorsam zu einem 100%-Hund wird, sondern welche Faktoren eine - aus meiner Sicht viel größere - Rolle spielen.

  • Sobald sich die Rahmenbedingungen ändern, ist ja eh wieder alles hinfällig.

    bevor unser zweiter Hund kam, hätte ich gesagt, dass der Ersthund bis auf zwei kleine Macken, super ist. Also waren wir gefühlt vielleicht bei 90%.

    Dann kam der Zweithund, und obwohl der Ersthund ihn akzeptiert hat usw. gab es auf einmal Themen, an die ich nie gedacht hätte. Gefühlt rutschte der Ersthund auf 20%.

    Ich habe ein Jahr lang echt viel mit ihm (und natürlich dem Welpen / Junghund) gearbeitet, bis ich wieder zufrieden war.

  • Sobald sich die Rahmenbedingungen ändern, ist ja eh wieder alles hinfällig.

    bevor unser zweiter Hund kam, hätte ich gesagt, dass der Ersthund bis auf zwei kleine Macken, super ist. Also waren wir gefühlt vielleicht bei 90%.

    Dann kam der Zweithund, und obwohl der Ersthund ihn akzeptiert hat usw. gab es auf einmal Themen, an die ich nie gedacht hätte. Gefühlt rutschte der Ersthund auf 20%.

    Ich habe ein Jahr lang echt viel mit ihm (und natürlich dem Welpen / Junghund) gearbeitet, bis ich wieder zufrieden war.

    Ich vermute, so wird es hier vielen gehen: Selbst wenn ein Hund bei 99,9 % ist, kann das bei geänderten Rahmenbedingungen oder neuen Anforderungen ganz anders sein. :) Wenn ich meinen nur dann abrufe, wenn er nix anderes zu tun hat, wird er auch zum 100%-Hund :)

  • Ich lege beim Abruf und beim Abbruch durchaus sehr viel Wert auf 100% Gehorsam und fordere das auch ein bzw. trainiere es, wenns noch nicht geleistet werden kann. Auch wenn ich eine nette Begleithündin habe und eine Hündin, die zwar außer zu uns nicht nett ist, aber auch Niemanden belästigt. Auch die meisten sehr netten Begleithunde fangen z. B. einen geschützten Bilch, wenn sie die Möglichkeit haben, und das will ich nicht. Und das dulde ich auch nicht.


    Nicht an der Leine durch die Gegend gezogen werden ist für mich an sich auch ein „Mussthema“, aber mit einem deprivierten Angsthund mit „Tunnelverhalten“ muss ich da Abstriche machen. Insofern werde ich da mit Lilly nie zu 100% kommen, weil sie das schlicht nie leisten können wird. Aber im Rahmen ihrer Möglichkeit gibt sie da wirklich alles, die schöpft sie wirklich voll aus. Der Rest ist meine Sache, da ist eher die Frage, ob ich meine 100% als Hundeführerin gebe in der Einschätzung dessen und dem Respekt davor, was sie leisten kann.


    Nur bei der „Kür“ strebe ich 100% auch gar nicht an, bisher zumindest. Also beim Sitz, Platz, Fuß und allem, wo es ums Tricksen geht (wie z. B. auf und über Hindernisse - da will ich sogar, dass sie mitentscheiden und selbst einschätzen, Pfötchen geben oder Tanzen …) Da brauche ich keine Sporthunde-Präzision, also trainiere ich die auch nicht. Das sind aber genau die Situationen, in denen von meinen Hunden keinerlei Gefahr für die Umwelt ausgeht.


    Das sind unterschiedliche Trainingsweisen. Meine Hunde wissen, wann es bei mir ernst ist, das kann sogar der Junghund schon sehr gut einschätzen :smile: Aber sie wissen halt auch, wo Laissez Faire angesagt ist. Ich kann ihnen auch diese Art Spielraum und „Grauzonen“ geben, weil sie das nicht nutzen, um auch in „Ernstfällen“ zu hinterfragen. Hätte ich Hunde, die das tun würden - und vielleicht liegt genau da der Unterschied zum Gebrauchshund - dann müsste ich da natürlich bei Weitem restriktiver sein.

  • Weil das völlige Unterwerfen unter den Willen eines anderen Lebewesens die Aufgabe des eigenen Willens bedeutet.

    Du deklarierst den Begriff "auf ein aus gutem Grund gegebenes Kommando zu gehorchen" als die völlige Unterwerfung unter den Willen eines anderen??

    Wenn dieser Rahmen und die Regeln über Gehorsam etabliert sind, kann der Hund eben nicht das tun und lassen was ER möchte, sondern nur das was sein Mensch möchte das er tut oder lässt.

    Kann er eben doch. Und zwar den absoluten Großteil der täglichen 24 Stunden.

    Nur ein gut gehorchender Hund, welcher notwendige Kommandos zuverlässig befolgt, kann die bzw. alle Freiheiten eines entspannten, artgerechten und glücklichen Hundelebens, z. B. mit Freilauf usw. genießen.


    Ich habe ja mittlerweile das komplette Gegenteil von nicht einmal ansatzweise gehorsamen/gehorchenden Hunden immer schön vor Augen. Leider.

    Entsetzlich ist das, wirklich entsetzlich, für alle beteiligten Menschen und für die Hunde übrigens auch.

    Sie können nie von der Leine gelassen werden, stehen außerhalb des Hauses permanent unter Streß, können nirgendwo mit hin, ohne unter hohem und dauerhaftem Adrenalinpegel zu sein, kennen nix, können nix, befolgen keine Regeln, weil es keine gibt, sind sogar im eigenen Garten gestreßt, weil sie der Meinung sind, bei jedem kleinsten Zucken des wirklich sehr ruhigen Umfeldes hochgradig reagieren zu müssen. Nerven die Nachbarschaft durch sinnloses Dauerkläffen.

    Fühlen sich ausgesperrt, sobald man die Terrassentüre schließt und kratzen dann panisch dran.

    Stalken ihre Menschen, lassen sie nirgendwo hingehen - keinen einzigen Schritt, egal ob man nur was zu trinken holen möchte, aufs Klo oder in den Keller will.... somit kommt Hund auch beim gemütlichen TV-Abend gar nicht zur Ruhe, weil er ja ständig unter Spannung steht, gleich wieder aufspringen "zu müssen" ....


    Weil die Hunde guten Gewissens nirgendwo mit hin genommen werden können, sind sie also sehr viel allein. Sehr sehr viel! Nicht einmal bei Gartenarbeiten können sie unangebunden dabei sein, denn sobald sich das Gartentürle öffnet, wären sie ja unabrufbar weg....

    Durch das extreme Gepöbel findet sich auch niemand, der/die bereit wäre, mit ihnen Gassi zu gehen.

    Jegliche Hundekontakte natürlich ausgeschlossen, weil sich kein Hund dieses Verhalten gefallen läßt, alle anderen HH entweder einen großen Bogen machen, sich abwenden, umdrehen, woanders lang gehen oder eben wie die Rohrspatzen schimpfen (übrigens zu Recht!), immer wieder derartig an zu langen Leinen von diesen Tölen auf's Bösartigste angemacht zu werden.

    Der JRT dadurch ständig in Lebensgefahr, denn er geht massiv auch gegen richtig große Hunde ....



    Was wärest Du jetzt lieber?

    Mein Hund, gut erzogen mit überaus vielen Freiheiten, völlig ungestreßt am täglichen Leben teilnehmend oder eine dieser beiden Tölen, die sich "keinem Willen eines anderen Lebewesens unterwerfen müssen"???

  • Ich verstehe die Unterscheidung nicht so richtig. Meinen nicht eigentlich alle das gleiche?

    Ein Hund hat im besten Fall gelernt, wie er mit bestimmten Situationen umgehen muss. Dann ist vllt gar kein Kommando nötig.

    Als Absicherung ist es aber trotzdem hilfreich, wenn gewisse Signale (Abruf, Abbruch, ggf Stop auf Distanz...) sitzen, damit man den Hund guten Gewissens ableinen kann (und ihm damit mehr Freiheiten geben kann). Hilfreich ist es auch, damit man die Situationen steuern kann, in denen der natürliche Wunsch des Hundes nicht gesellschaftstauglich ist -> weil der Hund sich oder andere gefährden würde, wenn er zB jagen geht.

    Ich hab das Gefühl, so arbeiten doch eigentlich alle hier. Ob man das nun Gehorsam nennt oder nicht macht für mich keinen Unterschied.


    Klar gibts Extreme. Man kann einen Hund brechen. Man kann ihm jeglichen Entscheidungsspielraum nehmen. Man kann von ihm erwarten, sich wie eine Maschine zu verhalten. Aber das tut und meint hier niemand, oder?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!