"Der Hundeprofi" und "Rütters Team"
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Immer dieser Irrglaube, daß man keine Grenzen setzen kann, bloß weil man möglichst nett mit seinem Hund umgeht. Warum hält der sich bloß so hartnäckig?
https://www.hey-fiffi.com/blog…nzen-setzen-wie-geht-das/
Man muß eben umdenken. Ein Hund kann ganz nett erlernen, was er tun soll.
Und ich frage ganz ohne Ironie, wie ich folgende Situation ohne positive Strafe auflösen hätte sollen:
Herder springt mit vier Monaten auf das Sofa, dreht sich um und erklärt mir sehr deutlich, dass das Sofa jetzt seins ist und ich mir einen anderen Sitzplatz suchen möge.
So wie ich den Blog verstanden habe, war ich dann zu spät?
Ich hätte dem Hund quasi vorher adäquat vermitteln müssen, dass es schöner ist, wenn alle gemeinsam am Sofa sitzen? Er also die Grenze - das Sofa für sich beanspruchen zu wollen, aus eigenem Wunsch nicht überschreiten will, weil es gemeinsam viel schöner ist?
Ich möchte definitiv nicht mit einem erwachsenen Herder diskutieren, ob ich noch aufs Sofa darf.
Ich möchte auch nicht nur noch mit einer Schüssel Hühnerherzen aufs Sofa dürfen, weil das eine angemessene Bezahlung für den Hund ist.
Mich würde wirklich interessieren, wie man solche Situationen ohne Strafe auflöst, ohne das Sofa aufgeben zu müssen.
Um noch einmal auf dieses wirklich gute Beispiel einzugehen:
Hier handelt es sich um ein Missverständnis: das ist keine Trainingssituation. Ursprünglich bezog sich die Aussage, man nutze nur positive Verstärkung, nämlich darauf, dass man dieses Vorgehen in plan- und vorhersehbaren Trainings-Situationen einsetzt und nicht 'präventiv' schon einmal aversiv erwünschte Verhaltensweisen aufbaut. Daneben gibt es aber auch noch einen Alltag oder Momente, in denen man in unvorhergesehenen Situationen einfach Management betreiben oder auf bereits etablierte Verhaltensweisen zurückgreifen (oder anders gesagt: früher stattgefundenes Training im Ernstfall testen) muss. Das sind dann keine bewusst hergestellten Trainingssituationen (also kontrollierte Momente, in denen Du neue Verhalten aufbauen möchtest) sondern eben Ernstfälle oder 'Tests'.
Du konntest also wahrscheinlich nicht vorhersehen, dass Deinen Jungspund gerade heute seine rassetypischen Gene stechen. Nun hast Du mehrere Varianten, mit dieser unvorhergesehen Situation umzusetzen. Du kannst die 'traditionelle' Methode wählen und dem Knirps aversiv die Leviten lesen in der Hoffnung, dass dieses Verhalten ein für alle Mal aus dem Repertoire gestrichen wird. Oder Du verstehst die Situation als Lehrstück für Dich selbst, lässt Dich nicht zu spontanen, möglicherweise unreflektierten Emotionsausbrüchen hinreissen (wobei ich keinesfalls behaupten will, dass aversive Abbrüche stets unreflektiert emotional sein müssen) und greifst stattdessen auf bereits solide auftrainierte Verhaltensweisen zurück um die aktuelle Situation für alle beteiligten möglichst effektiv und effizient aufzulösen und dann einen Plan für die Zukunft zu schmieden. So nimmst Du das Verhalten Deines Hundes nicht als persönlichen Affront wahr, sondern überlegst Dir - nach Auflösung der Situation - wie Du eine derartige Szene in Zukunft nachhaltig a) vermeiden und - wenn sie doch wieder auftreten sollte - b) händeln kannst. Also: welche Verhaltensweisen musst Du beim Hund auftrainieren, dass dieses Szenario nicht mehr vorkommt, (bzw. dass, falls doch, Du Deinen Hund dabei kontrollieren kannst).
Konkret: da in dem von Dir geschilderten Moment niemand in Gefahr ist, rufst Du - die in weiser Voraussicht bereits einen grundsoliden Abruf etabliert hat - das sich ausprobierende Pubertierchen eben zu Dir hin ab und gehst zur Tagesordnung über. Oder Du nutzt das (ebenfalls vorher bereits gefestigte Verhalten 'runter da', etc.) Als kluger Trainer handelst Du aber in weiser Voraussicht: Du sorgst erstmal dafür, dass Dein Hund gar nicht in Verlegenheit kommt, dieses unerwünschte Verhalten zu zeigen, bis Du 50 Euro wetten würdest, dass er dies unterlassen wird, selbst wenn sich die Situation dazu ergibt. Zunächst würde ich mir überlegen, wo ich es in der Vergangenheit verpasst habe, meinem Hund aufzuzeigen, was Ressourcen sind und wie man wann adäquat damit umgeht. Bei mir wäre das Sofa (als offenbar wertvolle Ressource) - oder je nach Hund sogar der ganze Raum - in nächster einmal tabu, ich würde daran arbeiten, meinen Hund jederzeit an verschiedene Orte im Raum bewegen zu können ich würde dem Hund wohl auch einen klaren Platz zuweisen und so weiter.
Wieso diesen 'komplizierten' Umweg gehen und mit dem Hund nicht einfach 'authentisch' mal Tacheles reden? Weil ich erstens - wenn ich weiss, was ich tue und mir sicher in meinem Handeln bin - genauso authentisch sein kann und weil ich das Problem zweitens an der Wurzel angehen und lösen und nicht nur Symptombekämpfung in der aktuellen Situation betreiben möchte.
Dass man - zu seinem eigenen Schutz, dem des Hundes oder dem Dritter - aber auch manchmal aversiv eingreifen muss, würde wohl kein ernstzunehmender Trainer verneinen. Die hier beschriebene Situation gehört aber nicht dazu und lässt sich auch anders - und nachhaltiger - lösen.
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"Der Erfolg dieses Trainings stellt sich dadurch ein, dass im grünen und/oder gelben Bereich viel Kommunikation zwischen Hund und Mensch stattfindet, verbunden mit einer soliden Verstärkung aller akzeptablen Verhaltensweisen. Dadurch wird es für den Hund zunehmend weniger interessant, in den roten Verhaltensbereich zu gehen. Um sicher zu stellen, dass der Hund nicht durch schlechtes Timing oder eine Fehleinschätzung unsererseits doch in den roten Bereich gelangt, kann im Training eine Kombination mit Maßnahmen aus dem Managementbereich durchaus sinnvoll sein."
Das ist wirklich eine gute Idee die aber eben nur mit gewissen Hundetypen funktionieren kann.
Nämlich nur solchen die von sich aus eben kein Interesse daran haben in den roten Bereich zu gehen, bzw deren Drang zu gewissen Dingen schwächer ausgeprägt ist.
Beispiel: Es gibt für meinen Whippet auf dieser Welt nichts, wirklich absolut nichts was interessanter ist als Hetzen.
Da kommt man nichtmal in einen gelben Bereich, der Hund ist da immer in rot. Ich muss also da immer managen.
Ähnlich ist es mit mobben. Das findet er halt super. Und zwar viel mehr super als alles was ich so anbieten kann. Der einzige Grund warum er da nicht im roten Bereich verbleibt ist das er gelernt hat das ich das nicht schätze.
Denn für einen Hund wie ihn gibt es nur begrenzte Mittel die ihn dazu bringen sein Verhalten so zu ändern das er "grün" bleibt. Er will mobben, er will hetzen, er will sein Ding machen.
Das geht aber nicht, das ist eben für alle anderen Tiere tierschutzwidrig.
Laut dem Training müsste ich also bis in alle Ewigkeit den Hund nur an der Leine führen. Was aber eigentlich auch tierschutzwidrig ist für einen Windhund der einfach auch rennen muss für seine Gesundheit.
Den Spagat um das Leben für alle so gut wie möglich zu machen ist eben das er weiß was eine Warnung ist und weiß was passiert wenn er sie mißachtet.
Ist halt auch nicht anders als bei Hunden unter sich. Die Mutterhündin bringt den Welpen deutlich bei was okay ist und was nicht. Sehr klare Kommunikation von der alle profitieren.
Das stimmt schlicht nicht. Ich habe einen Alaskan Malamute. Ich glaube, es gibt wenig Hunderassen, die weniger zu den "gewissen Hundetypen" gehören. Eigenständig, will to please was ist das bitte, nicht so sehr auf Menschen fixiert. Und gerade deswegen war für mich auch klar, positive Strafen kommen überhaupt nicht in Frage, einfach, weil das Training nur über Beziehung laufen kann.
Management kann auch heißen umdrehen, wenn der Hund eskaliert und dann in Minischritten annähern. Oder eben eine andere Strecke gehen, wenn man merkt, heute kann man das vergessen, die Tagesform paßt nicht. Was den Freilauf angeht, bei manchen Rassen sollte man von vornherein einplanen, daß der Hund nur an sicher eingezäunten Orten ableinbar ist. Ich bin für meinen erstmal davon ausgegangen, glücklicherweise gibt es einige Orte, an denen er mittlerweile auch so ableinbar ist.
Die Mütterhündin eskaliert übrigens auch nicht von 0 auf 100, bevor die deutlicher wird, sind da viele kleine Vorstufen. Und wobei ich mir ganz sicher bin, die Mutterhündin straft nicht positiv, denn für Hunde ist ihr Verhalten nachvollziehbar. Was bei Menschen so eben nicht der Fall ist, wir können kein hündisch, insofern finde ich das nicht vergleichbar.
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Und wobei ich mir ganz sicher bin, die Mutterhündin straft nicht positiv, denn für Hunde ist ihr Verhalten nachvollziehbar. Was bei Menschen so eben nicht der Fall ist
Ähm OK, du hast das ganze Konstrukt der Lerntheorie nicht verstanden. Kann schon mal passieren, nur kann man mit dir dann nicht darüber diskutieren, weil du überhaupt nicht weißt, wovon du sprichst.
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dragonwog Wenn du mal vollständig zitieren würdest, würde dir auch nicht der springende Punkt entgehen. Natürlich kann ich z. B. Englisch lernen, ich werde mich in einer Fremdsprache aber nie so ausdrücken können wie in meiner Muttersprache. Schon allein, weil mir Bedeutungsnuancen, die für einen Briten selbstverständlich sind, fremd sind. Deshalb hinkt der Vergleich zur Hundemutter, wir sprechen nicht die selbe Sprache, anders als Hundemutter und Welpe.
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Vielen Dank für deine Mühe und deine ausführliche Antwort.
Ja, ich hatte in dem Fall die (wie hast du es so schön genannt) 'traditionelle' Methode gewählt.
(Und ich habe damit auch mein Ziel schnell und nachhaltig erreicht.)
Aber ja, das war vielleicht nicht der fairste Weg.
Und ich freue mich tatsächlich, wenn man mir auch andere Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Denn mir ist durchaus bewusst, dass mein Weg sicherlich nicht (immer) der beste ist.
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Wieso diesen 'komplizierten' Umweg gehen und mit dem Hund nicht einfach 'authentisch' mal Tacheles reden? Weil ich erstens - wenn ich weiss, was ich tue und mir sicher in meinem Handeln bin - genauso authentisch sein kann und weil ich das Problem zweitens an der Wurzel angehen und lösen und nicht nur Symptombekämpfung in der aktuellen Situation betreiben möchte.
Ich versteh nicht, warum ein adäquates "So nicht!" häufig als reine Symptombekämpfung bezeichnet wird. Nicht jedes Fehlverhalten hat seine Ursache in einem größeren Themenkomplex. Und manch Themenkomplex wird durch eine schnelle Reaktion gar nicht erst zu einem Problem. Das schafft Kapazitäten für anderweitiges Training.
Die Mütterhündin eskaliert übrigens auch nicht von 0 auf 100, bevor die deutlicher wird, sind da viele kleine Vorstufen.
Kommt drauf an. Die Vorwarnung kann auch deutlich kürzer als ein Nein sein. Manche Welpen sind ziemlich frech und forsch. Und wenn so ein Welpe der Mutter (oder einem Geschwister) aus Übermut mit Schmackes ins Ohr beißt, dann wird sofort mit einer Strafe (Abschnappen, Schnauzengriff, Schnauzenstoß, o.ä.) reagiert - natürlich nicht bei einem ganz jungen Welpen. Aber ab einem gewissen Alter werden die Welpen durchaus rigoros an die Regeln eines respektvollen Miteinanders erinnert. Manchmal geht so eine Bestrafung dann noch weiter, in dem der Welpe Zwangsgeputzt wird.
Aber: ein Nein ist ja nicht Stufe 100. Ein Nein ist vergleichbar mit der ersten Warnstufe von Hunden - je nach Aussprache und Körperhaltung bis zum Knurren.
Beispiel: ich setz mich mit mein Essen auf's Sofa. Das Essen riecht verführerisch. Sookies Nase schwebt 2 cm von meinem Essen entfernt. Ich sage "Nein". Sookie hält inne. Aber das Essen riecht heute besonders verführerisch. Ich lehne mich leicht vor, baue dabei ein bissle Körperspannung auf und werde härter im Blick. Sookie merkt, dass ich es ernst meine, legt sich hin und wartet geduldig bis ich fertig gegessen hab (dann bekommen sie und Jin die Reste - was vmtl. einer der Gründe dafür ist, dass ich immer noch gelegentlich mit Sookie darüber diskutieren darf).
Und wobei ich mir ganz sicher bin, die Mutterhündin straft nicht positiv, denn für Hunde ist ihr Verhalten nachvollziehbar.
Natürlich strafen Hunde positiv. Was soll denn sonst ein Schnauzengriff sein? Und natürlich ist positive Strafe nachvollziehbar.
Ach, moment: du meinst "positive Strafe" iS von einem positiven Abbruch wie dem Geschirrgriff? Das ist (lerntheoretisch) keine positive Strafe (positiv = es wird etwas hinzu gefügt, Strafe = Verhalten wird gehemmt). Ein positiver Abbruch wie der Geschirrgriff ist keine Strafe. Was ja genau das Problem mit dieser Art von Abbrüchen ist: Der Hund beendet zwar in dem Moment das unerwünschte Verhalten, versteht aber (in dem Moment) nicht, dass dieses Verhalten unerwünscht war - das dann höchstens über Umwege.
Was bei Menschen so eben nicht der Fall ist, wir können kein hündisch, insofern finde ich das nicht vergleichbar.
Da bin ich anderer Meinung. Zumal sich viele Elemente der hündischen und menschlichen Körpersprache ähneln, einige Unterschiede sich aus meiner Sicht eher im Dialektbereich befinden. Außerdem sind die meisten Hunde von Welpe an auf den Menschen als Sozialpartner sozialisiert, können also die menschliche Körpersprache und Mimik ebenso gut lesen wie die hündische (manche Hunde adaptieren ja sogar menschliche Mimik und Lächeln zur Begrüßung). Als Mensch muss man sich dann nur ein wenig auf die hündische Sprache einlassen und sich ein wenig mehr auf seine eigene Körpersprache und Mimik besinnen.
Edit:
Aber ja, das war vielleicht nicht der fairste Weg.
Und ich freue mich tatsächlich, wenn man mir auch andere Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Denn mir ist durchaus bewusst, dass mein Weg sicherlich nicht (immer) der beste ist.
Für mich ist dein Weg nicht unfair. Du hast dem Hund kurz gesagt, dass du dieses Verhalten nicht duldest. Innerhalb von Minuten war also geklärt, was geklärt werden musste und der Hund konnte mit dir auf dem Sofa kuscheln.
Wenn du nun Tage lang dran trainiert hättest, hättest der Hund a) tagelang nicht mit dir auf dem Sofa kuscheln können und b) hätten Kapazitäten für anderes Training gefehlt.
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dragonwog Wenn du mal vollständig zitieren würdest, würde dir auch nicht der springende Punkt entgehen. Natürlich kann ich z. B. Englisch lernen, ich werde mich in einer Fremdsprache aber nie so ausdrücken können wie in meiner Muttersprache. Schon allein, weil mir Bedeutungsnuancen, die für einen Briten selbstverständlich sind, fremd sind. Deshalb hinkt der Vergleich zur Hundemutter, wir sprechen nicht die selbe Sprache, anders als Hundemutter und Welpe.
Aber darum geht's doch gar nicht. Du hast geschrieben, dass die Mutterhündin nicht positiv straft, da ihr Verhalten nachvollziehbar ist. Das ist eine fachlich falsche Begründung. Natürlich strafen Hunde positiv. Und diese positive Strafe kann sehr wohl nachvollziehbar sein. Die Definition von positiver Strafe ist das Hinzufügen von etwas Unangenehmen als Konsequenz auf ein Verhalten. Und wie gesagt, das kann auch zwischen Mensch und Hund völlig berechenbar ablaufen.
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Die Mütterhündin eskaliert übrigens auch nicht von 0 auf 100, bevor die deutlicher wird, sind da viele kleine Vorstufen.
Kommt drauf an. Die Vorwarnung kann auch deutlich kürzer als ein Nein sein. Manche Welpen sind ziemlich frech und forsch. Und wenn so ein Welpe der Mutter (oder einem Geschwister) aus Übermut mit Schmackes ins Ohr beißt, dann wird sofort mit einer Strafe (Abschnappen, Schnauzengriff, Schnauzenstoß, o.ä.) reagiert - natürlich nicht bei einem ganz jungen Welpen. Aber ab einem gewissen Alter werden die Welpen durchaus rigoros an die Regeln eines respektvollen Miteinanders erinnert. Manchmal geht so eine Bestrafung dann noch weiter, in dem der Welpe Zwangsgeputzt wird.
Aber: ein Nein ist ja nicht Stufe 100. Ein Nein ist vergleichbar mit der ersten Warnstufe von Hunden - je nach Aussprache und Körperhaltung bis zum Knurren.
Beispiel: ich setz mich mit mein Essen auf's Sofa. Das Essen riecht verführerisch. Sookies Nase schwebt 2 cm von meinem Essen entfernt. Ich sage "Nein". Sookie hält inne. Aber das Essen riecht heute besonders verführerisch. Ich lehne mich leicht vor, baue dabei ein bissle Körperspannung auf und werde härter im Blick. Sookie merkt, dass ich es ernst meine, legt sich hin und wartet geduldig bis ich fertig gegessen hab (dann bekommen sie und Jin die Reste - was vmtl. einer der Gründe dafür ist, dass ich immer noch gelegentlich mit Sookie darüber diskutieren darf).
Siehst du, ich beziehe in so einem Fall gar nichts auf den Hund. Ich sage "Das ist meins." und wenn's was wirklich Tolles ist "Du, das ist wirklich meins, dein Anteil muß noch abkühlen, wart mal bitte so lang." Scheint auf den ersten Blick keinen Unterschied zu machen, ist aber eine komplett andere Ebene. Und bevor abgeschnappt wird, war da schon viel Kommunikation zuvor, ein Anheben der Augenbraue während der Welpe sich nähert, etc. Abschneppen, Schnauzerngriff o.ä. ist nie die erste Maßnahme.
Natürlich strafen Hunde positiv. Was soll denn sonst ein Schnauzengriff sein? Und natürlich ist positive Strafe nachvollziehbar.
Ach, moment: du meinst "positive Strafe" iS von einem positiven Abbruch wie dem Geschirrgriff? Das ist (lerntheoretisch) keine positive Strafe (positiv = es wird etwas hinzu gefügt, Strafe = Verhalten wird gehemmt). Ein positiver Abbruch wie der Geschirrgriff ist keine Strafe. Was ja genau das Problem mit dieser Art von Abbrüchen ist: Der Hund beendet zwar in dem Moment das unerwünschte Verhalten, versteht aber (in dem Moment) nicht, dass dieses Verhalten unerwünscht war - das dann höchstens über Umwege.
Nein, ich meine, daß die Mutterhündin nicht denkt "Moment, der benimmt sich aber daneben, den muß ich mal bestrafen bzw. da muß mal eine "Korrektur" her". Sie schützt sich selbst und andere Welpen vor übergriffigem Verhalten, nicht mehr, nicht weniger. Und das rein situativ, nicht im "Training". Da bringen auch Hunde ihren Welpen sehr viel positiv näher. Komisch, daß man sich da so auf die wenigen Managementsituationen versteift und das dann verallgemeinert als "Hunde sind ja auch untereinander rigoros". Nein, die allermeiste Zeit überhaupt nicht. Und als Mensch mit weit mehr Verstand habe ich doch noch viel bessere Möglichkeiten, meinem Hund viele Dinge positiv zu vermitteln.
Was bei Menschen so eben nicht der Fall ist, wir können kein hündisch, insofern finde ich das nicht vergleichbar.
Da bin ich anderer Meinung. Zumal sich viele Elemente der hündischen und menschlichen Körpersprache ähneln, einige Unterschiede sich aus meiner Sicht eher im Dialektbereich befinden. Außerdem sind die meisten Hunde von Welpe an auf den Menschen als Sozialpartner sozialisiert, können also die menschliche Körpersprache und Mimik ebenso gut lesen wie die hündische (manche Hunde adaptieren ja sogar menschliche Mimik und Lächeln zur Begrüßung). Als Mensch muss man sich dann nur ein wenig auf die hündische Sprache einlassen und sich ein wenig mehr auf seine eigene Körpersprache und Mimik besinnen.
Agree to disagree. "Menschlich" ist für Hunde erstmal eine Fremdsprache. Genau wie für einen Deutschen Englisch, Spanisch oder Italienisch, obwohl es da viele Gemeinsamkeiten in den Sprachen gibt, grad bei den romanischen Sprachen ist es so, kannst du eine, kannst du die anderen recht schnell lernen. Aber du kannst sie halt nicht. Und auch ein Hund muß erstmal verstehen lernen, was ein Mensch mit welcher Handlung meint. Und die meinen dann oft auch noch mit der gleichen Handlung Unterschiedliches. Nun sitzt da der 12wöchige Welpe, bekommt eine positive Strafe und soll verstehen, was das soll? Nein, glaube ich nicht dran, das ergibt einfach keinen Sinn. Der ist allenfalls geschockt und unterläßt deshalb ähnliches Verhalten in der Zukunft. Wenn man sich 2-3 Jahre kennt, mag das vielleicht funktionieren, aber nicht mit einem Hund, mit dem man erst wenige Monate zusammenlebt. Und auch dann gibt es immer noch für den Hund fairere Alternativen fürs Training, um das es hier geht.
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Warum müssen Hunde denn meist nicht rigoros sein? Ja, weil der andere Hund weiß (im Idealfall), dass ein starrer Blick oder ein kurzes Zähne zeigen eine Androhung positiver Strafe ist.
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Ja, ich hatte in dem Fall die (wie hast du es so schön genannt) 'traditionelle' Methode gewählt.
(Und ich habe damit auch mein Ziel schnell und nachhaltig erreicht.)
Aber ja, das war vielleicht nicht der fairste Weg.
Und ich freue mich tatsächlich, wenn man mir auch andere Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Denn mir ist durchaus bewusst, dass mein Weg sicherlich nicht (immer) der beste ist.
Ich halte es für gar nicht nötig, einen der beiden Wege als 'besser' oder 'schlechter' zu bewerten. Wenn jemand weiss, was und wieso er das tut, reflektiert und didaktisch sinnvoll handelt und dabei nicht gegen das Tierschutzgesetz verstösst, können durchaus beide Wege völlig legitim sein.
Man darf durchaus der Ansicht sein, eine Konfrontation sei in der Situation, in der Du sie schilderst, eine erzieherisch sinnvolle Massnahme. Gleichzeitig darf man aber auch finden, sich so etwas zum Anlass zu nehmen, die Sache gleich etwas tiefgründiger und allgemeiner anzugehen.Wieso diesen 'komplizierten' Umweg gehen und mit dem Hund nicht einfach 'authentisch' mal Tacheles reden? Weil ich erstens - wenn ich weiss, was ich tue und mir sicher in meinem Handeln bin - genauso authentisch sein kann und weil ich das Problem zweitens an der Wurzel angehen und lösen und nicht nur Symptombekämpfung in der aktuellen Situation betreiben möchte.
Ich versteh nicht, warum ein adäquates "So nicht!" häufig als reine Symptombekämpfung bezeichnet wird. Nicht jedes Fehlverhalten hat seine Ursache in einem größeren Themenkomplex. Und manch Themenkomplex wird durch eine schnelle Reaktion gar nicht erst zu einem Problem. Das schafft Kapazitäten für anderweitiges Training.
Siehe oben. Und weil es - nicht immer, aber in diesem Fall - tatsächlich reine Symptombekämpfung wäre. Ein Hund ist nicht fähig, eine derartige Situation zu verallgemeinern. Arbeite ich nach einem solchen Vorfall allerdings intensiver an der Ressourcenthematik und überlege mir, was sich ändern muss, damit so etwas nicht mehr vorkommt, ist das sicher nachhaltiger. Selbstverständlich kann man aber auch so handeln, wenn man sich für einen aversiven Abbruch entscheidet.
Ich erlebe es in meinem Alltag halt oft, dass aversive Abbrüche bzw. Strafen emotional sehr aufgeladen und eher aus einem persönlich betroffenen Impuls heraus erfolgen. Das wird dann gerne noch mit 'authentisch sein' begründet, obwohl man das Verhalten des Hundes sehr persönlich genommen hat und eigentlich gerade überhaupt nicht fähig ist, reflektiert, erzieherisch sinnvoll, nachhaltig und fair zu handeln.
Dazu kommt, dass Strafen für den Strafenden oft hoch selbstbelohnend ist (weil dieser ja für den Moment sein Ziel zu erreichen scheint.) Nur leider ist zumindest der beabsichtigte Lerneffekt für den Hund vergleichsweise häufig eher gering.
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