Hundehaltung: Vorstellung vs. Realität

  • Vorstellung: ein süßer Hund, den ich betütteln kann, der mit uns abends gemütlich im Wohnzimmer sitzt/liegt. Der mit dem Schwanz wedelt, wenn er einen begrüßt. Spaziergänge mit kleinen Trainingseinheiten. Ein Kumpel der mich und meine Familie im Alltag begleitet und überall hin mit kann. (Natürlich zum Teil etwas naiv gedacht).


    Realität: ein Hund der sich (auch nach 3 Monaten) fast ausschließlich verkriecht, vor meinem Mann flüchtet, ich ohne Ende managen muss, damit er ihn nicht verbellt. Gemeinsame Spaziergänge geplant werden müssen zur Gewöhnung. Alles ultra kompliziert geworden ist, wenn ich an drei halben Tagen arbeiten bin. Einzig die schönen Spaziergänge sind Realität geworden.

  • Vorstellungen:

    1. Ausgedehnte Waldspaziergänge, ist ja schließlich ein bewegungsfreudiger Hund, der viel Auslauf braucht.

    2.Kosten berechnet auf der Grundlage von Trockenfutter, TA nur zum Impfen.

    3. Man kauft für den Hund nur notwendige Sachen.

    4. Eltern können mal auf den Hund aufpassen.

    5. Nach dem ersten Jahr kann man auch mal wieder in den Urlaub fliegen, während der Hund bei Freunden / in einer Betreuung ist.

    6. Andere Hundehalter sind solidarisch und nehmen Rücksicht.


    Realität:

    1. Je nach Tagesform stehen wir nun viel im Wald rum, damit er lernt, auch draußen runterzufahren. Längere Runden sind bislang nicht wirklich drin bzw. super anstrengend für alle Beteiligten.

    2. Futter wird gekocht, was neben dem Kosten- auch echt Zeitaufwand ist. Im ersten Jahr waren wir ständig (teilweise aus Sorge, weil man Sachen noch nicht so gut einschätzen konnte) beim TA.

    3. Man kauft noch das 10. Geschirr, was jetzt hoffentlich endlich perfekt sitzt.

    4. Bislang ist Fremdbetreuung eigentlich nicht wirklich drin. Ggf. könnten meine Eltern ihn mal einen Tag nehmen und dann nur in den Garten lassen, aber draußen wäre viel zu viel zu beachten. Hund ist auch nicht der Typ, der freudig mit jedem mit will.

    5. Ich würde lieber 2000 km mit dem Auto fahren als ohne Hund Urlaub zu machen. Mir würde was fehlen. Auch wenn ich Teneriffa sehr vermisse :(

    6. Nein. Leider einfach nein.


    Insgesamt kann ich mit allem gut leben, außer mit dem letzten Punkt. :skeptisch2:

  • Dakota ist nicht mein erster Hund, aber mein erster Hund in einer Stadt. Was Stadthundehaltung alles so mit sich bringt, war mir auch neu. So viele Menschen, so viele Hunde, so unglaublich viele Ansprüche an die Hundehaltung, so viele Challenges für unsere Hunde.


    Die grösste Challenge ist wohl das Alleinbleiben. Das konnte der Kindheitshund problemlos - aber ich hätte auch nie gedacht, wie unwichtig das in unserem Alltag wird. Wenn beide Leute im Haushalt zu 100% im HO arbeiten, dann sind die Situationen immer nur konstruiert, und dann dauert das einfach länger. Mittlerweile sind wir aber bei mehreren Stunden, sodass es gut an unsere aktuellen Alltagsanforderungen passt.

    Diese beiden Punkte kann ich voll bestätigen, wobei ich zum Thema Stadthund sagen muss, ich halte seit > 25Jahren Hunde in der Großstadt, allerdings jetzt meinen Ersten von Welpenbeinen auf an so richtig mittendrin. Das was der Hund leisten muss.. ich bin einfach froh diesmal großen Wert auf sorgfältig ausgesuchte Zucht und Aufzucht geachtet zu haben. Ich denke mit wesens- und nervenschwachen Hund müssten wir umziehen.


    Oh ja. Definitiv selbst verbockt, aber bei 100% Homeoffice ist es wirklich eine Herausforderung Situationen zum Alleinsein des Hundes zu konstruieren, mit Betonung auf regelmäßig und auch über mehrere Stunden. Insbesondere zu Zeiten hoher Inzidenzen gar nicht so einfach. Den Preis zahlen wir noch immer und es wird auch noch dauern. Wir sind gerade mal bei 2Stunden.

  • Toller Thread. Ich dachte, dass Hundeerziehung was ist, was man halt macht und dann irgendwann abgeschlossen ist. Dass man in die Hundeschule geht und der Hund dann halt irgendwann einfach erzogen ist, wenn man nur den Vorsatz hat. Dass alle Probleme mit dem Hund eigentlich nur an mangelnder Erziehung liegen. Wie anstrengend, langwierig Hundeerziehung sein kann, war mir nicht klar. Auch dass es einfach prinzipiell mal ein Hundeleben-langer Prozess ist. Und was Konsequenz WIRKLICH bedeutet.


    Ich hab mir lange Spaziergänge natürlich im Freilauf in der Natur ausgemalt. Gut, das ist mittlerweile möglich, war aber ein Prozess. Dass Jagdtrieb bei Hunden ein Ding ist, hatte ich irgendwie gar nicht auf dem Schirm. :rolling_on_the_floor_laughing: (Durch die Recherche vor dem Hundekauf dann natürlich schon.)


    Wie nervig andere Hundehalter sind, war mit nicht klar.


    Dass die Wohnung einfach wirklich "unhygienischer" ist mit Hund. Den Dreck und die Haare habe ich unterschätzt.


    Was für gesundheitlich fragile Geschöpfe Hunde sind, war mir nicht klar. Die Probleme mit dem Bewegungsapparat schon bei jungen Hunden, Unverträglichkeiten, Verdauungsbeschwerden etcpp. Ich bin mit einer Katze aufgewachsen und hatte viele Katzen um mich rum; und wenn nichts schlimmes dazwischenkam, sind die halt mit 15-20 Jahre an Altersgebrechen gestorben.. :woman_shrugging:

  • 1. das haben wir zum Glück (manchmal leider ;) ) bekommen. hund gewöhnt sich dran, und ist dann nicht begeistert, wenn es mal etwas weniger ist ...

    2. das mit dem Futter ging auch bei uns in die Irre - der Kerl verfrisst mehr als wir irgendwo recherchiert haben. Wir sind wohl irgendwo falsch abgebogen ...

    3. :) ... der war gut.

    4. ja, so latent hatten wir den Gedankengang auch. Letztlich muss ich halt sagen - Hovi würde mit Oma (ca 58kg) eine Furche ziehen, Opa (ca 90kg) würde ihn wohl mit Schmerzen wuppen ... das ginge mal nen Tag. Mehr aber nicht

    5. das haben wir direkt für uns ausgeschlossen. Hund = (langer) Flugurlaub ist nicht mehr. Bestenfalls WE-Trip mit Hund bei 4.. Wobei sich jetzt durch das Training in einem Hovi-lastigen Hundeverein doch ergeben könnte, dass jemand kundiges auf ihn aufpasst den er auch kennt (und der mit dem Kaliber Hund zurecht kommt). Unsere Züchter haben auch angeboten, dass wir ihn im Urlaub bringen könnten. Aber ne - der muss mit ;)

    6. :( nee - sind sie oft leider nicht!

  • In Sachen Hundehaltung hat sich mein "vom Schlechten ausgehen" und Dinge überdenken ausgezahlt :grinning_face_with_smiling_eyes: (nach aussen wirke ich recht positiv, bin es mir selbst gegenüber null). Ich habe rechergiert und mir die Hundehaltung dann doch zu komplex vorgestellt und wurde von der Realität überrascht.


    Vorstellungen:

    1. Lange Runden durch die Natur mit Hunden, die wie ich auch bei Sturm und Regen in den Wald wollen und vor allem Herbst und Winter lieben.

    2. Aufgrund 'schwieriger' Rassewahl (1. Hund Shiba, später Akita) dauerhaft in der Hundeschule sein und/oder Einzelstunden.

    3. Viel Zeit in Training und geistige Auslastung investieren, wodurch einfache Träumerspaziergänge selten werden.

    4. Blöde Sprüche oder böse Blicke, wenn man mit 2 größeren Hunden mit ursprünglicher Erscheinung daher kommt

    5. Gut erzogen Hunde, die an anderen vorbeigehen und nach Absprache und vorherigem Sitz 'spielen' dürfen (bzw Kontakt aufnehmen)

    6. Hunde könnten nie wie in Filmen dargestellt einfach nur deine besten Freunde werden oder richtig gehend menschliche Züge annehmen

    7. Wenn die Zeit gekommen ist, lasse ich den Hund nicht leiden und bin vorbereitet, ihn gehen zu lassen.



    Realität:

    1. Genau so nur noch besser. Alle meine Hunde sind/waren, aufgrund guter Rassewahl, genau wie ich nicht gerade hitzebegeistert und ich lasse mich im Sommer von ihnen gerne überzeugen, dass es im Haus viel schöner ist.

    2. Mit meinem 1. Hund war ich in der HuSchu... 4mal und dann nie wieder. Ich war mit dem Training immer schon voraus (was gelernt wurde, konnten wir schon) und mein Shiba wurde als Beispiel für die anderen (überwiegend mit will to please) Hunde verwendet. Dafür auch noch zahlen? Lol. War mit keinem meiner anderen Hunde in der HuSchu, alle sind trotzdem gut erzogen und äusserst sozial kompetent (an Anfänger: ich empfehle das nicht, HuSchu ist durchaus sinnvoll. Ich hatte mich immer nur sehr gut vorbereitet und sehr viel Zeit investiert, weshalb es klappt)

    3. Mit den Japanern in der ersten Zeit ja (Jahdtrieb), doch hat sich diese Vorstellung als Reinfall entpuppt, zu meiner Freude. Gute Erziehung zahlt sich schnell aus und die erwarteten fokussierten, teils anstrengenden Spaziergänge wurden zu Ausflügen, bei dem Hunde und ich einfach nur die Seele baumeln lassen können und gemeinsam die Natur erkunden oder einfach nur nebeneinander sitzen und die Ferne oder Sternenhimmel bewundern können (ich hätte es nie gewagt, solch eine romantisierte Vorstellung von Hundehaltung zu haben, bin aber froh, eines besseren belehrt worden zu sein.

    4. Im Gegenteil. Die Begegnungen mit nicht Hundehaltern sind nahezu ausschließlich positiv und nett, negative kann ich an beiden Händen abzählen

    5. Pustekuchen. Ja, erzogen sind meine und gehen ausnahmslos an jedem anderen Hund ignorierend vorbei, egal wie der wütet, aber mit der vorbildlichen Kontaktaufnahme wurde nichts, weil alle FriedeFreudeEierkuchen Hundehalter ihre meistens frei laufen lassen und einfach angesaust kommen. Bei meinem 1. Hund hatte mich das noch gestört, da ich alles perfekt machen wollte, heute habe ich mich und meine Hundeerziehung dem Umfeld angepasst und gebe in diesen Fällen einfach ein 'frei', weil wir ohne Kontakt ohnehin nicht vorbeikämen. So sind viele Freundschaften entstanden.

    6. Absolut falsch gedacht. Wenn die Erziehung auf Konsequenz undgegenseitigem Verständnis aufgebaut wird und man dem Hund Charaktereigenschaften eingesteht, ohne zu vermenschlichen, wird man überrascht, wie viel sie kommunizieren (nicht mit Worten, sondern Bewegungsabläufen usw). Wenn man aufpasst, nichts hinein zu interpretieren und nicht vergisst, keinen Menschen sondern einen Hund (oder Katze) vor sich zu haben, und ihrer Natur entsprechend ihre 'Sprache' erlernt, wird man überrascht, wie intelligent unsere felligen Freunde sind und 'kommunizieren'.

    7. Ja, vorbereitet war ich, auch leiden habe ich keinen lassen. Aber nachdem ich keinen einzigen negativen Punkt an der Hundehaltung gefunden hatte, kam letzten Endes doch einer. Einer der mich überwältigt hatte. Das Loch, das der Tod eines Hundes aufreisst, ist so tief, dass es nie gefüllt werden kann. Ein neuer Hund baut eine Brücke darüber, dennoch bleibt das Loch und es werden immer mehr. Nichtsdestotrotz verliere ich lieber eine bedingungslose Liebe, als sie gar nicht erst gekannt zu haben.

  • 1. da waren wir tatsächlich ETWAS drauf vorbereitet. Wir hatten uns im Vorfeld über die Rasse informiert, wussten sie gilt als "störrisch" bzw "selbst denkend". Insofern nicht die Überraschung, dass wir (= Hund und ich) langsam lernen. ich wollte ja keinen Retriever ... die in dieser Hinsicht tatsächlich wesentlich einfacher sind ...


    2. das war uns wichtig - eine Rasse, die genetisch erstmal weniger Interesse am Jagen hat. Das haben wir auch bekommen - auf dem Feld hoppeln Hasen vor uns her, der Fuchs quert, das interessiert den Dicken nicht. Elstern kann er nicht leiden, die verjagt er und dem Igel rennt er hinterher. Das war es aber. Dafür haben wir eben den Schutztrieb bekommen. Muss man auch mit umgehen ...


    3. siehe oben, manchmal echt furchtbar.


    4. hier ebenso


    5. auch das haben wir tatsächlich recherchiert, und sind dabei schon im Vorfeld auf große Unterschiede gestoßen. Das war mit ein Grund für unsere Rasseentscheidung zum Hovawart (und gegen den Retriever)

  • Positive Überraschungen:


    Ich dachte, der Hund innerhalb der Wohnung sei wesentlich anstrengender. Durch die Recherche vor der Anschaffung wusste ich schon, dass Hunde viel schlafen (sollten), was mir vorher auch nicht klar war. Aber dass der Hund eigentlich innerhalb der Wohnung nur mitläuft und keine große Arbeit macht (mal von Bürsten, Krallen schneiden etc. abgesehen) ist wirklich ein Segen. Auch dachte ich, dass es viel länger dauert, bis der Hund die Hausregeln innehat und dass man den Hund die ersten Tage auf Stühlen, Theken und Tischen vorfindet, was hier überhaupt nicht der Fall war. :upside_down_face:


    Hatte mich aufs dauerhafte Frühaufstehen mit Hund eingestellt. Unsere ist zum Glück eher Langschläferin und Ausschlafen ist problemlos möglich.

  • Hatte mich aufs dauerhafte Frühaufstehen mit Hund eingestellt. Unsere ist zum Glück eher Langschläferin und Ausschlafen ist problemlos möglich.

    DAS dachte ich auch. Hab auch so einen Morgenmuffel. 7.00 bei Regen Gassi? SPINNST DU? :rolling_on_the_floor_laughing:sehr positiv überrascht. Hab mich schon um 5.00 mit Gummistiefeln im Wald gesehen. Aber Madame würd mir dabei den Vogel zeigen. Vor halb9 geht nix.


    Finde auch ist ein toller Thread. Ich hatte natürlich auch so Traumvorstellungen vom perfekten Hund, der immer ohne Leine und aufs Wort hört und so :woozy_face:sind in vielem nah dran finde ich, aber eben, nicht zur Gänze.

    - Dass fremde Leute solch ein grosses Thema werden dachte ich nicht und auch, dass Alleinsein trainiert werden muss und ortsbezogen gelernt wird, hab ich anfangs nicht gecheckt .


    - Dass die Stadt ein hundefeindlicher Raum ist habe ich auch lernen müssen. Ohne Garten alleine einen Hund , einen Welpen, in der Stadt, nein, das würde ich wohl genau so nicht mehr machen. Urgh, 3. Stock nachts mit Welpe! Ein Garten wäre Gold wert (mein Vater hat einen für seine Hunde, wenn wir da sind ist es ein Paradies. Vielleicht zieh ich zurück zu Papi, dann brauche ich auch keinen Hundesitter mehr weil er ist Pensionär)


    - Dass andere HH sehr rücksichtslos sind dachte ich nicht. Und ich dachte nicht, dass ich zierliche kleine Frau einen 30kg Tutnix-Rüden sowas von in die Schranken weisen kann (ja, körperlich) weil er meine Tara belästigte und der andere HH nur "tut nix" schrie (tat wohl was, muss ja nicht gleich beissen), dachte ich auch nicht von mir. Ob schlau, keine Ahnung, aber meine beste Freundin die dabei war hat seither ein anderes Bild von mir :zipper_mouth_face: . Aber ich hab keinen Bock mehr dass meine Hündin dauernd drunterkommt und da war bin ich selber von meiner Durchsetzungskraft und meinem Beschützerinstinkt überrascht. Und das nicht nur einmal. Für meinen Schatz :smiling_face_with_hearts:


    - Dass Menschen schwerer erziehbar sind als Hunde (bitte nicht anfassen?) war mir auch nicht klar. Und dass so viele Kinder panische Angst vor einem 10kg Hund haben, hat mich auch überrascht. Dazu auch, dass ihnen die Eltern nicht (mehr?) beibringen, dass panisch schreiend wegrennen oder nach dem Hund treten keine gute Lösung ist, hat mich überrascht. Vielleicht auch so eine Stadt-Land Sache.


    - Ach und ja das Geld. Dass Ein Hund so viel Geld kostet. War mir auch nicht komplett bewusst.


    - Und ja, auch dass die Einschränkungen als Einzelperson sehr gross sind, hab ich nicht ganz begriffen. Grösser als erwartet, da Tara nicht immer und überall soo gut entspannen kann.


    - Dass Fellpflege so aufwendig ist!


    - Aber vor allem: Dass man einen Hund so lieben kann, nein, das habe ich auch nicht erwartet. Schon fest lieben, aber so? Ist das normal? Kann mir nicht mehr vorstellen, ohne Tara zu sein.

    Verreisen ohne sie, ja geht, vielleicht so 3-4 oder höchstens 5 Tage. Und nur, weil sie in der besten Pension ever ist, die eine richtige Stange Geld kostet.

  • Gerade beim ersten Hund- Wie war eure Vorstellung vom Leben mit Hund und ist die eingetroffen? Was ist vielleicht jetzt ganz anders als erwartet?

    Oh, das finde ich ein tolles Thema zum Resümieren! =)


    Vor fast genau einem Jahr hab ich mich hier angemeldet, weil ich Nägel mit Köpfen machen und mir meinen ersten Hund anschaffen wollte. Ich hab den Thread sogar mal heraus gekramt, um zu spicken, welche Anforderungen ich damals an meinen ersten Hund und mich selbst hatte, welche Vorstellungen damit einher gingen und inwieweit sich das heute in die Realität übersetzen lässt.


    Die Grundprämisse meines Hundewunsches war ein Begleiter für die Fitness und fürs Herz. Ich war gerade geschieden, hatte eine harte Zeit hinter mir und benötigte eine Aufgabe, am besten einen Welpen. Nur von den unterschiedlichen Rassen hatte ich so gar keine Vorstellung und da schnell viele Sachen gelernt, die mir heute wie selbstverständlich vorkommen.

    Ich zitiere mich mal selbst:


    Zitat

    Wie soll sich das Leben mit Hund gestalten? Genau wie jetzt: draußen sein! Natur erleben und erkunden, im Bayerischen Wald Wandern gehen. Hundesport. Bei uns gibt es einen Hundeverein, der von Welpentraining bis zum Hundeführerschein alles anbietet – das interessiert mich nicht nur, es würde mir auch Spaß machen. Kurzgesagt: ich möchte meine Zeit so gut es geht einem Hund und seiner Erziehung widmen.


    Realität:

    Draußen sind wir, bei jedem Wetter und isses auch noch so dreckig und kalt. In der Welpenzeit und bei Flitzekacke gerne mal nachts. Ich habe eine Weile sehr konsequent in Jogginghosen geschlafen und muss zugeben, dass ich besonders in der Welpenzeit sehr schlechte Laune hatte deswegen; aber es ging schneller vorüber, als ich dachte.
    Erkunden und Erleben tun wir definitiv! Wir gehen super oft wandern und wählen Strecken, die für Shadows Alter geeignet sind.
    Am Hundesport bin ich von Anfang an dran geblieben und habe mit Shadow zuerst ins Mantrail geschnuppert, mich aber inzwischen für eine Dummy-Gruppe angemeldet, da sich meine Hündin maximal apportierbegeistert zeigt.


    Der damals angepriesene Hundeverein hatte seinerzeit jedoch weder einen freien Platz in der Welpenschule, noch eine Gruppe fürs Dummy-Training. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man in meinem Umkreis zwar mit Hundesport wirbt, in der Realität aber fast nix davon wirklich ausgeführt wird. Das Angebot beschränkt sich hier hauptsächlich auf Mantrail, Trick Dog und Obedience.
    Generell war das Finden einer passenden HuSchu eine ganz schöne Herausforderung. Inzwischen nehme ich es in Kauf 20 Minuten mit dem Auto in den Nachbarsort zu gondeln, damit ich nach meinen Vorstellungen mit Shadow trainieren kann. Insofern bin ich mir an dieser Stelle auf jeden Fall treu geblieben und nehme das Thema Erziehung ernst.


    Zitat

    Meine Lebenssituation lässt es an und für sich zu und meine Familie ist auf meiner Seite – die zugesagte Unterstützung für die Zeit in der ich unter der Woche ins Büro muss ist da


    Realität:

    Ich muss nur noch terminlich ins Büro. Da ich den Hund nicht mitnehmen kann, ich aber das Glück habe mit meiner Arbeitsstelle sehr weit vom Schuß zu sein (mich und mein Team trennen 110 km), interessiert es auf gut Deutsch niemanden, ob ich in einem Bürogebäude oder im Home Office sitze. Insofern bin ich im Monat vielleicht 4-5 Mal terminlich auf Achse und habe dafür Babysitter wie meine Mum oder einen Freund, der mit Shadow super gut kann.


    Womit ich definitiv nicht gerechnet habe war der Support meines Schwagers, zu dem ich die ersten Monate regelmäßig gefahren bin, damit Shadow einen souveränen Spielgefährten hat. Der Hund meines Schwagers und Shadow verstehen sich außerordentlich gut und es hat Spaß gemacht dabei zuzuschauen, wie Shadow von Zino lernt. Außerdem haben meine Schwester und mein Schwager angeboten, auf Shadow aufzupassen wenn ich länger weg sein sollte und ich habe sehr viel von ihm gelernt.


    Zitat

    Was möchte ich?

    • Einen intelligenten Begleiter mit einem einschätzbaren Naturell
      Ich habe gelesen, dass man sich als Anfänger keinen stark triebgesteuerten Hund zulegen sollte (Wie z.B. der Schäferhund, oder Hunde mit ausgesprägtem Jagdinstinkt). Ich weiß nur nicht, ob ich das immer gut an einer Hunderasse einschätzen kann und hatte ein bisschen gehofft, dass mir der jeweilige Züchter eine persönliche Eignung ausspricht, oder eben nicht.
    • Hoher "will to please" (? – ich weiß nicht, ob das ein sinnvoller Wunsch ist :-))
    • Ich tendiere zum Welpen und eher zu einem ruhigeren, aufmerksamen Charakter


    Realität:

    • Soweit ich das bis heute beurteilen kann, hatte ich da mit Shadow verdammt Glück. Das betrifft ebenso den Kontakt meiner ausgewählten Züchterin: die hat mir ihre Hunde nicht nur vorgestellt, sie hatte am Ende ein sehr gutes Auge dafür, was zu mir passt.
    • WTP ist maximal vorhanden
    • Es wurde ein Welpe. "Ruhig" ist relativ, heute würde ich es so formulieren: "Ich tendiere zu einem Welpen, der schnell zur Ruhe kommen kann." Bei Flats wird gerne gewarnt, dass die Rasse Ruhe erst lernen muss. Mit Shadow hatte ich auch hier wieder Glück. Im Haus gab's nie ein Problem mit Runterfahren, bis heute nicht. Aus ihr ist kein Kontrolletti geworden und sie lässt sich gut auf ihren Platz schicken.
    • Die Rechnung mit dem Welpen und meinen drei Katzen ging ebenfalls auf. Meine Katzen verstehen sich prima mit dem Hund und es wurde noch niemand geschreddert.


    Zitat

    Was möchte ich nicht?

    • Keinen extrem großen Hund, der so viel wiegt, dass ich ihn nicht mehr beherrschen kann
    • Keinen zu dominanten Hund
    • Keine stark überzüchtete Rasse, die z.B. Probleme mit der Atmung hat
    • Kein Kurzhaar


    Realität:

    • 62cm und 28 Kilo, Stand heute.
      Meine Umgebung so: wächst die noch? Und ich nur so: :ka:
      Hab schon einen Flat-Rüden getroffen, der auch ein Pony sein könnte.
      Die Kraft habe ich tatsächlich unterschätzt – wenn Shadow in die Leine springt, kann ich sie gerade so noch halten. Ich bin mehr als froh darüber, dass sie mit und ohne Leine so ein treudoofes Schaf ist.
    • Charakterlich ist sie mein absoluter Traumhund: kreativ, clever, ein freches Luder und gleichwohl eine absolute Schmusebacke. Sie schafft es echt jeden um den Finger zu wickeln... das ist unglaublich. Ihr hättet mal beim Familientreffen dabei sein sollen – die genießt das richtig.
    • Als ich mich über Flats informiert habe, hatte ich nicht den Eindruck, dass sie stark überzüchtet wären. Zwischendrin schnappte ich mal was bzgl. "Inzucht" auf und wie totgezüchtet die Rasse inzwischen doch wär'. Das kann ich so aus meiner Perspektive nicht bestätigen. Dennoch steht das Problem "Krebs" im Vordergrund, das den Hunden eine kurze Lebenszeit voraussagt. Je nachdem, wie es sich gesundheitlich mit Shadow entwickelt, kann ich später einmal resümieren ob ich mir wieder einen Flat anschaffen würde.
    • Haare sind egal, das Luder haart so oder so wie sau... |)


    Zitat


    Geplanter Anschaffungszeitraum: Frühjahr 2022

    Realität:

    • Anruf Züchterin, Montag, Oktober 2021: "Hey Eva, Du folgendes: aus dem letzten Wurf wurde ein Welpe nicht geholt. Weiblich, charakterlich eher so aus der zweiten Reihe und zurückhaltend. Dachte, das würde gut zu dir passen. Wie spontan bist du?"
      Ich so: "Äh. Ok. Bis wann?"
      Züchterin so: "Mittwoch."
      Ich: "Hast du ein Foto?"
      Züchterin schickt Foto mit kleinem schwarzen Welpen und großen Knopfaugen.
      Ich: "Bis wann soll ich Mittwoch da sein?"
    • Wahnsinn wie viel Geld man binnen weniger Minuten im Fressnapf für eine Erstaustattung ausgeben kann.


    Zitat


    Meine Frage an euch: warum habt ihr euch für euren Ersthund entschieden und würdet ihr diese selbe Hunderasse wieder wählen?


    Realität:

    Die gesundheitliche Frage ausgeklammert, weil ich dazu bisher kein Fazit geben kann, ja. Aber nur von "meiner" Züchterin.



    Allgemeiner Realitäts-Check:

    • Einen Welpen zu haben ist wie ein Baby zu bekommen, nur anders. (Also Ja, aber auch nein)
    • Jeder in deiner Umgebung glaubt, er müsse in deine Erziehung dreinquatschen und hält sich für Martin Rütter
    • Die meisten Menschen bemerken nicht, dass sie beim Hund mit ihrem Verhalten bestimmte Reaktionen hervorrufen (z.B. "DER HUND SOLL MICH BLOSS NICHT ANSPRINGEN! *WIRFT EKSTATISCH DIE HÄNDE IN DIE LUFT*" :muede: )
    • Jeder will deinen Hund anfassen und du möchtest das nicht
    • Man lernt seinen Hund schnell zu lesen, wie er tickt, was seine Körpersprache ist, wenn man nur genau hinsieht... find ich rückblickend total faszinierend.
    • "Mein Hund kann das schon / Mein Hund konnte das in dem Alter schon lang / Das sollte dein Hund aber schön können..." ( :stock1: ) – Hundeerziehung ist ein Wettbewerb
    • Ich fahre jetzt mindestens einmal die Woche zum Fressnapf, weil ich es liebe dort herum zu schlendern
    • Kinder, die deine Hündin bedrängen wollen, sind ätzend
    • Rüdin, die deine Hündin bedrängen wollen, sind ätzend
    • Ich werfe mich heroisch zwischen jede Hundebegegnung, die meine Hündin nicht will – und das, obwohl ich super viel Angst hab, weil mich vor über 15 Jahren mal ein Hund krankenhausreif gebissen hat
    • Hundeerziehung kann man nicht unbedingt aus Büchern lernen
    • Bei der Hundeerziehung ist weniger meistens mehr
    • Die Hündin spürt, wenn das andere Ende der Leine nervös ist
    • Meine Hündin und ich haben fast den selben Speiseplan (zumindest was Obst und Gemüse angeht)
    • Einen ausgeglichenen und ruhigen Hund nimmt man allenfalls an der Menge an Haarbüscheln wahr, die um einen herumwuseln
    • Meine Hündin ist plötzlich mein Wingman bei der Partnersuche ( :pfeif: |) )
    • Kontaktaufnahme mit Hündin ist allgemein viel leichter
    • Viele Menschen haben aber auch automatisch Angst vor schwarzen Hunden
    • "DER TUT NIX" kommt einem viel zu schnell über die Lippen... :tropf: :pfeif:
    • Hätte nie gedacht, dass ich mir so schnell kein Leben mehr ohne Hund vorstellen könnte
    • Morgens gehen wir als Gang spazieren und ich finde das toll (Shadow, Cosmo, Luna und der Nachbarskater)
    • Ich genieße die Zeit draußen viel bewusster und hänge mit Shadow jetzt im Sommer total gern am Wasserloch ab
    • Tierarztkosten sind echt teuer, Hunde kosten allgemein viel Geld
    • Dem Hundeblick widerstehen ist nicht so einfach, wie ich dachte
    • Mein Puls und meine Fitness haben sich mit Shadow allgemein bereits verbessert

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