Hunde färben - Geschmackssache oder gegen die Natur?

  • Aber das Verändern des Hundes beginnt doch schon so, so viel früher! Wo ist da die Grenze? Natürlich, wenn ich ihm einen Mantel anziehen, ist der zweckmäßig. Aber alleine schon mit meiner Auswahl der Farbe verändere ich seine Optik und die Reaktion der Umwelt darauf. Egal ob ich dabei nun pragmatisch vorgehe oder tatsächlich mir die Farbe aussuche, die ich gerne mag

    Aber das zeigt doch auf, dass Du Reaktionen steuern kannst, ganz bewusst. Auch wenn Du meinst, nur für Dich, es gibt immer eine Abfrage mit der Aussenwelt (wir sind nun einmal soziale Wesen). Wenn Dir jemand ob der Farben Komplimente macht oder Du deswegen mit jemandem in einen netten Dialog kommst, wirst Du nicht abgeneigt sein, davon gehe ich aus. Das ist aber nichts ungewöhnliches, sondern banal-normal, dann werden die Belöhnchen im Hirn ausgeschüttet, das kannst Du gar nicht verhindern.

    Meine Hunde sind dagegen so "angezogen", darauf schaut niemand. Weil ich gar nicht möchte, dass sich jemand mit uns und unserem Bild beschäftigt. Also werden meine Beaucis niemals Bling-Bling bunt tragen. Denn Reaktionen darauf wären garantiert und ich will keine. Zumindest keine, die über das normale, sich einfach nur Begegnen hinaus gehen. Niemand bewundert die Halsbänder oder die Leinen. Trotzdem unterscheide ich z.B., das Halsband gefällt mir besser als das andere, soll ich blau nehmen oder ein rotbraun oder vll. schwarz. Aber es ist alles so gestaltet, dass es funktional ist und kein Hingucker. Joah, vll. sucht ein anderer HH vll. ausgerechnet so ein Geschirr oder ein Halsband und er wird darauf aufmerksam, weil man bisserl rumsteht und der andere HH sich schon deswegen näher mit den meinen beschäftigt und dann überhaupt erst auffällt, was für ein Halsband sie bspw. tragen.

    Das wars aber auch schon. Das bedeutet: günstigenfalls schaut keiner mehr hin, als es bei einer Begegnung normal und praktisch wäre. Das hilft z.B. schon dabei, dass meine Hunde Passanten ebenso für unwichtig erachten, wie Passanten meine Hunde. Passanten die "glotzen" aktivieren ihre Wachsamkeit in dem Masse, wie sie es tun (auch die Art und Weise steuert die Empfindungen und Reaktion meiner Hunde). Das ist natürlich nach Hundetyp völlig unterschiedlich, wie sie darauf reagieren (und für Dich kein Faktor), zeigt aber auf, dass Hunde sehr wohl zur Kenntnis nehmen (und für sich verarbeiten), wie Menschen sich verhalten. Der begeisterte Quietsche-Mensch, der vor lauter Verzückung auf meine bunt angemalten Bling-Bling-Beaucis zusteuern würde, könnte sein blaues Wunder erleben, bzw. mir Arbeit machen.

    sogar wenn ich ein einfaches Foto vom Hund draußen in der Natur mit Photoshop bearbeitet, verändere ich damit den Blickwinkel auf das Tier... Und wenn es nur ist, ein Blatt aus dem Fell zu photoshoppen oder Einen Effekt hinzuzufügen damit der Hund freundlicher wirkt.

    Davon bekommt Hund aber nichts mit und das hinkt gewaltig, finde ich. Wenn ich etwas an meine Hunde fummel/montiere, was sie sonst nicht tragen, muss ich sie erst daran gewöhnen. Sonst finden sie das nicht so prickelnd, wollen das los werden. Würde ich sie einfach fotografieren und hinterher mit Photoshop ran gehen, interessiert sie das doch nicht, weil sie es gar nicht bemerken. Und es gibt auch keine direkten Reaktionen Mensch auf Hund. Mensch reagiert auf ein Bild, das ist etwas anderes, als überartliche Kommunikation (oder ein Quietsche-Mensch).

    Aber wo startet man und wo hört man aus?

    Bein HIngucker?

    immerhin gibt es ja keinen Thread, ob ein buntes Halstuch gegen die Natur ist.

    Ein buntes Halstuch ist auch kein Hingucker mehr. Ursprünglich sollte es in "" einer sein. Glaube, das ist durch die Listis in die Hunde-Szene gekommen, um sie netter aussehen zu lassen. Um die Ressentiments zu mildern. Nicht, damit sie mehr auffallen, sondern eher den gegenteiligen Effekt erzielend. Denn Hunde spüren auch, wenn Menschen ihnen nicht gut gesinnt sind oder vor ihnen Angst haben. Hier stand dann nicht im Fokus, weil es mir gefällt, sondern es hatte einen pragmatischen Ursprung. Das dürfte auch für die Farbwahl gegolten haben.

  • Ich denke, wenn du in Bezug auf Farbe im Fell diese emotionale Reaktion hast, ist es eben so. Dich wird man, anders als jemand, der nur eine lockere Meinung dazu hat, nicht überzeugen können.

    :???: Mich wird auch keiner "pro bunt" überzeugen können. Und ich stehe dem Ganzen recht kopflastig gegenüber (drum habe ich dennoch eine Meinung dazu).

  • Also muss ich meinen Hund vorher fragen, welche Frisur er denn geschnitten bekommen möchte? Ich hab ihm heute (nach dem 1,5h Gassi und komplett eingesaut) grüne Gummis ins Fell gemacht, vielleicht mag er ja gar kein Grün... :???:

  • Ein buntes Halstuch ist auch kein Hingucker mehr.

    Ok, es ist kein Hingucker mehr. Das heißt, die ersten Menschen, die ihren Hunden Halstücher umgemacht haben, haben sie damit zum Hungucker gemacht und das ist, laut deiner Argumentation, nicht gut. Diejenigen, die das heute machen, bei denen ist das ok, weil Halstücher "normal" geworden sind?

    Mit sowas tu ich mich schwer. Wenn die gleiche Aktion (Halstuch ummachen) unterschiedlich bewertet wird.

    Außerdem würde aus der Argumentation auch folgen: Wenn jetzt morgen alle HH ihre Hunden färben würden, dann "müsstest" du deine auch färben. Denn sonst wären sie ja Hingucker.

    Außerdem sind einige Rassen schon per se "Hingucker" (besonders groß/klein/langfellig...). Was machen wir mit denen?

  • Nein, es ist nicht natürlich das Hunde zu von uns bestimmten Zeiten die von uns bestimmten Mahlzeiten an dem von uns bestimmten Platz fressen.

    Meine frisst, wenn ich daran denke, dass mal wieder Zeit für eine ordentliche Mahlzeit ist.

    Natürlich ist, dass sie fressen, sobald sie einen Jagderfolg hatten. Gebe ich als Rudelführer also Nahrung, kann ich verlangen, dass das Tier nicht jagt. Und umgekehrt.

    Es ist nicht natürlich das wir dem Hund vorgeben wo er langzulaufen hat, in welchem Tempo er zu laufen hat und auch wie weit er laufen darf.

    Doch. Als Rudelführer ist es sogar meine Aufgabe. Genauso ist es meine Aufgabe, mein Rudel vor Gefahren zu schützen, was gelegentlich sogar den Einsatz einer Leine rechtfertigt. In dem Falle werde ich sowohl die Geschwindigkeit als auch den Aktionsradius festlegen.

    Es ist nicht natürlich das wir unseren Hunden vorgeben das sie nicht zu pöbeln haben, das sie sich nicht prügeln dürfen, das sie nicht jagen dürfen.

    Als Rudelführer ist genau das meine Aufgabe, Ruhe im Rudel zu halten, das Rudel nach außen zu vertreten und zu bestimmen, was wann gejagt wird. Und wenn sich jemand prügelt fürs Rudel, dann der Chef persönlich.

    Es ist auch nicht natürlich das wir dem territorialen Tier verbieten eben dieses territoriale auszuleben. Oder zu unterbinden das sie wachen und melden.

    Territoriale Aufgaben hat der Rudelführer, das Rudel hat sich daran zu halten. Ebenfalls meine Aufgabe.

    Aber wir tun diese Dinge trotzdem. Obwohl sie völlig widernatürlich sind.

    Da ist uns die unnatürlichkeit, die widernatürlichkeit völlig egal. Weil es uns so schön in den Kram passt.

    Wer solche natürlichen Aufgaben des Rudelführers für widernatürlich hält, der wird sicherlich auch nichts schlimmes daran finden, seinen Collie neongrün zu färben.


    ---

    Ich habe einen Podenco aus dem Tierschutz. Sie galt als unvermittelbar, nachdem bereits mehrere Versuche gemacht wurden, sie zu vermitteln, sie aber nach der Probewoche immer wieder zurück gebracht wurde.

    Für die Liste ihrer Macken hätte ich Papier nachlegen müssen im Drucker. Von der Tendenz, sich zu den Kängurus durchzugraben bis hin zu einem unbändigen Jagdtrieb, Dominanz, alles. Bloß nie ableinen, nie, nie, nie. Straßenmädel, die nimmt zum Pinkeln das Bein hoch...

    Bei mir hat sich das Tier so dargestellt, dass man meinen könnte, sie hätte die Bücher von Martin Rüther gelesen. Von Anfang an. Nach einer Woche habe ich die Leine an den Gürtel gehängt um sie nur noch in gefährlichen Situationen zu nutzen.

    Für meinen Umgang mit dem Tier verweise ich auf einen Beitrag von vorgestern

    RE: Was haben eure Hunde heute gut gemacht/Was lief gut?

    Ich bekomme häufig Gegenwind wegen meiner lockeren Art, wenn ich mich recht erinnere, auch mal von Dir (?) aber ich sehe genau das, was Du als unnatürlich siehst, als Basis für eine gute Tier-Mensch-Beziehung.

    Keinesfalls sehe ich es jedenfalls als Rechtfertigung für etwas, das man eigentlich gar nicht rechtfertigen muss. Denn ob ich meinen Dackel so aufplustere dass er aussieht wie ein Husky, oder ob ich dem Pudel eine Tanne an die Schwanzspitze rasiere, das ist im Rahmen der Gesetze eine Sache meiner persönlichen Freiheit.

    Ebenfalls Sache der persönlichen Freiheit ist es, solche Dinge gut oder weniger gut zu finden, oder gar Rückschlüsse vom Tier auf den Halter zu ziehen.

    Ich halte sie bei Hunden, Menschen und allen anderen Kreaturen für überflüssig wie einen Kropf, sobald kein sachlicher Grund für eine solche Aktion vorliegt.

    Dass gerade bei Phasen mit einem schlechten Fernsehprogramm die Zahl der Bunten steigt, mag auch eine Fehlbeobachtung meinerseits sein, aber für mich stellt es sich so dar.

  • Cindychill - ich fände es interessant, sich über die moralischen/ethischen Aspekte der Hundehaltung und ob diese vertretbar ist zu diskutieren. Nicht in diesem Thread, aber vielleicht in einem neuen extra dazu?

    nein, also ich nicht, ich habe auf solche Diskussionen in diesem Forum schon lange keine Lust mehr

    Bitte nicht falsch verstehen, ich verstehe viele eurer Gedanken bzw kann sie zumindest nachvollziehen. Mich interessiert einfach wo genau diese Grenze verläuft bzw warum sie dort verläuft Und nicht schon einen Schritt vorher. immerhin gibt es ja keinen Thread, ob ein buntes Halstuch gegen die Natur ist.

    ich ziehe meine Grenzen schon recht früh und das beginnt bereits bei der Zucht, alles was übertrieben ist, auch wenn es noch keine Qualzucht ist. Übermäßiger Plüsch, Falten, Glupschaugen, Nackthunde, langer Rücken kurze Beine etc. Alles so deformierte, daß es nur dem Geschmack des Menschen dient und den Hund aussen vor läßt.

    Für viele ist Schein halt wichtiger als Sein, die Optik muß passen. Traurig

    Schleifchen finde ich unnötig und wer weiß, ob diese Hunde nicht Kopfschmerzen bekommen. Ich bekomme davon Kopfschmerzen zb von einem Pferdeschwanz oder Zöpfchen.

  • Also muss ich meinen Hund vorher fragen, welche Frisur er denn geschnitten bekommen möchte? Ich hab ihm heute (nach dem 1,5h Gassi und komplett eingesaut) grüne Gummis ins Fell gemacht, vielleicht mag er ja gar kein Grün... :???:

    :ugly: Der Hund?

    Wir sprechen hier über Reaktionen von Menschen auf Hunde, nicht, ob Hunde die Farbe grün mögen. Wie andere Menschen auf die zurecht gemachten Hunde reagieren, ist m.E. das Medium, über das eine Botschaft den Hund erreicht. Sprich: Wie Menschen den Hund behandeln.

  • mir ging es hierbei tatsächlich nicht darum, ob der Hund mitbekommt, wie die Reaktionen auf ihn ausfallen sondern um die Aussage, dass man Hunde zu Püppchen oder Spielzeug macht oder sonstwie instrumentalisiert und das ist ja tatsächlich schon der Fall, wenn ich ein Bild von meinem Hund bearbeite.

  • Ok, es ist kein Hingucker mehr. Das heißt, die ersten Menschen, die ihren Hunden Halstücher umgemacht haben, haben sie damit zum Hungucker gemacht und das ist, laut deiner Argumentation, nicht gut

    Lies es noch mal ganz:

    Ein buntes Halstuch ist auch kein Hingucker mehr. Ursprünglich sollte es in "" einer sein. Glaube, das ist durch die Listis in die Hunde-Szene gekommen, um sie netter aussehen zu lassen. Um die Ressentiments zu mildern. Nicht, damit sie mehr auffallen, sondern eher den gegenteiligen Effekt erzielend. Denn Hunde spüren auch, wenn Menschen ihnen nicht gut gesinnt sind oder vor ihnen Angst haben. Hier stand dann nicht im Fokus, weil es mir gefällt, sondern es hatte einen pragmatischen Ursprung. Das dürfte auch für die Farbwahl gegolten haben.

    D.h., nicht in dem Sinne ein Hingucker, sondern ein "Hingucker", d.h. eigentlich eine "Weggucker".

    Wenn es jemals eine Wirkung hatte, dürfte sie sich verloren haben, weil Nicht-Listi-Besitzer auf den Zug aufgesprungen sind und viele Hunde auf einmal solch ein Halstuch trugen. Damit dürfte sich die verharmlosende Wirkung erledigt haben.

  • Also muss ich meinen Hund vorher fragen, welche Frisur er denn geschnitten bekommen möchte? Ich hab ihm heute (nach dem 1,5h Gassi und komplett eingesaut) grüne Gummis ins Fell gemacht, vielleicht mag er ja gar kein Grün... :???:

    :ugly: Der Hund?

    Wir sprechen hier über Reaktionen von Menschen auf Hunde, nicht, ob Hunde die Farbe grün mögen. Wie andere Menschen auf die zurecht gemachten Hunde reagieren, ist m.E. das Medium, über das eine Botschaft den Hund erreicht. Sprich: Wie Menschen den Hund behandeln.

    Und woher kommt die Denke, dass der (sehr kurz gehaltene) Pudel da oben mit den bunten Engelsflügeln oder der andere mit diesem Blauen Kragen schlecht behandelt wird?

    Mich persönlich interessiert überhaupt gar nicht, was irgendein dahergelaufener Passant über meinen Hund sagt... Das Schwankt zwischen "Interessiert mich nicht, ich ignoriere das" und "Kein Bock auf Smalltalk".

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