Qualzuchten III

  • Letztendlich gibt es keine Basis sich zusammenzusetzen und eine Lösung zu finden, so dass beide Seiten zufrieden sind.

    Das ist halt das Problem. Hatten wir ja hier im Thread auch schon mehrfach.

    Es werden anfänglich höflich Argumente ausgetauscht, aber am Ende des Diskurses sind die Qualzucht-Halter*innen eben nicht überzeugt von Argumenten.

    Dann wird wieder von vorne mit den Argumenten angefangen. Das geht den Qualzucht-Halter*innen auf den Keks, weil da war man ja eben schonmal. "Können wir nicht mal über andere Rassen reden, die haben ja alle irgendwelche Probleme?"

    Dann meistens erster Ärger auf der Qualzucht-Gegner*innen-Seite. "Das sind Whataboutismen, wie kann man die Probleme nicht erkennen wollen?"

    Und ab dann wird es meistens auf beiden Seiten unhöflicher.

    Der Punkt der gütlichen Einigung würde eben nur kommen, wenn Qualzucht-Halter*innen sagen würden "Ach ja stimmt, ist irgendwie blöd, dass die Hunde leiden, ich lass es". Dass sie das in der breiten Masse nicht so sehen (wollen/können) sieht man ja jeden Tag, wenn man auf die Straße geht. Insofern sind "Stuhlkreise" im Sinne von höflicher konstruktiver Diskussion wirklich schwierig bis unmöglich und am Ende ist meistens Frust auf beiden Seiten da.

  • Das ist damit garantiert nicht gemeint.

    Doch, genau das ist damit gemeint, kannst das Interview gerne nachschauen, es ist noch online. Ist auch völlig im Rahmen der "Ächtung"-Definition: "eine informelle gesellschaftliche Sanktionierung von nicht-regelkonformem Verhalten" (Wikipedia). Sanktionierungen müssen nicht wütend oder beleidigend sein.

    Mit "gerade in Deutschland" hat das für mein Empfinden niente zu tun.

  • Ich hab doch von einem Qualzucht-Halter berichtet, der dazu gelernt hat, die gibt es auch. Und @-Ann- hat sich hier doch deutlich positioniert als jemand, dem Argumente eingeleuchtet haben :smile: Ich finde nicht, dass es „nur“ Frust ist.

  • Und wo habe ich geschrieben, dass ich Qualzucht toleriere?

    Gar nicht. Ich wirklich war einfach nur an der Begründung interessiert, weil es für mich nicht zusammen passt.

    ---

    Nochmal in aller Deutlichkeit, da ich es ja war die den Begriff soziale Ächtung ins Spiel gebracht hat:

    Rückert hat auf dem Hundekongress davon gesprochen, dass Verbote, Argumente und gute Worte (offensichtlich) nichts bringen und er daher den einzigen Weg den Hunden zu helfen darin sieht, dass man sich mit diesen Hunden nicht mehr in der Öffentlichkeit (real und virtuell) zeigen kann [ohne kollektiv abgelehnt zu werden], analog zu Pelzmänteln beispielsweise.
    (Er hat dabei durchaus auch nette Worte, Verständnis und Mitgefühl für die die diese Hunde jetzt bereits haben aufgebracht. Seine originale Aussage war also nicht so böse wie es jetzt hier klingt, aber eben sehr deutlich und resigniert.)
    Ich habe das dann einfach nur beim Namen genannt als ich darüber geredet habe, weil ich dieses Weichspülern nicht leiden kann. Soziale Ächtung der Haltung (NICHT (!!!) der Personen oder Hunde, kleiner aber sehr wichtiger Unterschied).
    NIEMAND hat aktiv dazu aufgerufen, NIEMAND hat gehetzt.

    Da gerade letzteres rechtlich, wie moralisch wirklich untragbar wäre, möchte ich euch bitten hier etwas sauberer zu formulieren.

  • Um es politisch aktuell überhaupt ein bisschen attraktiv zu machen, muss statt allgemeiner Qualzucht explizit von Qualzucht bei Haustieren die Rede sein, um die Nutztier-Lobby still zu halten.

    Herzlich Willkommen in der Politik :ka:

    Und da wären wir wieder bei den Zahlen: die Menge an Haustieren unter den massiv qualgezüchteten Tieren ist - wie ich schon einmal erwähnte - ne Randnotiz.
    'Wir' Tierschützer können uns dann befriedigt auf die Schulter klopfen, aber haben nicht einmal bis an den Tellerrand geschaut.

    Bitte mich nicht missverstehen, ich bin absolut für entsprechende politische Schritte, aber ich finde es auch immer wieder irritierend, wie auf einigen wenigen Menschen herumgehackt wird. Sitzen diese kritischen Personen denn wirklich in bruchsicheren Glashäusern? Mit genauso rabiat vollständigem Verzicht von Konsum an Gütern, die von qualgezüchteten Nutztierrassen stammen?

    Weil genau das wird ja von Rasseliebhabern von Möpsen und Französischen Bulldoggen gefordert: vollständiger Verzicht.

    Eine auch etwas ratlose

    Ludmilla

  • herumgehackt

    Fände es schön, wenn zwischen kritisieren und herumhacken unterschieden werden könnte. Da wären wir wieder bei Polemik.

    Sitzen diese kritischen Personen denn wirklich in bruchsicheren Glashäusern? Mit genauso rabiat vollständigem Verzicht von Konsum an Gütern, die von qualgezüchteten Nutztierrassen stammen?

    Im Schnitt ist es in meinem Umfeld so, dass diejenigen die Qualzucht bei Haustierrassen kritisieren auch deutlich bewusster mit Fleischkonsum und co umgehen, ja. Ob es immer rabiat vollständig ist, weiß ich nicht, das kann ich schwer kontrollieren. Aber insgesamt scheint es zusammen zu kommen (wie gesagt, bei den Menschen, bei denen ich es einschätzen kann).

    Aber selbst wenn nicht, fände ich es besser, wenigstens eins davon nicht zu unterstützen, als zu sagen "Ich kann eh nicht alles richtig machen, also kümmer ich mich um nichts".

    Weil genau das wird ja von Rasseliebhabern von Möpsen und Französischen Bulldoggen gefordert: vollständiger Verzicht.

    Vollständigen Verzicht finde ich persönlich nicht nötig. Es gibt Secondhand-Plattnasen aus dem Tierschutz, es gibt moderat brachycephale Rassen wie Border Terrier und und und.

  • Javik

    Ja, dann ist das das Missverständnis. „Soziale Ächtung“ ist für mich (und so wie es in meiner Sparte gebraucht wurde) = Ostrazismus. Und der brächte tatsächlich nur etwas, wenn er als gesamtgesellschaftliches Instrument in Gesellschaften mit überschaubarem Bezugsrahmen eingesetzt würde. Der Weg unserer Gesellschaft ist ein anderer, da funktioniert es über die Regulierung mittels Gesetzen.

    Und als Instrument innerhalb von Kleingruppen halte ich ihn für wenig zielführend.

    Wenn Du damit was meinst wie eben keine virtuellen Likes oder kommunikative „ach ist der niedlich“s zu verteilen, dann sind wir in der Praxis (und von meiner Seite aus ganz ohne Rückert) völlig beieinander.

  • Phonhaus Das ist genau der Punkt oder? Dass die Regulierung mittels Gesetze eben nicht überall wirkt, sei es weil sie (aktiv oder passiv) nicht durchgesetzt werden oder weil es sie gar nicht erst nicht gibt.

    Ganz ehrlich, ich weiß noch nicht genau was ich für mich als richtig ansehe und wie weit ich da mitgehen will/muss um noch in den Spiegel schauen zu können. Aber Bestätigung und Zuspruch vorenthalten finde ich jedenfalls nicht zu schlimm und gerade den virtuellen Teil auch sehr einfach durchzusetzen. Und in Anbetracht von Influencern, Instagramm und Co, könnte das alleine ja schon wirklich viel ausmachen, wenn es genug Leute konsequent umsetzen.

  • Das stimmt schon. Die Regulierung mittels Gesetzen funktioniert vor allem da nicht, wo wirtschaftliche Interesse oder Lobbyinteressen dem widersprechen, das hat Solumna perfekt auf den Punkt gebracht. Aber genau so wollen wir als Mehrheit es ja offenkundig haben :ka:

    „Für mich richtig“ … oh je, den Anspruch habe ich für mich schon längst aufgegeben. Mir reicht mittlerweile „so gut, wie ich kann“. Und so gut wie ich kann heißt für mich, den Respekt vorm Lebewesen behalten, so gut es eben geht. Deshalb empfand ich da bei mir auch nicht den Widerspruch, den Du siehst.

    fliegevogel

    Wie hoch die Zahlen nun bei „bekehrten“ oder verhinderten Qualzuchthaltern sind, weiß ich nicht. Aber bei den wenigen, die ich kenne, hats eben genau über den argumentativen Austausch funktioniert.

    Ja, es ist frustrierend. In ganz vielen Bereichen. Aber halt nicht nur. Die Schritte werden gemacht. Zu langsam, zu spät. Aber sie sind da und das gibt doch ein wenig Anlass zur Hoffnung.

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