Hundehaltung gestern und heute

  • Mich hat als Kind der Dalmi unserer Nachbarn ins Knie geschnappt, zuhause hab ich mir das trotz schmerzendem Knie und Zahnabdrücken gar nicht sagen trauen, da garantiert ICH den Anschiss kassiert hätte, dass ich halt nicht so nah hätte hingehen sollen und daher selbst schuld bin.

    Zu Dalmi Nellys Verteidigung: sie war schon uralt, fast blind und taub und hat sich aus meiner jetzigen Sicht einfach nur erschrocken und dann halt geschnappt.

    Das war früher normal, dass man selbst schuld war, wenn es einen Vorfall mit einem Hund gab, denn der Hund hatte bestimmt einen Grund für sein Verhalten - Thema beendet. Da hat kein Mensch weiter analysiert oder sonstige Dinge in die Wege geleitet.

  • Ich kenne von früher weder erschießen noch aussetzen dafür aber Tonne auf, Tier und Chloroform rein, Tonne zu. Oder gegen die Wand werfen bzw. den Spaten einsetzen.

    Schuld war auch nie das Tier, sondern der Mensch - wenn es Abschnapper gab. Beim Fressen geht man nicht hin. Man geht nicht von hinten ran und fasst das Tier nie unvermittelt an.

    Geübt wurde allerdings auch nichts und wenn der Hund nicht sofort auf den Abruf hörte wurde er mal eben mit der Leine verdroschen, wenn er doch noch kam. Veränstigtes, geducktes Nebenherschleichen galt dann als gehorsam / Lektion gelernt.

    Auf dem "Hof" oder im Zwinger von 2-4qm hatte es der Hund gut. Wohnungshaltung war verpönt.

    Kleine Hunde sind keine echten Hunde.

    Hunde haben keine Gefühle und können auch nicht frieren.

    Zum Tierarzt gehen? Pff, hol dir doch einen neuen.

  • Als ich Kind war, lebte bei uns in der Straße ein großer Mix, der immer vor der Eingangstür lag. Ohne Leine, ohne nix. Die Tür war zwar offen, damit er rein konnte, er lag aber immer draußen. Anweisung von meinen Eltern: "Sieh zu dass du einen Bogen um den Hund machst, wenn du vorbei läufst." Heutzutage würde sich empört, dass der Hund da liegt und vermutlich verlangt, dass er nach drinnen geholt wird...

    Auf einem Spaziergang bin ich mal von einem Boxer im Gesicht abgeschleckt worden. Da war ich grad so groß, dass ich den Kopf des Hundes direkt vor meinem Gesicht hab. "Selbst Schuld, wenn du zu jedem Hund hin musst." Heute hätte man im schlimmsten Fall ne Anzeige beim Ordnungsamt.

    Ich finde diese Entwicklung echt schade... Leider sind viele Hundehalter halt auch so, dass sie bei sowas schnell kuschen. Als ob man ein minderwertigerer Mensch wäre, nur weil man Hunde hat... Ich finde, man sollte da auch mal Paroli bieten und für sein Existenzrecht einstehen...

    Bei uns an der Dreisam tummeln sich bei schönem Wetter alle möglichen Leute. Radler, Familien mit Kinder, Sportler, Hundehalter, etc. Und einzig und allein von den Hundehaltern wird verlangt, dass man sich möglichst unsichtbar verhält. Ich lief letztens mit beiden Jungs in der Nähe einer Familie mit kleinen Kindern. Hunter hab ich an die Leine genommen; Newton lief frei. Das eine Kind fuhr immer mit seinem Laufrad mega dicht an Newton vorbei. Den hat das nicht gekümmert und ich sag mal so, er zerbricht jetzt nicht gleich, wenn es da aus Versehen zum Kontakt kommen sollte... "Können Sie bitte mal Ihren Hund bei sich behalten?" - "Können Sie bitte mal Ihr Kind bei sich behalten?" Was mir denn einfiele, ihr vorzuschreiben, wie sie ihr Kind zu erziehen hat... Bla bla bla... Hab dann nichts weiter entgegnet und die Dame ignoriert...

  • Was sich definitiv verändert hat: Empathie ggü. dem Hund.

    Mein Opa hat früher Dackel gezüchtet und als er anfangs mein verhuschtes Auslandstierschutzhündchen sah, bemerkte er nur kurz: Die ist nicht richtig im Kopf, das wird nix, geb die wieder zurück.

    Für ihn wäre das ein Hund gewesen, den man so niemals akzeptiert hätte (ich will auch nicht wissen, was man mit so einem Hund gemacht hätte).

    (Später musste ich sie dann zu jeder Familienfeier mitschleifen und er war besonders stolz wenn sie irgendwo am Baum angebunden selig gepennt hat :D )

    Ansonsten kenne ich auch heute noch einige Menschen die glauben ein Wurf auf den Rücken habe noch nie einem Hund geschadet |) Mein Highlight ist nach wie vor eine "Hundeschule" in der körperlicher Zwang und rücksichtsloses Verhalten als gute Erziehungsmethode gelten.

  • Genau die Einstellung verstehe ich wiederum nicht. Denn vom Anleinen wäre Newton ebenfalls nicht zerbrochen.

    Natürlich hätte auch das Kind weggenommen werden können aber es gilt ja bei den meisten: Menschen über Tieren - und damit hatte das Kind eben "Vorrecht" sozusagen. Und eine Leine vermittelt nunmal mehr Sicherheit als ein freilaufenden Hund.

  • Heute muss ein Hund auf einem einzigen Spaziergang in der Natur mit Traktoren, dem Waldkindergarten, rasenden Rennradlern, freilaufenden und unbeeinflussbaren Hunden, der Nordic-walking Gruppe, kann ich den mal streicheln Fußgängern, äsenden Rehen und streunden Katzen, Joggern und vielem mehr umgehen können.

    Er muss sich allem gegenüber perfekt verhalten wie es sich die beteiligten Gruppen vorstellen.

    Früher bin ich deutlich entspannter unterwegs gewesen, habe manchmal sogar Blümchen bewundert, besondere Steine gewendet, mal in den Himmel geglotzt.

    Jetzt scanne ich nur noch die Umgebung auf Risiken.

    LG, Friederike

    Zum Glück ist das noch nicht überall so. Wenn ich bei uns im Wald spazieren gehe, dann begegne ich äußert selten anderen Menschen oder anderen Störfaktoren. Und kann so ganz entspannt spazieren gehen, eigenen Gedanken nachhängen und die Natur genießen.

    Ist bei euch bei jedem Spaziergang soviel los?

  • Genau die Einstellung verstehe ich wiederum nicht. Denn vom Anleinen wäre Newton ebenfalls nicht zerbrochen.

    Natürlich hätte auch das Kind weggenommen werden können aber es gilt ja bei den meisten: Menschen über Tieren - und damit hatte das Kind eben "Vorrecht" sozusagen. Und eine Leine vermittelt nunmal mehr Sicherheit als ein freilaufenden Hund.

    Ja, und dann hätte der Hundehalter wieder gekuscht, was genau dazu führt, dass die Leute immer dreister werden mit ihren Forderung. Genau das mein ich. Hundehalter sind eben auch irgendwie selbst Schuld, wenn sie immer mehr Freiraum einbüßen.

    Newton hat sich überhaupt nicht für das Kind interessiert.

    Ich habe genau das gleiche Recht Sonntag Nachmittag an der Dreisam spazieren zu gehen wie die Familie. Mein Hund ist zu Keinem hin, hat Keinen gestört, ging seines Weges, steht sehr gut im Gehorsam. Warum also anleinen? Wäre ich (vor 30 Jahren) das Kind gewesen, hätte ich von meiner Mutter die Anweisung bekommen Abstand zu halten und hätte es nicht geklappt, wäre mir das Laufrad (hätte es das früher schon gegeben) weggenommen worden. Ganz einfach.

    Eine Kollegin kam mal mit ihrem Baby zu mir zu Besuch. Es war kaum „Hallo.“ gesagt, hieß es, Newton müsse jetzt weg gesperrt werden, weil sie ihrem Kind hier die Decke mit den Spielsachen ausbreiten will, damit es sich frei bewegen kann... Erstmal hab ich sie nur vollkommen ungläubig angeguckt... Sie schob dann nach, dass es ja eine Zumutung fürs Kind wäre, die ganze Zeit über im MaxiCosi zu liegen... Ach so, aber mein Hund, den kann man in seinem Zuhause ruhig mal drei, vier Stunden wegsperren? Alles klar... Ich hab sie dann aufgeklärt, dass das hier mein Zuhause ist und dass ich mir bestimmt nicht vorschreiben lasse, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich hab ihr versichert, dass Newton nicht ans Kind oder ans Spielzeug hin geht und wenn ihr das so nicht passt, muss sie halt entweder das Kind im MaxiCosi lassen oder heim gehen... Ich hab dann Newton auf sein Körbchen geschickt und für den Notfall die Hausleine dran gemacht und sie hat dem Kind die Decke mit den Spielsachen gerichtet. Ging ohne Probleme...

    Manchmal muss man halt auch ne klare Grenze ziehen...

    Ich habe sehr viel in die Erziehung und Ausbildung meiner Hunde investiert. Newton steht top im Gehorsam. Hunter altersentsprechend. (Deswegen war er bei dem erwähnten Spaziergang auch an der Leine.) Ich stelle sicher, dass meine Hund niemanden stören und dann muss ich mich nicht laufend gängeln lassen von (meist) völlig fremden Personen...

  • Unseren ersten Hund bekamen wir so ca 1986 aus dem Tierheim ( übrigens kostete sie knapp 40,-D-MarkxD) .Die Vermittlung wäre heute undenkbar,wir waren im Tierpark gewesen und daneben war direkt das Tierheim. Wir Kinder verliebten uns in einen kleinen Mix,diskutierten und quengelten und unsere Eltern ließen sich breitschlagen.

    Also rein ins Tierheim,gezeigt welchen wir möchten und kaum Fragen und eine viertel Stunde später waren wir Hundebesitzer.Der Hund wurde uns in einem Pappkarton mitgegeben und stank erbärmlich ( war inkontinent, dass wussten wir da aber noch nicht)

    Da wir absolut nix vorbereitet hatten und auch kein Futter hatten hielten wir kurz bei einem Geschäft und besorgten Leine,Korb und das billigste Futter.

    Pedigree galt in meiner Kindheit als zu teuer genau wie Frolic,das gab es nur wenn man dem Hund mal was gönnen wollte.

    Leider stellte sich raus,dass unsere Hündin recht krank war sie musste mehrfach operiert werden,was genau war weiss ich nicht mehr,dafür war ich noch zu klein..ansonsten war sie wohl recht traumatisiert...Männer mit Bart,Alkohol oder Besen oder Stöcke die jemand in die Hand nahm und der Hund rastete komplett aus.

    Gefragt wie es ihr geht hat das Tierheim nie.

    Ansonsten gab es recht viele Hunde in unserem Wohngebiet,die meisten würden von Kindern nachmittags mit zum spielen genommen.Wir stornierten mit den Hunden die sich mal mehr mal weniger vertrugen durch die Gegend.

    Gerne haben wir auch noch andere Hunde mitgenommen.Da wir selber keinen großen Hund hatten( ich wollte unbedingt eine eigene Dogge wie Bella die Nachbarhündin:herzen1:),habe ich mir oft noch einen Schäferhund ausgeliehen.

    Wenn man Glück hatte gab es sogar etwas Taschengeldaufbesserung dafür.

    Wegen einem anderen Schäferhund der immer frei lief,mussten wir immer einen Umweg durch den Wald nehmen wenn wir zur Schule wollten,sonst wurde man vom Hund gejagt und gebissen.Mehrere Nachbarkinder hat er nicht unerheblich gebissen,passiert ist aber nie was.Es hieß einfach:" Dann geht halt woanders lang."

    Wenn unsere Hündin läufig war war unser Garten oft von 3-6 Rüden belagert,da würde uns Kindern gesagt:' Ihr müsst aufpassen,wenn sie trächtig wird müssen die Welpen eingeschläfert werden,wir können sie nicht behalten."

    Das war echt immer ätzend...wir wollten ja nicht das die Welpen sterben und hatten dann beim Gassigehen oft Panik.Ein Segen hatten meine Eltern irgendwann ein einsehen und sie wurde kastriert.

    Ansonsten kann ich mich noch gut erinnern, dass viele Hunde Krankheiten hatten die nicht behandelt wurden.Zu Beispiel ein Schäfermix der immer offene Stellen an der Haut hatte oder ein Dackel der kaum laufen konnte,das war dann halt so ,ein Hund der mehrfach täglich erbrach das war dann halt so.

    Besser fand ich,dass der Umgang etwas entspannter war,Charakterzüge wurden einfach hingenommen und es wurde einfach nicht erwartet dass der Hund perfekt sein muss.Vor allem war es nicht üblich das Erwachsene Hunde jeden anderen Hund mögen sollen.

  • RafiLe1985 also laut HP der Stadt Freiburg gilt an der Dreisam Leinenpflicht...

    https://www.freiburg.de/pb/612254.html

    Und ich kann die Familie da auch verstehen. Schau in den was nervt euch bei manchen HH Threads mal nach wie oft Hundehalter völlig überzeugt sind dass ihr Hund keine Leine benötigt und der dann aber trotzdem mal hallo sagen kommt.

    Man bricht sich keinen Zacken aus der Krone wenn man anleint. Schon garnicht an einem Ort an dem es von Menschen und Radfahrern nur so wimmelt... Das hat garnix mit kuschen zu Tun sondern mit Rücksichtnahme.

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