Hundehaltung gestern und heute

  • Was früher tatsächlich völlig anders war (in meiner Kindheit), wenn ein Kind da von einem Hund gebissen wurden, dann war die erste Rückmeldung der Eltern: Hast du den Hund geärgert? Und kein Geschrei gegen den Halter. Da ist niemand auf die Idee gekommen zum OA zu rennen

    Es war auch normal, dass Kinder mit den Hunden raus gingen und es ist auch dabei überhaupt nichts passiert. Auf unserer Straße tobten nachmittags ein zotteliger Großpudel und ein Foxterrier von der Trinkhalle an der Ecke mit uns draußen rum - nicht auf dem Dorf sondern mitten im Ruhrpott.

    Ich habe als 10 Jährige täglich zwei Boxer gleichzeitig ausgeführt.

    Das Alles ist heute undenkbar, heißt dann sofort unverantwortlich. Komisch nur, früher ist da nie etwas passiert und alle waren damit völlig ok

    Das war bei uns genau so (Dorf Ende 80er/Anfang 90er). Da lief ein 8 Jähriger mit (total nettem) Irish Wolfhound mit, ein 10 Jähriger mit bissigem Spitz (den hat man halt nicht angefasst), wir haben so viel Zeit als Kinder bei uns im Dorfpark verbracht und die Hunde waren halt dabei. Oder der freilaufende Neufundländer bei uns in der Straße, der mal hier, mal da vorbei geschaut hat und immer die Ruhe weg hatte. Aber der war grundsätzlich nur ohne seine Menschen draußen unterwegs...

    Ich kenne es übrigens heute noch von älteren Semestern, dass sie Chappi für ein hochwertiges Hundefutter halten. Mein Chef erzählte mir neulich, er hätte seinem Hund zum Geburtstag mal was besonderes gegönnt...

    In meiner Kindheit war es allerdings tatsächlich auch mehr so: da muss er/sie durch. Ob Hund oder Kind, muss er halt mit klar kommen. Nicht zu sehr betüddeln. Schläge und Co kenne ich dagegen nicht, eher mehr laissez-faire und mehr Vertrauen und mehr alleine in der Welt unterwegs sein. Ob Hund oder Kind.

    Hundesport kam damals so ganz langsam auf. Anfang der 90er hatten wir einen recht berüchtigten Schäfer-Verein am Ort, aber es gab auch schon Anfänge von Agi, bzw. Hindernis-Lauf. Nicht dass ich mit dem professionelleren Teil damit je was zu tun gehabt hätte, aber ich hab mit einer Freundin in der Dorf-Holzfabrik Abends nach Feierabend mit dem unbrauchbaren Holz Hindernisse aufgebaut und wir haben so eine Art Agi damals schon gemacht.

    Der Irish Setter meiner Großeltern ab Mitte der 70er hatte ein recht normales Hundeleben. Keine Jagd, keinen Hundesport, aber fast tägliche Spaziergänge und hat tagsüber ins Haus gedurft (nachts Anbau und Garten). Aufgewachsen ist meine Großmutter in den 30igern und 40igern mit DSH, die ausschließlich im Zwinger lebten und die wachsam und auch bissig sein sollten. Selbst die Kinder durften die nicht anfassen.

  • Hund muss als zweites durch die Tür

    Das gilt bei mir aber auch, liegt einfach daran das ich dauernd irgendwelche Deppen habe, die mit dem Fahrrad über den Bürgersteig ballern als wäre es die Tour de France...


    Und weil ich wissen will was draußen läuft bevor ich Dako rein rennen lassen in.. wen oder was auch immer. Gilt entsprechend nur beim rausgehen, beim nach Hause kommen ist mir das eigentlich egal.

    Ich geh zum Gassi auch als erstes raus, um die Gegend zuerst zu scannen ;)

    Und, ich geh eigentlich immer vor der Großen raus, weil sie mit ihrem massigen Körper echt wenig Platz lässt, wenn man an ihr vorbei will und sie im Weg rumsteht und auf einen wartet.

    Aber, wenn ich zb durch die Haustür in den Garten trete, wischt mir oft der Kleine als erstes raus, läuft voraus, und wartet vorn auf mich. Der Knilch hat mich echt geknackt :lol:.

    Und ich kenne Leute, die der Meinung sind, der Hund dürfe das nie und müsste immer und überhaupt weil Rangfolge und so. Teils hab ich das früher selbst so gesehen.

    Aber inzwischen seh ich das halt je nach Situation differenzierter. Ist ja auch immer alles individuell.

    (Dass Hunde nicht ins Bett gehören, hab ich übrigens auch noch gelernt und praktiziere das auch so. Nur, beim Kleinen könnte ich schon manchmal schwach werden inzwischen.... :sweet: aber weil es ungerecht ist, wenn nur einer und so... darf eben keiner.)

  • Hund nicht ins Bett war bei uns auch Gesetz, bloß hielt sich meine Hündin nicht dran. Ich habe sie jahrelang nur brav im Körbchen liegen sehen, aber im Bett waren trotzdem schwarze Haare und morgens oft noch eine warme Kuhle. Die war einfach schlau genug, erst zu kommen, wenn ich wirklich fest schlief und rechtzeitig das Feld wieder zu räumen, bevor ich wach wurde. So war der Form dann zumindest Genüge getan, und der Hund hatte es trotzdem bequem.

  • Früher wurde auch oft nach Optik ausgesucht.War ja einfach!Katalog aufschlagen,da ein Lassie- Hund.Zack,wurde der arme Junghund im Karton von der Post gebracht.So hat meine Tante ihre Hunde gekauft.

    Da hat keiner gefragt,ob du dich mit der Rasse auskennst.

    War nicht überall so,aber gab es leider.

  • Aussuchen nach Optik, ja. Über Charaktereigenschaften von Rassen wurde kaum gesprochen. Nur Jagdhunde hatten einen Sonderstatus.

    Welpen wurden in der Zoohandlung verkauft. Da waren immer ein paar vorrätig und wir Kinder drückten uns die Nasen an der Scheibe platt, um die süßen Kleinen zu sehen.

    Wer eine Hündin hatte, lebte mit den Läufigkeiten: aufwischen, Windeln. An Kastration, Sterilisation oder Pille hat in den 80ern noch niemand gedacht.

    Relativ neu ist, dass man sich mehrere Hunde nur so zum Spaß hält. Familien-/Gesellschaftshunde waren früher Einzelhunde.

  • Der erste Hund aus dem Tierschutz zog 1980 ein. Kastriert.

    Und an was ich mich noch erinnere: Übliche Jagdhunde (Bracke, Jagdterrier, Deutsch Kurz- und Rauhhaar) wurden in unserer Umgebung nicht in die Hände von Nichtjägern abgegeben.

  • Früher wurde auch oft nach Optik ausgesucht.War ja einfach!Katalog aufschlagen,da ein Lassie- Hund.Zack,wurde der arme Junghund im Karton von der Post gebracht.So hat meine Tante ihre Hunde gekauft.

    Jaaa, genauso. Ich wollte meine Eltern "vergewaltigen", habe einen Kurzhaardackel bestellt - ich war 12, das interessierte auch Keinen - den hätten sie mir per Post geschickt. Leider kam mir meine Mutter vorher auf die Schliche....

  • Früher kannte ich auch keine Dominanztheorie und den ganzen Quatsch, auch bin ich nicht in einem Umfeld aufgewachsen, in dem Tiere geschlagen worden sind- bei uns mochte man die. Aber sie liefen mehr nebenher, ich kannte niemanden der Hundesport oder irgendeine Arbeit mit ihm machte- Gassi und fertig. Die Hunde blieben viel sich überlassen.

    Ich würde sagen, dass im Vergleich die Beschäftigungsangebote deutlich gestiegen sind. Bei denen ist man aber auch heutzutage nicht vor Dominanztheorie sicher.weary-dog-face Und das Wissen um Hundekommunikation ist mittlerweiles tiefer.

  • an Hunde aus dem Katalog kann ich mich noch erinnern. Aber die wurden doch nicht mit der Post verschickt? Ich dachte immer, daß man bei Bestellung an einen Züchter verwiesen wurde:???:

    Welpen im Schaufenster in der Zoohandlung, das kenne ich auch. Auf dem Weg zur Schule wurde davor gestanden mit den Freundinnen… o wie süß. und hab zu Hause gebettelt, daß ich einen Welpen haben möchte. Nein, hat es geheißen, dann wird Unser traurig, wenn er nicht mehr der Beste ist. Meine Eltern und meine Oma waren früher schon Hunde- Freaks, für den Schäferhund wurde jeden Tag frisches Essen gekocht, Essensreste vom Tisch bekamen die Hühner, um Gottes Willen, nicht der Hund! Und als mein Vater mal mit einem Sack Trockenfutter ankam, das früher aufkam, hat meine Mutter geschimpft. Mein Vater sagte, es wäre wichtig wegen der Vitamine, er hat das dann als Leckerlie bekommen, hat ewig gereicht der Sack und wurde nicht wieder gekauft. Wir hatten auch mal Hunde- Feriengäste und die wurden auch von meiner Mutter mit bekocht. Die Dosen, die sie eigentlich bekommen sollten, wurden den Besitzern wieder rmitgegeben. An den Ärger mit den Besitzern kann ich mich noch erinnern und daß die Hunde zugenommen hatten. Und die waren sooo happy in der Zeit mit der sehr verträglichen Schäferhündin runzurennen. Die Schäferhündin bekam damals Spritzen gegen die Läufigkeit, was überhaupt nicht gut war für ihre Gesundheit, man wußte es damals nicht besser. Und die Läufigkeit war eine Katastrophe auf dem Lande. Der ganze Hof war voller Rüden, die haben sogar mal eine Tür kaputt gebissen. Und man konnte mit der läufigen Hündin nur rausfahren. Da wäre eine Kastration besser gewesen.

    Schnauzengriff und anderes Überflüssiges gab es nicht, wenn irgendwas nicht geklappt hat, gab es mal "Schimpfe", ging bei den Hunden aber in ein Ohr rein und im anderen wieder raus hauptsächlich. Das was von ihnen verlangt wurde, war ihnen schon in die Wiege gelegt worden. Hof bewachen und Kühe treiben. Sie wurden auf einem anderen Hof mit Kuhhaltung geboren und sind dann zu meinen Eltern gekommen. Da konnte auch keiner Sitz, Platz oder sonstwas, das ging alles so irgendwie. Eine andere Zeit eben, heute alles undenkbar.

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