Die grosse Hundeschwemme

  • Hier regional gabs vor einigen Jahren eine Schwemme an Kangals in den Tierheimen. Das hing damals mit daran, dass in der früheren Kreisstadt (resultierend noch aus der Zeit der Gastarbeiter) viele türkischstämmige Familien leben, die aus dem Urlaub Hunde mitgebracht haben oder von Angehörigen Hunde mitgebracht bekommen haben, nachdem hier eine stabile Existenz aufgebaut worden ist. Dass diese Hunde in Hessen gelistet sind war, denke ich, meistenteils weder bekannt noch vorstellbar. Und dann hat sich natürlich auch das Klientel, das den voll krassen Hund will, von den Hunden angesprochen gefühlt.

    Die Folge waren massig Beschlagnahmungen. Und diese Tiere sitzen über Jahre. Das verschlingt nicht nur Platz, sondern auch finanzielle Ressourcen. Den oft ist die Finanzierung für beschlagnahmte Hunde zeitlich begrenzt. Im Fall problematischer Hunde sinds ja auch noch besondere Sicherheitsmaßnahmen, die bei der Verwahrung berücksichtigt werden müssen).

    (Und ja, auch hier sind gerüchteweise solche Langzeitinsassen früher gelegentlich mal „verschwunden“. Dass können sich die meisten Vereine heute einfach nicht mehr leisten).

    Nichtsdestotrotz haben auch diese Vereine Kooperationen mit Orgas im Auslandstierschutz und vermitteln Junghunde und (meist) den gerne nachgefragten und zackig vermittelten kniehohen Mischling ohne Vorfall auf dem Kerbholz. Auch wenn es einen Aufgabestopp bei Abgabehunden gibt oder er angedroht wird.

    Oleniv:

    Regionale Ausreißer kanns natürlich immer geben, keine Frage. Aus unterschiedlichen Gründen. Nur die Zahlen für ganz Deutschland aus unterschiedlichsten Quellen geben die proklamierte „Schwemme“ einfach nicht her. Und Umsatzzahlen der Heimtierbranche sind ja noch nicht mal ne Stichprobe, das ist die Gesamtheit.

    Ist genau wie die Tatsache, dass Du in bestimmten Regionen von Deutschland von Corona fast nichts gesehen hast. Hier im Dorf z. B. Relativiert nicht die Zahlen für Gesamtdeutschland.

    Die Zahl an Hunden nimmt zu, auch keine Frage. Das tut sie aber schon seit Jahren, ganz unabhängig von Corona.

  • Die Uni Gießen hat mir gesagt, dass die Schwemme existiert. Sie operieren jetzt einen Tag mehr Herzen, Termine sind aufs halbe Jahr ausgebucht und die anderen Abteilungen stehen nicht besser da. Dieses Gespräch hatte ich, als ich mit Picard zur Nachuntersuchung war.

  • Aber auch das ändert nichts an den Zahlen für Gesamtdeutschland :smile: Unsere Tierarztpraxis arbeitet auch mit mehr Tierärzten als im Vorjahr. Aber auch das hat sich schon lange vor Corona entwickelt.

    Dass Menschen Erklärungen für ein beobachtetes Phänomen aus dem rekrutieren, was gerade stark die Gedanken beschäftigt oder aus der eigenen Haltung heraus eine plausible Erklärung für das Phänomen bietet, ist völlig normal.

    Die TK der Uni Gießen ist ja recht nahe. Von Terminproblemen höre ich schon seit Jahren bzw. habs bei dem Hund einer Freundin auch live miterlebt. Was die aktuelle Entwicklung ausmacht, müsste man sich individuell anschauen. Sind die operierten und herzkranken Hunde denn oft so jung wie Picard und erst kürzlich angeschafft? Oder sind es in der Hauptsache doch eher ältere Tiere, die da betroffen sind?

    Du wirst immer und überall individuelle Beispiele für dieses „da sieht man doch, dass es doch so ist“ finden. Die findet jeder, der an einer bestimmten Überzeugung festhalten will. Die erlauben aber keine Ausnahme über die faktisch messbare Entwicklung im Gesamten.

    Ich hab die Seiten ja verlinkt. Das Archiv steht zur Verfügung. Man braucht einfach nur gucken.

  • Als ich neulich mal auf den Seiten der beiden Duisburger Kliniken geschaut habe, stand auf beiden, dass aufgrund des extrem gestiegenen Andrangs keine neuen Patienten mehr angenommen werden können.

    Auch hier bei der TiHo Hannover wird auf die Überlastung des Notdienstes und die dadurch entstehenden sehr lange Wartezeiten hingewiesen.

    Gerade „an der Front“ in den Kliniken wird besonders deutlich, dass es eine starke Zunahme an Haustieren gibt, die nicht mehr durch die vorhandenen Kapazitäten aufgefangen werden kann.

  • so jung wie Picard und erst kürzlich angeschafft? Oder sind es in der Hauptsache doch eher ältere Tiere, die da betroffen sind?

    Es sind hauptsächlich junge Hunde dazu gekommen, die recht neu angeschafft wurden. Wir kamen darauf, weil ich genau so nen Hund ja dabei hatte, Rottweilerwelpe Balou, der bei uns im Tierheim abgegeben worden war.

  • Dankeschön. Da sind halt mehrere Unschärfen zu berücksichtigen - aber natürlich kann es sein, dass auch Gießen ein regionaler Ausreißer ist. Siehe Artikel hier:

    Gießener Allgemeine - Corona sorgt für Hundeboom

    Wenn Du Dir den Artikel weiter durchliest, dann findest Du auch den Passus über den Boom im Umsatz bei Tierfachgeschäften.

    Genau das spiegelt sich aber in den Zahlen für Gesamtdeutschland nicht wieder :ka:

  • Der Anbieter ist seriös.

    Ich hab auch nichts gegenteiliges gesagt, sondern mich eben nur gefragt wo die ihre Zahlen hernehmen.

    Und ich war mit Arren ja während der Pandemie mehrfach in der Tierklinik, während der Wartezeit habe ich zu 70% junge Tiere gesehen.

    Auch in Gesprächen mit den Mitarbeitern wurde das so gesagt, das es unfassbar viele junge (und sehr kranke) Tiere gibt, es schlug sich ebenso in den Wartezeiten nieder.

    Und das wurde ja nun deutschlandweit berichtet.

    Ebenfalls der Run auf die Tierheime und Kleinanzeigen die so leer wie noch nie zuvor waren.

    (Auch die Züchter hier im DF haben ja auch alle berichtet das sie von Anfragen überhäuft wurden, mehr als zuvor)

    Zumindest in den Gesprächen während der Wartezeit vor der Klinik haben so einige gesagt das die Hunde kein Fertigfutter bekommen. Teils wegen Allergien, teils wegen Krankheiten. Inwiefern sich zB barfen in den Zahlen des IHV niederschlägt kann ich nicht sagen.

    Ich denke nicht das wir doppelt soviele Hunde hatten als sonst, aber ich denke es war ein großer Anstieg.

    Wieviele dieser Hunde die ersten Monate überlebt haben ist dann wieder etwas anderes....

  • Aoleon

    Hab grad überlegt, warum massenhaft junge Hunde sterben sollten —- du meinst an Leptospirose?

    Barf-Produkte sind sicher im Hundefutter eingeschlossen, nur halt der Metzger für menschlichen Bedarf nicht. Das wär aber teuer...

    Phonhaus

    Ist in der Statistik der Online-Handel samt Amazon miteingeschlossen?

  • Hab grad überlegt, warum massenhaft junge Hunde sterben sollten —- du meinst an Leptospirose?

    Ich denke eher, sie denkt an diverse erbliche Probleme, die einfach schon in den ersten Monaten dann zum Tod der Tiere führen. Weil halt ins Besondere auch Rassen boomen, die es nicht sollten. Und wenn da alles wild gemixt verpaart wird, ist halt die Folge, dass es zig sehr sehr junge und dabei schwerst kranke Hunde gibt.

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