Wie wichtig ist es wo der Hund läuft? Was sagt es über die Bindung aus?

  • Wir haben ein "Hinter" eintrainiert, für Treppen und für unübersichtliche, enge Wege, wo ich potentielle Gefahrstellen so zuerst sehen kann.

    Und so rum finde ich es auch absolut sinnvoll. Ich hab meinen Hunden durchaus auch immer beigebracht, bei Bedarf an meiner Seite zu laufen, wahlweise links oder rechts, hinter mir zu bleiben, oder auch gezielt vor mir zu gehen. Aber der zentrale Begriff dabei ist "bei Bedarf". Also wenn es in einer bestimmten Situation aus einem bestimmten Grund heraus Sinn macht. Und nicht mit dem Hintergrundgedanken, dass das ein entscheidender Faktor für die Bindung wäre, es irgendwas über die Beziehung aussagen würde, oder gar ein Hund von Geburt an dafür bestimmt wäre, nur in einer einzigen Position zu seinem Sozialpartner zu laufen...

  • Vorn ist so praktisch, man sieht alles und kann ranrufen.


    Leider läuft mein Schnuffeltier lieber hinten und genießt die Düfte am Boden. Dann holt sie im kleinen Sprint wieder auf, nur um erneut zurückzufallen und sich den Gerüchen hinzugeben. Biege ich ab und sie verliert die Sicht, bricht sie alles ab und kommt angeschossen.


    Angeleint läuft sie übrigens immer vor, ohne Leine ist sie hinten. Keine Ahnung wieso da ein Unterschied ist. :ka:


    Glaube eine gute Bindung merkt man an den Blicken und Fragen des Hundes. An Kreuzungen bleibt der Hund stehen und "fragt" wo es lang geht (außer man geht eh immer die selbe Strecke, dann läuft sie einfach wie immer). An sich schaut der Hund regelmäßig, wo man abbleibt und wenn man "verschwindet", wird man relativ schnell gesucht und Hundi schließt wieder auf. Radius oder wo ein Hund ist, sagt nicht wirklich viel aus.


    Man kann ja auch nicht von einer guten Bindung sprechen, wenn man vom eigenen Hund kontrolliert wird. Er an einem klebt und genau aufpasst, was man macht. Das wirkt total falsch.

  • Interessant wie ihr das alle seht. Ich habe unsere Bindung eigentlich auch als gut empfunden.


    Casper war vor kurzem mit einem anderen Yorki unterwegs. Der andere Yorki sah einen Hasen, bellte einmal und rannte los. Passiert ist nichts, da er an der Schleppleine war.

    Casper ist aber nicht hinterher gerannt. Er hat den Hasen und den rennenden Yorki gesehen, drehte sich zu mir um, ich sagte Nein und Casper lief weiter mit mir mit. Ich habe ihn da natürlich richtig gelobt, aber mir fällt es auf, dass Casper sich generell lieber an mir orientiert als an anderen Personen oder Hunden. Auch wenn andere Hunde sich von ihrem Besitzer entfernen, Casper bleibt lieber bei mir. Er schaut auch immer wieder nach mir und vergisst mich nicht.


    Bleibe ich stehen, kommt Casper gleich angerannt und stellt sich zu mir. Er wartet dann, ob wir nun warten, die Richtung wechseln oder was passiert.


    Wäre unsere Bindung so schlecht, würde er das vermutlich nicht machen.

  • Aber der zentrale Begriff dabei ist "bei Bedarf". Also wenn es in einer bestimmten Situation aus einem bestimmten Grund heraus Sinn macht. Und nicht mit dem Hintergrundgedanken, dass das ein entscheidender Faktor für die Bindung wäre, es irgendwas über die Beziehung aussagen würde, oder gar ein Hund von Geburt an dafür bestimmt wäre, nur in einer einzigen Position zu seinem Sozialpartner zu laufen...

    Definitiv, sehe ich genau so. Ich finde auch solche Dinge wie "Der Hund darf niemals zuerst aus der Tür gehen!" als pauschale Trainingsstrategie (Hierarchie und Dominanz) nicht sinnvoll. Ich denke wir messen manchen Verhaltensweisen zu viel Bedeutung zu und überschätzen unsere Hunde hin und wieder sehr (und vergessen dabei das Wesentliche - Beziehung und Vertrauen).

    Trotzdem geht Kira nie vor mir durch die Tür :ugly: Aber aus einem Bedarfsgrund, nämlich dass ich zuerst sehen möchte, ob vielleicht ein Fremder vor der Tür/auf der Straße steht, auf den Kira reagieren könnte.

  • An Kreuzungen bleibt der Hund stehen und "fragt" wo es lang geht (außer man geht eh immer die selbe Strecke, dann läuft sie einfach wie immer).

    Wieso sollte das der Hund tun?

    Meine latschen erst mal weiter, bieg ich ab, kommen sie sobald sie es bemerken wieder in meine Richtung.


    So Aussagen geht für mich so in die Richtung: "Wenn unsere Bindung nur tief genug ist, dann jagt mein Hund auch nicht"... ähm ja, genau....


    _____________


    Man sollte sich erst Mal darüber bewusst werden, was eine gute Bindung wirklich ausmacht.

    Was ist einen Hund führen überhaupt, was macht das aus? Das ich es schaffe, dass mein Hund immer hinter mir läuft, perfekt im Fuss in jeder Situation?


    Bindung hat nichts, aber rein gar nichts mit Gehorsam zu tun!

  • Aber der zentrale Begriff dabei ist "bei Bedarf". Also wenn es in einer bestimmten Situation aus einem bestimmten Grund heraus Sinn macht. Und nicht mit dem Hintergrundgedanken, dass das ein entscheidender Faktor für die Bindung wäre, es irgendwas über die Beziehung aussagen würde, oder gar ein Hund von Geburt an dafür bestimmt wäre, nur in einer einzigen Position zu seinem Sozialpartner zu laufen...

    Definitiv, sehe ich genau so. Ich finde auch solche Dinge wie "Der Hund darf niemals zuerst aus der Tür gehen!" als pauschale Trainingsstrategie (Hierarchie und Dominanz) nicht sinnvoll. Ich denke wir messen manchen Verhaltensweisen zu viel Bedeutung zu und überschätzen unsere Hunde hin und wieder sehr (und vergessen dabei das Wesentliche - Beziehung und Vertrauen).

    Trotzdem geht Kira nie vor mir durch die Tür :ugly: Aber aus einem Bedarfsgrund, nämlich dass ich zuerst sehen möchte, ob vielleicht ein Fremder vor der Tür/auf der Straße steht, auf den Kira reagieren könnte.

    So sehe ich es auch. Wichtig ist doch, daß es im Alltag gut passt. Ob sie nun zu erst aus der Tür gehen dürfen, oder nicht. Respekt verschafft man sich als Mensch aus Hundesicht nicht durch diese Tatsache, sondern dadurch, daß man Bedarfsgerecht die richtigen Entscheidungen für einen schönen gemeinsamen Alltag trifft. Hunde wissen Authentizität durchaus zu schätzen.


    Bei uns ist es aus Bedarfsgründen bei der Haustür genau anders herum :D Dadurch das der Windfang sehr eng ist geht es einfach leichter wenn Till vorgeht. :D Also ist die Regelung bei uns: "Er geht vor, die Stufen die zur Eingangstür führen hinunter und setzt sich dort hin." :D


    LG


    Franziska mit Till

  • Bindung hat nichts, aber rein gar nichts mit Gehorsam zu tun!

    Für mich ist das ein Zusammenspiel verschiedener Dinge (Bindung, Vertrauen, Beziehung etc., wie man es nennen möchte). Und je nachdem, wofür man Gehorsam einfordert, kann das helfen.

  • Ich denke, das war eher so gemeint dass man am Grad des Gehorsams nicht ablesen kann, wie es um die Bindung bestellt ist. Es gibt Hunde, die sind perfekt "gedrillt", und gehorchen weil sie wissen, sonst gibt es Druck. Ob die dadurch gut gebunden sind darf man getrost bezweifeln. Umgekehrt gibt es Hunde, die haben von Sitz-Platz noch nie was gehört, hinterfragen konkrete Anweisungen auch gerne, sind aber absolut fest an ihren Menschen gebunden.


    Also zumindest hatte ich diese Aussage von wegen "hat damit nichts zu tun" so verstanden? :???:

  • Bindung hat nichts, aber rein gar nichts mit Gehorsam zu tun!

    Ich denke, indirekt hat Bindung durchaus mit Gehorsam zu tun. Weil eine gute Bindung das Interesse an der Zusammenarbeit stärkt und der Hund dem HF vertraut.

    Die größten Probleme habe ich daher bei Hund-Mensch Teams mit schlechter Bindung erlebt. Da waren die Hunde oft extrem außenorientiert und der HF ein lästiges Anhängsel an der Leine...

  • Danke Montagsmodell genau so ist die Aussage zu verstehen / gemeint :bussi:


    Ich kann aber einen Hund auch über andere Methoden als Bindung dazu bringen einen gewissen Form von Gehorsam zu zeigen.

    Strafe zum Beispiel (ich kenen leider ein Bsp wo man genau so gearbeitet hat mit dem Hund - zum Glück ist er da weg).

    Nur weil mein Hund nicht beim ersten Rückruf kommt oder eben auch jagen gehen würde, sagt das nicht, dass er eine schlechte Bindung zu seinem Besitzer hat.

    Natürlich vereinfacht eine gute Bindung die Zusammenarbeit mit dem Hund (hab auch nicht behauptet das es nicht so ist).

    Aber der reine Gehorsam/Traiingstand sagt eben nichts darüber aus.

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