Qualzuchten III

  • Noch mal kurz zur 'Veränderung' "längere Schnauze" usw. - wir hatten das glaube ich auch schon mal als Thema - brachycephal ist nun einfach immer nicht wünschenswert, auch nicht mit "ein bisschen brachycephal" - es ist eine krankhafte Veränderung (ob gewollt oder nicht, egal) - d.h. auch bei einer kurzschnäuzige Rasse wird mit ner etwas längeren Schnauze nicht einfach sagen können 'jetzt ist es okay von der Länge'. (Nur, da der Hund vielleicht mal nicht schnauft)
    Genauso mit dem Körperbau. Hier gab's ja mal das Video mit ner franz. Bulldogge (?) von unten gefilmt, wie die da herumgewankt ist und die Gelenke dabei recht ungesund verdreht hat.

    Letztlich bleibt es da meiner Ansicht nach bei - brachycephale Rassen kann man nicht 'gesund' verändern - man braucht ne andere Rasse und übrig bleibt vermutlich nicht mehr viel von dem, was die Leute an den "Typen" gut finden. (Weder äußerlich, noch charakterlich)

    Da könnte man gleich zu ner komplett anderen Rasse umschwenken.

    Dieses "Ja, ich würde eine franz. Bulldogge auch noch mit längerer Schnauze toll finden" - sagt für mich nicht viel aus, da es ja nicht nur um etwas schlanker und längere Schnauze geht - sondern um ein komplett anderes Knochenkonstrukt und ein komplett anderer Phänotyp - und damit einhergehend höchstwahrscheinlich auch ein ganz 'anderer' Charakter (das Argument mit dem 'einmaligen' Charakter kommt ja auch immer wieder.).

    Und da frage ich mich wieder - weshalb dann nicht wirklich eine komplett andere Hunderasse?

    Son bisschen bei brachycephal herumdoktern kann es ja nicht sein und wird auch eher nicht möglich sein, so wie es schon mehrmals festgestellt wurde.

    (Womit wir wieder beim Begriff "brachycephal" wären - der nicht steht für: "Ist so und so, kann aber auch ein wenig weniger sein und dann ist der Hund gesund. Oder etwas weniger krank.")

  • Mejin

    Rocky ist ja mit etwas 'mehr' Nase gesegnet. Das macht ihm das Leben sicherlich leichter im Vergleich zu extremeren Plattnasen, aber dadurch ist er noch lange nicht gesund. Ich hab das schon mal hier geschrieben: er bekommt dann Probleme, wenn es zu warm wird, weil er einfach nicht die Körpertemperatur geregelt bekommt, wie ein normalnasiger Hund. Er japst und schnieft und röchelt auch dann noch nicht, ist aber deutlich in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt.

    Wieviel Nase mehr da sein müsste, um das zu 'verbessern', weiss ich nicht.

    Es gibt ja hier auch ein paar Bullys mit mehr Nase; leider schreiben die wenigsten hierzu aber etwas.

    Rocky ist nun sehr wahrscheinlich auch nicht reinrassig. Behaupte ich mal, weiss ich nicht. Von den Grundzügen des Charakter her ist er so, wie die anderen Bullys, die ich kenne. Individuell sind sie aber trotzdem alle. Deswegen wüsste ich nicht, warum man nicht mit gewissen veränderten Charakterzügen leben können sollte.

    Wenn ich das Aufwiegen müsste, im Vergleich zum VDH-Standard...da nehme ich doch lieber einen quirligeren, aktivieren Bully(mix) mit vielleicht auch Jagdtrieb oder anderen Eigenschaften in Kauf, da bin ich für mich selber ganz sicher. Aber dennoch fällt es mir, das muss ich leider zugeben, sehr schwer, mich generell mit einem völlig anderen Typ Hund anzufreunden. Ich hab auch versucht, dass begründend in Worte zu fassen, bekomme es aber gerade leider nicht hin.

  • Noch mal kurz zur 'Veränderung' "längere Schnauze" usw. - wir hatten das glaube ich auch schon mal als Thema - brachycephal ist nun einfach immer nicht wünschenswert, auch nicht mit "ein bisschen brachycephal" - es ist eine krankhafte Veränderung (ob gewollt oder nicht, egal) - d.h. auch bei einer kurzschnäuzige Rasse wird mit ner etwas längeren Schnauze nicht einfach sagen können 'jetzt ist es okay von der Länge'. (Nur, da der Hund vielleicht mal nicht schnauft)

    Würde ich jetzt laienhaft tatsächlich widersprechen. Es gibt ja nicht nur Bully, Mops & Co, welche natürlich größtenteils Extreme sind. Aber schaut man sich Boxer aus Leistungszucht oder beispielsweise auch Border Terrier an, weigere ich mich zu sagen, die Hunde quälen sich. Es gibt etliche Rassen die leicht brachycephal sind und keine Probleme haben. Vielleicht sind sie nicht ganz so ausdauernd, können nicht ganz so große Temperatursprünge ab usw, aber das ist für mich etwas anderes als Qual.

    Meine OEB Hündin hatte bis ca 5 Jahre auch keine Einschränkungen. Ab da an ging es in etwa los, dass wie ich und Tierärzte vermuteten die verkürzte Schnauze nicht zur Thermoregulierung ausreiche. Was dann Jahr für Jahr schlimmer wurde und leider viel zu spät erst im Detail untersucht wurde, weil vorher immer klar war, brachycephal. Nun sind es aber starke Hezrhythmusstörungen in dem Ausmaß, dass sie jederzeit tot umfallen könnte und was sie sehr wahrscheinlich schon jahrelang, evtl von Geburt an hat. Mehr als 25 Grad hatten wir seitdem noch nicht, aber es geht ihr dabei nun nach Medikamentengabe deutlich besser. Ich bin selbst sehr gespannt, wie sie über den Sommer kommt (wenn wir ihn haben dürfen).

    Also ja, es muss bei einigen Rassen viel, viel mehr passieren. Und ich denke auch, dass es möglich wäre, wenn die Züchter und Käufer umdenken würden. Das zeigen etliche, leider vereinzelte Züchter(gruppen). So lange die breite Masse, aber auf die eingedrückten Gesichter steht, wird da flächendeckend nicht passieren. Ich würde mir hier auch die Regelung der Niederlande wünschen...

  • Danke für Deine Ehrlichkeit - und ich denke, so geht es vielen.

    Fies gesagt könnte man sagen: "Ah, Du stehst also auf von gewollter Missbildung gezeichnete Optik!"

    Mein erster Impuls bei den brachycephalen Rassen ist z.B. immer: "Das arme Tier in sonem Körper." - das kann ich jetzt auch nicht von jetzt auf gleich ändern in "Ich finde sie süüüß!". Ist ja nur menschlich... .

    Man hat eben seine 'Geschmäcker' - da kann man ja auch nicht einfach zu jemandem sagen: "Du hast jetzt aber das und dies schön zu finden!"

    Aber man kann es vielleicht begründet versuchen - also sich langfristig mal etwas genauer umzugucken, ob es da nicht vielleicht doch was gäbe.

    (Ich nehme da ab und an immer gerne das Beispiel - Bioprodukte oder Fairtrade Kleidung - okay, Bioprodukte - da wurde ich schon immer von meinen Eltern geprägt, aber z.B. Kleidung - als Teenie war mir jetzt nicht so bewusst, wie z.B. Kleidung bei H&M hergestellt wird usw. - das kam erst mit der Zeit - aber seit mein Bewusstsein dafür geprägt wurde, hinterfrage ich fast immer bei neuer Kleidung, wie sie hergestellt wurde und ob das für mich akzeptabel ist oder nicht)

    Einige meiner Freunde begannen/beginnen jedoch auch darüber nachzudenken, Nachhaltigkeit usw. - was ohne meinen 'Einfluss' evtl. nicht so gewesen wäre - manchmal ändern sich Sichtweisen erst sehr langsam.

    Ob man das überhaupt wirklich möchte ist natürlich nochmal was anderes.

    Ansonsten zu anderen Haltern hier im Forum und Äußern im Thread:

    Ich glaube ein absolutes Negativbeispiel hier war einmal die Dame, die meinte, ihre Hunde würden keine Probleme haben (oder ihr Hund) und hatte dann ein Video eingestellt und dann hörte man es schon sehr deutlich japsen, aber für die Dame war da wohl 'normal'. Fand' ich sehr schade, ich hätte gerne die wirklich fitten Hunde gesehen, hat mich dann aber leider auch nur wieder in meiner Haltung irgendwie bestärkt.

    Ich befürchte auch, dass es bei einigen anderen im Forum auch so wäre - nicht ganz so deutlich, aber eben doch möglich. (Dass sie der Meinung sind, ihr Hund sei 'total gesund und nicht eingeschränkt' - was dann leider doch nicht so ist)

    Der Rest weiß evtl. gar nix vom Thread oder denkt sich: "Ich muss mich nicht rechtfertigen/sollen die mal reden/keine Lust auf Angriffe etc. etc. ."

    Auch das kann ich verstehen.

    Atrevido Ich meine, wir hatten da in dem Thread auch mal drüber diskutiert (also allgemein, nicht Du und ich ;D) - und es ist eben so, dass es 'in' der Schnauze auch viel gibt, was man rein äußerlich nicht sieht und uns als Menschen nicht denken lässt, dass der Hund eingeschränkt ist. (Z.B. Platz für die gefalteten Schleimhäute zum Riechen) Und der Begriff "brachycephal" eben eine Deformation beschreibt - mit der man/Hund sicherlich in milden Formen auch ein lebenswertes Leben haben kann - aber es bleibt eben ne Deformation.

  • Und der Begriff "brachycephal" eben eine Deformation beschreibt - mit der man/Hund sicherlich in milden Formen auch ein lebenswertes Leben haben kann - aber es bleibt eben ne Deformation.

    Da gebe ich dir recht. Aber hier geht es ja um Qualzucht.

    Deformationen gibt es wie Sand am Meer bei unseren Haushunden im Gegensatz zum Wolf. Dasheißt aber noch lange nicht, dass es dem Hund deswegen schlecht geht. Und nein ich möchte das Problem der stark brachycephalen Hunde damit überhaupt nicht klein reden.

  • Aber die es geht doch bei dieser Art der Deformation um eine angezüchtete und durch Zucht erhaltene Deformation... - darum passt das für mich schon.


    (Und es ist eben heikel, da diese Deformation etwas betrifft, was wirklich zum Leben benötigt wird, ist ja nicht ne 6. Zehe oder so (wobei es ja auch das gibt mit der doppelten Daumenkralle... X-D)

  • Fies gesagt könnte man sagen: "Ah, Du stehst also auf von gewollter Missbildung gezeichnete Optik!"

    Ich glaube, früher hätte ich das verneint, aber heute sage ich schon, dass mich das Äußere von speziell Französischen Bulldoggen sehr anspricht.

    Aber ich hätte gerne den möglichst muskulösschlanksten Körperbau, nicht den gestauchten Typ mit den kurzen Beinen. Dazu einen langen Hals und eine sehr ausgeprägte Nase; je mehr, desto besser. Ausserdem müssen die Augen in ihren Höhlen liegen und ich hätte auch gerne möglichst viel Rute.

    Das hat jetzt mit dem VDH Standard eigentlich nicht mehr soo viel zutun.

    Und es gibt ja einige Züchter, die auf genau das hinzüchten, was mir gefällt. Und da wäre immer noch mein Wunsch, eben dem eine Chance zu geben.


    Nun muss ich aber auch sagen, dass ich vor einer Weile eine ganz junge FB Hündin kennengelernt habe, die wirklich extrem betroffen war, und da ich bisher immer nur recht gemässigte Exemplare kannte, hat mich das zutiefst schockiert.

    Auf dem Weg zu meinem Wunschhund würden eben noch viele viele leidende Welpen fallen, die ihr Leben unter Qual leben müssten... und wirklich, das ist etwas, was ich am liebsten gleich aus der Welt zaubern würde. Und so gerne ich einen Bullywelpen hätte...ich kann es nicht.


    Mein Rocky ist nicht aus dem Tierschutz, damit kann ich seine Haltung nicht entschuldigen. Ich liebe ihn wirklich sehr und er ist mein absoluter Traumhund. Ist auch kein Geheimnis, dass ich gerne einen zweiten dazu hätte. Und so sehr ich es auch versuche, ich kann mich mit keiner anderen Rasse anfreunden. So ist er eben immer noch alleine und wird es vielleicht sogar für immer bleiben.


    Ich glaube ein absolutes Negativbeispiel hier war einmal die Dame, die meinte, ihre Hunde würden keine Probleme haben (oder ihr Hund) und hatte dann ein Video eingestellt und dann hörte man es schon sehr deutlich japsen, aber für die Dame war da wohl 'normal'. Fand' ich sehr schade, ich hätte gerne die wirklich fitten Hunde gesehen, hat mich dann aber leider auch nur wieder in meiner Haltung irgendwie bestärkt.

    Naja, das ist ja immer so eine Sache.

    Ich bin in dem Thread hier schon eine Weile dabei und hab natürlich auch diese Diskussion mitbekommen.

    Ich hatte auch immer die 'Angst, Rocky hier unter Beweis stellen und 'auseinandernehmen' lassen zu müssen. Das Forum ist, wenn man in so einer Position ist, recht gnadenlos, deswegen bin ich froh, dass ich das bislang nicht musste.

    Ich finde es aber eben auch wichtig, dass man sich als Halter nicht vor den Problemen, die der eigene Hund hat, verschließt. Damit ist niemandem geholfen, am wenigsten dem Hund. Und dann nur dafür, um hier gut da zu stehen... Bringt ja nichts. Ich finde es viel wichtiger, sich Wissen anzueignen und - klingt doof - das beste draus zu machen. Vorbeugen, wo es geht, achtsam sein und sich im gewissen Maß den Möglichkeiten des Hundes anzupassen.

    Ich mache mit Rocky kein Agility, nur um zu beweisen, dass er es kann. :lol:

    Aber natürlich hätte man auch gerne den Hund, den alle toll finden, den alle schön und möglichst perfekt finden. Sich anderen Meinungen und auch Kritik zu stellen, ist deswegen eben nicht immer so einfach. Und deshalb denke ich, schreiben hier die wenigsten Bullyhalter über einen längeren Zeitraum.

  • Das sind beispielsweise Schlappohren und Ringelrute doch auch :ka:

    Wie gesagt, ich will das Leid der Tiere keinesfalls kleinreden. Ich finde das unendlich schlimm und könnte einen rassetypischen Buly oder Mops nicht mal als Tierschutzhund neben mir ertragen, weil mir schon weh tut das Tier so zu sehen.

    Mir ging es nur um die Aussage

    Noch mal kurz zur 'Veränderung' "längere Schnauze" usw. - wir hatten das glaube ich auch schon mal als Thema - brachycephal ist nun einfach immer nicht wünschenswert, auch nicht mit "ein bisschen brachycephal

    Denn es gibt wie gesagt etliche leicht brachycephale Rassen, die weit weg von irgendwelchen Qualen sind. Ob das jetzt wünschenswert ist, oder einem persönlich gefällt ist nochmal was ganz anderes.

  • Ich glaube Ringelrute und Schlappohren bedingen sich durch die Domestikation, das geht einher. (Siehe das Beispiel mit dem Fuchs)

    Das ist ja kein "Typ Hund", bzw. ich denke Ringelrute - da gibt's ja auch unterschiedlichste Arten - das schränkt den Hund tatsächlich i.d.R. nicht ein. (Schlappohren z.T. eher, Ohrenentzündungen... usw.)

    @-Ann- Vielleicht kannst Du es JETZT noch nicht (das anfreunden), wer weiß, was irgendwann ist. :) Aber ich finde Deine reflektierte Art sehr gut!

  • Noch mal kurz zur 'Veränderung' "längere Schnauze" usw. - wir hatten das glaube ich auch schon mal als Thema - brachycephal ist nun einfach immer nicht wünschenswert, auch nicht mit "ein bisschen brachycephal" - es ist eine krankhafte Veränderung (ob gewollt oder nicht, egal) - d.h. auch bei einer kurzschnäuzige Rasse wird mit ner etwas längeren Schnauze nicht einfach sagen können 'jetzt ist es okay von der Länge'. ...

    Das sehe ich anders.

    Beim Hund gibt es "ein bischen brachycephal". Es gibt sogar ziemlich viele als gesund geltende Rassen, die "ein bischen brachyzephal" sind und dabei nicht mehr Probleme haben als ein mesozephaler Hund.

    Allerdings werden die "ein bischen brachyzephalen" Rassen im Zusammenhang mit der Qualzucht nicht oder nur sehr selten genannt. Ich denke z.B. an den Staffordshire Bullterrier. Die Rasse ist nicht mesozephal sondern hat einen deutlich kürzeren Gesichtsschädel. Ich bin ziemlich sicher, dass diese Abweichung noch im Rahmen von "Varianz" ist (falls jemand Informationen über das brachyzephale Syndrom beim SBT hat, wäre ich daran sehr interessiert) und noch deutlich diesseits der Grenze zur Qualzucht. Bei anderen Rassen ist die Abweichung vom "Ideal" größer und (meiner Einschätzung nach) eher auf der Grenze zur Qualzucht. "Auf der Grenze" bedeutet aber immer noch: es ist keine Qualzucht. Auch diese Hunde kann man als "ein bischen brachyzephal" beschreiben, so lange die Zucht "auf der Grenze" bleibt und nicht in die Übertreibung rutscht.

    Wo genau die Grenze zu ziehen ist ... dafür muss ich mich auf Menschen mit mehr Expertise verlassen. Ich weiß wo meine persönliche Grenze ist, aber die ist nicht fundiert und trotz (oder gerade wegen?) meiner Vorliebe für leicht brachyzephale Hunde (= Hunde, deren Schnauze ein wenig kürzer ist als mesozephal, deren Köpfe ein wenig runder sind als beim mesozephalen Hund und bei denen der Stopp erkennbar stärker ausgeprägt ist als beim mesozephalen Hund) neige ich zu sehr viel Vorsicht. Für mich persönlich ist der Kopf des SBT auf der Grenze des gerade noch akzeptablen auch wenn ich ziemlich sicher bin, dass zwischen dieser Kopfform und "qualgezüchteter Brachyzephalie" noch einiges an Luft ist.

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