Tierschutzgesetz vs. Vibrissen kürzen

  • Sich im Rahmen einer Studie hinzustellen und Ergebnisse anderer Tierarten auf den Hund zu übertragen, weil: „Die Natur (oder wahlweise der Herrgott?!?) wird sich schon was dabei gedacht haben, sie zu erschaffen“, ist nicht minder Blödsinn

    Mhm nein, das ist zoologisch betrachtet ganz und gar kein Blödsinn. Wenn alle nahe verwandten Arten (auch die Stammart des Hundes, der Wolf) ein Sinnesorgan haben und es zu einem bestimmten Zweck nutzen und die Art Haushund hat dieses Sinnesorgan auch, es sitzt an der selben Stelle und sieht genau so aus, dann ist es die einzig vernünftige Annahme, dass es den selben Zweck erfüllt. Das Gegenteil wäre sehr unwahrscheinlich und müsste erst durch Studien bewiesen werden, ehe man es annimmt. Nicht andersrum!

    Aber das ist doch gerade das Problem: Zumindest bei meiner Pudeline - sorry, sie ist mangels aussagekräftiger wissenschaftlicher Quellen die einzige Referenz, die ich anführend kann, das macht mir selbst keinen Spaß - sehen sie nicht so aus. Und sind nicht so platziert ( nämlich freistehend), dass sie ihren Job erfüllen könnten.


    Ich hab hier irgendwo ganz viele Fotos platziert im Vergleich zu Lilly (die ihre Vibrissen tatsächlich sehr umfassend nutzt, als Erster meiner Hunde).


    Der Hund ist in einen hohen Grad domestiziert und gezielt verändert, das betrifft auch Sinnesorgane. Die Frage ist: Wird diese Veränderung zur Qual?


    Annahme“ ist hier das Stichwort. Aufgabe der Studie hätte es sein sollen, diese Annahme für einen wichtigen Zweck zu beleuchten. Eben damit man bei gravierenden Entscheidungen nicht auf Annahmen, seien sie nun wohlbegründet oder nicht, zurückgreifen muss. Doch genau das ist nicht passiert, es blieb bei Annahmen. Wozu dann eine Studie?


    Edit: Bzw. ein Gutachten, es ist ja keine Studie. Doch hat eine entscheidende Funktion für die Zukunft einer Rasse.

  • Aber trotzdem ist das eine etwas komische Argumentation.


    Man kann ja auch nicht sagen "ja, wir züchten Frenchies, weil es MUSS ja Hunde für Menschen geben, die keine Lust auf Gassi haben. Lauffaule Hunde passen einfach gut in unsere Gesellschaft!" - ergo ist die Zucht schon so in Ordnung.


    Selbstverständlich kann man Pudel und Frenchie nicht vergleichen, aber mir geht es hier einfach nur um die Art der Argumentation.

    Versteh ich jetzt aber nicht, warum die Argumentation komisch ist, denn jede Rasse ist ja aufgrund eines Bedürfnisses entanden und wenn allergikergeeignet ein Rassekennzeichen ist, dann ist das doch erst mal genauso wenig verwerflich wie fuchsjagdgeeignet.


    Interessant allgemein finde ich auch, daß sich alle auf den Pudel einschießen. Das betrifft ja nicht nur Pudelhalter. Sondern alle Plüschbärte. Also rein theoretisch dürfte ich ja Bonnies Bart auch nicht mehr kürzen. Weil irgendwie nun plötzlich vermutet, ohne irgendwelche wirklichen Forschungsergebnisse, daß das kürzen von Vibrissen Tierquälerei ist.

    Plötzlich wird also eine Vielzahl von eigentlich sehr fidelen und auch recht gesunden Rassen in die Qualzuchtecke gedrückt, weil Bart, und es soll (rein theoretisch) eine Vielzahl von Rassen, darunter ja auch sehr aktive und fähige Arbeitshundrassen, dann ja - wenn gesichtskurz gezüchtet - mit vielleicht nicht mehr so gesunden oder fähigen Rassen gekreuzt werden, nur weil VERMUTET wird, daß das kürzen von Vibrissen schädlich ist. Nachweisen kann das niemand.

    Plötzlich ist der Wuschelbart Tierquälerei. Und eine Begleiterscheinung von manchen Rassen, allergikergeeignet zu sein, ein verpöhnter Wunsch. Kann ich jetzt nicht nachvollziehen, gerade in unserer Zeit, wo die Hauptaufgabe des Hundes einfach nur "Begleiter" ist, also eine unter Umständen sehr wichtige Aufgabe, psychisch, für Ältere Menschen, für einsame Menschen, für DFler, die wir alle nicht ohne Hund sein können.

  • Was hat bitte hypoallergen mit Vibrissen entfernen zutun?





    Und nochmal.


    1) Ich habe von Egogetue bei KURZHAARIGEN RASSEN gesprochen, NICHT von Bartrassen oder Schneiderassen. Dass man diese pflegen und schneiden MUSS ist mir absolut klar und selbstverständlich. Und das ist für mich eine rein PERSÖNLICHE Einschätzung, die sich mit der Realität nicht decken muss. Aber ich bleibe dabei, dass ich es einfach völlig unnötig und absolut bescheuert finde, einem "funktionalem Gesicht" seine Vibrissen zu nehmen. Why?!!! Das hat aber jetzt nichts mit Pudeln zutun. Habe ich auch geschrieben.


    2) Die aktuelle Rechtslage ist einfach so, dass Vibrissen als Sinnesorgan einzustufen sind. Sinnesorgane zu entfernen oder zu beschneiden ist verboten. Das ist der Punkt. Und hier ist auch das Gesetz in keinerlei "Bringschuld" oder "Beweisschuld". Hier geht es nicht um einzelne, teilweise sehr fragwürdige Studien. Aber es gibt eben auch nichts, was beweist, dass das Entfernen der Vibrissen wirklich so "lapidar" ist, wie einige es gern darstellen möchten. Nur weil man etwas schon 100 Jahre macht und der Hund noch in der Lage ist über nen Baumstamm zu hüpfen und nicht gegen Wände zu rennen, heißt das doch nicht, dass die Vibrissen daher komplett unnötig sind. Oder doch? Who knows.

    Die Gerichte haben da jedenfalls sehr klar und einheitlich entschieden, dass es eben nicht ok ist. Und das habe ich mir ja nicht ausgedacht und das sage ich auch nicht, weil ich persönlich etwas gegen Pudel oder Bartrassen habe oder irgendwem ans Bein pinkeln will.

    Ich persönlich habe überhaupt nullkomma gar kein Problem mit Pudeln oder anderen Rassen, die gepflegt werden müssen und JA, natürlich kann ich die Empörung verstehen. Das ist doch das Gleiche wie bei Merle.


    Aber es bringt doch nichts, sich immer wieder hinzustellen und zu meckern und zu sagen, dass alle so gemein und doof sind und das "DIE" ja jetzt Pudel verbieten wollen etc. pp. Wer bitte sind denn DIE da?

    Das Gesetz? Die Vetämter?!!!


    Ich denke, hier wurde etwas ins Gesetz geschrieben, was sich in punkto Vibrissen bei Hunden einfach sehr schwer abschließend beurteilen und bewerten lässt. Und jetzt muss man schauen, wie man damit umgeht.



    Was meint ihr, warum der VDH sich da fein rausnimmt?

    Denkt ihr nicht, der wird sich die Lage mit seinen Anwälten und wissenschaftlichen Beirat nicht vernünftig angeguckt haben? Ganz sicher. Vermutlich ist er dann zu dem gleichen Schluss gekommen, nämlich dass die Rechtslage aktuell relativ wenig Spielraum für das Vibrissenthema zulässt.


    Es sind die Vereine und Clubs, die hier tätig werden müssen!

  • Egal, ob gut gepflegt oder nicht, die Schnauze ist beim Iren immer frei. https://www.spaniel-club.ch/in…?page=irish-water-spaniel

    Die scheinen jetzt Vibrissenmäßig aber nicht sonderlich gesegnet zu sein, wenn man übliche kurzhaarige Rassen hier im Thread so sieht im Vergleich. Die Länge und dicke schaffen Scherrassen mit moderatem Bart auch locker.

    Vor dem Gesetz ist eine Vibrisse ein Sinnesorgan - und das ist einfach so.

    Vor dem Gesetz ist keine Luft bekommen eine Qual. Hat das in den letzten 30 Jahren signifikant etwas geändert?

    Ich finde die Diskussion wie sie gerade hier läuft echt nicht schön, da können sich Fronten nur verhärten.
    Ich lese es raus das so getan wird als ginge es nur um Pudel (die sind ja immer gerne der Buhmann) was faktisch einfach nicht stimmt. Als wäre Scherfell ein nettes Accessoire um seinen Spieltrieb auszuleben und einem Hund Frisuren zu schneiden.
    Auch dieses unterschwellige, ja das wollen die Halter dann nicht, weils nicht mehr wie ein Pudel aussieht und sie nicht auf Ausstellungen gehen können. (Kompletter Murks)
    Es wird komplett der Punkt übergangen was mit all den anderen Hunden ist die zufällig oder gewollt kein ausfallendes Fell haben.
    Man soll bitte Interesse an Studien haben die es noch gar nicht gibt. Und ich lese das Interesse sehr raus.

  • Davon ab gibt es nunmal viele Allergiker, die nur mit nicht-haarenden Hunden zurechtkommen. Und denen wächst ja bekanntlich auch das Haar an der Schnute. Ob man will oder nicht, es passt einfach in unsere moderne Gesellschaft: Ein Hund, der nicht haart, der nicht "hundelt" und der sich für Allergiker eignet und deswegen oft mitkommen kann, wo andere alleine schon aufgrund der Hygiene draußen bleiben müssen.

    Bonadea das war der Link


  • Nein.


    Einfach mal ganz kurz die persönliche emotionale Sicht hinten anstellen und nochmal lesen, wie es eigentlich gemeint war.


    Argumentation:

    - lauffaule Hunde sind gut für die Gesellschaft, daher ist es ok, starke Brachycephalie zu fördern

    - hypoallergene Hunde sind gut für die Gesellschaft, daher ist es ok, verkümmerte Vibrissen/das Abscheren von Sinnesorgane zu normaliseren


    Es geht ganz klar nicht um Zucht oder generelle Selektion auf Leistungsmerkmale, die funktionell keinen Nachteil für den Hund bringen.


    Und der Pudel steht hier einfach stellvertretend für einige Schneide- und Bartrassen, weil er nun mal oft komplett im Gesicht geschoren wird und damit natürlich eher im Fokus steht, als Rassen, wo man einen Bart stehen lässt. Aber im Grunde gilt das genauso für die anderen.

  • Was ich wirklich nicht verstehe in Deutschland: Warum geht das so einfach durchzusetzen, Verbote auszusprechen, und es komplett zu verbieten, weil es auch so im TschGesetz steht und warum geht das selbe nicht bei brachycephalen Rassen? Kapier ich nicht. Hat das mit Geld zu tun? Vermutlich. Mit der größeren Lobby? Daß einerseits also massig Tiere gezüchtet werden dürfen, die nachweislich leiden, da passiert exakt null, da werden einfach alle Augen zugemacht und auch im VDH kriegen ja die schlimmsten Mißbildungen die besten Prämien und Pokale und das wird in 50 Jahren immer noch so sein, aber wenn ein Hundefriseur Fotos von ausgeschorenen Hundegesichtern auf der Website hat, dann kann er seinen Laden dicht machen.


    Scheinheiliger und verlogener gehts nicht. Ich weiß, das ist nicht sachlich, aber mich macht das so unendlich wütend, weil es einfach zeigt, daß all das Gerede "ja mei, der VDH kann da nix machen (brachy), ja mei, das ist halt schwierig" einfach auch verlogen ist.

    Was für eine Doppelmoral

  • Bonadea


    Ich habe schon gelesen, dass Du von kurzhaarigen Hunden geschrieben hast. Nur machts halt in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion keinen Unterschied und in der rechtlichen Lage auch nicht. Das Vorurteil des „Egogetues“ schwingt da ganz offen mit. Gegenüber allen. Sei es nun was wie der Diskussionsbeitrag eines öffentlich prominenten Tierarzts wie Herrn Rückert, sei es die Studie selbst, bei der ästhetische Gründe angeführt werden, zu pflegerischen Gründen zwar differenziert wird (wobei die pflegerischen Gründe in dem Gutachten als „medizinische Gründe“ bezeichnet werde. Ein simples schlampig gesetztes Wort - könnte zur Folge haben, dass notwendige Pflege tierärztlich verordnet werden muss), aber das ohne konkrete Ausarbeitung geschweige denn Differenzierung beim Ergebnis bleibt.


    Ich bin durchaus dabei, dass die Vereine tätig werden müssen. Aber halt zentralisiert und genau dafür gibts den Dachverband mit seinem Einfluss. Wenn der ein Handeln schon für aussichtslos hält, was sollen die Vereine dann alleine erreichen können?

  • Was ich wirklich nicht verstehe in Deutschland: Warum geht das so einfach durchzusetzen, Verbote auszusprechen, und es komplett zu verbieten, weil es auch so im TschGesetz steht und warum geht das selbe nicht bei brachycephalen Rassen? Kapier ich nicht

    Es ist einfacher. Kupierte Ohren und Ruten sind sofort zu erkennen. Entfernte Vibrissen lassen sich ebenfalls sehr schnell entdecken.

    Bei den BOAS-Hunde muesste das alles viel genauer definiert werden.


    Wir reden bei der Vibrissensache auch nicht von Qualzucht. Das ist mWn rein mit dem Kupierverbot/dem Verbot bzgl. entfernen von Sinnesorganen begruendet.

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