Meine Hündin ist "unsympathisch"

  • Liebes Forum,


    seit Mitte September lebt eine etwa dreijährige Rumänin (PRT-Mix) bei mir.
    Und die ist halt jetzt nicht total happyhappyjoyjoy mit fremden Hunden - mMn nichts Wildes - aber halt so, dass einen die anderen Hundebesitzer*innen gelegentlich mit einem Kopfschütteln, einem "das geht gar nicht!" oder "unsympathischer Hund" belegen.
    Und das nervt mich weil ich mit meinen anderen Hunden immer so everybody's darling war. :roll:

    Alma steht nicht auf fremde Hunde, muss sie auch nicht - schön wäre aber eine friedliche Coexistenz.
    Wenn ich und mein Partner gemeinsam mit den Hunden gehen, teilen wir bei absehbaren Hundebegegnungen oft auf ("Du machst Alma, ich mach Bolle!") so rufe ich den einen ins Sitz oder ans Bein, er den anderen und wir umschiffen den Fremdhundevollkörperkontakt. Wenn ein anderer Hund frei läuft und auf uns zukommt, blockt einer von uns. Wenn irgendwie alles nicht geht (weil falsche Entscheidung getroffen) kommt es eben zum Kontakt - und das passiert einfach ab und an mal.


    Die Situationen laufen standardmäßig wie folgt - wenn sie aus irgendwelchen Gründen nicht geregelt werden - :
    - fremder Hund ohne Leine taucht auf, es ist egal ob er auf uns zu geht, schnell oder langsam oder uns frontal gegenüber oder einfach relativ nah seitlich steht.
    - Es ist egal, ob er hopsend nach Labbiart kommt, neutral, vorsichtig, oder imponierend. Es ist egal, ob groß oder klein.
    - Alma geht auf den Hund zu, steif, Rute gerade nach hinten, Ohren meist nach vorn, meist hohe Brust - Nase an Nase-Kontakt - sie schnuppert leicht und vorsichtig.

    - Geht der andere Hund nun einfach, ist alles vorbei und alles gut.

    - Will der andere Hund will sie ebenfalls kontrollieren: Kasalla! Sie jagt ihn sofort deutlichst weg. Dabei macht sie selbst nur einen Satz nach vorn, vielleicht 30 cm und schnappt fauchend in die Luft.
    - Weil man ja spätestens dann wieder geistig anwesend ist, ruft man sie ab und sie kommt immer sofort.

    - Dann sieht man die anderen Hundemenschen, die einen so vorwurfsvoll angucken und schämt sich.

    - Wenn der Tagesanfang schon blöd war, kann hier ein kleiner Beziehungsstreit angeschlossen werden, denn nun haben alle den Kaffee auf. :pfeif:


    Ganz ehrlich, ich kann gar nicht einschätzen, wie bossy Alma ist oder wie sehr sie einfach nur versucht, Hundekontakt zu kontrollieren, damit nichts für sie Unerwartetes passiert - denn so seltsam das jetzt klingt, sie wirkt manchmal auf mich einfach so unsouverän und unsicher. Es kommt eh auf's Gleiche raus, nämlich auf die Frage:
    Warum geht sie dem nicht einfach aus dem Weg?
    Habe ich eine Chance, dass das irgendwann besser wird und wie gehe ich da am besten vor, wenn Begegnungen sich plötzlich ereignen?
    Wie hoch ist die Gefahr, dass das schlimmer wird (im Moment ist es nicht schlimm, sondern gut händelbar, Kontakt kommt ohnehin selten zustande, da ich ihn meist versuche zu vermeiden)? Sollte ich deshalb eine*n Trainer*in aufsuchen?


    Liebe Grüße
    Momo


  • Liest sich, als würde sie aus Unsicherheit versuchen, sich andere vom Leib zu halten. So nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung".

    Wenn möglich, würde ich sie in solchen Situationen hochnehmen wenn von vorneherein klar ist, dass man den anderen Hund nicht blocken kann.

  • Es kann einfach sein, dass sie die Option "der Situation aus den Weg gehen" einfach nicht kennt oder in dem Moment nicht abrufen kann. Und dafür braucht sie deine Hilfe, um da rauszufinden bzw gar nicht erst hineinzumüssen.


    Es klingt stark nach Unsicherheit und gar keine Lust auf Kontakte.


    Meine Hündin hat Panik vor anderen Hunden. Ist allerdings Terriermix und schlecht aufgezogen also kannte sie nur Angriff als Option nach dem Freeze. Und nun Mühe ich mir alles ab, um ihr neue Handlungsoptionen beizubringen. Wichtigster Ansatzpunkt keinerlei doofe Hundekontakte. Heißt zur Not andere Hunde blocken oder meine Hochnehmen.


    Je nach Motivation eurer Hündin kann das definitiv schlimmer werden. In der Hunderziehung wird es generell eher verfestigter, wenn man nix anders macht ?‍♀️

  • Dein Hund hat kein Bock auf Kontakte mit fremden Hunden und da dran zu denken, drauf hinzutrainieren, dass die irgendwann mal alle willkürlich daherkommenden Hunde toll findet... nö.

    Gut möglich, dass die früheren Erfahrungen in Rumänien nicht so toll waren. Da waren fremde Hunde möglicherweise schlicht und ergreifend Konkurrenz um Futter, Schutz, etc.


    Ruf sie frühzeitig ab, halt ihr andere Hunde vom Hals und wenn du möchtest, dass sie Fremdhundkontakt hat, dann such dir zwei, drei Hunde mit gutem Sozialverhalten und versucht, ob ihr da langsam und kontrolliert etwas aufbauen könnt, was sich aber dann auch auf diese wenigen Hunde beschränken wird.

    Ist das nicht möglich, dann müsst ihr einfach akzeptieren, dass eure Hündin Fremdhundekontakt doof findet und das ist auch ihr gutes Recht. Sie ist eh sehr freundlich in ihrer Ablehnung, wenn auch explizit.

    Nicht jeder Hund ist halt everybody's darling und manche zeigen halt sehr deutlich, dass sie Kontaktaufnahme ablehnen. Bei denen merkt man wenigstens, dass sie ein Problem damit haben und kann dem Hund helfen. Bei denen, die Kontakt über sich ergehen lassen, ohne ihn wirklich zu mögen, ist das oft ein wesentlich größeres Probem.

    Meine drei können übrigens auch mit Kusshand auf jeden fremden Hund der des Weges kommt verzichten, so lang es nicht gerade eine Hündin ind er Standhitze ist, die ist dann wenigstens den Jungs sympathisch und Frau Dobermann mag draußen nur den KLM des Jägers.

  • Es kann einfach sein, dass sie die Option "der Situation aus den Weg gehen" einfach nicht kennt oder in dem Moment nicht abrufen kann. Und dafür braucht sie deine Hilfe, um da rauszufinden bzw gar nicht erst hineinzumüssen.


    Es klingt stark nach Unsicherheit und gar keine Lust auf Kontakte.


    Meine Hündin hat Panik vor anderen Hunden. Ist allerdings Terriermix und schlecht aufgezogen also kannte sie nur Angriff als Option nach dem Freeze. Und nun Mühe ich mir alles ab, um ihr neue Handlungsoptionen beizubringen. Wichtigster Ansatzpunkt keinerlei doofe Hundekontakte. Heißt zur Not andere Hunde blocken oder meine Hochnehmen.

    Das klingt doch schon mal ziemlich ähnlich, zwei Terrieretten ohne gute Kinderstube. Hast du dazu vielleicht hier mal einen Thread eröffnet? Würde ich mich gern mal durchschmökern.

    Was mich irritiert, ist, dass ich ihr Verhalten nicht ganz überein bringen kann.

    1.) Erstkontakt mit meinem Ersthund in meiner Wohnung: Bow, Schnäuzeln, Beschwichtigen, sanfte Aufforderungen
    2.) Späterer Kontakt mit meinem Ersthund: bisschen Maulrangeln, keine gemeinsame "Sprache" gefunden

    3.) Jetziger Kontakt mit meinem Ersthund: Friedliche Coexistenz, keine große Liebe, kein Spiel, sie ist eher diejenige, die den Ton angibt - er ist weicher

    4.) Erstkontakt mit Fremdhunden in den ersten Wochen: Auffordernd, fiepsig, eigentlich nicht fiddelig - aber nicht bossy, sondern irgendwie ganz nett.
    5.) Erstkontakt mit freilaufenden Fremdhunden jetzt wie beschrieben, wenn sich ein Windhund erdreistet, auf uns über eine große Wiese zuzurennen, jagt sie den in die Flucht und bremst den weiter entfernt aus. Wenn der dann kleinere Brötchen backt, kommt sie zu uns. Da hab ich schon das Gefühl, dass sie so ein wenig vorgibt "das hier ist meine Wiese und ich entscheide, wer hier wie schnell wohin laufen darf. Und du, schnell auf uns zu: nein."

    6.) Wenn wir mit anderen Hunden in die gleiche Richtung gehen und die fremden gehen vor uns, nimmt sie keinen Kontakt auf. Sind sie hinter uns, wird sie nervös.

    So ganz wird da für mich kein stringentes Bild draus.

  • BettiFromDaBlock : Natürlich ist mein Hund nicht unsympathisch. Das war ja nur das Zitat des heutigen Tages. Ich komme ja mit ihrem Verhalten klar - aber manchmal kümmert's mich, was die Leute mit ihren Beagles und Retrievern da sagen und denken. Weißte? Weil es einerseits die Diskussion null wert ist, ich sie aber im Inneren den halben tag lang führe.

    Helfstyna : Sí, die hat keinen Bock und das ist mir vollkommen recht. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben, wenn ich nicht ständig mit irgendwelchen Hundemenschen smalltalken muss. Ich kann's trotzdem (s.o.) nicht so ganz interpretieren und frage mich, welche Motivation Alma hat, in die Konfrontation zu gehen wenn ich ihr nicht beistehe. Ich habe das Gefühl, dass es in einigen Situationen gar nicht zu Kontakt gekommen wäre, wenn sie nicht die entscheidenden Schritte gemacht hätte. Und das macht für mich irgendwie keinen Sinn.

    Und... das ist es? Einfach nur Kontakt vermeiden, aus die Maus? Nichts weiter? Ich würde ihr nämlich, wenn wie von Betti erwähnt möglich, total gern beibringen, dass wir die ja einfach nur dann abschnappen könnten, wenn die sich nähern und Frauchen sozusagen blutend am Boden liegt.

    Meinen Ersthund (Retrievermanieren) lasse ich übrigens inzwischen gar nicht mehr in den Kontakt, weil Alma sein gutmütiges aber unhöfliches Gehampel als ultimativen Kickstart versteht, andere Hunde wegzuschnappen oder anzupampen. Dabei belassen?

  • Erstkontakt mit Fremdhunden in den ersten Wochen: Auffordernd, fiepsig, eigentlich nicht fiddelig - aber nicht bossy, sondern irgendwie ganz nett.
    5.) Erstkontakt mit freilaufenden Fremdhunden jetzt wie beschrieben,

    Weil dein Hund jetzt etwas hat.

    Zu Beginn war er fremd, da hatte er quasi nichts zu verlieren. Jetzt hat er sich eingelebt, er hat eine Familie, er hat Beute (Spielzeug), er hat Futter und er hat ein Revier und all das könnte ihm ein anderer Hund jetzt streitig machen.

    Es ist nicht selten, dass Tierschutzhunde etwas brauchen, bis sie solche Tendenzen zeigen.

    Halt ihr fremde Hunde vom Hals und halt sie davon ab fremde Hunde zu begrenzen und zu maßregeln und gut.

    Wenn wir mit anderen Hunden in die gleiche Richtung gehen und die fremden gehen vor uns, nimmt sie keinen Kontakt auf. Sind sie hinter uns, wird sie nervös.

    Sie hat es im Blick und damit unter Kontrolle.

    Kümmere in Zukunft du dich darum, dass die anderen Hunde auf Abstand bleiben in den anderen Situationen, dann kann sie sich auch da entspannen und ist sich sicher "Hinten ist alles in Orndung Engelchen" weil du das regelst.


    Sorry der Insider Joke musste kurz sein, weil er so schön passte.


    Ich würde ihr nämlich, wenn wie von Betti erwähnt möglich, total gern beibringen, dass wir die ja einfach nur dann abschnappen könnten, wenn die sich nähern und Frauchen sozusagen blutend am Boden liegt.

    Dann musst du einfach schneller reagieren.

    Du musst es regeln bevor der Hund bei ihr ist und sie sich gezwungen sieht, das auf eigene Faus zu klären.

  • Ach, was kommt mir das bekannt vor ...

    Gina mag kaum andere Hunde, ebenfalls aus Unsicherheit. Mit Rüden gibts weniger Stress, und es gibt ganz wenige Hunde, die sie mag und nicht angreift, wenn man sie nicht unter Kontrolle hat. Selbst angeleint gibt es hässliche Situationen, wenn plötzlich ein fremder Hund um die Ecke kommt.

    Das ist in > 6 Jahren nur unwesentlich besser geworden. Dagegen scheint deine Alma geradezu sympathisch zu sein. Natürlich ist man jedesmal gestresst, wenn Gina zickt. Aber was die anderen Hundehalter denken ist mir relativ wurscht. Ich will nicht everybody's darling sein. Und wenn doch, dann darf ich mir keinen Hund aus dem Tierschutz holen. Allerdings gebe ich zu, dass wir bei einer Labbi-Mix Hündin nicht damit gerechnet hatten, dass sie so schwierig ist.

  • Mit Kinderstube hat das absolut nichts zu tun. Meine Parsonhündin kommt eigentlich bestens mit anderen Hunden klar, aber wenn ihr jemand dumm kommt, kriegt der auch ein entschiedes "Hau ab!" vor den Latz.


    Das finde ich komplett normal - sie marodiert ja nun nicht aggressiv durch die Gegend, sondern ist höflich bei höflichem Kontakt und verbittet sich lediglich unerwünschtes Gerüpel - was sie meinetwegen auch gerne weiter tun darf. Soviel Eigenständigkeit würde ich einem erwachsenen Hund einfach zugestehen, sobald ich weiß, dass er die Situation und andere Hunde gut einschätzen kann.

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