Der böse HSH, warum oder warum nicht ist er das?

  • Aenima


    Einerseits bewusst, nach der PitBull/AmStaff Welle bzw Hamburg 2000 und die Rasselisten kamen wohl so Anfang bis Mitte 2000 die Kangals und mehr Interesse an Herdenschutzhunden im Allgemeinen. In anderen Ländern kam das, so weit ich das gröbest verfolgt habe, schon früher. Auch die Akita-Welle übrigens.


    Andererseits durch den Auslandstierschutz und teils sehr unbedarfte Herangehensweise (nicht zwingend aller Vereine) . Kein Plan von lokalen Rassen. "Ein und ist ein Hund" und "Sie sind ja so dankbar".


    Aber hauptsächlich wohl: je mehr über etwas geredet wird, auch im negativen Sinne, umso interessanter wird es.

  • Ich glaube, dieses letztere ist die Wurzel des Problems. Viele HSH, die man im Tierschutz trifft, sind entweder irgendwelche sonstwie gemixten Straßenhunde (die also nicht nur von der Genetik, sondern auch vom Aufwachsen her nicht soviel ‚will to please‘ mitbringen). Oder sie stammen aus dubiosen Hinterhofvermehrungen, wo eben Leute sich Hunde holen, die einen krassen Hund wollen - mE hat gerade der Kangal da einfach nach 2001 den Staff abgelöst.


    Das heißt, stark verallgemeinert, Herdenschützer sind oft aus mieser Aufzucht, haben eine für Deutschland weitgehend ungeeignete Genetik, sind verdammt groß und schwer und werden dann noch an die falschen Leute verkauft > Stress vorprogrammiert.


    Wie ja die Gegenbeispiele eindrucksvoll beweisen, sind sie wunderbar easy, sehr schön und angenehm, wenn all diese Negativfaktoren ausbleiben.

  • Die größte Problematik sind doch die diversen Tierschutzvereine und auch die Tierheime, die die HSH zu uns holen und als liebe Mischlinge abgeben.

    Unsere ländlichen Tierheime haben fast nur noch wirklich große Hunde. Wenn man dann die Beschreibung der einzelnen Tiere liest..."wir waren wieder in der Smeura...Hund xy hat unser Herz erweicht, Hund A war dem Tode nahe und wir haben ihn gerettet, Hund F verdient ein warmes Plätzchen..."

    Dann geht der Interessent mit dem auserkorenen Tier tagelang/wochenlang Gassi...alles toll....er adoptiert das Tier und hat (bei unserem TH) genau 3 Tage Zeit, das Tier zu Hause einzuschätzen. Da zeigt der HSH sicher noch kein typisches Verhalten. Tja....dann hat man den Hund zu Hause und er packt so nach und nach das typische Verhalten aus, was dann in einer Familie mit Kindern/Kleinkindern so garnicht gut ankommt. Zurückbringen ist für die Meisten keine Option, man müsste ja zugeben, dass man das nicht packt und Unzulänglichkeiten zugeben, liegt nicht unbedingt in der Natur des Menschen. Dazu kommt, dass die Tierheime dann gerne motzen und den Hund nur zögerlich wieder aufnehmen...gern wird dann in der neu eingestellten Beschreibung nochmal nachgetreten ala "trotz Empfehlung wurde keine Huschu besucht" oder "man braucht schon etwas Geduld mit dem Tier".

    Ergo....behalten Viele den Hund und doktern an den Problemen mehr recht als schlecht rum, geben ihn dann als ach so lieben Familienhund wegen Zeitmangel oder aus gesundheitlichen Gründen wieder ab und der HSH wird zum Wanderpokal, was seinen "Macken" auch nicht zuträglich ist. Und so hat man dann den "gefährlichen" HSH mit nem schlechten Ruf....

    Es wäre wichtig und wünschenswert, dass sich die ganzen Helfer und Mitarbeiter des Tierheime und Vereine mit der Rassethematik auseinandersetzen und die Leute aufklären bzw. keine HSH herholen.

  • Naja. Es gibt kaum langmütigere Hundetypen in Sachen eigene "Schutzbefohlene" wie Chris zb es nennt, und die spricht aus Erfahrung, nicht bloß interpretierend.

    HSH können ganz wunderbare Familienhunde sein.


    Nur nicht unter allen Voraussetzungen. (Was im Prinzip auch wieder für alle Hundetypen gilt, weil Rassebezeichnung "Familienhund" Unfug ist)

  • Für mich klingt das alles eher nach "der böse Halter" nicht "der böse Hund". Das wiederum gilt mMn für nahezu alle Hundrassen/typen.

    Das deckt sich auch mit meinen, zugegeben nicht sehr umfangreichen (1 Maremano, 4 Kangal und 3 Owtscharki), Erfahrungen.


    Es ist also letztlich das alte Problem der Außenwirkung, aus überfordertem/schlecht informiertem Halter wird gefährlicher Hund, und daraus dann die Hysterie "Ahh ein HSH, pass bloß auf"?

  • für mich sind die mit Vorsicht zu genießen, weil es Arbeitshunde sind, die eine Herde beschützen sollen.
    In der Stadt ohne tierische Herde ist es wohl der Mensch der beschützt wird. Dazu kenne ich nur HSH und HSH-Mixe die aus dem Tierschutz kommen und "gerettet" wurden und deren Halter einfach keine Ahnung haben was der Hund da tut oder welche Veranlagung er mitbringt - hauptsache mal was gerettet und das finde ich brand gefährlich

  • Und genau da sitzt der Hase im Pfeffer....die Voraussetzungen....die sind bei den Wenigsten dann so vorhanden, dass der HSH auch passt.

    Geht man jetzt von der Durchschnittsfamilie aus, die sich einen Tierschutzhund holen möchte...2 Kinder, Wohnung mittlerer Größe oder Reihenhaus mit kleinem Garten, Hundeerfahrung garnicht oder gering, von nem HSH noch nie was gehört, geschweige denn Ahnung von Haltung und Eigenschaften. Mit dem Hund soll i.d.R. nicht gearbeitet werden, sondern der soll ein Spielgefährte für die Kinder und deren Freunde sein, vielleicht ein bissel auf das Grundstück aufpassen und am Wochenende beim Ausflug ein hübscher Begleiter sein.

    Da sind die mehr oder minder auftretenden Probleme abzusehen.

    Ein Familienhund, wie man sich den ganz klassisch vorstellt, würde die oben aufgeführten Dinge entspannt mitmachen....das allerdings unter der Voraussetzung der richtigen Führung des entsprechenden Hundes....das ist klar.

    Hat dann ein Mitglied der Familie wirklich Plan von der Charakteristik und der damit verbundenen Arbeit mit HSH, dann passt das auch mit ner Familie.

    Der HSH ist und bleibt meiner Meinung nach aber ein "Spezielist", der nicht mal eben für Jederman geeignet ist.

  • Es ist also letztlich das alte Problem der Außenwirkung, aus überfordertem/schlecht informiertem Halter wird gefährlicher Hund, und daraus dann die Hysterie "Ahh ein HSH, pass bloß auf"?

    Hysterie? Nein, finde ich nicht. Die Gefahr, dass ein aus dem Ruder gelaufener oder nicht vernünftig angeleiteter HSH erheblichen Schaden oder sogar den Tod eines anderen Hundes verursacht, ist nun mal hoch. Ich meide Leute, die ich nicht kenne und die einen HSH am Strick führen auch weiträumig. (Eigentlich meide ich eh alle fremden Hundehalter.)


    Ich persönlich hätte übrigens im Kontakt mit meinen Hunden bei einem HSH-Husky-Mix gerade wegen der Mischung große Bedenken. Hohes Beuteverhalten beim Husky, gepaart mit den genannten Eigenschaften des HSH ... wenn mir dann der Besitzer noch mit Plattitüden kommt - nein, Danke. Da wäre ich auch weg.

  • Es ist also letztlich das alte Problem der Außenwirkung, aus überfordertem/schlecht informiertem Halter wird gefährlicher Hund, und daraus dann die Hysterie "Ahh ein HSH, pass bloß auf"?


    Naja, das Problem beim HSH ist eben, dass es in weiten Teilen nahezu unmöglich ist, eine rassegerechte gute Haltung zu bieten.

    Die Gefahr einem unpassend gehaltenen HSH in D zu begegnen ist in der Population prozentual betrachtet wesentlich höher, als einem unpassend gehaltenen Gebrauchshund oder KatHund. Denn für diese Hunde finde ich in unseren Breiten wesentlich einfacher ein passendes und verständnisvolles Umfeld.


    Die HSH haben das große Glück, dass jetzt langsam im Zuge der Wolfsproblematik sich immer mehr Fachleute herausbilden, die vom Umgang mit diesen Tieren und ihren Bedürfnissen fundierte Sachkenntnisse haben. Bisher war das Feld in weiten Teilen den Tierschützern und Importvereinen überlassen, mit teils sehr verzerrter Wahrnehmung von diesen Tieren, was man in den deutschen THs auch sieht.


    Mit Hysterie hat das wenig zu tun in meinen Augen, sondern eher mit einem Verständnis von Risikopotential.

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