Tierschutzgesetz vs. Vibrissen kürzen

  • Also ich bin Hundehaarallergiker und reagiere nicht auf meine Pudel und den ebenfalls nicht haarenden Mix. Heißt aber nicht, dass es bei allen Hundehaarallergikern so ist.

  • Aber trotzdem ist das eine etwas komische Argumentation.


    Man kann ja auch nicht sagen "ja, wir züchten Frenchies, weil es MUSS ja Hunde für Menschen geben, die keine Lust auf Gassi haben. Lauffaule Hunde passen einfach gut in unsere Gesellschaft!" - ergo ist die Zucht schon so in Ordnung.


    Selbstverständlich kann man Pudel und Frenchie nicht vergleichen, aber mir geht es hier einfach nur um die Art der Argumentation.

  • Zum Spaniel nochmal:

    Ich konnte es auch nicht glaubne, war mir völlig neu. Aber in meiner Dummy-Gruppe ist ein Cocker Spaniel Hündin (aus jagdlicher Linie, falls das interessiert), da sagte das Frauchen, dass sie getrimmt wird, werden muss und auch die Vibrissen werden normalerweise abgeschnitten. Mir war auch das Trimmen eines Engl. Cocker Spaniels total neu!

    Man trimmt auch bspw Springer Spaniel, Setter und bestimmte Retriever ( Flat Coated, bzw teilweise Golden).


    Nur wie gesagt, sehe ich bei diesen Rassen keinen Grund das Gesicht zu scheren. Allerdings hab ich einen Hund dieser Rassen auch noch nie mit Bart gesehen.


    Davon ab gibt es nunmal viele Allergiker, die nur mit nicht-haarenden Hunden zurechtkommen. Und denen wächst ja bekanntlich auch das Haar an der Schnute. Ob man will oder nicht, es passt einfach in unsere moderne Gesellschaft: Ein Hund, der nicht haart, der nicht "hundelt" und der sich für Allergiker eignet und deswegen oft mitkommen kann, wo andere alleine schon aufgrund der Hygiene draußen bleiben müssen.

    Das darf allerdings kein Grund sein. Es muß nicht jeder einen Hund halten können, der das gern möchte, es kann sich doch auch nicht jeder ein Pferd anschaffen. Das Tierwohl muß immer im Vordergrund stehen, nicht menschliche Bedürfnisse.

    Ahja...

    Ich dachte erst was da jetzt wieder schief läuft, und dann sah ich den Username ^^


    Aber ich mag einfach kurz drauf eingehen :

    Man stelle sich einmal vor man ist Hundeallergiker und benötigt einen Assistenzhund...


    Dann läufst halt als Blinder nur mit Blindenstock rum, als Epileptiker/Diabetiker/Narkoleptiker oä muss man dann auf eine wahnsinnig hilfreiche Stütze verzichten, oder mit starker körperlicher Einschränkung hast dann halt keinen Helfer der dich im Alltag unterstützt. Joa Pech gehabt, entweder biste unnötig stärker benachteiligt als ohnehin schon, oder du kämpfst halt zusätzlich mit deiner Allergie.

    Weil, wenn du einfach einen Hund mit Locken oder Rauhaar ausbilden ( lassen) würdest, bist du ja Tierquäler weil der Hund ja Bart Träger ist und man ihm Vibrissen kürzen muss...

  • Aber trotzdem ist das eine etwas komische Argumentation.


    Man kann ja auch nicht sagen "ja, wir züchten Frenchies, weil es MUSS ja Hunde für Menschen geben, die keine Lust auf Gassi haben. Lauffaule Hunde passen einfach gut in unsere Gesellschaft!" - ergo ist die Zucht schon so in Ordnung.


    Selbstverständlich kann man Pudel und Frenchie nicht vergleichen, aber mir geht es hier einfach nur um die Art der Argumentation.

    Das ist völlig richtig, nur stellt sich dann halt wieder die Frage, ob die Zucht des Pudels dem individuellem Tier, so wie es ist, per se Schaden zufügt. Die bislang nicht aussagekräftig beantwortet wurde.


    Genau damit steht und fällt, ob es sich um die gleiche Argumentation handelt oder eben nicht. Angepasst an menschliche Bedürfnisse ist die Zucht jeder Rasse und für viele Rassen bedeutet die gezielte Selektion auf optische/körperliche Merkmale auch Einschränkungen. Wie auch Vorteile. Sollte es fraglich sein, ob die gezielte Selektion auf menschliche Bedürfnisse hin ein Argument oder eine Rechtfertigung für sich darstellt, dann steht jegliche Rassezucht auf dem Prüfstand, denn nur aus diesem Grund gibt es Hunderassen überhaupt.


    Was nach meinem ethischen Verständnis nicht sein sollte, ist, dem Tier durch Zucht unvermeidlich Leid zuzufügen. Die aktuelle Auslegung unterstellt, dass das beim Hund mit Zwang zum Vibrissen kürzen der Fall ist, aber wissenschaftlich überzeugende Nachweise bleibt sie schuldig. Und da hat der Halter halt die Arschkarte, wenn er anders als „aus dem Gefühl heraus“ oder „der Kenntnis des eigenen Tiers heraus“ (wie es auch jeder Qualzuchthalter täte) argumentieren will - die wissenschaftlichen Fakten, die es bei anderen Qualzuchten nun unstreitig gibt, die fehlen.


    naijra


    Ich bin kein Züchter und kann Deine Frage nicht beantworten. Für mich spricht nichts gegen Einkreuzungen. Ob der Irish Water Spaniel in seiner geringen Zahl da ein aussichtsreicher Kandidat ist: Keine Ahnung.


    Aber vorher wüsste ich persönlich halt schon gerne, ob das der Rasse Pudel einen Vorteil verschafft, also ob die Prämisse stimmt. Wie soll man ohne das Vorteile und etwaige Nachteile gegeneinander abwägen?

  • Ich darf meine Pudel manchmal in Hotels mitnehmen, wo sonst Hunde nicht erlaubt sind, weil man gar nicht merkt, dass die da waren. Ebenso in Ferienwohnung oder Air bnb. Vor allem auch bei der Anzahl Hunde ist das für die Vermieter immer ein Argument im Gegensatz zu "3 Schäferhunde" zb. Auch beim Besuchshundedienst gab es schon Einrichtungen, die explizit einige Hunde ausschließen wollten, weil diese stark haaren und sabbern. Ob wir nicht mit den nicht-haarenden kommen dürften. Selbst einige Freunde, die keine Hunde bei sich in der Wohnung haben wollen, haben mit meinen Hunden genau deswegen kein Problem.

    Hunde mit Haaren riechen wirklich nicht nach "nasser Hund", wie man es von Hunden mit Doublecoat kennt, selbst wenn sie nass sind. Eigentlich riechen sie nach ihrer Umgebung.

    Wenn Allergiker auf Hunde allergisch sind, können die Hunde auch Pollen einschleppen. Auf die muss man ja nicht zwangsweise auch allergisch sein. Ich bin zB allergisch auf viele kurzhaarige Hunde, die meisten Pollen machen mir nichts aus.


    Es hat schon seine Gründe, wieso viele Begleithunde eben Haare haben und kein Fell. Ich kann mir zB keinen Hund vorstellen, der das ganze Jahr über haart wie nix. Für mich kommen immer nur Schneid- oder Trimmrassen infrage. Und die haben eben allesamt Bart, der zu 95% gestützt äh temporär teilamputiert werden muss.


    Nur weil man eine andere Rasse wie zB einen Jack Russell auf einen zB Shih Tzu drauf setzt, die irgendwie auf magische Art in erster Generation sein Gesicht kurzhaarig werden lassen soll, ist es dann immer noch kein kurzhaariger Shih Tzu. Dann ist es eben ein Mischling, bei dem von lockig über wellig über Kurz- und Trimmhaar und auch gern alles durcheinander an verschiedenen Stellen mit Bart, ohne Bart, mit wenig Bart, kurzhaarig im Gesicht usw alles mit dabei sein kann, spätestens ab F2. Genau sowas hab ich hier ja auch sitzen, übrigens auch mit Bart, den ich schneiden muss.

    Und wir reden hier immer noch nur von Aussehen. Wir reden nicht davon, dass es den Unterbiss vom Shih Tzu, die PRA vom Jacky, die Glupschaugen, das bescheidene Gebäude oder die Anlagen für verschiedene Krebsarten vererbt bekommen hat. Und wir reden auch nicht vom Jeckyll- und Hyde Charakter, wenn man sowas mixt. Weil ja eine Einkreuzung für ein äußerlich recht unrelevantes Merkmal stattfinden soll, die anderen drölfzig Faktoren bei Zucht aber für dieses Merkmal "Bartlosigkeit" ignoriert werden dürfen. Ich persönlich sehe das nicht und will es auch bei meiner Rasse einfach nicht haben. Da kann sich der VDH auch seine Verbote abschminken, wenn unter ihm der größte Teil der Hunde nun gemixt wird. Mischlinge gibt es genug, es gibt eben Gründe für manche Menschen sich einen Rassehund mit bestimmten Eigenschaften zu kaufen. Und wenn ich einen netten nicht-haarenden, langlebigen Begleithund oder Allrounder haben möchte, muss ich mich zwangsweise mit Fellpflege auseinandersetzen und eben den Bart auch stutzen. Das gehört dazu, tut dem Hund nicht weh und trägt zu seiner Gesunderhaltung bei.

    Ebenso wie ich Krallen kürzen muss, also totes Horngewebe kürzen. Niemand würde auf die Idee kommen Krallenkürzen als Amputation darzustellen, weil die Krallen aus einem durchbluteten Krallenbett herauskommen und die einzelnen Zehen natürlich auch im Kortex abgebildet sind. Und da gibt es zumindest die reale Möglichkeit, in den durchbluteten Teil reinzuschneiden und (geringfügige) Schmerzen zuzufügen, was bei Haaren gar nicht möglich ist. Niemand würde lange Krallen, die man kürzen muss, als Qualzucht definieren. Das ist doch keine Qual, die mit zB BOAS messbar verglichen werden kann oder wenn Hunden nur noch Gehwarzen angezüchtet werden. Da findet man doch eine Korrelation zwischen Gesundheit, Lebensfähigkeit und (angezüchteten) Körpermerkmalen.

  • Ja, das hat doch aber auch nie jemand bestritten. Bitte richtig lesen.


    Mir persönlich ist das „relativ egal“ - ich habe keine Bartrasse oder Schneideasse. Ich sehe auch keine großartige Qual beim Vibrissen entfernen bei einigen Rassen. Aber trotzdem entscheide nicht ich oder irgendein Pudelzüchter wie das vor dem Gesetz ausgelegt wird.


    Vor dem Gesetz ist eine Vibrisse ein Sinnesorgan - und das ist einfach so. Punkt. Das teilweise Entfernen ist damit also eigentlich nicht zulässig. Und man kann es auch nicht bestreiten, egal wie dumm man das findet. Vibrissen sind histologisch direkt an Nervenfaserbündeln gekoppelt und ihre Funktion ist eben für die Sinneswahrnehmung gedacht. Und das hat bis jetzt jedes Gericht so gesehen!


    Und ja, hier beißt sich die Katze keinen Schwanz ab - das Problem ist die große Varianz in Fell und Typ unserer Hunderrassen, weshalb man eigentlich eine etwas individuellere Betrachtung braucht - da ja nun mal die Funktion der Vibrissen wahrscheinlich bei Bartrassen einfach etwas fraglich ist und man so oder so allein wegen der Fellpflege ja gar keine andere Wahl hat als diese regelmäßig zu kürzen. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass beim Kürzen (nicht abscheren) die Funktion auch teilweise erhalten bleibt. Evtl wäre dies ja ein guter Kompromiss?


    Oder andersherum, wir benötigen richtige Zahlen und Fakten, mit denen man eben richtig argumentieren könnte.

    Sich aber hinzustellen und zu sagen „ein Hund ist aber keine Katze!“ ist einfach nur Blödsinn und dumm.

    Es gibt einen Grund, warum die Evolution dem Wolf oder dem Hund Vibrissen mitgegeben hat. Und ja - meine Hunde nutzen diese Vibrissen auch aktiv. Und ja, mein - persönliches Empfinden und Gefühl sagt mir, dass es absolutes Egogetue ist, wenn man meint, man müsste seinem kurzhaarigen Hund das Gesicht ausrasieren , damit er „cleaner“ aussieht und ihm jedwedes Recht auf „angeblich total überflüssige Vibrissen“ abspricht. Das ist meine Meinung, kein Fakt (!).


    Im Grunde ist die ganze Diskussion ohnehin ziemlich müßig - ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn die Züchter der entsprechenden Rassen mal eine größer angelegte Studie mit der Fragestellung der Vibrissen in Angriff nehmen würden. Das wäre wirklich mal sinnvoll und absolut notwendig.


    Denn den Gerichten ist es einfach egal, ob Liese Müller ihren Pudel demnächst noch ausstellen kann oder nicht. Die halten sich an das Tierschutzgesetz, alles andere ist denen egal. Ein Blick zu den Nacktkatzen und Pferden reicht, um zu sehen, wo der Weg hinführen wird.


    Und nochmal … das hat gar nichts mit Meinung zutun, dass sind einfach die aktuellen realen Zustände. Und das wird man über „mimimimi“ auch nicht rückgängig machen können, da braucht es einfach harte Fakten. Am besten eine richtige ernstzunehmende Studie.


    Kann man dumm finden. Kann man überflüssig finden. Ändert aber leider nix.

  • Ich finde die Idee, eine kurze Schnauze vom Water Spaniel reinzukreuzen, interessant. Bringt er Erbkrankheiten mit? Wie ist er charakterlich?

    Ich würde das wirklich lustig finden, nachdem man sich jetzt jahrelang über die Doodle-Zucht aufregt ohne Ende... ist die Einkreuzung auf einmal die Rettung des Pudels. Hat was.

    Ich finde Cockapoos ja extrem nett (die paar die ich inzwischen kennengelernt habe). Ein kurzhaariges Gesicht hatten die jetzt aber auch nicht. Ob das mit dem Water Spaniel besser klappt?


    Von mir aus könnte man neue Rassen schaffen. Ich bin auch kein eingefleischter Labradoodle-Hasser und finde das statische Bild von Hunderassen sowieso falsch. Die meisten sterben eh innerhalb der nächsten Jahrzehnte aus, wenn man so weitermacht.


    Das Problem löst man aber mit Pudelkreuzungen nicht. Sieht man doch an den vielen vielen vielen Doodlepoos die rumlaufen.

    Und selbst wenn man darauf selktieren würde, wird es, zumindest in der Übergangsphase, sehr viele Hunde geben, bei denen man doch im Gesicht kürzen muss.

    Was ist denn das für ein Argument?? Also um eine Hundeallergie kann es schonmal nicht gehen, meinst du, so ein Pudel schleppt sooo viel weniger Pollen etc. ein als ein Kurzhaarhund? Niemals. "Hundeln" tut ein Pudel wie jeder andere Hund auch. Und ein Pudel ist hygienischer und kann deswegen "barrierefreier" leben? What?

    Ein Argument ist es vielleicht nicht.

    Aber ja, als Tierhaarallergiker ist es ein gigantischer Unterschied. Ich kenne viele Allergiker, die deshalb einen Pudel haben. Und nein, ein Pudel "hundelt" nicht (gar nicht), und ist tatsächlich oft willkommen, wo es haarende Hunde nicht sind, aus hygienischen Gründen.

    Müsste er damit mit Beweglichkeit oder seiner Atemluft zahlen, oder irgendwie sichtbar leiden, fände ich das auch hochgradig verwerflich. Aber so? Wo ist das Problem?


    die wissenschaftlichen Fakten, die es bei anderen Qualzuchten nun unstreitig gibt, die fehlen.

    Das ist der Punkt.

  • Ja, ich denke, da sind wir uns ohnehin alle einig, dass es wissenschaftlich fundierte hard facts braucht. Da beißt die Maus keinen Faden ab.


    Aber wer, wann, wie... Da sind wohl schlicht VDH und Vereine gefragt.

  • Dass Pudel besser für Allergiker geeignet ist, ist eine totale urban myth. Ich wundere mich echt, dass sogar Pudelzüchterinnen diesem Mythos aufsitzen https://www.dvm360.com/view/no…are-really-hypoallergenic


    Aber ja klar, wissenschaftliche Evidenz zählt immer nur dann, wenn sie passend zur eigenen Einstellung ist...

    Es gibt ja nicht die Allergie - wenn der Hund nicht haart und damit Speichelrückstände/Allergene nicht zusätzlich im gesamten Wohnumfeld verteilt, ist die Allergenbelastung deutlich geringer.


    Und auch so gibt es viele Menschen, die auf Individuen nicht reagieren, egal ob Pudel oder nicht.


    Pudel sind hypoallergen, nicht anallergen. Versprechen gibt es auch beim Pudel nicht, aber viele Menschen haben damit gute Erfahrungen gemacht.

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