Unfall - Krankenhausaufenthalt - Rollstuhl. Hund ist plötzlich komplett verändert.

  • Was mir gerade noch einfällt:

    Vielleicht könntest Du Dich mit den Schäferhundvereinen in Deiner Nähe in Verbindung setzen und fragen, ob es vielleicht jemanden gibt, der ab und zu mit Deinem Hund rausgehen würde?



    Wenn ich die entsprechende Erfahrung mit solchen Hunden hätte und es zeitlich möglich wäre, würde ich gerne helfen. Zumindest übergangsweise, bis sich bei euch wieder alles gut eingespielt hat.

  • Mir fiel beim Lesen jetzt spontan ein, dass es mittlerweile Hundelaufbänder gibt - Hummel hat so eins, meine ich. Das wäre schonmal eine gut machbare, sichere Möglichkeit für Sirius, etwas Dampf abzulassen. So könntest du deinem Hund auch zeigen, dass du immer noch alles im Griff hast - ihn an das Gerät heranführen, ihm damit etwas zu tun geben, ihm helfen, Stress abzubauen. Danach wäre er bestimmt etwas ausgeglichener, glücklich, und es ist etwas, was ihr zusammen machen könntet, ohne "da war ich früher flexibler".


    Vielleicht hilft das. :sweet:

  • Gebt euch Zeit!

    Wärst du ihm egal, würde er dich nicht wie wild verteidigen und du bist erst seit einem Monat zuhause und du hast nunmal defintiv unfassbar viel zu bewältigen.

    Das einzige, was er für dich tun kann, ist dich vor der Welt beschützen. Keiner weiß, wieviele Gedanken sich Hunde machen, ob er den Zusammenhang "verstanden" hat zwischen du warst draußen und bist verletzt wiedergekommen.

    Hunde merken wenn ihr Sozialpartner verletzlich ist. Ein Pudel würde vielleicht nicht mehr alleine bleiben können und nur noch auf deinem Schoß sitzen, ein Schäferhund verteidigt dich gegen jede Potentielle Gefahr und rennt halt um die Zeit in der Bedrohungssituation zu minimieren.


    Konzentriere dich darauf, dass er Zuhause wieder dein Hund ist und such dir für den Auslauf eine Dogwalkerin. Ich glaube die Krankenkasse übernimmt auch einiges an Haushaltshilfen, musst mal nachfragen, ob du die Hundebetreuung damit irgendwie verrechnen kannst.

    Und dann geht ihr erstmal zusammen raus, dann fühlst du dich auch viel sicherer. Übt neue Kommandos, gewöhnt ihn vernünftig an den Rollstuhl, du wirst sicher auch neue abläufe lernen müssen, abschätzen, wo er wann wie vor oder neben dir Laufen soll wegen platz, vielleicht sogar üben, dass er hinter dem Rollstuhl herläuft (Spiegel besorgen, dass du das beobachten kannst).

    Draußen spielerische Übungen machen, gute Plätze erkunden, die jetzt für euch praktischer sind. Vielleicht Gassipartner suchen mit netter Hündin, die den Fokus von dir etwas wegbringt.

    Und dann schau dir auf you tube Videos an, es gibt immer wieder Rollstuhlhundesportler und setz dir Ziele. Neue Ziele für euch beide. Ein Hundesportverein könnte dir sicher mit Mitgliedern und verschiedenen Trainern eine gute Unterstützung sein und Kontakt zu anderen Hundemenschen ist in schwierigen Zeiten immer gut. Man hat ein gemeinsames Thema und du wirst merken, gerade das Problem, Hund verteidigt einen draußen, gibts nicht selten, dafür waren sie eben auch Hunderttausendjahre da.

    Longieren, wo du im Kreis bist. Dogdancing ... Vielleicht eine Zughundvariante, die dir auf eine ganz andere Art hilft. Vielelicht hast du sogar ne Indoortrainingshalle in der Nähe, die rollstuhltauglicher ist und wetterunabhängig.

    Es ist grausam, dass du dein altes Leben nicht zurück bekommen kannst und soviel verloren hast. Deinen Hund musst du nicht aufgeben, nur weil er das für dich tut, was er kann.

    Es gibt bestimmt Menschen da draußen, die dir helfen können, dein Leben mit Hund neu zu gestalten und er wird für dich arbeiten wollen!

    Aber ihr braucht Zeit.

    Geb die dir und Sirius.


    Ich wünsch dir Ganz viel Glück auf eurem Weg!

  • Ich stimme einfach mal allen anderen zu :D


    Ich finde es eigentlich völlig normal, dass Sirius jetzt anders ist. Du bist ja auch anders. Hunde sind soziale Lebewesen, die sich auf ihr Gegenüber einstellen. Die sind IMMER anders, wenn sich wer deutlich verändert. Du bist heute schlimm krank, denn du hast Grippe (oder Männergrippe), zack ist der Hund anders. Du bist quietschfidel, weil verliebt, Hund anders. Du kommst stockbesoffen nach Hause, Hund auch anders.

    Die Änderungen sind halt nicht immer so gravierend, dass der Mensch die mitkriegt, aber die sind immer da.

    In deinem speziellen Fall sind die Änderungen eben doch gravierend und außerdem unschön. Du siehst das völlig richtig, denke ich:

    vielleicht merkt er mir an, dass ich unzufrieden mit meiner Situation bin und nicht mehr meine alte mentale und körperliche Stärke besitze,

    Das Gute an dieser Stelle ist, dass Sirius sich positiv verändern wird, je mehr mentale und körperliche Stärke du zurückgewinnst. Und das wirst du ja. Ganz automatisch.

    Wie lange lebst du jetzt deinen neuen Alltag? Einen Monat? Das ist doch nichts. Da hatte ich früher ja länger Sommerferien als das. Das KANN doch alles noch gar nicht gut laufen. Aber du wirst ja besser mit jedem einzelnen Tag. Du übst halt noch.


    Und Sirius muss dich ganz neu lesen lernen. Wie McChris schon sagte, deine Körpersprache ist ganz anders. Klar ist das für den Hund jetzt eine Herausforderung. Der weiß, dass er dich kennt, versteht dich aber im Moment nicht mehr richtig (dabei hat er dich doch früher so gut verstanden, er begreift das momentan überhaupt nicht). Jetzt lernt er deine Sprache neu und seine Unsicherheit wird weniger.


    Er zieht wie verrückt an der Leine, was mit Rollstuhl ein riesiges Problem ist

    Äh, hat er denn vorher gelernt, wie man am Rollstuhl geht? :denker:

    Hunde gehen ja auch nicht automatisch toll am Fahrrad. Geht er am Rad? Denn

    - wenn er nichtmal am Fahrrad gehen kann, kann er auf keinen Fall am Rollstuhl gehen, oder

    - wenn er am Fahrrad gehen kann, hält er denn Rollstuhl vielleicht für eine Art Fahrrad und erwartet ein viel höheres Grundtempo

    ?


    So oder so finde ich, ihr solltet zusammen mit einem Helfer üben, wie man draußen spazierengeht. Das lernt ihr beide doch ganz neu. Wieso zum Henker sollte das denn ohne Übung funktionieren?


    Ich finde die Ideen mit dem angeheuerten Gassigeher gut. Schön wäre auch, wenn jemand Sirius körperlich draußen auslasten könnte (nicht nur normales Gassi), z. B. Joggen so 30-60 min. Dadurch wird Stress abgebaut und das hilft euch beim Üben. Kennst du da jemanden oder kannst wen organisieren?

    Oder wirklich das Laufband, wenn's nicht anders geht. Jedenfalls dafür sorgen, dass Sirius durch Bewegung ein Stressventil bekommt, damit sich die Situation nicht unnötig verkompliziert.

    Hat hier irgendjemand eine Idee wie ich meinem Hund zeigen kann, dass ich immer noch in der Lage bin auf mich selbst aufzupassen, dass ich Kontrolle übernehmen kann und er das nicht tun muss?

    1) Körperliche Bewegung für Sirius organisieren, weil's den Hund ausgeglichener, zufriedener und aufnahmebereiter machen wird.

    2) Mit einem Helfer das Gassi neu aufbauen. Am Anfang bist du einfach nur dabei und niemand braucht sich um irgendwas Sorgen machen. Schritt für Schritt übernimmst du die Kontrolle, und dieses Training sollte von vornherein auf mehrere Monate angelegt sein. Nix übers Knie brechen.

    3) Hoffentlich kann dir hier jemand einen Trainer mit Ahnung empfehlen.

    4) Ich WETTE, ein Teil der Probleme wird sich ganz nebenbei mit der Zeit lösen, weil du permanent besser wirst in - allem.


    Das wird. :smile:

  • Klingt für mich so, als wäre er vom Grundwesen eher der unsichere Typ, der sich früher gern hat führen lassen und du das auch gut geschafft hast, aber das durch die veränderte Situation weggefallen ist.

    Durch den Rollstuhl ist deine ganze Körpersprache, deine Präsenz und deine Reaktionsfähigkeit verändert und das merkt der Hund und das verunsichert ihn draußen und beim DSH gibt es auf Unsicherheit eine Antwort: Angriff ist die beste Verteidigung.


    Dein Hund muss zwei Dinge neu lernen:

    Neue Regeln am Rollstuhl. Das ist einfach etwas, was man vorher nicht übt. Der Hund muss lernen, wie er sich am Rollstuhl zu verhalten hat. Allerdings erstmal nicht beim Gassigehen, sondern in ruhiger, kontrollierter Umgebung.


    Und, dass du auch in der neuen Situation noch führen kannst.


    Beides sind Dinge, die du allein aber eher nicht schaffen wirst und meiner Erfahrung nach, sind die durchschnittlichen Hundeschulen schon unter normalen Umständen mit der Erziehung von Gebrauchshunden überfordert. Such dir wirklich einen Trainer, der auf diesen Typ Hund spezialisiert ist. Du kannst auch mal in den umliegenden SV OGs nachfragen, ob die Tipps haben, an wen du dich wenden kannst. Vielleicht hat auch eine OG direkt einen Trainer, der dir weiterhelfen kann.

  • Ich finde, dass du ganz großartig und tapfer mit deiner neuen Lebenssituation umgehst, dafür erst einmal Chapeau!


    Du schreibst, dass ein Trainer zur Abgabe von Sirius geraten hat. Das erscheint mir sehr vorschnell, ich würde mindestens noch eine weitere, qualifizierte Meinung dazu einholen. Schließlich gibt es viele Rollifahrer mit Hunden, und sowohl du als auch Sirius brauchst eine fachliche Anleitung, wie ein Hund am Rolli geführt wird. Es gibt doch auch Trainer, die Begleithunde für Rollifahrer ausbilden, vielleicht gibt es eine solche Möglichkeit auch in deiner näheren Umgebung.


    Wirf doch bitte die Flinte noch nicht in`s Korn, ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg!

  • Ich vermute auch, dass er so leichtführig war, weil ihm das liegt und ihm das jetzt fehlt.


    Ich würde versuchen zweigleisig zu fahren: Seine Grundbedürfnisse nach Bewegung und Beschäftigung müssen erfüllt werden. Das ist ja etwas mehr als Tricksen. Daher fände ich es wichtig jemanden ins Boot zu holen, der Lust auf so was hat. Es gibt ja immer wieder Menschen, die aufgrund ihrer Arbeit keinen Hund halten können, weil sie zu lange außer Haus sind, aber eigentlich Lust drauf hätten.


    Ich könnte mir vorstellen, dass man dann das Training mit Euch beiden viel besser angehen kann, wenn seine Grundbedürfnisse erfüllt sind und er ausgeglichener in den Neuaufbau startet. Ja, und dann brauchst Du jemanden, der mehr kann als Standard-Hundetraining. Du bräuchtest jemanden, der sowohl diesen Hundetyp als auch sinnvolles Training am Rollstuhl kann. Beim SV Verein nachfragen ist schon mal eine Idee. Ich dachte aber auch grad dran mal Organisationen zu fragen, die Servicehunde am Rollstuhl ausbilden.

  • Es gab im November in der SV-Zeitung einen genialen Bericht über Sabine Beitz. Sie ist sehr aktiv mit Rollstuhl und Schäferhund. Scheint eine sehr toughe Frau zu sein.


    https://www.thp-beitz.de/uebermich.htm


    Den Artikel in der Zeitung konnte ich leider nicht mehr finden.


    Vielleicht hast Du Lust ein wenig zu stöbern. Kontaktdaten sind dabei. Ich könnte mir vorstellen, dass sie Dir auf jeden Fall neuen Input geben und Möglichkeiten zeigen kann.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!