Aus traurigem Anlass plötzlich Hundebesitzerin und überfordert!

  • Liebe Sabine, erst mal mein größtes Beileid und Respekt, dass du für die Hunde da sein möchtest.


    Einen 2jährigen Gebrauchshund zu führen, ist nicht einfach, und dann auch noch in der Kombi mir einem Junghund. Das würde jeden Anfänger überfordern. Und das in deiner Situation. Das ist unendlich schwer. Leider ist ein Schäferhund außer Kontrolle auch nicht ganz ohne, für dich und deine Umwelt.


    Wenn deine Tochter im Verein aktiv war, würde ich dir raten, zu dem Verein Kontakt aufzunehmen. Die Vereinskameraden kennen ja den Hund, und evtl. findet sich dort jemand, der Chaos tageweise betreuen und auslasten kann. Oder evtl. auch übernehmen kann, ohne dass er aus deinem Umfeld ganz verschwinden muss. Evtl. könnte man in Zukunft gemeinsame Spaziergänge unternehmen, du könntest auch anbieten, die Kosten für den Hund zu tragen (wie eine Patenschaft), oder vielleicht, wenn es wieder möglich ist, am Hundeplatz mit trainieren, wenn du das möchtest.


    Solltest du Chaos ganz oder zeit/teilweise jemand anderem anvertrauen, der ihm gerecht werden kann, würdest du sicherlich auch im Sinne deiner Tochter handeln. Du müsstest dir gewiss keine Vorwürfe machen!


    Die junge Hündin ist wohl einfach durch den Wind, sie erlebt eine riesige Umstellung. Das beste für euch wäre sicherlich, einen Trainer nach Hause zu holen, der mit dir die Basics durchgeht. Oder du schreibst, wo du wohnst, dann findet sich evtl. hier im Forum jemand, der dich unterstützen kann.


    Ich wünsche dir viel Kraft.

  • Zuerst mein Beileid zu deinem Verlust

    Wie lange dauert es bis er sich daran gewöhnt, dass er jetzt anders lebt?

    Auch wenn er sich an dich und die neue Umgebun gewöhnt hat, er wird immer ein DSH bleiben.

    All das was du beschreibst, ist ziemlich rassetypisch und wird sich in der Basis nicht ändern. Wenn dann müsstest du den Umgang mit dem Hund ändern, ihm entsprechende Führung, Auslastung und Grenzen bieten.

    Bei deiner Tochter hat es funktioniert, weil sie ihm all das geben kann. Ob du das kannst, musst du dir ehrlich selber beantworten und vor allem bedenken, dass du eben nicht nur einen Hund erziehen und führen musst, sondern eben auch noch den Junghund dabei hast.


    Du schreibst selbst, bei der Kleinen kannst du dir vorstellen, dass du es hinkriegst.

    Wende dich mit Chaos doch einfach mal an den Verein in dem deine Tochter trainiert hat, sprich da mit dem Ausbildungswart (das geht in der jetzigen Zeit auch mal telefonisch) damit du dir ein Bild davon machen kannst, was für ein Aufwand auf dich zukommen würde, wenn du es versuchen willst mit ihm. Aber immer bedenken, dass es keine Garantie ist, dass der Hund sich wieder so bei dir einfügt, wie bei deiner Tochter.


    Wenn du einen komplett unemotionalen Rat hören willst:

    Der Rüde ist noch jung, vorgearbeitet und hat Papiere. Je nach Abstammung und Gesundheitszustand dürfte es ein leichtes sein mit Hilfe des Vereins und des Züchters ein gutes, geeignetes Zuhause zu finden, bei Leuten die mit diesem Typus Hund umgehen können und sich an den rassetypischen Eigenheiten erfreuen und ihn im Sport weiterarbeiten können und wollen.

    Das würde dich entlasten und du hättest Zeit und Nerven mit der Junghündin zu trainieren und dir mit einem Trainern einen zuverlässigen Alltagsbegleithund zu erziehen.

  • Hallo Sabine!


    Erstmal meinen allergrößten Respekt dafür, daß du dich in deiner Trauer noch die Hunde kümmerst. :streichel:


    Ich gehe mal auf die einzelnen Punkte ein:


    Stubenreinheit Mercy: Es ist ganz normal, daß ein junger Hund von 5 Monaten - besonders in fremder Umgebung - noch nicht stubenrein ist. Stubenreinheit ist weniger eine Erziehungsleistung des Menschen, sondern Hunde vermeiden es von sich aus, ihr Lager und die nächste Umgebung zu verunreinigen. Wie definieren sie ihr Lager? - Dort, wo sie sich zuhause fühlen.

    Der Verlust ihrer Bezugsperson und der Umgebungswechsel führt also dazu, daß Mercy sich nicht richtig zuhause fühlt und dementsprechend nicht mehr stubenrein ist, obwohl sie es im früheren Haushalt schon weitgehend war.


    Behandle Mercy einfach wie einen viel jüngeren Welpen, der neu ins Haus kommt. Geh mit ihr immer raus nach dem Schlafen, nach dem Fressen, nach dem Spielen und wenn nichts von all dem zutrifft so etwa alle 2 Stunden (außer sie schläft). Wenn sie was macht, lobe mit ruhiger Stimme.

    Auf keinen Fall schimpfen, wenn doch was in die Wohnung geht! Das führt höchstens dazu, daß der Hund dich meidet. Er tut das ja nicht, um dich zu ärgern. Geh oft genug mit Mercy raus, dann lernt sie es auch bei dir.


    Leinenführigkeit ist für junge Hunde keine einfache Übung. Es erfordert eine sehr hohe konzentration. Das können sie nur für ganz kurze Zeit - wir reden da von Sekunden bis Minuten. Ein Tip für den Alltag: Geschirr und Halsband gleichzeitig anlegen. Am Geschirr darf der junge Hund noch ziehen, mit dem Halsband wird in ganz kurzen Einheiten die Leinenführigkeit geübt. Dann kann man allmählich das Geschirr weniger verwenden und den Hund mehr am Halsband führen.


    Leinenruck ist ganz schlecht, es kann zu Verletzungen führen. Der Hund lernt daraus nichts, es ist mehr eine Verzweiflungshandlung des Hundeführers, die lediglich zu ganz kurzem Innehalten führt, nicht dazu, daß der Hund sein Verhalten ändert. Frust auf beiden Seiten.


    Wenn Mercy zu anderen Hunden oder Menschen will und du deshalb schon unfreundliche Bemerkungen einstecken mußtest, heißt das wohl, daß du dich von ihr hast hinziehen lassen, oder daß du sie frei laufen läßt, obwohl sie nicht auf dich hört. Du hast aber die Leine in der Hand und bestimmst den Weg, nicht der Hund. Und ein Hund, der nicht zuverlässig gehorcht, kann eben nicht frei laufen.

    Es gibt tausend gute Gründe, warum Menschen und Hunde keinen Kontakt zu fremden Hunden wollen, das mußt du einfach respektieren.


    Chaos: Er ist ein Schäferhund, ein Sport/Gebrauchshund, und damit stellt er andere Anforderungen an seine Halter als zB eine Begleithunderasse wie mein Pudel. Er war der Stolz deiner Tochter, aber sie konnte ihm das bieten, was er brauchte: zeitintensive rassegerechte Auslastung und eine souveräne Führung.


    Auch wenn du dich nicht gern von Chaos trennen willst, ich glaube nicht, daß du ihm dasselbe bieten kannst wie deine Tochter es getan hat. Gebrauchshundesport muß schon eine Leidenschaft sein, die von Herzen kommt. Und Chaos macht den Eindruck, als ob er das braucht.


    Ich kann dir nur raten, sehr schnell Kontakt zum Hundesportverein deiner Tochter aufzunehmen und ihre Vereinskollegen um Hilfe zu bitten. Vielleicht findet sich dort jemand, der den Hund gerne übernehmen würde, oder sich als Pflegestelle bis zu einer Vermittlung zur Verfügung stellt. Für die Vermittlung ist auch das Netzwerk des Vereins die erste Adresse, oft kennt ja jemand jemanden, der gerade einen Hund sucht. Chaos bringt ja eine gute Ausbildung mit und ist noch jung. Außerdem solltest du den Züchter ansprechen, guten Züchtern liegen ihre Welpen auch nach der Abgabe am Herzen, auch hier kannst du Hilfe bekommen.


    Im Ganzen solltest du dir gut überlegen, ob Hunde oder auch nur ein Hund wirklich in dein Leben passen. Du mußt auch Mercy nicht aus Pflichtgefühl behalten, sie ist jung genug, um leicht ein gutes neues Zuhause zu finden. Nach nur 8 Wochen bei deiner Tochter ist das auch noch keine so intensive Beziehung.


    Passt ein Hund zu dir? Passt dieser Hund zu dir? Diese Fragen stellen sich ganz unabhängig von der Vorgeschichte, denn du legst dich auf mehr als ein Jahrzehnt fest.


    Dagmar & Cara

  • Vielen Dank für die lieben Worte und natürlich die Antworten!


    Die Idee mich an den Verein zu wenden ist tatsächlich klasse und so einfach, trotzdem wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen!


    Ich habe schon befürchtet, dass die Antwort, dass eine Abgabe die vernünftige Lösung ist, kommen wird. Irgendwo weiß ich das wohl auch, aber der Gedanke schmerzt furchtbar. Aber vielleicht lässt sich mit Hilfe des Vereins und dortigen Mitgliedern ja doch noch eine andere Lösung finden. Ob ich bereit bin mit ihm zu trainieren? Ich weiß es nicht, meine Tochter hat immer geschwärmt von ihrem Hundesport, aber ob ich das auch hinbekomme kann ich ehrlich nicht sagen. Ich habe mitbekommen wie zeitaufwendig das immer war. Sie war oft bis in die Nacht am Hundeplatz.


    Danke auch für die Tipps zu Mercy. Vermutlich ist es wirklich eine gute Idee einen Trainer zu holen und sich generell mehr über Welpen einzulesen. Habt ihr da vielleicht gute Buchtipps oder auch Webseiten?


    Ich wohne in Bayern, Nähe München, falls jemand dort einen guten Trainer kennt.


    Ich kann nicht sagen was in Mercy steckt. Meine Tochter meinte, dass sie ein Schäfermischling ist, aber wirklich sehen kann ich da keinen Schäferhund. Zumindest sieht sie Chaos nicht gerade ähnlich.


    Wenn es klappt hier mal Bilder



  • Ich wohne in Bayern, Nähe München, falls jemand dort einen guten Trainer kennt.

    Keine Ahnung wie weit Puchheim von dir weg ist, aber ich würde um München immer Christiane Ostermeier empfehlen, gerade wenn man etwas aus der Gebrauchshundeecke hat.

    Denn ja, Mercy sieht deutlich nach Schäferhundmix aus, allerdings nach Belgischem.

  • Dass es schmerzt, kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Aber es würde dich viel mehr schmerzen, wenn Chaos aus dem Ruder läuft, und dann vielleicht was Blödes passiert. Jetzt hat er super Voraussetzungen für seine Zukunft, sollte es zu einem unschönen Vorfall kommen, würde sich das ändern.

    Du handelst in seinem Sinne und damit im Sinne deiner Tochter, wenn er in kundige Hände kommt. (und evtl. auch die Hündin).


    Die Hunde gut unterzubringen, muss ja nicht heißen, dass du den Kontakt zu den evtl. neuen Besitzern nicht aufrechterhalten kannst.

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