Unser Hund wurde getreten - wie reagieren?

  • Ich hatte als Kind panische Angst vor Hunden (auf dem Land aufgewachsen, dort gab es viele nicht gerade freundliche Hofhunde), wäre aber nie auf die Idee gekommen, einen Hund, der nur guckt, zu attackieren.

    Auch für mich als Erwachsene überhaupt nicht nachvollziehbar, warum man den ersten Schritt macht und riskiert, dass der Hund dann auf meinen Angriff aggressiv reagiert.

    Das spricht eher für einen Hundehasser - dessen Tochter eben Angst hat.

    Aber ist ja auch völlig wurscht. Ich würde dem Mann aus dem Weg gehen und zusehen, dass mein Hund in Zukunft abrufbar ist.

  • Wenn ich persönlich Angst vor Hunden hätte, wäre ich zudem sehr darum bemüht, mich mit der Lage auseinanderzusetzen. Hunde sind Teil der Gesellschaft hier. Will er in Zukunft jeden Hund treten und wie viele hat er schon getreten? Wie viele Halter hat er schon beleidigt und angeschrien? Solche Fehler, wie er uns heute am Waldrand unterlaufen ist, werden doch öfter mit anderen Hunden ebenfalls vorkommen.

    Weißt du, genau aus diesem Grund bin ich hier. Weil ich mich informieren möchte über Hunde. Es hat mir schon viel geholfen.

    Ich weiß inzwischen, dass Hunde unterschiedliche Gründe haben, zum Beispiel wie in deinem Fall sich vor den fremden Menschen zu setzen und zu schauen.

    Unsicherheit, Neugier zum Beispiel.


    Nochmal, ich würde nie einen Hund treten.

    Aber dennoch, wenn ein Hund ohne Leine und ohne HH, der nahe ist und sich erkennbar um den Hund kümmert, sich vor mich setzt in geringer Entfernung, dann bekomme ich große Angst. Immer noch, obwohl ich mich mit Hunden auseinandersetze.

    Ich würde wie erstarrt stehen bleiben und hätte große Angst. Ich würde um Hilfe rufen... und auch wenn ich weiß dass das falsch ist, meine Arme hochheben in meiner Panik. Was wenn ich Pech habe den Hund erst recht aufregen würde.

    Und weil du schriebst, nur 15 kg... das ist für mich ein großer Hund, der dürfte über 40 cm sein, oder?


    Ich finde es gut, dass du hier fragst. Und die Beiträge der anderen Hundehalter haben dir hoffentlich geholfen.

    Aber ich will dir dennoch ans Herz legen, dass du Menschen mit Angst vor Hunden nicht in eine Schublade steckst (mögen einfach keine Hunde, regen sich unnötig auf usw.).


    Was mir persönlich hilft: Wenn der Halter des Hundes mir zuruft, keine Sorge, ich komme sofort - und das auch tut. Noch schöner wäre es natürlich, wenn er seinen Hund zu sich ruft und der Hund läuft dann sofort zum Halter.

    Aber das letzteres gerade bei jungen Hunden oft nicht so gut klappt, verstehe ich inzwischen.

    Nur: Ich selbst weiß weder in so einer für mich besch.... Situation, dass das ein junger Hund ist, oder dass der Hund total nett und nur unsicher/neugierig ist und/oder auch vor mir Angst hat und nie nicht mich anspringen würde usw.


    Und weil du schriebst: Keine Leinenpflicht da, wo das Ereignis war:

    Es gibt in meiner Stadt kaum Leinenpflicht. Wenn ich also Gebiete ohne Leinenpflicht vermeiden sollte, weil ich da auf freilaufende Hunde treffen könnte, dann könnte ich eigentlich nirgends mehr herumgehen, außer auf Kinderspielplätzen.


    Ewig langer Beitrag, vielleicht hattest du die Geduld, ihn bis zu Ende zu lesen. Das würde mich freuen.

    Und ich mag dir nochmal versichern, dass ich grundsätzlich Hunde mag - aber eben nur, wenn ein HH dabei ist, der auf den Hund aufpasst. Dann mag ich auch gerne mal einen Hund streicheln, wenn der Hund das mag und der HH damit einverstanden ist.

  • @Kaktus123


    Ich glaube nicht, dass hier jemand den anderen Part verteidigen möchte. Und keiner weiß, warum er gehandelt hat wie er gehandelt hat.


    Aber darum gehts auch gar nicht. Deine Frage war ja: Wie reagieren? Und darauf bezogen sich die Antworten. Ihr könnt so direkt nichts am Verhalten einer anderen Person ändern, nur an Eurem Eigenen. Und deshalb ist es auch sinnvoll, sich darauf zu konzentrieren :smile: Halt schwierig, während man gerade noch stinkesauer ist. Ich würde an Deiner Stelle einfach die Nacht überschlafen und Deinen Plan morgen nochmal überdenken. Wenn er für Dich dann immer noch passt, dann ist er gut.:smile:


    Erholt Euch mal alle gut von dem Schock und habt eine gute Nacht.

  • Ich glaube nicht, dass hier jemand den anderen Part verteidigen möchte.

    Doch, ich mache das jetzt mal, nachdem ich eine Weile nur mitgelesen habe. :)


    Objektiv betrachtet mag das eine ungefährliche Situation gewesen sein, auf die der Treter unangemessen reagiert hat. Hier wurde ja aber auch schon mehrfahr ausgeführt, dass er offenbar geängstigt war und die Ratio dann gerne mal versagt.


    Meine Frau (Anfang 1,50m, Anfang 50kg) dreht allein die Morgenrunde mit unserer Kleinpudeline (Ende 30cm, Ende 6kg) im Wald am Dorfrand. Sie ist auf dem Rückweg, bis zur ersten Dorfstraße sind es knappe 100m. Der Weg führt direkt geradeaus. Parallel zur Dorfstraße führt ein Trampelpfad "in den Wald", dorthin muss man praktisch "abbiegen" aus ihrer Sicht. Dort, quasi schon "abgebogen" (aus dem Dorf kommend), sieht sie plötzlich eine Frau mit zwei Hunden. Unser Hund hängt an der Schleppleine. Und einer der anderen Hunde kommt im Freilauf auf unseren Hund zu - also von der Halterin, die gerade abbiegen wollte, weg. Die Perle schreit wie verrückt dem Hund hinterher, der aber nicht hört - sie bewegt sich aber auch keinen Zentimeter, um ihren Köter einzusammeln. Unser Hund hat Angst vor dem anderen Hund, rennt zu meiner Frau zurück, die ihn schnell auf den Arm nimmt. Den anderen Hund hat sie später als "doggenartig" beschrieben, aus ihrer Perspektive also riesengroß und im Zweifel genauso schwer wie sie. Und der steigt jetzt an meiner Frau hoch und will zu unserem Hund, der Panik schiebt. Irgendwann haut der Köter ab, die Halterin verschwindet blitzschnell im Wald. Im Nachhinein schätzte meine Frau den anderen Hund so ein, dass der wohl nicht angreifen wollte, sondern nur "gucken".


    Wenn da jetzt nur ein Kleinsthund angedackelt gekommen wäre, mag das nochmal anders aussehen. Aber für den hier beschriebenen Fall habe ich mir schon überlegt, wie ich reagiert hätte, wäre ich dabei gewesen:

    1. In dieser Stresssituation auf meine mangelhaften Kenntnisse zurückgreifen und den mir unbekannten Hund korrekt einschätzen, also dass dieser gegenwärtig nicht angreift und auch im Verlauf nicht angreifen wird. Gleichzeitig also der mir unbekannten Halterin, die ihren Hund nicht kontrollieren kann - und die gerade auch nicht kommt, um einzugreifen - einen Vertrauensvorschuss geben. Wenn mein Hund und/ oder meine Frau geschädigt wird, kann ich hinterher ja immer noch mit den Achseln zucken und mit den Folgen leben.
    2. Das Risiko, dass mein Hund und/ oder meine Frau von einem unkontrollierten Tier geschädigt wird, steht außer Verhältnis, weshalb ich diesen - möglichweiser nur vermeintlichen - Angriff abschließend beende. Und mit den Folgen lebe.

    Ganz ehrlich: Nr. 2. Damit kann ich nämlich viel besser leben. Ich finde jetzt schon, dass "unser" Vorfall gravierender war als der hier bisher behandelte Sachverhalt. Andererseits hat der "Treter" den vermeintlichen Angriff ja auch nicht abschließend beendet.


    Er hat sich und das Leben seiner Tochter zu beschützen. Warum genau soll es jetzt ihm obliegen, fremde Menschen und Tiere richtig einzuschätzen, die hier ein Risiko darstellen, weil der Hund nicht gefahrenabwendend geführt wurde? Von außen und im nachhinein ist's immer leicht einzuschätzen, dass es keine Gefahr gab und es einem Leid tut um das Tier (sehe ich beides auch so). Aber dass plötzlich ein Hund im Freilauf direkt bei einem steht, dürfte nicht das normale Lebensrisiko sein bei einem Waldspaziergang.

  • Wenn ich persönlich Angst vor Hunden hätte, wäre ich zudem sehr darum bemüht, mich mit der Lage auseinanderzusetzen. Hunde sind Teil der Gesellschaft hier. Will er in Zukunft jeden Hund treten und wie viele hat er schon getreten? Wie viele Halter hat er schon beleidigt und angeschrien? Solche Fehler, wie er uns heute am Waldrand unterlaufen ist, werden doch öfter mit anderen Hunden ebenfalls vorkommen.

    Ich kann die Psyche des Mannes nicht einschätzen. Ich weiß nicht, ob er aus Bösartigkeit oder aus Angst getreten hat.


    Aber nach deiner Schilderung hatte er Angst, entweder selbst oder um seine Tochter. Und Angst führt teilweise zu unlogischen Handlungen. Da kann man hinterher darüber sinnieren, wie sinnvoll oder bescheuert eine Handlung war, aber es ändert nichts.


    Und da bist einfach du in der Pflicht... entweder sitzt der Abruf zu 100% oder du musst halt mit Leine / Schleppleine dagegen absichern. Das Spielen auf einsamere Gegenden verlegen als "Am Waldeingang in einer ruhigen Nebenstraße auf dem Weg zurück...".


    Ansonsten wirst du solche Situationen nicht verhindern können.

  • Die Reaktion des Mannes in unserer Situation von heute Morgen war einfach katastrophal. Er hat nicht nur ein friedliches Lebewesen mutwillig verletzt, sondern auch seiner Tochter vermittelt, dass verbale und physische Aggression die richtige und gerechtfertigte Reaktion ist. Wie das manche hier akzeptieren können, ist mir rätselhaft. Insbesondere physische Gewalt darf nie, niemals die Lösung sein. Auch wenn ich panische Angst habe, schlage oder trete ich nicht zu. Ich bedrohe und beschimpfe auch niemanden.

    Wer richtig Panik oder Angst hat, kann in dem Moment nicht mehr rational reagieren. Fakt ist: Du hast Deinen Hund, der nicht sicher abrufbar ist freilaufen lassen und er ist so nah zu dem Mann und dem Kind, daß er ihn treten konnte. Ich verherrliche keine Gewalt, aber den Fehler sehe ich eindeutig bei Dir als Hundehalter.


    Thema Rückruf: Der funktioniert in der Regel ganz ok. In chaotischen Situationen, die halt bei uns am Waldrand in kaum befahrener Nebenstraße mit sehr dörflicher Umgebung, nur sehr selten vorkommen, leider nicht 100%.

    Für mich ist das jetzt nicht wirklich eine chaotische Situation. Du hast den Hund freilaufen lassen, obwohl der Rückruf nicht 100% sitzt. Gerade wenn der Rückruf in chaotischen Situationen nicht sitzt, dann lässt man seinen Hund nur da freilaufen, wo man auf Kilometer sieht, ob jemand kommt. Es kamen ein Vater und seine Tochter und Dein Hund ist in ihre Richtung gelaufen. Sprich Dein Hund ist zu ihnen hingelaufen, noch bevor der Mann panisch reagierte und die Situation dadurch chaotisch wurde. Schon das hätte nicht passieren dürfen.


    Ich würde es als Lehrgeld (was leider Dein Hund bezahlt hat) abhaken, am Rückruf arbeiten und den Hund nicht mehr freilaufen lassen, wo ich nicht alles überblicken kann.

  • Ich finde die Reaktion des Mannes nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Zwar würde ich versuchen nicht zu treten, aber auch nur weil ich nach dem 109sten Mal Hundeverjagen extrem viel Erfahrung in dem Bereich habe. Ich weiß wie man einen Hund wegschreit, verjagdt oder ähnliches (obwohl es auch Hunde gibt die auf nix reagieren und die Individualdistanz nicht wahren - hier ja trotz aufbrausen auch nicht passiert)

    Aber das weiß der Mann doch alles nicht. Für den kam das auch plötzlich. Angst und Panik ist nochmal ein Unterschied.


    Ich frage mich nur ein wenig warum ihr nicht stärker mit ihm kommuniziert habt, um ihn zu sagen der Hund macht nix, wir holen ihn zu uns, einfach stehen bleiben etc. Da wäre die Reaktion vielleicht nicht ganz so extrem gewesen, oder eben doch.


    Aber klar, könnt ihr nur euren Teil ändern. Hätte ja auch ein Radfahrer sein können, der den Hund ausversehen anfährt oder was auch immer.

    Wie vorher gesagt: Kein Hetzen in uneinsichtigen Gebieten. Rückruf trainieren. Ansonsten Leine. Grundlegendes.


    Hoffe es gab keine gesundheitlichen Schäden beim Hund. Gute Erholung vom Schock. (so ähnliches erleben wir alle mal)

  • Dass die Tochter Angst hat, liegt am Vater (wenn sie überhaupt Angst hat).

    Solche gewaltvollen Hysteriker sind ganz schlecht für Fremde-Menschen-Verknüpfungen. Schütze deinen Hund , indem du ihn bei Passanten zu dir rufst. Grundsätzlich. Manche geben einfach nicht zu erkennen, dass sie ein Problem haben und werden dann zum Problem.

  • Leider erlebe ich es häufiger, dass Menschen im Umgang miteinander immer aggessiver werden, finde ich besorgniserregend. Dass ein Kind dabei war macht es noch schlimmer...

    Sieht man ja auch hier, viele sind sofort bereit, eine gewaltsame Lösung gegen ein Tier verständnisvoll zu entschuldigen. Gewalt wird halt immer mehr auch akzeptiert.

  • Völlig erschreckend finde ich das, wenn sogar Hundehalter Angst vor Hunden kriegen, wenn sie ein Kind dabei haben.

    Ich kann das gar nicht nachvollziehen. Man kann einen Hund doch lesen. Wenn der da nur sitzt und guckt, dann achte ich doch auf mein Kind behalte die Situation im Auge, gehe vorbei und fertig. Ich verstehe nicht, was an einem guckenden Hund so schlimm sein soll.

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