hochaggressiv gegenüber jüngere, unterwürfige Rüden

  • Als positiven Ausblick möchte ich erwähnen, daß ein anderthalbjähriger Hund mitten in der brodelnden Teenagerzeit steckt. Da passiert gerade so viel im Hundehirn, der Bursche weiß ja gar nicht, wohin mit sich. Mit 3 Jahren, wenn der Hund mental ausgereift ist, wird das ein ganz anderer Hund sein, auch wenn er von Natur ein sensibler Typ ist. Vorausgesetzt, du gibst ihm in dieser Phase die Führung, die er braucht.




    Dagmar & Cara

  • Hi,

    Führung als wichtige Leitlinie wurde als Begriff ja schon genannt. Dies bedarf jedoch einer genaueren Definition, sonst bleibt es lediglich eine Worthülse.

    Führung heisst für mich persönlich, dass der Hund in bestimmten Situationen keine eigenen Entscheidungen treffen darf, sondern der Halter bestimmte Verhaltensweisen vorschreibt. Dies geht nur, wenn der Hund genügend Vertrauen in den Halter hat, dass dieser eine Situation auch im Sinne des Hundes managen kann.

    Beispiel unser eigener Hund, als er aus dem TH kam ( 3 Jahre alt, mittlerweile 8, 7 Vorbesitzer)

    Uns als Führungsperson anerkennen, anfangs gings gar nicht. Er pöbelte fast jeden Hund an, auf unsere Kommandos hörte er gar nicht.

    Vertrauen gleich 0. Wir haben ihn anfangs fast nur an der Leine gehabt. Haben für ihn gut sichtbar jede Ecke erkundet ob da ein Hund lauert, sind aktiv Bögen gelaufen wenns so war, haben freilaufende Störer verbrüllt, bis es für Sino erkennbar war, wir kümmern uns um seine Belange, er braucht das nicht zu tun. Seitdem entspannt er sich mehr und mehr. Mittlerweile setzt er sich locker hinter mich wenn ich mich anschicke einen anderen Hund zu vertreiben. So kann ich mittlerweile genau mitbekommen mit welchen Hunden Begenungen klappen oder eben nicht. Duckt sich Sino 2 cm herunter weiss ich schon , da kommtein Rüde mit dem gehts gar nicht. Desgleichen beim Fixieren, da hol ich ihn mit einem Schau raus und schlage einen Bogen. Bei anderen reicht ein Abstand von 5 m, dies zeigt mir alles seine Körpersprache.

    Freiläufe mit anderen fremden Hunden werden immer vorab abgesprochen. Er darf nur los, wenns ne Hündin ist. Das klappt dann aber auch immer. Wenigstens kommuniziert er super , er lässt sich leicht lesen.


    Für einen aggressiven Hund heisst das für mich. An die Leine wenns gefährlich werden kann, entsprechende Situationen durch Ausweichen verhindern, angenehme Situationen managen und das immer, bei jedem Spaziergang. Da gibts kein Handy am Ohr oder so was.

    Und für die Vertrauensbildung, viel Liebe hilft immer.


    Ein Trainer ist natürlich hilfreich , er kann vielleicht die Motivation des Tieres aufklären und die Körpersprache erklären.

    Im besten Fall kann er auch erklären wie man die Bögen läuft, die Leine hält usw.


    LG


    Mikkki

  • Vertrauen gleich 0. Wir haben ihn anfangs fast nur an der Leine gehabt. Haben für ihn gut sichtbar jede Ecke erkundet ob da ein Hund lauert, sind aktiv Bögen gelaufen wenns so war, haben freilaufende Störer verbrüllt, bis es für Sino erkennbar war, wir kümmern uns um seine Belange, er braucht das nicht zu tun. Seitdem entspannt er sich mehr und mehr.

    ... aber dazu habe ich trotzdem noch eine Frage, denn ich finde, dass das in der Theorie immer so einfach klingt. Vielleicht bin ich ja das weichste Weißbrot unter allen Hundehalter*innen aber ich schaffe das nicht immer, andere Hunde zu blocken. Vielleicht 8/10 Begegnungen - und wenn sie gleich aus mehreren Ecken kommen, keine Chance. Jedes Mal denke ich dann: Ja, blöd, das hab ich jetzt nicht gut geregelt. Und wenn ich selbst dann schon das Vertrauen in mich selbst verliere, verliert der Hund es dann nicht erst recht?
    Ist dir das nie passiert, dass du eine Situation nicht in seinem Sinne klären konntest?
    Und wie hoch darf der prozentuale Anteil dMn sein, damit Hund merkt "er*sie regelt das schon"?

    Ich hab z.B. am Wochenende gemerkt, dass meine Pflegehündin meinen Schutz sehr gern annimmt und nach der dritten Hundebegegnung gelernt hat, einfach hinter/neben mir zu gehen und den Kontakt zu vermeiden. Das hat sie für den Rest des Spaziergangs bei allen weiteren 15 (?) Hundebegegnungen gemacht. Und heute hab ich's wieder verkackt, weil da so ein Beagel auf sie zugewetzt ist - und ich auch im Anschluss an die kleine Klopperei, die daraus entstand, einfach falsch reagiert hab. Das könnte der*dem TS ja genau so passieren. Wie schnell ist das Aufgebaute wieder angeknackst?

  • Hi,

    zum einen war ich auch nicht immer der Superklärer. Gerade am Anfang nicht. Ich habe mir dann reizarme Gegenden ausgesucht , wo es dann halt auch nur sehr wenige Hundebegegnungen gab. Und freilaufende Hunde, die einfach auf uns zu kamen schon mal gar nicht.

    Es ist ja schon eine Kunst dem eigenen Hund das "Schau " beizubringen, damit dieser das Starren lässt und der aggressionsreiz raus geht.

    Und das nicht nur in der Theorie sondern im Ernstfall. Da gehört auch Physik dazu, wie setze ich den Hund, in welche Richtung muss er schauen, wie halte ich die Leine, wie behalte ich den anderen im Blick, wo ist der andere HH, wie schätze ich den anderen Hund ein , ist er eine Gefahr oder gefährdet. Wie vollziehe ich das Abwehrmanöver. Und dann auch noch wie bleibe ich völlig cool dabei während alles abläuft, wo greife ich richtig ein.. Das muss man erlernen, das kann nicht von jetzt auf gleich gehen. Sino wiegt zudem 30 kgund besteht nur aus Muskeln, also jau, lernen ist wichtig. Routine ist wichtig. Also nicht grämen wenns nicht auf Anhieb klappt, man muss den Willen dazu aber l e b e n , das kriegt der Hund mit. Und wichtig: Für den Hund sichtbar die Situation prüfen, vor jeder Eckeneinmündung ein Bleib und prüfen. Und Hundekontakte absprechen...


    Es wird, Kopf hoch..


    LG


    Mikkki

  • Es gibt eigentlich kaum Hunde, die man nicht managen und anleiten muss im Kontakt zu anderen Hunden. Das sind die absoluten Ausnahmen. Fast alle Hunde(rassen) sind nicht dafür gemacht das selber zu können.

    Was bedeutet 'selber managen können' im Bezug auf Hundekontakt? Was genau muss der Hund dazu mitbringen bzw. wie muss er sich verhalten? Oder eben auch nicht verhalten? Ich würde meine Hündin nämlich ganz spontan als sehr unkompliziert in der Hinsicht einstufen und manage kaum bis gar nicht bei Freilauf mit einzelnen Hunden oder in der Gruppe. Wir sind zwar nicht auf Freilaufflächen unterwegs, aber haben ab und zu Freilauf am Hundeplatz, gehen in der Gruppe mit 1-4 Hunden spazieren und treffen halt hin und wieder mal Fremdhunde.

    Die Frage ist völlig legitim. Denn aktuell geht bei manchen der Pendelausschlag von "die machen das unter sich aus" zu sehr in Richtung "Hunde sind generell unfähig zu sozialer Interaktion mit Artgenossen und müssen vom Menschen gemanagt und angeleitet werden".


    Auch wenn ich mich damit in die Nesseln setze: ich finde es ziemlich arrogant vom Menschen zu denken, dass er generell Hunden besser hündisch beibringen kann als andere Hunde - also deren Muttersprache besser deuten und sprechen kann als selbst erfahrene und gut sozialisierte Hunde! Aber das ist so eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: man traut den Hunden gar nix zu, managt jeden Kontakt für sie so, dass sie gar nichts anderes lernen können als auf Anweisungen des Menschen zu achten - der wird schon sagen, wann genug ist, da muss ich nicht den andern Hund lesen und auf sein Feedback achten, denn der Mensch regelt das, der andere Hund darf mir auch nicht sagen "Schluss jetzt!" weil auch das der Mensch übernimmt". Ist jetzt bewusst überspitzt formuliert, aber in die Richtung geht es. Und dann kriegt man tatsächlich, was man als "normal" definiert hat: Hunde, die Anleitung und Management bei jedem Hundekontakt brauchen, und sich tatsächlich oft völlig daneben verhalten, wenn sie selber managen müssen. Weil sie es nie lernen durften.


    Wie gesagt, ich habe das jetzt ziemlich überspitzt formuliert, aber totaler Kontrollwahn des Menschen ist keine adäquate Antwort auf totales Laissez Faire zwischen sich fremden Hunden, von denen man nicht weiss, ob nicht einige tatsächlich das Management brauchen, um nicht völlig unangemessen zu reagieren. Und mit "angemessen reagieren" meine ich nicht, dass alle sich lieb haben und miteinander spielen müssen!

  • Wie ich kläre oder blocke hängt auch immer vom Hundetyp ab. Was bei einem Hund funktioniert kann bei Hund Nummer zwei völlig falsch sein. Gerade wenn man verbrüllt gibt es Hunde die gerne mitmachen. Ich bin da eher für ruhig aber klar. Und es ist ein enormer Unterschied ob man einen Hund oder 3 blocken

    muss oder ob man einen Hund oder drei dabei hat.


    Ich würde den Hund des Threaderstellers auch nicht als hochaggressiv einschätzen. Er ist ein Mobber und muss seine Grenzen kennenlernen. Das kann man durch führen und Management gut hinbekommen. Jedenfalls wenn er jetzt keine weiteren Erfahrungen macht, denn mobben macht Spaß.

  • Nachtrag: mein Beitrag ist NUR auf die zitierte Frage bezogen, NICHT auf das tatsächlich inakzeptable Verhalten des jungen MV! Da wurde tatsächlich viel zu lange totales Laissez Faire betrieben mit Hunden mit unangemessenem Sozialverhalten; das Kind ist in dem Fall längst in den Brunnen gefallen.

  • Auch wenn ich mich damit in die Nesseln setze: ich finde es ziemlich arrogant vom Menschen zu denken, dass er generell Hunden besser hündisch beibringen kann als andere Hunde - also deren Muttersprache besser deuten und sprechen kann als selbst erfahrene und gut sozialisierte Hunde! Aber das ist so eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: man traut den Hunden gar nix zu, managt jeden Kontakt für sie so, dass sie gar nichts anderes lernen können als auf Anweisungen des Menschen zu achten - der wird schon sagen, wann genug ist, da muss ich nicht den andern Hund lesen und auf sein Feedback achten, denn der Mensch regelt das, der andere Hund darf mir auch nicht sagen "Schluss jetzt!" weil auch das der Mensch übernimmt". Ist jetzt bewusst überspitzt formuliert, aber in die Richtung geht es. Und dann kriegt man tatsächlich, was man als "normal" definiert hat: Hunde, die Anleitung und Management bei jedem Hundekontakt brauchen, und sich tatsächlich oft völlig daneben verhalten, wenn sie selber managen müssen. Weil sie es nie lernen durften.



    Ja, sehe ich auch so. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und vermuten, dass diese Idee ("Ich muss diese Begegnungen für meinen Hund regeln/managen") ein Überschuss der Vermenschlichung ... hm, Verkindlichung trifft's vielleicht besser ... von Hunden ist.

  • Vertrauen gleich 0. Wir haben ihn anfangs fast nur an der Leine gehabt. Haben für ihn gut sichtbar jede Ecke erkundet ob da ein Hund lauert, sind aktiv Bögen gelaufen wenns so war, haben freilaufende Störer verbrüllt, bis es für Sino erkennbar war, wir kümmern uns um seine Belange, er braucht das nicht zu tun. Seitdem entspannt er sich mehr und mehr.

    ... aber dazu habe ich trotzdem noch eine Frage, denn ich finde, dass das in der Theorie immer so einfach klingt. Vielleicht bin ich ja das weichste Weißbrot unter allen Hundehalter*innen aber ich schaffe das nicht immer, andere Hunde zu blocken. Vielleicht 8/10 Begegnungen - und wenn sie gleich aus mehreren Ecken kommen, keine Chance. Jedes Mal denke ich dann: Ja, blöd, das hab ich jetzt nicht gut geregelt. Und wenn ich selbst dann schon das Vertrauen in mich selbst verliere, verliert der Hund es dann nicht erst recht?
    Ist dir das nie passiert, dass du eine Situation nicht in seinem Sinne klären konntest?
    Und wie hoch darf der prozentuale Anteil dMn sein, damit Hund merkt "er*sie regelt das schon"?

    Ich hab z.B. am Wochenende gemerkt, dass meine Pflegehündin meinen Schutz sehr gern annimmt und nach der dritten Hundebegegnung gelernt hat, einfach hinter/neben mir zu gehen und den Kontakt zu vermeiden. Das hat sie für den Rest des Spaziergangs bei allen weiteren 15 (?) Hundebegegnungen gemacht. Und heute hab ich's wieder verkackt, weil da so ein Beagel auf sie zugewetzt ist - und ich auch im Anschluss an die kleine Um löst du das zu, die daraus entstand, einfach falsch reagiert hab. Das könnte der*dem TS ja genau so passieren. Wie schnell ist das Aufgebaute wieder angeknackst?

    Es ist, was du innerlich fühlst.

    Wenn du die 100ste Begegnung mit netten Hunden hattest, die deinen in der Manier mobben, könnte es auch mit deiner Langmut zu Ende geht.

    Klar kann mal einer an dir vorbeirutschen und deinen Hund verprügeln.

  • Auch wenn ich mich damit in die Nesseln setze: ich finde es ziemlich arrogant vom Menschen zu denken, dass er generell Hunden besser hündisch beibringen kann als andere Hunde - also deren Muttersprache besser deuten und sprechen kann als selbst erfahrene und gut sozialisierte Hunde! Aber das ist so eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: man traut den Hunden gar nix zu, managt jeden Kontakt für sie so, dass sie gar nichts anderes lernen können als auf Anweisungen des Menschen zu achten - der wird schon sagen, wann genug ist, da muss ich nicht den andern Hund lesen und auf sein Feedback achten, denn der Mensch regelt das, der andere Hund darf mir auch nicht sagen "Schluss jetzt!" weil auch das der Mensch übernimmt". Ist jetzt bewusst überspitzt formuliert, aber in die Richtung geht es. Und dann kriegt man tatsächlich, was man als "normal" definiert hat: Hunde, die Anleitung und Management bei jedem Hundekontakt brauchen, und sich tatsächlich oft völlig daneben verhalten, wenn sie selber managen müssen. Weil sie es nie lernen durften.



    Ja, sehe ich auch so. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und vermuten, dass diese Idee ("Ich muss diese Begegnungen für meinen Hund regeln/managen") ein Überschuss der Vermenschlichung ... hm, Verkindlichung trifft's vielleicht besser ... von Hunden ist.

    Nö genau das finde ich gar nicht. Ohne uns Menschen gäbe es zwar um genau zu sein nicht mal Hunde aber wenn es sie gäbe müssten sie sich nicht unbekannter weise immerzu begegnen. Durch uns laufen sich fremde Hunde ständig über den Weg und sie sind gezwungen miteinander zu agieren wenn der Mensch es ihnen nicht abnimmt. Im eigenem Rudel und auch mit Freunden die sie sehr regelmäßig sehen muss man normal gar nicht viel regeln wenn die Hunde normal in der Rübe sind

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