Tierschutzgesetz vs. Vibrissen kürzen
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Auch wenn das sicher schon ein paar Mal geschrieben würde, mag ich gern nochmal darauf eingehen :
Ich denke den meisten hier geht's wirklich nicht darum den Sinn der Vibrissen abzusprechen oder drauf zu bestehen dass man sie komplett kurz rasieren kann.
Die Diskussion dreht sich sehr sehr oft immer wieder nur um den Pudel, dabei ist es ja nicht DAS Problem.
DAS Problem steht eigentlich im Bezug zum "teilweise amputieren".
Bei meiner Rasse wachsen die Vibrissen bis über die Nase und bis runter zur Brust, bzw sehr sehr lange. Sowohl Bart als auch Augenbrauen wachsen sehr lange. Das heißt um die Vibrissen nicht "teilweise zu amputieren" müsste man diese Hunde verwahrlosen lassen. Selbst wenn ich ein bis zweimal jährlich unten den Bart nach schneide, oder alle paar Monate die Brauen vor kämme um sie vor der Nase einzukürzen, "amputiere" ich.
Wenn ich die Augen frei schneide, "amputiere" ich.
Wenn ich den Bereich um die Ohren frei Schere, damit die Ohren Luft bekommen, "amputiere" ich.
Und selbst wenn ich bürste, "amputiere" ich weil vereinzelt einfach doch mal Vibrissen von selbst ausfallen ( oder brechen).
Wenn ich wieder in meinem alten Job arbeiten würde, würde ich mich tagtäglich mehrfach strafbar machen.
Weil ich Hunden die Augen frei schneide, die Regionen um die Ohren frei schere, den Bart stutze, entfilze, bürste,....
MIR geht es einfach darum dass sich die Hunde in ihrem Körper und mit ihrem Fell wohl fühlen können. Darum, dass ich das Haar so kürzen darf ohne dass sich Ohren oder Augen entzünden. Ohne, dass das Gesichtshaar ins Unermessliche wächst und der Hund schlicht verwahrlost.
Ohne, dass ich dem Hund eine Frisur zumuten muss mit der er sich nicht wohl fühlt ( ich würde bspw niemals einem Hund einen langen Bart wachsen lassen wenn dieser richtig Stress mit der Pflege hat).
Wenn man die Schnauze vom Pudel nicht mehr kahl scheren darf?
Wenn man dem Afghanen einen unedlen Ziegenbart stehen lassen muss?
Geschenkt...
Ich denke damit kann man leben.
Aber es braucht eben einen Toleranzbereich.
Einen Toleranzbereich der erlaubt dass Groomer ihrem Job nachgehen können.
Einen Toleranzbereich der erlaubt dass sich auch ein Pudel der sich mit Bart nicht wohl fühlt, eine Länge haben darf mit der er sich wohl fühlt.
Einen Bereich der es toleriert, dass auch bei bester Vorsicht mal eine oder mehrere Vibrissen doch mal gekürzt werden weil es trotz größter Vorsicht einfach passieren kann.
Geht es nach mir, liegt es absolut nicht in meinem Interesse den Hund in irgendeiner Form zu beeinträchtigen.
Auch wenn ich bei meinen Hunden nicht sehen kann dass sie die Vibrissen benutzen und ich mir nicht vorstellen kann wie das gehen soll, bedeutet das noch lange nicht dass ich behaupten würde dass sich da wirklich rein garnix mehr tut.
Aber man kann Vibrissen beim Hund einfach nicht mit anderen Organen gleich setzen.
Sie sind gekräuselt, verkürzt, verschwinden in dickem Plüsch, sind verkrümmt, brechen ab, sind zu dünn, zu kurz, zu lang,...
Bei einem KH Hund, ja, da ist es keine Frage. Dort gibt es allerdings auch keinen einzigen sinnigen Grund um mit einer Schere/Maschine im Gesicht herum zu hantieren ( außer gesundheitliche, wie bspw Verletzungen im Gesicht, das liegt dann jedoch in der Verantwortung eines TA...).
Warum die Geschichte mit den Allergiker geeigneten Hunden aufkam?
Auch wenn Allergien vielfältig und individuell sind, gibt es einfach Tendenzen.
Ich kenne Allergiker die von Rottweiler auf Pudel gekommen sind..
Allergiker die Schnauzer oder RH Dackel. Haben weil sie bspw keine Pinscher oder Schäferhunde vertragen...
Und schlussendlich entstand meines Wissens nach der Labradoodle bspw durch die Idee einen Allergiker geeigneten Assistenzhund zu erschaffen ( auch wenns schief ging).
Es ist EIN Aspekt. Nicht DER Aspekt, aber eben EIN Grund für Hunde mit RH, Locken, nicht haarendem LH ohne Unterwolle...
Im Gegenzug hatten viele Fell Arten ja einen ganz anderen Sinn...
Rauhaar bspw isoliert gut, ist funktional, und bietet teilweise auch besseren Schutz.
Nicht umsonst sind uA viele Jagdhunderassen und Terrier rauhaarig. Das hatte einen Grund, und der Bart ist bei den meisten erstmal nur nebensächlich gewesen.
Auch dass besonders viele Lockenträger einst zur Arbeit im Wasser gedacht waren, ist kein Zufall. Locken wirken erstmal Wasser abweisend. Auch hier ist der Bart erstmal Beiwerk.
Warum ist es dann verwerflich wenn Begleithunderassen aus der FCI 9 kaum haaren sollten? Per se ist das ja erstmal keine Beeinträchtigung.
Problematisch wurde es, als man anfing auf Extreme zu selektieren. Hier ist meine Rasse ja ein gutes Beispiel - extrem viel Bart, Braue, Plüsch an anderen Stellen.
Aber ansonsten? Sind es vollkommen funktionale Hunde.
Ich denke hier ist es auch nachvollziehbar den Trend zum Extrem kritisch zu sehen ( tu ich selber übrigens auch).
Aber, dann schauen wir uns bspw Rauhaarige Schäferhunde an.
Laekanois, Ruwhaar Herder.
Eigentlich könnte man ja meinen das ist ja mal verhältnismäßig moderate Gesichtsbehaarung, da muss man nix schneiden, nix ist übertypisiert, sollte eigentlich klar gehen...
Und trotzdem ist das ja anscheinend nicht so. Irgendwann schrieb man auch bzgl dieser Hunde dass ein kürzen nötig ist ( je nach Individuum).
Sprich : Da gibt es schonmal Hunde mit entsprechenden Fell, das nicht aus modischen Gründen entstanden ist, moderat ist, funktional ist, und dann ist man selbst damit gearscht. Einfach nur, weil man verhindert dass Haare in die Augen wachsen....
Dreht sich zwar im Kreis, aber genau das ist doch das Kernproblem :
Nicht das entfernen eine Sinnesorgans.
Nicht ob es eine Amputation darstellt.
Nicht ob man ausrasieren darf.
Nicht ob die Hunde übertypisiert sind und man sie deshalb nicht mehr züchten sollte.
Sondern dass man wenn man einen solchen Hund hat, in einer Zwickmühle steckt, in der man nur alles falsch machen kann. Einfach, weil man seinen Hund pflegt und nicht will dass er verwahrlost.
Deshalb verstehe ich auch bspw den Sinn hinter der "Pudel mit kurzem Gesicht Züchten" Diskussion nicht.
Es gibt dann immernoch erheblich mehr Mischlinge mit denen man genauso dumm da steht...
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Gut, dann seh ich die Qual und die Behinderung nicht. Meine Hunde sind auf den Kopf gestellt, auf alles mögliche weit über die normalen Vorgaben hinaus untersucht, meine Hündin hat selbstständig zwei Würfe zur Welt gebracht und aufgezogen, die Pudel laufen am Rad, gehen Wandern, machen Fährtensuchen. Die Nachzuchten machen Mantrailing, Agi, laufen am Pferd mit, einer sogar Schutzdienst... Der Uropa meines Rüden und meiner Welpen ist aktuell zB 17, die Oma ist gerade mit knapp 14 Jahren als ältester Hund der Ausstellung gelaufen und lief leichter und flotter als so manche Großrasse mit 5... Ich bin wirklich überzeugt davon, dass die Rasse genauso wie zB Bedlington insgesamt fit und gesund ist und erhaltenswert ist und aus den verschiedensten Gründen gezüchtet werden sollte, sonst hätte ich weder Welpen in die Welt gesetzt noch würden den Kleenen als Deckrüde zur Verfügung stellen wollen.
Gerade ich hab hier einen Hund auch sitzen, der eigentlich viel fitter sein dürfte für sein Alter und der bald mehr Pülverchen zu fressen bekommt als Fleisch und den ich im Buggy durch die Gegend fahre, weil er nun mit 12 definitiv nicht mehr die normalen Strecken schafft. Und nichts davon liegt an den Vibrissen, ob nun 2mm oder 2cm lang. Weil ich auch so objektiv wie möglich betrachtet keinen Unterschied in der Sinneswahrnehmung oder im Sozialverhalten feststellen kann.
Die aktuellen Verbote sind nicht umsetzbar (irgendwann muss man kürzen, dabei erwischt man auch illegalerweise ab und zu eine Vibrisse) und für mich nicht zu Ende gedacht (Maulkorb wäre dann eine schwere Tierquälerei), ganz viele Fragen stehen offen, wie auch selbst im Gutachten steht. Über den Rest der Vibrissen zB über den Augen usw wird ja auch kein Piep verloren, die sind dann wohl egal.
Ich handhabe es weiterhin so, dass ich terminlich gucke, wann es lang stehen gelassen werden muss. Auf Veranstaltungen des VDH und Ökv ist ein 8-Wochen-Bart völlig akzeptiert, im Sport großteils noch gar nicht angekommen. Da wächst nichts bis ins Unendliche. Also ist die Regel da eh fürn Poppes und wird nicht umgesetzt. Wenn gleich zwei Veterinäre da nichts an meinem Hund zu beanstanden haben, habe ich ja die Genehmigung und Bestätigung schwarz auf weiß
Auf je mehr Veranstaltungen ich da gehe, desto mehr wird mir doch bestätigt, dass es so in Ordnung ist. Die nächste in Kassel ist super streng mit Gesundheitszeugnissen für jeden gemeldeten Hund plus Spezialuntersuchungen für bestimmte Rassen plus "lassen Sie ein kleines Bärtchen stehen" (Oton Ausstellungsleitung).
So und damit bin ich raus aus diesem Thema, denn es dreht sich im Kreis. Meine von mir gequälten teilamputierten Hunde wollen eine Runde am Rad laufen, hoffen wir mal, dass sie nicht gegen den nächsten Baum rennen oder dass der 3cm lange Bart sie davor beschützt und sie genug Bremsweg haben. Und dass der Schäferhundmix nicht wieder in uns reinballert, das kommunizieren die Pudel hoffentlich ganz deutlich mit ihren missmutig gekräuselten Vibrissen und er sieht das dann auch aus 20m Entfernung
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Aber trotzdem ist das eine etwas komische Argumentation.
Man kann ja auch nicht sagen "ja, wir züchten Frenchies, weil es MUSS ja Hunde für Menschen geben, die keine Lust auf Gassi haben. Lauffaule Hunde passen einfach gut in unsere Gesellschaft!" - ergo ist die Zucht schon so in Ordnung.Da sehe ich aber nun einen gewaltigen Unterschied: Bei den Brachys geht es darum, dass die Menschen einen möglichst großen Gewinn aus der Veränderung ziehen und die Hunde darunter massiv leiden. Bei den Rassen mit Haar ist es dagegen oft genug so, dass die Hunde darunter eben nicht leiden und umgekehrt den Vorteil haben, sehr viel mit dabei sein zu können. Das in einen Topf zu werfen finde ich nun wiederum eine etwas komische Argumentation.
Ganz persönlich gesprochen: Ich bin nun kein Allergiker, also kein Eigennutz von dieser Seite her, und ich möchte auch behaupten, dass meine Hunde alle ein ganz nettes Leben hatten. Allerdings steht und fällt das alles mit der Voraussetzung, dass sie eben keine Haare überall verteilen durften bzw. dürfen. So waren sie und ist jetzt mein Krümel jeden Tag auf der Arbeit mit dabei, er hat seinen Rückzugsbereich im gleichen Zimmer, kann die Kinder beobachten oder in seiner Box schlafen, kassiert seine Kekse. In meiner Mittagspause gehen wir hier spazieren, und die Zeiten, in denen er mal allein bleiben muss, betragen weniger als fünf Stunden die Woche. Einkäufe mitgezählt. (Gerade jetzt, wo ich das hier in meiner Pause schreibe, liegt er direkt neben mir in der Sonne und ist, so weit ich das beurteilen kann, ringsum zufrieden mit sich und der Welt.) Hätte ich nun einen Hund mit "normalem" Fell, wäre das keine Option. In den Bereichen, in denen Kinderangebote stattfinden, dürfen keine Hundehaare rumfliegen. So ein Hund müsste also daheim bleiben, viele Stunden am Tag alleine. Wäre das echt ein Gewinn?
Und noch ein Aspekt dazu: Ebenfalls Auswirkungen hätte das dann auch auf die vielen Kinder hier auf meiner Arbeit. Die dann eben nicht mehr den direkten Umgang mit dem Lebewesen Hund haben könnten. Eine Anekdote dazu pack ich jetzt mal in den Spoiler, weil zwar zum Thema Qualzucht, aber nicht zu Vibrissen...
Die ca. 2jährigen Kinder aus meiner Vormittagsgruppe kennen Sandor ja nun schon immer. Nach ihrem eigenen Frühstück dürfen sie ihm jeweils zwei Clickerkekse in seinen abgetrennten Bereich geben, das ist immer ein Highlight für Kinder wie Hund: Sandor kommt schon wedelnd an, sie werfen die Kekse hinter die Kinder-Falttür, und Sandor sucht sie und futtert. Nun hatten wir letztens beim Beobachten aus dem Fenster draußen eine französische Bulldogge gesehen, Mensch dazu blieb auch noch stehen um sich zu unterhalten, die Kinder hatten also reichlich Zeit, sich das anzuzschauen. Ihr erster Kommentar, "große Ohren". Klar, das ist auffällig. Spannend war, was ihnen als nächstes aufgefallen ist:
"Kein Schwanz. Kann nicht wedeln."
Dann drehte der Hund sich um, und den Kleinen fiel endgültig alles aus dem Gesicht: "Kein Mund! Keine Nase!"
Man sah es förmlich rattern in den kleinen Köpfen, dann guckte mich eines der Kinder völlig entsetzt an: "Der kann keine Leckerlies essen!!!"
Tja, und auch für so etwas ist der Krümel mit seinem Haar statt Fell gut: Schon die Kleinen machen sich ein Bild, was ok ist, und erkennen ganz von selbst, dass mit einer französischen Bulldogge etwas ganz massiv nicht stimmt, und dass das dem Hund schadet. Mit noch nicht mal drei Jahren.
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Ich besorge mir jetzt einen Puwo - den sowieso niemand erkennt.
Ist es eigentlich bewiesen , dass Pudel mit verkrüppelten Sinnesorgan gezüchtet werden und wird sich das beim Wopu durchsetzten?
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Voila
https://openjur.de/u/969849.html
Im Endeffekt ist es aber das Gleiche, wenn du ohne Tasthaare geboren wirst, oder sie dir jemand abschneidet - am Ende fehlen sie und können ihre Funktion nicht erfüllen.
Dann müsste auch kupierte Rute und angeboren verkürzte Rute das gleiche sein bzw gleich behandelt werden, oder?
Jein.
In Erfurt (hoffe ich verwechsel es jetzt nicht), wurden z.B. Corgis von der Veranstaltung ausgeschlossen, weil die Rute nicht lang genug war.
Gut, dann seh ich die Qual und die Behinderung nicht. Meine Hunde sind auf den Kopf gestellt, auf alles mögliche weit über die normalen Vorgaben hinaus untersucht, meine Hündin hat selbstständig zwei Würfe zur Welt gebracht und aufgezogen, die Pudel laufen am Rad, gehen Wandern, machen Fährtensuchen. Die Nachzuchten machen Mantrailing, Agi, laufen am Pferd mit, einer sogar Schutzdienst... Der Uropa meines Rüden und meiner Welpen ist aktuell zB 17, die Oma ist gerade mit knapp 14 Jahren als ältester Hund der Ausstellung gelaufen und lief leichter und flotter als so manche Großrasse mit 5... Ich bin wirklich überzeugt davon, dass die Rasse genauso wie zB Bedlington insgesamt fit und gesund ist und erhaltenswert ist und aus den verschiedensten Gründen gezüchtet werden sollte, sonst hätte ich weder Welpen in die Welt gesetzt noch würden den Kleenen als Deckrüde zur Verfügung stellen wollen.
Gerade ich hab hier einen Hund auch sitzen, der eigentlich viel fitter sein dürfte für sein Alter und der bald mehr Pülverchen zu fressen bekommt als Fleisch und den ich im Buggy durch die Gegend fahre, weil er nun mit 12 definitiv nicht mehr die normalen Strecken schafft. Und nichts davon liegt an den Vibrissen, ob nun 2mm oder 2cm lang. Weil ich auch so objektiv wie möglich betrachtet keinen Unterschied in der Sinneswahrnehmung oder im Sozialverhalten feststellen kann.
Die aktuellen Verbote sind nicht umsetzbar (irgendwann muss man kürzen, dabei erwischt man auch illegalerweise ab und zu eine Vibrisse) und für mich nicht zu Ende gedacht (Maulkorb wäre dann eine schwere Tierquälerei), ganz viele Fragen stehen offen, wie auch selbst im Gutachten steht. Über den Rest der Vibrissen zB über den Augen usw wird ja auch kein Piep verloren, die sind dann wohl egal.
Ich handhabe es weiterhin so, dass ich terminlich gucke, wann es lang stehen gelassen werden muss. Auf Veranstaltungen des VDH und Ökv ist ein 8-Wochen-Bart völlig akzeptiert, im Sport großteils noch gar nicht angekommen. Da wächst nichts bis ins Unendliche. Also ist die Regel da eh fürn Poppes und wird nicht umgesetzt. Wenn gleich zwei Veterinäre da nichts an meinem Hund zu beanstanden haben, habe ich ja die Genehmigung und Bestätigung schwarz auf weiß
Auf je mehr Veranstaltungen ich da gehe, desto mehr wird mir doch bestätigt, dass es so in Ordnung ist. Die nächste in Kassel ist super streng mit Gesundheitszeugnissen für jeden gemeldeten Hund plus Spezialuntersuchungen für bestimmte Rassen plus "lassen Sie ein kleines Bärtchen stehen" (Oton Ausstellungsleitung).
So und damit bin ich raus aus diesem Thema, denn es dreht sich im Kreis. Meine von mir gequälten teilamputierten Hunde wollen eine Runde am Rad laufen, hoffen wir mal, dass sie nicht gegen den nächsten Baum rennen oder dass der 3cm lange Bart sie davor beschützt und sie genug Bremsweg haben. Und dass der Schäferhundmix nicht wieder in uns reinballert, das kommunizieren die Pudel hoffentlich ganz deutlich mit ihren missmutig gekräuselten Vibrissen und er sieht das dann auch aus 20m Entfernung
Ich kann deinen Unmut total verstehen und ja, es ist eben nicht zuende gedacht.
Da sehe ich eben auch das größte Problem bei der Umsetzung.
Und genau da, muss man doch sagen, ist es gut, wenn auch die Amtsveterinäre eben nicht mit dem Millimetermaß ankommen, sondern eben mit gesundem Menschenverstand drauf gucken und einen kleinen Bart akzeptieren.
Auch die sind eben am Ende nur Menschen und ja nicht alle total engstirnig.
Dennoch braucht man irgendwie eine "rechtliche Sicherheit" - ganz besonders für die Hundegroomer!
Aber trotzdem ist das eine etwas komische Argumentation.
Man kann ja auch nicht sagen "ja, wir züchten Frenchies, weil es MUSS ja Hunde für Menschen geben, die keine Lust auf Gassi haben. Lauffaule Hunde passen einfach gut in unsere Gesellschaft!" - ergo ist die Zucht schon so in Ordnung.Da sehe ich aber nun einen gewaltigen Unterschied: Bei den Brachys geht es darum, dass die Menschen einen möglichst großen Gewinn aus der Veränderung ziehen und die Hunde darunter massiv leiden. Bei den Rassen mit Haar ist es dagegen oft genug so, dass die Hunde darunter eben nicht leiden und umgekehrt den Vorteil haben, sehr viel mit dabei sein zu können. Das in einen Topf zu werfen finde ich nun wiederum eine etwas komische Argumentation.
Ganz persönlich gesprochen: Ich bin nun kein Allergiker, also kein Eigennutz von dieser Seite her, und ich möchte auch behaupten, dass meine Hunde alle ein ganz nettes Leben hatten. Allerdings steht und fällt das alles mit der Voraussetzung, dass sie eben keine Haare überall verteilen durften bzw. dürfen. So waren sie und ist jetzt mein Krümel jeden Tag auf der Arbeit mit dabei, er hat seinen Rückzugsbereich im gleichen Zimmer, kann die Kinder beobachten oder in seiner Box schlafen, kassiert seine Kekse. In meiner Mittagspause gehen wir hier spazieren, und die Zeiten, in denen er mal allein bleiben muss, betragen weniger als fünf Stunden die Woche. Einkäufe mitgezählt. (Gerade jetzt, wo ich das hier in meiner Pause schreibe, liegt er direkt neben mir in der Sonne und ist, so weit ich das beurteilen kann, ringsum zufrieden mit sich und der Welt.) Hätte ich nun einen Hund mit "normalem" Fell, wäre das keine Option. In den Bereichen, in denen Kinderangebote stattfinden, dürfen keine Hundehaare rumfliegen. So ein Hund müsste also daheim bleiben, viele Stunden am Tag alleine. Wäre das echt ein Gewinn?
Und noch ein Aspekt dazu: Ebenfalls Auswirkungen hätte das dann auch auf die vielen Kinder hier auf meiner Arbeit. Die dann eben nicht mehr den direkten Umgang mit dem Lebewesen Hund haben könnten. Eine Anekdote dazu pack ich jetzt mal in den Spoiler, weil zwar zum Thema Qualzucht, aber nicht zu Vibrissen...
Die ca. 2jährigen Kinder aus meiner Vormittagsgruppe kennen Sandor ja nun schon immer. Nach ihrem eigenen Frühstück dürfen sie ihm jeweils zwei Clickerkekse in seinen abgetrennten Bereich geben, das ist immer ein Highlight für Kinder wie Hund: Sandor kommt schon wedelnd an, sie werfen die Kekse hinter die Kinder-Falttür, und Sandor sucht sie und futtert. Nun hatten wir letztens beim Beobachten aus dem Fenster draußen eine französische Bulldogge gesehen, Mensch dazu blieb auch noch stehen um sich zu unterhalten, die Kinder hatten also reichlich Zeit, sich das anzuzschauen. Ihr erster Kommentar, "große Ohren". Klar, das ist auffällig. Spannend war, was ihnen als nächstes aufgefallen ist:
"Kein Schwanz. Kann nicht wedeln."
Dann drehte der Hund sich um, und den Kleinen fiel endgültig alles aus dem Gesicht: "Kein Mund! Keine Nase!"
Man sah es förmlich rattern in den kleinen Köpfen, dann guckte mich eines der Kinder völlig entsetzt an: "Der kann keine Leckerlies essen!!!"
Tja, und auch für so etwas ist der Krümel mit seinem Haar statt Fell gut: Schon die Kleinen machen sich ein Bild, was ok ist, und erkennen ganz von selbst, dass mit einer französischen Bulldogge etwas ganz massiv nicht stimmt, und dass das dem Hund schadet. Mit noch nicht mal drei Jahren.
Ich glaub, du hast einfach nicht verstanden, wie es gemeint war.
Es ging ganz generell um das Gedankenkonstrukt, ob ein "Benefit für die Gesellschaft", die man auf Kosten der Anatomie eines Hundes austrägt, als Rechtfertigung ausreicht. Dass verkümmerte Vibrissen den Hund nicht beeinträchtigen oder ihm nicht schaden, ist deine persönliche Interpretation.
Wird mir aber gerade auch etwas zu anstrengend, das immer wieder zu erklären.
Auch komisch ist ja wohl die Argumentation, dass Hunde mit richtigem Fell weniger in der Gesellschaft akzeptiert werden. Ich hatte noch nie Probleme mit meinen Shelties irgendwo in ein Hotelzimmer zu kommen (entweder ein Hotel erlaubt Hunde, oder eben nicht. Noch NIE habe ich irgendwo gelesen "wir nehmen nur Hunde, die nicht hundeln").
Und ich kenne einige Shelties, die als Therapiehunde oder Schulhunde arbeiten. Als wäre dieses Feld nur Hunden vorbehalten, die "nicht hundeln" und "hypoallergen" sind.
Totaler Blödsinn. Darf ein Labbi oder Goldi (die hundeln ja extrem) deswegen etwa nicht mehr als Blindenhund arbeiten?
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Totaler Blödsinn.
Danke für diese fachkundige Einschätzung. Ich werde mal versuchen, das meinem Arbeitgeber so weiterzureichen und zu erklären, dass es hier im Kleinkindbereich ja wohl keinen Unterschied machen würde, ob mein Hund nun überall Fell rumfliegen lässt oder nicht. Sollen die Eltern sich mal nicht so anstellen... Und damit bin ich hier dann raus.
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Totaler Blödsinn.
Danke für diese fachkundige Einschätzung. Ich werde mal versuchen, das meinem Arbeitgeber so weiterzureichen und zu erklären, dass es hier im Kleinkindbereich ja wohl keinen Unterschied machen würde, ob mein Hund nun überall Fell rumfliegen lässt oder nicht. Sollen die Eltern sich mal nicht so anstellen... Und damit bin ich hier dann raus.
Ganz ehrlich, ich verstehe dein Problem grad nicht.
Ist doch schön, dass du einen Hund hast, den du mitnehmen kannst.
Dagegen hat überhaupt niemand etwas gesagt. Wobei das Fellargument schon etwas strange ist, dein Hund pupst wahrscheinlich nicht, trägt auch sonst keinen Dreck rein und hat vermutlich eine aseptische Hautoberfläche?!
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Gut, das würde ich nicht als medizinischen, sondern als pflegerischen Grund betrachten. Ein medizinischer Grund wäre bspw. die Entfernung zur Versorgung einer Wunde, eines Geschwürs etc.
Wenn fehlende Pflege sonst gesundheitliche Risiken birgt (weil Haare zB in die Augen wachsen und damit Schmerzen verursachen oder Entzündungen wahrscheinlicher machen) ist das für mich ein medizinischer Grund.
Vielleicht sind meine Kommentare auch falsch rübergekommen bisher. Ich will den Haltern überhaupt keine Vorwürfe machen, ich bin auch nicht für ein Zuchtverbot oä. Ich verstehe total, dass die abrupte Umsetzung gerade Käse ist, weil "einfach wachsen lassen" für einige Hunde keine realistische Option ist. Darum ging es mir überhaupt nicht und ich würde auch niemandem hier unterstellen, sich nicht genug Gedanken um den eigenen Hund zu machen!
Ich knabbere einfach rein an der Stelle der Argumentation, wo gesagt wird, dass man erstmal beweisen müsse, dass die Vibrissen eine Funktion haben, bevor das überhaupt zum Thema gemacht werden sollte. Ich finde es sehr viel logischer, einen Eingriff in die Sinneswahrnehmung erstmal kritisch zu betrachten, so lange nicht bewiesen ist, dass es unproblematisch ist.
Trotzdem würde ich jetzt keine Hau-Ruck Lösungen fordern und ich glaube, in der konkreten Umsetzung können wir sogar relativ gut übereinkommen: Es sollten wissenschaftliche Studien her, damit man eben nicht spekulieren muss, sondern klare Aussagen hat. Und dann sollte man sich eben an diese Studien halten. Meine Hoffnung wäre, dass dabei herauskommt, dass ein Kürzen oder Abschneiden der Vibrissen unproblematisch ist. Wenn das Ergebnis wäre, dass es problematisch ist, muss man dann mit der Info neu diskutieren. Diese Studien sollten möglichst schnell umgesetzt werden. So lange sie aber noch nicht existieren sollten Halter und Groomer nicht direkt verurteilt werden, sondern es sollte weiterhin möglich und erlaubt sein, Hunde so zu pflegen, wie sie es brauchen.
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Ja. Nur genau das gibt die aktuelle Auslegung halt streng genommen nicht her. Ich empfinde das auch von Dir nicht als Vorwurf. Oder als Aufforderung zum Zuchtverbot oder Sonstigem.
Es ist halt unbefriedigend, dass eine Auslegung zur Basis öffentlicher Entscheidungen gemacht wird, die im Alltag aber nicht 1 zu 1 umgesetzt werden kann. Ich glaube weder, dass ich als „einfacher Halter“ binnen kurzer Zeit mit Strafverfolgung oder Ähnlichem rechnen muss. Für Groomer und Züchter ist es deutlich unkomfortabler, aber auch da könnte sich was einpendeln.
Nur sehe ich dann die Gefahr, dass sich das als „Status Quo“ einpendelt. Das Alibibärtchen stehen gelassen wird, es bei Groomern und Züchtern ein paar formale Anpassungen geben wird und ansonsten jeder für sich entscheidet. Und es ganz selten ab und an wen trifft, der dann als Bauernopfer herhalten muss, der Rest sich dann für kurze Zeit wieder mehr unterm Radar hält und dann wieder alles weiter läuft wie gehabt.
Genau das gibts im Tierschutz ganz verbreitet (bei kommerzieller Tierhaltung nochmal deutlich ausgeprägter als bei Privater), und genau dieser Schlendrian hat ja den Druck für die aktuellen Verschärfungen gegeben. Die jetzt im Hauruckverfahren Änderungen nach sich ziehen, deren Sinnhaftigkeit (zumindest zum Teil noch) in Frage steht. Obwohl die eigentlich viel schärfere gesetzliche Basis schon uralt ist. Weils einen Status Quo gab, der sich eingebürgert hatte. Weil das Gesetz seinerzeit so unkonkret und wenig greifbar war, dass es im Alltag nicht wirklich umgesetzt werden konnte …. Das Rad fängt an, sich neu zu drehen. Mit der Riesengefahr, dass es am Ende bei den genannten Bauernopfern bleibt, die ggf. nicht mal das wirkliche Problem sind - und sich am Status Quo nicht wirklich was ändert und der Schlendrian weitergeht. Und die Studien angesichts „dringenderer Themen“ out of scope bleiben.
Und aktuell wäre ich sogar Teil davon. Wie gesagt: Für meinen Hund nehme ich das in Kauf, aber es ärgert mich. Kolossal.
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In Erfurt (hoffe ich verwechsel es jetzt nicht), wurden z.B. Corgis von der Veranstaltung ausgeschlossen, weil die Rute nicht lang genug war.
Da sollte man aber auch dazu sagen, dass die Rasse Boston Terrier am Samstag ausgestellt werden durften und am Sonntag plötzlich nicht mehr, weil Qualzucht wegen zu kurzer Ruten. Teilweise die gleichen Hunde und die exakt gleichen Amtsveterinäre, die an beiden Tagen kontrolliert haben.
Vieles, was gerade läuft, ist absoluter Schwachsinn und zumindest bei mir im Sport achtet da noch keiner drauf ob Vibrissen dran sind oder nicht.
Den Tag ist ein raspelkurz geschorener Doodle gestartet, wobei die Pudelhalter mittlerweile dazu übergegangen sind Bärtchen stehen zu lassen oder wirklich einzelne Vibrissen stehen lassen.
Von anderen Rassen, die es theoretisch auch betreffen müsste, wussten die Leute nicht mal, dass sie auch gemeint sind mit den neuen Regeln.
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