Qualzuchten III

  • Natürlich ist für den normalen Käufer züchten Aufgabe von den ominösen Anderen.

    Sein Teil des Systems ist es sich an Vorsorgeuntersuchungen zu beteiligen, dem Ausschuss ein gutes zu Hause zu geben und sich bewusst für seriöse Zucht zu entscheiden.

    Das damit mitunter auch zuchttaugliche Hunde für den Genpool verloren sind, Kolateralschaden. Aber ganz weit weg von jeglicher Qualzuchtthematik geschweige denn irgendeiner Schuld.

    Sollte es einen Mangel an zuchttauglichen Hunden geben, ist es unter Anderem Teil der Züchterplanung geeignete Hunde zu behalten oder an Züchter abzugeben. In diesem Punkt sollte noch Ehrlichkeit herrschen.

    Gäbe es eine allgemeine Zuchtverpflichtung, Ausnahmen siehe oben und dann bliebe ja noch der Überschuss oder anderer Züchter, würde das ja im Umkehrschluss bedeuten jeder Käufer der definitiv nicht züchten möchte sollte nicht beim seriösen Züchter kaufen. Oder irgendwann Hundeinflation, wenn es keine Nichtzüchter als Käufer geben soll. Beides kann kaum im Interesse eines Züchters sein.

  • Ich denke nicht, dass Ausstellungen die Extreme verursachen, sondern, dass es einfach in der menschlichen Natur liegt, das Gute zu übertreiben.

    Denkt man an menschliche Schönheitsideale: XXS dürr, aufgespritzte Lippe und vergrößerte Brüste, möglichst dick (Barock, Afrika), kleine verkrüppelte Füße (antikes Japan), mit Spiralen verlängerte Hälse/ fehlende Zähne/ mit Tellern gedehnte Unterlippe (in afrikanischen Stämmen) etc.

    Zum Einen: kein Züchter wird gezwungen auf einer Ausstellung mehr als die Pflichtwerte zu holen oder mit übertypisierten Hunden zu züchten.

    Jemand der sich einen Wesenstest wünscht, kann die Züchter seiner Wahl fragen, ob es nicht die Möglichkeit gibt, die Zuchthunde in den Situationen zu erleben, die ihm wichtig sind.

    Wesenstest maßgeschneidert.

    Was wäre denn die Alternative zu Ausstellungen?

    Man braucht doch eine Begutachtung des Körperbaus und Fells durch einen neutralen Dritten.

    Der sollte dann sehr sachkundig und erfahren sein, nicht gerade ein Neueinsteiger.

    Und nachdem solche Leute nicht an jeder Ecke zu finden sind, macht man besser einen Sammeltermin an einem Tag für alle Hunde, die begutachtet werden sollen.

    Und damit das Ganze transparent ist, nicht hinter verschlossenen Türen abläuft und zur Finanzierung noch ein bisschen Geld reinkommt — lässt man Besucher zu.

    Und schon ist es wieder eine Ausstellung :D

  • Ausgangspunkt der Diskussion war ja der Sieg dieses Pekinesen.

    Da auf Ausstellungen offensichtlich (so wurde es hier ja von einigen berichtet) häufig übertypisierte Hunde ausgezeichnet werden, liegt der Schluss nahe, dass Ausstellungen das Übertypisieren fördern.

    Wenn diese Bevorzugung von Übertypisierung nicht stattfände, dann wären Ausstellungen kein Problem. Wenn es aber stattfindet (und es muss ja nicht in allen Fällen zu sein, wie wenig Gewichtung schon ausreicht um eine Verschiebung zu erzeugen, führt uns die Evolution vor Augen), dann ist es halt ein Problem.

    Dass Züchter nicht zur Übertypisierung gezwungen werden, ist ja klar - sie tun es freiwillig, weil sie mit einem Anreizsystem belohnt werden. Positive Verstärkung in Reinkultur.

    Ja, das Problem sind nicht Ausstellungen an sich, sondern das in vielen Fällen das Falsche belohnt und gefördert wird. Für mich stimmt die Aussage: Das Ausstellungswesen, so wie es ist, trägt zu den Problemen der modernen Hundezucht bei.

  • Was wäre denn die Alternative zu Ausstellungen?

    Man braucht doch eine Begutachtung des Körperbaus und Fells durch einen neutralen Dritten.

    Zum Beispiel eine Phänotypbeurteilung bei der Zuchtzulassung und KEINE wettbewerbsorientierten Veranstaltungen mit Titeln.

  • Zum Beispiel eine Phänotypbeurteilung bei der Zuchtzulassung und KEINE wettbewerbsorientierten Veranstaltungen mit Titeln.

    Gibt es doch bei vielen Rassen bereits. Die ZZL mit Beurteilung meine ich ;-)

    Ich glaube einfach es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis sind mit anderen zu vergleichen und zu messen.

    Sonst gäbe es die ganzen Olympischen Spiele, WM's und EM's, Misswahlen und Miss-schönster-Blumentopf nicht. Nicht das Showwesen ist die Wurzel des Übels, sondern wenn dann die Bedeutung die wir ihm als Wichtigkeit in der Hundezucht beimessen.

  • Was wäre denn die Alternative zu Ausstellungen?

    Man braucht doch eine Begutachtung des Körperbaus und Fells durch einen neutralen Dritten.

    Zum Beispiel eine Phänotypbeurteilung bei der Zuchtzulassung und KEINE wettbewerbsorientierten Veranstaltungen mit Titeln.

    Ich denke auch dass das für eine vernünftige Zucht völlig ausreichend wäre. Bei allem anderen, welches in Wettbewerbe ausartet, geht es nur im die Befriedigung der Eitelkeit des Menschen.

  • Bonadea

    Dann dürfte die Beurteilung aber keine Wertnote enthalten. Denn die sind ja vergleichbar.

    Also nur: darf in die Zucht ja/nein

    Und schon kann man wieder vergleichen: Wer hatte wieviele zuchtfähige Nachkommen.

    @Langstrumpf

    Aber als Erwachsener sollte man doch fähig sein, seine eigenen Motive zu hinterfragen und seine Handlungsziele sinnvoll zu formulieren.

    Ein Anreiz kann Vieles sein: die Freude über

    gesunde Nachzucht

    besondere Arbeitsleistung

    den Zuspruch von Richtern/Kollegen/Fremden im Internet

    internationale Anfragen etc.

    Absurd finde ich es, auf der einen Seite zu beklagen, dass die Optik eine zu große Rolle spielt und gleichzeitig, dass man mit seinem Typ Hund nicht als der Schönste gekürt wird.

    Das erinnert mich an folgenden Witz:

    Eine atheistische Familie aus Israel wandert nach Deutschland aus und landet im tiefsten Bayern, wo die Kinder in der katholischen Dorfschule eines Tages von Gottvater, Jesus und dem Heiligen Geist hören.

    Als das dem Familienvater zu Ohren kommt, ruft er voll Entrüstung: „Unsinn! Es gibt nur einen Gott und wir glauben nicht an ihn!“

    Äußere Merkmale sollten keine Rolle spielen. Und dann sollen bitte Hunde mehr Anerkennung finden, die wenig Fell haben, große Augen und lange Beine.

    ;) ja, was denn nun?

    Immer übersteigerte Merkmale gibt es auch ganz ohne richterliche Wertschätzung:

    bei den BCs Linien die in Richtung schwarz-weiße Whippets gehen.

    Oder immer kleiner, zierlicher, feinknochiger.

    Auch das Farbenkarussell erst Splitface, dann ee red, dann Merle, dann Schoko, dann Dilutes, dann mit Motteln — später wieder ohne.

    Wird fröhlich von Rasseliebhabern und Welpenkäufern gedreht - von denen manche später als Züchter auftauchen.

    Die Verfechter jeder Linie hat seine Ideale: Welcher Hund hat die beeindruckendsten Winkel, den meisten Trieb, die coolsten Proportionen?

    Und wann sagt da einer zum anderen: „Du, ich glaub wir sind da weit genug gegangen und sollten wieder etwas gegensteuern.“

    Ob sich diese extremen Teilpopulationen halten wieder verschwinden , kommt auf die gesellschaftliche Entwicklung an.

    Gibt halt wenige, die stolz sind auf den unauffälligsten Hund.

  • Aber als Erwachsener sollte man doch fähig sein, seine eigenen Motive zu hinterfragen und seine Handlungsziele sinnvoll zu formulieren.

    Sollte...

    So funktionierts halt nicht. Wir reagieren, genau wie alle anderen Lebewesen, die lernen können, auf Belohnung. Wir essen ja auch zuviel Zucker, weil das das Belohnungssystem im Hirn aktiviert. Oder werden spielsüchtig.

    Die Jagd nach Anerkennung ist nichts anderes. Und wenn man mal schaut, welchen Effekt das "ich will dazugehören und gelobt werden" auch z.B. hier im DF hat...

    Klar sind die Leute selbst schuld, die sich zu züchterischem Bockmist verleiten lassen. Man kann aber trotzdem der Meinung sein, dass das System, dass eben diese Anreize setzt, zu überdenken ist.

    Ausbaden müssen es sowieso die Hunde.

  • Bei wieviel Rassen muss es denn zur Zuchtzulassung tatsächlich der Ausstellungssieg sein— und nicht einfach ein sehr gut?

    Selbst in Gruppen, die sich eigentlich der Gesundheit der Hunde verschreiben geht es in die Extreme.

    Im Figurbeurteilungsthread hier im Forum kommt immer wieder eine Welle von „jedes Gramm Fett ist zu viel“.

    Oder auf FB eine Gruppe, die eigentlich Amis *gesündere* Hunde näher bringen wollte („It‘s not starving...“), überbietet sich in Fotos von Hunden mit hervorquellenden Muskelpaketen wie bei Mastbullen.

    Unauffällige Hunde bringen keine Likes.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!