Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Um Himmels Willen, das geht bei euch ja ab, wie es hier in Niedersachsen losging - nur dass es hier in unmittelbarer Nähe die letzten 30 Toten auf einen Schlag kaum noch in die Lokalzeitung geschafft haben - Alltag. Ich wünsche euch wirklich sehr, dass euch solche Eskalation erspart bleibt, und erst recht ein solcher Alltag!

    Wenn er noch drei Risse an Nutztieren macht, darf er geschossen werden. Das ist bei uns zum Glück anders als bei euch.

  • Wir drücken Daumen und Pfoten dafür, dass bei euch den Anfängen gewehrt wird, anders geht es einfach nicht. Hier in Niedersachsen dürfen Wölfe tun und lernen, was immer sie wollen, und verhalten sich in unserer Ecke wie das lebende Modell von Valerian Geist: Neun Jahre vollständig reibungsloses Zusammenleben, Wölfe unsichtbar im Wald, alles schick, alle zufrieden.


    Letzten Winter wurden sie plötzlich tagsüber sichtbar, erlegten und fraßen Wild in Gärten, spazierten über Grillplätze - und so weiter. Tenor, auch hier im Thread: ist doch alles normal. Ich schätze mal, das wäre der Moment zum Eingreifen gewesen, vielleicht ein zur Bestandsregulierung geschossenes Jungtier, und sie wären wieder scheu geworden wie eh und je. Aber wie gesagt: ich schätze.


    Es passierte also nichts, und diesen Sommer explodierte es dann quasi wie aus dem Nichts : Wölfe ,die tagsüber ungerührt durch die Dörfer streiften, im Wald verfolgte Reiter (angeblich auch alles normal, die kleinen Racker sind ja neugierig), und zum Herbst, zum ersten Mal, Risse, Risse, Risse. In einer Woche über 50 Schafe und Ziegen, die 27 Schafe direkt im Dorf. Die Weide war eigentlich gut abgesichert, sogar mit Erdankern überall, aber die Wölfe haben in aller Ruhe den Zaun so lange inspiziert, bis sie an einer Ecke die Schwachstelle hatten, und sich dann, 50 Meter vom nächsten Haus, durch eine ganz enge Lücke reingebuddelt. Ein höllisches Massaker, Tiere lebend zerfetzt (der Zaun war zu gut zum Ausbrechen), gefressen kaum was, Konsequenzen natürlich keine. War ja nicht genügend geschützt. Woche drauf: 30 Schafe und Ziegen, dicht am Hof, auf dem ich früher meine Ponys hatte. Und so weiter.


    Hier ist also das friedliche Zusammenleben nach 9 Jahren vorbei, unsere ehemaligen Musterwölfe haben in aller Ruhe lernen können, dass ihnen nirgendwo Gefahr droht, haben ausgetestet und sich für den bequemen Weg entschieden, obwohl es im Wald noch gut Wild gibt, und dieses Jahr rekordverdächtig Nachwuchs produziert. Sieben Welpen ,alle großgeworden, alle gut angelernt. Fortsetzung folgt.

  • Man muss dazu natürlich auch sagen, dadurch, dass es hier bisher echt höchst selten mal vorkam, sind die Viecher auch demensprechend schlecht gesichert. Einfacher Schafzaun. That's it. Da hat er natürlich einfaches Spiel. Keine besonders Nennenswerte "Sicherung". Wozu auch, war bis anhin nicht nötig.


    Die vier Schafe hier in Brittnau stehen auch direkt am Haus. Jetzt nur noch zwei.

  • Nur da liegt doch leider der Fehler.. ich mag nicht drauf hauen aber Kopf in Sand und mich wirds nicht treffen ist doch Murks. Aber gibt's bei uns in Brandenburg auch noch. Nach 20Jahren Wölfe.. ausbaden tun es die Tiere.

  • Bei uns war das eindeutig ein längerer Prozess, die ursprünglich sehr scheuen Wölfe müssen genau beobachtet und am Ende gelernt haben, dass es in Menschennähe ungefährlich ist.


    Den Spuren nach hat es lange gedauert, auf die Weide in Egestorf zu kommen, da sind sie immer wieder außen rumgelaufen und haben versuchsweise gegraben ,bis sie die eine Stelle hatten ,an der die Erdanker weit genug auseinander zum Durchschlüpfen waren. Das muss richtig lange gedauert haben, und in der Pension nebenan war noch Leben. Das hat sie aber kein Stück mehr gestört, ganz anders als in all den Jahren vorher, in denen sie so heimlich waren, dass das Rudel trotz zahlreicher Wildkamerabilder nie offiziell wurde. Die Tiere haben wirklich lange beobachtet, gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen. Leider. Lasst es bloß nicht soweit kommen - aber die Schweiz ist da ja eindeutig klüger.

  • Nur da liegt doch leider der Fehler.. ich mag nicht drauf hauen aber Kopf in Sand und mich wirds nicht treffen ist doch Murks. Aber gibt's bei uns in Brandenburg auch noch. Nach 20Jahren Wölfe.. ausbaden tun es die Tiere.

    Wie gesagt, bisher gabs das hier nie. Deshalb kann ich da auch keinen Vorwurf machen.

  • Nur es gab noch keine Risse ist doch das eine.. Dass Wölfe wieder da sind, bzw kommen das andere. Da müssen einfach vernünftige Zäune stehen. Ob man nu 30Jahre schon anderen Zaun zu stehen hatte oder nicht.


    Ich hätte vor 20Jahren den Zaun um meine Weide auch noch für 1/3 des Aufwands und der Kosten gebaut aber heute sind die Bedingungen halt anders. Es geht nicht mehr darum die Tiere am ausbrechen zu hindern, sondern primär darum, Wölfe am eindringen. Die sonstige Wolfspolitik können wir nur bedingt beeinflussen als Tierhalter aber Zäune stellen, wo die Wölfe sich die Nase verbrutzeln, dass können wir.

  • In Egestorf war es leider so ,dass die Schäfer mit Do it yourself versucht haben, sicher zu gehen: Wildzaun, Strom davor und dann rundum Erdanker tief in den Boden. Viel Mühe, hat nicht gereicht.


    https://www.sat1regional.de/wo…-tote-schafe-in-egestorf/


    Interessant ist hier, was die geschockte Tierärztin über das "Alltagsverhalten" dieses Rudels erzählt, daher verlinke ich das.


    Nochmal: Es war da jahrelang Ruhe, trotz bis zu zehn Wölfen im Wald rundum, und dieses Jahr ging es plötzlich massiv los, nach den ersten, angeblich völlig harmlosen und normalen Anzeichen im letzten Winter. Die Tiere haben also eindeutig gelernt und ihr Verhalten weiterentwickelt und angepasst - nur leider in die falsche Richtung. Ein Musterbeispiel dafür ,wie es eben nicht laufen dürfte.

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