Junghund überdreht ständig - Hilfe

  • Hallo,

    wir haben seit Februar 2022 eine nun 10-Monate alte (18.11. geboren) Eurasier Hündin.

    Am Anfang war es ein ziemlicher Horror mit ihr aber nach den ersten 1-2 Monaten mit uns haben wir eigentlich das Meiste ganz gut hinbekommen, würde ich behaupten.


    Mir ist klar, dass sie derzeit komplett in der Pubertät ist und die 1. Läufigkeit vermutlich auch nicht mehr lange auf sich warten lässt, und dass das dazu führt, dass sie eher durchdreht, jedoch gibt es ein/zwei Punkte, die wirklich ein Problem sind und bei denen ich langsam nicht mehr weiter weiß.


    1. Eine Zeit hatten wir große Probleme mit der Beißhemmung, was zwischendurch Besserung gezeigt hatte, jetzt aber wieder komplett schwierig ist. Vorallem beim Spielen oder Streicheln fängt sie an, wie wildgeworden an alle Körperteile zu beißen/zwicken/schnappen und haben alles gängige wieder ausprobiert, allerdings jetzt ohne Erfolg.


    2. Das Zweite ist das Überdrehen beim Gassi gehen. Je nach Lust und Laune überdreht sie in allen möglichen Situationen komplett und ist dann auch nicht zu stoppen. Das kann passieren, wenn ein Radfahrer an uns vorbei gefahren ist, wenn sie über eine Wiese läuft, wenn ich sie ableine oder wenn ich versuche, mit ihr Nasenarbeit zu machen oder z.B. Abrufen oder Grundbefehle üben/festigen will und natürlich auch, wenn ich mit ihr spiele. Währenddessen macht sie alles brav mit aber sobald dies vorbei ist, dreht sie komplett durch, was sich darin äußert, dass sie mich wie wild anspringt und versucht, nach allen möglichen Körperteilen (bevorzugt Oberschenkel und Arme) zu schnappen. Also ein komplett überdrehtes spielendes Kampfverhalten. Es ist auf keinen Fall böswillig, eventuell ein bisschen Dominanzverhalten jedoch ist es, egal was versucht wird, kaum zu stoppen.


    Ich habe in dieses Situationen alles ausprobiert, was mir eingefallen ist, sei es, sie einfach zu ignorieren, sie versuchen zu beruhigen oder sie Sitz machen zu lassen, sie mit einem Spielzeug abzulenken usw, was jedoch kaum von erfolg gekrönt ist. Langsam weiß ich wirklich nicht mehr weiter und es macht auch keinen Spaß mehr.


    Vielleicht hat ja jemand einen Tipp/eine Idee oder sogar ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir irgendwie weiterhelfen?
    Bin wirklich über alles dankbar :see_no_evil_monkey:

    Liebe Grüße blushing-dog-face

  • Hallo!


    Ich könnte mir vorstellen, dass der Hund generell irgendwie überfordert ist. Wie läuft der Alltag denn sonst so, abgesehen von diesen "schlechten" Situationen?


    Zu 1:

    - Wie genau spielt ihr denn?

    - Wenn es beim Streicheln passiert: hast du mal in Erwägung gezogen, dass der Hund gar nicht gestreichelt werden möchte, also das einfach grundsätzlich nicht als angenehm empfindet? Zeigt sie dabei schon vor dem Beißen Anzeichen von Unwohlsein (eventuell sogar Schmerzen)?


    Zu 2:

    - Wie genau spielt ihr denn? ;)

    - Ist das das Muster, dass sie NACH einem Reiz (den sie nicht verarbeiten kann?) in so ein hektisches Verhalten fällt (als Übersprungshandlung)? **


    Und inwiefern waren denn die ersten Monate "Horror"?


    Hast du den Eindruck, dass es ein ausgewogenes Verhältnis von Ruhe und Party bei euch gibt? Also wie oft und auf welche Weise darf sie die Sau rauslassen, und wieviel Zeit verbringt sie so mit Rumdösen und Pennen?


    Erzähl mal mehr :)


    ** Edit: Oder ist es Frust? Sie darf dem Radfahrer nicht hinterher und schnappt dann um sich? Wie macht sie das "beim Ableinen", "beim über die Wiese laufen"? Ich kann mir die Situationen nicht ganz vorstellen.

  • Ich lese auch ständig das Wort spielen. Je höher ihr den Hund pusht desto mehr muss er wieder runter kommen. Wenn er sich vor Adrenalin aber erstmal das Hirn weg geballert hat kann er das nicht

  • :denker: Was du beschreibst, klingt so überhaupt gar nicht typisch nach Eurasier. Ich kann mir nur vorstellen, dass ihr komplett aneinander "vorbeiredet" und ihr euch gegenseitig nicht richtig lesen könnt.


    Filz hat eine Vermutung, die ich auch hege: eure Hündin könnte sich übergriffig behandelt und missverstanden fühlen.


    Eurasier reagieren mit unheimlich sensiblem Gespür auf Körpersprache. Für Laien wirken sie oft etwas stumpf und träge. Das macht aber oft nur den Anschein. Sie beobachten und lesen ihre Menschen und ihre Umgebung mit ganz feinen Antennen und ziehen ihre eigenen Schlüsse daraus. Weil der Eurasier aber weder ein Hund ist, der fiddelt, noch einer der in die offene Konfrontation geht (schon gar nicht mit seinen Menschen), bleibt ihm nicht übrig, ausser flight.


    Bei noch nicht ausgereiften jedoch wesensfesten Hunden einer grundsätzlich sehr selbstbewussten Rasse, ist das flight aber nicht ein offensichtliches Weglaufen und Verkriechen, sondern ein Mischung zwischen Übersprungshandlung, Unsicherheit und "wann verstehst du's endlich!?" Wenn der Hund erwachsen ist, wird er dir dann auf hündisch Art noch deutlicher kommunizieren, dass ihm was nicht passt.


    Achte mal drauf, was den "Beissattacken" vorangeht. Ein Wegschauen, Kopfwegdrehen, Querstellen, Lefzen lecken? Kneift sie die Augen zusammen? Sind die Körperlinien eher rückwärts gerichtet? Legt sie die Ohren an? Usw.


    Eurasier können (wie viele anderen Hunde) mit Übergriffigkeiten und körperlicher Zwangsbeglückung unheimlich schwer umgehen. Sie brauchen ihren individuellen Freiraum, klare und saubere Grenzen und eine selbstsichere, ruhige Führung auf Augenhöhe.


    Im Normalfall reagieren sie weder stark auf Bewegungsreize (Radfahrer), noch neigen sie zum Überdrehen. Das würde ich, auch wenn der Hund im Moment altersbedingt nicht alle Murmeln in einer Reihe hat, als Alarmzeichen sehen.


    Beschreib mal euren Alltag, wann macht ihr was mit ihr, was übt ihr, wie schläft sie, wie oft seid ihr unterwegs? Was machst du, wenn sie "durchdreht", wie löst ihr die Situation? Wie reagiert sie auf Fremde? Was läuft gut, wobei hast du das Gefühl, ihr seid ein gutes Team?


    Vielleicht sind es nur relativ kleine Stellschrauben die gedreht werden müssen, damit sich eure Situation verbessert :nicken:

  • Zum Punkt 1.

    Ja, sie testet nun wie weit sie gehen kann. Konsequente Grenzen setzen, liebevoll aber unnachgiebig.

    2.

    Pubertätswahnsinn. Würde sie nicht unnötig hoch drehen. Bei uns ist gerade an jedwedes Hobby(Dummy) nicht zu denken, weil die Konzentration bei Null ist. Spielen ebenso wenig (also im Haus geht alles, nur draußen wird das nichts). Bei uns gibt es im Augenblick ausschließlich unaufgeregte, lange Spaziergänge. An manchen Tagen treffen wir Hunde zum toben, aber das war’s.


    Btw mein Hund ist auch gerade 10 Monate alt.

  • Erst mal danke für all eure Antworten :)
    Es ist ist nicht so, dass ich sie "zwinge", gestreichelt zu werden. Was das angeht, habe ich sie von Anfang an zu mir kommen lassen, was sie auch ab und zu macht. D.h., sie kommt dan z.B. aufs Sofa oder Bett und setzt sich neben oder legt sich zu uns und will am Bauch gestreichelt werden. Dann wird sie ein bisschen gestreichelt, was sie aber anscheinend nach kürzester Zeit langweilt (?) und dann in spielerisches zwicken/beißen ausartet.

    Prinzipiell hat sich von Anfang an stark auf Bewegungsreize reagiert, seien es fliegende Vögel, Radfahrer, Jogger etc und das zeigt sich momentan durch die Pubertät auch wieder extrem stark.


    Ich versuche schon, nicht zu viel mit ihr zu machen, weil ich natürlich auch nicht will, dass sie dadurch komplett überdreht und gar nicht mehr zur Ruhe kommt.


    Momentan sieht unser Alltag so aus, dass sie in der Früh mit mir aufsteht, dann gehen wir eine kurze, ruhige Runde raus (ca 20 Minuten), dann bekommt sie ihr Frühstück als Leckmatte. Ich arbeite im Homeoffice und Ciri schläft dann bis Mittags, da gehen wir dann nochmal raus, ca 30 minuten, früher auch im Freilauf, inzwischen mit Schleppleine. Danach schläft sie auch nochmal bis ich Feierabend habe. Dann gehen wir nochmal eine größere Runde, entweder mit unserem 2. Hund zusammen, ab und zu treffen wir auch mal andere Hunde.
    Wenn ich abends alleine mit ihr gehe, habe ich entweder mit ihr geübt (Leinenführigkeit, Abruf oder ein paar Grundkommandos durchgegangen oder gespielt oder Nasenarbeit gemacht). Inzwischen habe ich ja alles so weit runtergefahren, dass wir nur unaufgeregt laufen, jedoch tritt diese "Überprungshandlung" mit Anspringen und zwicken jedes Mal auf, egal was ich mache oder nicht mache.
    Ansonsten gibt es danach nochmal ein Abendessen für sie, sie spielt dann auch noch von sich aus, entweder mit unserem anderen Hund oder wir mit ihr, danach schauen wir meistens noch Filme auf dem Sofa, wobei sie auch ruhig auf dem Sofa liegt und döst und dann gehen wir schlafen.


    Fremde, egal ob Hunde oder Menschen findet sie schon immer toll und will am Liebsten zu allem und jedem hin.


    Wenn sie "durchdreht", hab ich wie gesagt schon einiges versucht, von ignoriern, sitz machen lassen und beruhigen, bei Fuß laufen zu lassen, mit einem Speilzeug "abzulenken" uvm. Alles, was mir so eiingefallen ist oder was ich gelsen habe, bisher erfolglos.


    Oftmlas entsteht dieses "durchdrehen" für mich ohne Vorzeichen. Also wenn ich sie ableine z.B., dann ist als erstes alles normal und nach einiger Zeit, wie aus dem Nichts und ohne, dass mir eine Veränderung aufgefallen wäre, springt sich mich von hinten an und versucht wie eine Verrückte, in alle Körperteile zu schnappen. Sie ist da auch wie in einem Wahn und beruhigt sich selbst nach einiger Zeit nr schwer, Genau so verhält es sich auf einer Wiese.

    Wenn sie z.B. eine Fahrradfahrer nicht hinterher darf, kann ich mir vorstellen, dass es schon eine Art Übersprungshandlung darstellen kann. Glaube aber nicht, dass es Frust ist, da es ja auch kein bösartiges Schnappen zu sein scheint sondern eher eine Überdrehtheit. Denke ich.
    Jedoch ist es ja auch so, dass ich ganz normale Tricks mit ihr übe, also Sitz, Platz, Pfote usw. Da macht sie auch ganz normal mit und sobald das vorbei ist, fängt dieses durchgedrehte, spielerische Beißen mit Anspringen an.


    Am Anfang war es insoefern Horror, dass sie gar nichts kannte. Die Züchterin hatte die Welpen wohl in einer Scheune aufgezogen, was wir leider erst im Nachhinein erfahren haben und insofern kannte sie gar keine Alltagssituationen/Alltagsgeräusche, was darin resultierte, dass sie gefühlt 24/7 in diesem hellen Welpenbellen alles angebellt hat. War natürlich nicht so einfach aber ich denke, wir haben das alles ganz ok hinbekommen und würde auch behaupten, dass wir, abgesehen von dieses Situationen, ein ganz gutes Team sind.

  • Hatte gerade ein Deja vu :woozy_face: . Du hast gerade 1:1 Lucifer beschrieben. Der war als Welpe schon ein Raptor und das hat sich so etwa hingezogen bis er so 1,5 Jahre alt war. Mit ignorieren, ablenken, oder was auch immer waren bei ihm keine Punkte zu machen. Mehrere Trainer waren da recht erstaunt über dieses Benehmen, weil ist doch ein Collie? Ist doch total untypisch für diese Rasse? Ja ist es wohl. Dennoch wars halt da.

    Einerseits half lange sein Welpenauslauf, er kam halt da rein, wenn er überdreht ist. Und dann half auch ein klarer Abbruch.

    Ob es bei deiner auch so ist weiß ich natürlich nicht. Aber Lucifer testet halt. Und stößt sich immer wieder an Grenzen und hinterfragt. War von Anfang an so, kommt auch immernoch vor. Reagiert er auf das "Schluss" als Abbruchwort nicht, packe ich ihn im Kragen (dann kann er auch nicht beissen) und halte ihn so lange fest, wie es halt braucht. Nur halten. Kein runterdrücken, oder sowas. Ich merke, dass er bereit ist aufzuhören, wenn die Spannung aus ihm raus geht.

    Das kann bei euch natürlich völlig andere Gründe haben als bei uns, ich kenne euch ja nicht.

    Aber als kleiner Trost, obwohl Lucifer morgen 2 Jahre alt wird und schon noch gelegentlich testet, ist er ein toller Hund geworden und endlos verschmust. Er findet es wahnsinnig schade, dass er so ein Riese geworden ist und nicht mehr auf meinen Schoss passt.

  • Manche Hunde sind auch einfach sehr maulbetont. Ich habe auch so einen, der als Welpe gern und viel maulbetont gespielt hat.

    Wie physioclaudi schon sagt, solange der Abbruch sitzt, nehme ich das nicht so ernst. Ist eben bei meinem Hund auch eine Art zu spielen. Gerade auch, wenn er noch nicht so 100% ausgelastet ist, am Ende eines Spaziergangs, versucht er auf die Art mich noch mal zum letzten Toben zu animieren. Springt hoch und zupft an meinem Ärmel.

    Wenn er früher beim Spielen zu doll wurde, habe ich auch mal seine Schnauze umfasst einfach kurz festgehalten.

    Bei euch klingt es für mich wirklich wie eine Art Übersprungshandlung. Das gibt sich aber im Alter. Sie sind halt jung und voller Energie.

  • Also da habt ihr mich schon etwas beruhigt, danke Massai und @physioclaudi und gut zu hören, dass es nicht nur mir so geht. Auch wenn das Verhalten momentan extrem ausartet und auch untypisch für die Rasse ist :D werde ich mal physioclaudi´s tips anwenden und hoffen, dass Ciri dass dann langsam kapiert und es hoffentlich irgendwann besser wird!

    Danke euch!

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