Rassehundezucht = Die heilige Kuh? Fragen zur Rasseneugründung und gezielten Mischlingszucht

  • Wird nicht immer gefordert Hunde gemäß ihres ursprünglichen Verwendungszwecks zu beschäftigen?
    Und jetzt soll man halt nehmen was da ist und „zweckentfremden“, anstelle gezielt Hubde zu fördern denen das auch tatsächlich im Blut liegt?

    Eigentlich gehe ich mit deinem ganzen Post konform. Eigentlich. Nur bei dem Zitat oben ist halt der Knotenpunkt aufgekommen.
    Es gibt nämlich keine Hunde, denen "Sport" im Sinne von "maximal schnell Ball holen" oder "maximal schnell Hürden springen" im Blut liegt. Agi und Flyball sind Dinge, die die Hunde idR gerne tun, aber stellt man einen Welpi vor einen Agi-Parcours oder eine Flyball-Bahn, wird der kaum mit loslaufen und springen oder loslaufen zur Box reagieren. "Im Blut liegen" bedeutet für mich genetische Anlagen. Und das hat kein Hund für "Sport" (ich nehm jetzt immer eher Agi und Flyball, weil ich mich damit noch am ehesten identifizieren kann). Dementsprechend kritisch ist es halt auch, das "züchten" zu wollen. Schnelle Hunde, ja, wendige Hunde, ja, leicht motivierbar, ja. Diese drei Faktoren lassen sich ganz gut beeinflussen. Allerdings kenne ich einige Exemplare, die all das sind und trotzdem wenig mit Sport am Hut haben.
    nur so ein Zwischen-Einwurf mit Grüßle
    Silvia

  • Öm nö... gerade der HZ DSH ist für die ihm zugedachte Aufgabe eigntlich körperlich perfekt.
    Er soll noch in der Lage sein, die geforderten Leistungsprüfungen abzulegen, Höchstleistungen erwartet von diesen Zuchtlinien kein Züchter mehr und die Hauptaufgabe des HZ DSH besteht darin, sich im Imponiertrab zu präsentieren.
    Und dafür ist er ideal gebaut.

    Sicher, die Funktion ist relativ nutzlos für den Alltag und jeder, der nichts mit Schaulaufen am Hut hat, wird damit nix anfangen können, aber zu behaupten, der HZ DSH wäre für seine Aufgabe nicht funktional, ist schlicht falsch.

    Damit hast du sicher recht.
    Irgendwie ist damit aber bei mir auch jeder Rest von Respekt vor der Zucht solcher Hunde flöten gegangen.

    Wenn man "Schaulaufen" tatsächlich als wichtigste Aufgabe einer Rasse sieht, dann ist doch irgendwie ein Grad an Absurdität erreicht, den ich nicht mehr ernst nehmen kann.

    Wie die Zucht von Show-Arabern oder sowas.

  • @silvi-p

    Da stimme ich dir zu. Man müsste forumlieren, "Hunde, die Eigenschaften mitbringen, die es ihnen ermöglichen (bei guter Ausbildung) besonders gute und glückliche Agility/Flyball/Obedience Hunde zu werden".
    Wahrscheinlich gibt es Überschneidungen und die Hunde können mehrere ähnliche Dinge gut.
    Und es wird (anfangs sogar mehr) Hunde geben, die auf den anvisierten Sport wenig Lust haben oder weniger Talent. Es gibt ja auch mehr oder weniger geeignete Hütehunde, Jagdhunde etc.

  • Was spricht dagegen, wenn jemand neue Wege geht?

    Also versteh mich nicht falsch, im Einzelfall finden sich bei vielen Rassen - ob neue oder alte - etliches was dagegen spricht.

    Aber nur "warum Neues, wenn wir doch schon welche haben" - das ist ne Einstellung, die ich nicht nachvollziehen kann. Es ist einfach zutiefst menschlich, immer wieder was Neues ausprobieren zu wollen. Sonst wären wir alle heute noch aufm Baum, oder?

  • Die öfters genannte Aussage "bei den vielen bestehenden Rassen ist für jeden was dabei" stimme ich nicht zu. Warum sollte man ausgerechnet jetzt damit aufhören Hunderassen zu schaffen, über die Jahrhunderte/Jahrtausende weg sind immer wieder neue Rassen entstanden, manche auch wieder verschwunden. Warum sollte man damit ausgerechnet jetzt aufhören. Ich finde durchaus dass es an einer Auswahl an mittelgroßen und großen Begleithunderassen fehlt, die gezielt auf diesen Zweck hin selektiert wurden (wenig Wach-und -Schutztrieb, kein Kläffer, wenig Jagttrieb, aktiv und verspielt, aber auch mal mit Sofatagen zufrieden, nicht zu sensibel, Kinderkumpel, wenig haarend...). So viele Familien wünschen sich genau sowas. Auch wenn einige das jetzt als eierlegende Wollmilchsau bezeichnen. Aber genau das ist nun mal der Hauptzweck der meisten Hundes in westlichen Ländern heutzutage. Finde ich nicht verweflich, wenn man genau nach sowas fragt hier in "Rasse gesucht" Threads, und der Pudel und Verwandtschaft ist halt nicht für jeden die Lösung.

    Ich sehe es auch kritisch dass viele Züchter als Zuchtziel die "Verbesserung" Ihrer Rasse nennen. Was heißt Verbesserung? Bei vielen Rassen meinen viele Züchter damit leider die Optik, das führt oft zu nichts Gutem. Wichtiger wäre mir, wenn ein Züchter als Zuchtziel genetische VIelfalt und Gesundheit nennen würde.

    Der VDH, seine Rasseclubs und oft auch seine Züchter müssen da noch viel mehr umdenken und sich am besten wissenschlaftlich begleiten lassen. Passiert schon aber nicht oft genug. Und manchmal wird es auch noch aktiv behindert. Da stehen aus Einkreuzprojekten F1/F2 bereit, die dann nicht eingesetzt werden dürfen, weil der Verband/Verein doch was dagegen hat, trotz anerkannter Papiere. Ein Armutszeugnis und verlorenes Genmaterial.

  • Ich denke im Thema "Sporthund" ginge es nicht um "neu erfinden", sondern um "optimieren". Möglichst wenig fehlgeleiteter Hütetrieb, möglichst schnell, leicht und biegsam und ohne Jagdtrieb, sehr wenig Aggressionsbereitschaft bzw. hohe Artgenossenverträglichkeit.
    -s-

  • Ja, ich finde auch definitiv nicht, dass für jeden jetzt der richtige Hund in den bisherigen Rassen dabei ist.
    Fanden die Züchter vom Eurasier vermutlich auch nicht.

    Ich hatte ganz am Anfang hier im Forum gefragt - Kurzhaar, bis mittellang, größerer Hund, der Begleithundeeigenschaften hat.

    Pudel wurde mir u.A. empfohlen, aber der Königspudel könne ordentlich Jagdtrieb haben.

    Joah.

    Ansonsten - sieht es für mich auch mau aus mit mittleren und großen Begleithunden, die halt nicht eigentlich einen Arbeitshintergrund haben - sich halt 'nur auch in den richtigen Händen als Begleithund eignen'.
    Klar, der Labrador ist ja auch immer gerne der 'Familienhund' - aber wenn man phänotypisch was schlankeres möchte... ... - und ein Retriever möchte ja z.T. auch arbeiten.

    Unkomplizierte Begleiter sind heute mehr gesucht, als der Jagdhund, der Dir das Tier aufstöbert.

    Hunde, die ernsthaft einer 'Arbeit' nachgehen - da gibt's einige.

    Aber die Zeiten haben sich eben gewandelt.

    Die 'Nachfrage' ist jetzt anders - daher fände ich es auch nicht schlimm, wenn es neue Rassen geben würde, die durchdacht angegangen werden - mit dem neuen Wissen auch um Genetik und co.

    Dass "Es genug Rassen gibt" - finde ich als Argument nicht stimmig für mich.

    Der Hund hatte eigentlich immer einen 'Sinn' - und wenn jetzt der Sinn eben in 'Begleithund' liegt, der aber nicht 1x die Woche auf dem Hundeplatz sein MUSS... - dann ist das einfach der Wandel der Zeit.
    Man hat den 'Luxus' heutzutage, dass man nicht mehr angewiesen ist auf den Hund - aber dennoch seine Zeit mit ihm verbringen möchte.

    Kann man doof finden - aber in meinem Bekanntenkreis sind es fast alles vornehmlich Familienhunde, die Familienhund sein sollen. Ist ja auch eine Berufung.

  • Was spricht dagegen, diese Hunderassen zu erhalten und daraus zu wählen anstatt das Rad mit einer weiteren Hunderasse neu erfinden zu wollen?

    Weil es zuviel Gegenwind gibt, wenn man versuchen wollen würde, eine bestehende Rasse so zu verbiegen, dass sie einen neuen Einsatzzweck erfüllt.
    Das wird Viele wütend machen, die lieber die Originalrasse erhalten wollen.

    Bei den bestehenden Rassen ist der Genpool schon so gering, dass es oft nicht ratsam ist, selbst gesundheitlichen Kriterien (Plattnasen, Träger von Erbkrankheiten) rigoros auszusortieren. Wenn ich jetzt die Zuchtpopulation NOCH mehr einschränke, weil ich mir weniger Fell, mehr Trieb, mehr Wendigkeit, geringere Körpergröße etc. wünsche, sind wir bei der Inzucht.

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