Vanessa Bokr - Meinungen und Erfahrungen

  • Das finde ich nur oberflächlich betrachtet - auch wenn es zunächst ganz klar erscheinen mag. Vermenschlichung hat für mich nicht nur mit dem Andichten von vermeintlich menschlichen Eigenschaften, sondern auch etwas mit Würde zu tun. Würde zu wahren heißt Individualität zu respektieren und darauf entsprechend einzugehen.


    Bereits diese einfache Basis ist aber sehr häufig nicht gegeben.

    Ob jemand jetzt Meerschwein, Mops oder Mann in ein Tütü steckt und sagt, das betreffende Lebewesen würde das toll finden und sich hübsch fühlen - obwohl das sehr offensichtlich nicht der Fall ist - ist das Objektifizierung. Klar, ein Aspekt "fühlt sich hübsch" der vermeintlichen Vermenschlichung ist (bei den Tieren) dabei. Würde und Respekt sind aber nicht gegeben.


    Bezogen auf die Hunde in der HHF bzw. die Auszüge, die ich da von einem Hund für den Wesentest gesehen habe - ganz typisch "unser Baby". Hund wird nicht als individueller Hund mit individuellen Bedürfnissen gesehen. Das arme Wesen ist Lückenfüller, Bedürfniserfüller und damit Objekt. Wirkt aber zunächst als "unser Baby" vermenschlicht. Das gilt auch bei "unser Beschützer" und dergleichen. Aus diesem Grund werden die Begriffe auch vermischt und "vermenschlicht" ist eben gebräuchlicher / gängiger. Denn derlei Bezeichnungen wirken menschlich - der Umgang ist jedoch wie mit einem Objekt.

    den Begriff finde ich nur weniger griffig, das beinhaltet ja auch das man den Hund als Werkzeug oder Sportgerät sieht oder nicht?

    Machen doch viele. Sie nennen es nur anders.

  • Ich verstehe ehrlich gesagt nicht warum sich hier so am Begriff Vermenschlichen aufgehangen wird. Jeder von uns weiß doch eigentlich was damit gemeint ist ...


    Ich erwische mich auch manchmal selbst dabei das ich menschliche Emotionen auf die Hunde übertrage.

    Ich weiß nicht was du meinst. Du kannst deine Emotionen bewusst übertragen? Wie geht das? Ich möchte das auch. Ich empfinde Freude beim Anblick des Feindes meines Rüden und Zack, empfindet der das auch.


    Ist doch aber ein interessanter Diskurs.


    Ich sehe übrigens bei vermeintlicher Vermenschlichung oftmals keine Vermenschlichung. Eher Projektion und/oder egozentrische Generalisierung. "Wenn ich das so empfinde/ sehe/ erfahre/ wünsche, wird das von allen Wesen so empfunden/ gesehen/ erfahren/ gewünscht."


    Das kommt sehr oft von Menschen, die nicht in der Lage sind, tatsächliche Empathie aufzubringen und sich in andere hineinzuversetzen. Und genau der Punkt bringt wieder zurück zum Thema gefährliche Hunde und der HHF. Denn anhaltendes Verkennen von Bedürfnissen und falsche Behandlung kann ein möglicher Auslöser für Aggressionen sein.

    Das möchte ich 10 mal liken!

    Knackig das wesentliche auf den Punkt gebracht. Danke.

  • Dass menschliche Konstrukte auf Hunde übergepropft werden, obs nun passt oder nicht, ist nun nicht nur eine Frage der Idealisierung. Hier ist gerade ein Thread aktiv, bei dem ich das deutliche Möglichkeit sehe, dass da ein Hund heranwächst, der irgendwann mal ganz schnell - möglichst sofort - von daheim weg muss.


    Theorien zu Sozialstruktur, Hierarchie, Verhaltensmotivation etc. pp ... werden aus der menschlichen Vorstellungswelt übernommen und Hunde anhand dessen beurteilt und Trainingsmethoden gefunden. Das Verhalten des Hunds wird nicht für sich genommen, sondern anhand dieser Vorstellungswelt erklärt.


    Gefeit davor ist niemand. Und ja, natürlich brauchen wir unsere Vorstellungswelt, um uns etwas zu erklären. Blöd ist es halt da, wo es den Blick auf das verdeckt, was tatsächlich passiert. Oder man sich aus Bequemlichkeit auf die Interpretation verlässt, statt genau zu gucken und danach zu handeln.

  • Dass menschliche Konstrukte auf Hunde übergepropft werden, obs nun passt oder nicht, ist nun nicht nur eine Frage der Idealisierung. Hier ist gerade ein Thread aktiv, bei dem ich die deutliche Möglichkeit sehe, dass da ein Hund heranwächst, der irgendwann mal ganz schnell - möglichst sofort - von daheim weg muss.


    Theorien zu Sozialstruktur, Hierarchie, Verhaltensmotivation etc. pp ... werden aus der menschlichen Vorstellungswelt übernommen und Hunde anhand dessen beurteilt und Trainingsmethoden gefunden. Das Verhalten des Hunds wird nicht für sich genommen, sondern anhand dieser Vorstellungswelt erklärt.

    An den musste ich auch gerade denken ...


    Also quasi ein Paradebeispiel für eine vermeintlich vermenschlichte, egozentrisch generalisierte und objektifizierte, die Bedürfnis befriedigende und der durch das Menschsein zwangsläufig notwendigen human-empathischen und freundschaftlichen Vorstellung geschuldete anthropomorphe Projektion auf einen Hund, bei dem im Ergebnis Verhaltensprobleme zu erwarten sind.







    =):D (jeweilig unzutreffendes bitte streichen =):drgreen:)

  • Häh? :lol:


    Ich hoffe und wünsche natürlich das Beste und das es trotzdem gut geht.


    Aber schon schade, wenn eine der Sachen, die wir an Hunden so schätzen - die Vielfältigkeit des Verhaltensspektrums - so sehr aus einer Theorie bzw. einer Sichtweise verengt betrachtet wird. Gerade gestern eine andere Diskussion dazu (wieder mal) gehabt: Es gibt nunmal Hunde, denen tut man mit einem gut und funktional ausgestattetem Zwinger oder einem geschütztem Platz im Stall Besseres, als mit einem Platz auf dem Sofa. Die es mörderisch stresst, wenn ihre Menschen 24/7 um sie sind, die die Wärme, die dauernde Geräuschskulisse oder das Licht nicht wollen. Da gilts halt hinzugucken und nicht im Vorfeld Jeden gleich zu verurteilen, der einen Zwinger im Garten stehen hat.

  • Ich denke auch, hier gehen oft nur die Definitionen aneinander vorbei, nicht die Inhalte.


    Für mich wäre zum Beispiel das hier:


    Zitat

    Das geht stark in die Richtung, die ich meine. Für mich ist das nur eben kein Vermenschlichen. Es ist Bedürfnisbefriedigung ohne wirkliche Rücksicht auf das andere Lebewesen, dessen Anlagen, Persönlichkeit und Potenzial.


    ...eine sehr treffend auf den Punkt gebrauchte Definition von "Vermenschlichung", und eine ebenso treffende Begründung dafür, weshalb ich sie nicht ausstehen kann: Meist steckt nämlich nur dahinter, dass man zu faul ist, Empathie für ein andersartiges Lebensweise aufzubringen, mit allen Konsequenzen. Da ist das Zum-Fellmenschen-Erklären doch so viel einfacher.


    Da ist es von "er guckt so schuldbewwußt, er weiß ganz genau, was er falsch gemacht hat" nur noch ein kleiner Schritt bis zu "Hunde beißen nur, wenn sie gaaaanz schlecht behandelt werden. Sonst sind sie viel zu gut."

  • Entschuldigung an alle, die das genervt hat. Ich finde das Thema - ja, auch gerade in Bezug auf die HHF bzw. "derartige" Hunde sehr spannend.


    Im Prinzip ist es (egal ob als Vermenschlichung oder Objektivierung bezeichnet) immer das gleiche: Ein Wesen verkennen, seine Sprache und Bedürfnisse nicht wahrnehmen und versuchen etwas daraus zu machen, was es nicht ist.


    Als Basis für gefährliches/aggressives Verhalten ist eine derartige Behandlung eben eine gute Voraussetzung. Egal bei welcher Spezies. Und darüber mal nachzudenken schadet glaube ich generell nicht. Ich finde es interessant, was andere Menschen darunter verstehen. Um das zu verstehen, brauchen wir Sprache und Erklärungen dazu. Braucht keinen Masterstudiengang in Linguistik. Die Frage: Wie siehst du das denn? reicht in der Regel.

  • Entschuldigung an alle,

    Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen, mir wäre lieber gewesen, Du hättest meinen Einsatz humoristisch honoriert =):D (über die Kombination der Begrifflichkeiten musste ich echt was nachdenken. Das war schliesslich Arbeit, die alle einzusammeln, halbwegs sinnvoll zu sortieren und zu kombinieren. Und beachte, alles in 1 (in Worten: einem) Satz zusammengefasst, ich, also Das Rosilein ... hör mal, wenn das nix wert ist =):lol:)


    Mir war ja schon klar, dass wir Inhaltlich (fast) alle über das gleiche sprechen.

  • Rosilein :

    Bitte entschuldige, ich würde auf deine Antwort auf meinen letzten Beitrag gerne ausführlich eingehen, (jede Menge Food for Thought, danke dafür!:smile:) aber mir fehlt die Zeit und vor allem die Konzentration, weil ich mitten in den letzten Urlaubsvorbereitungen stecke. Deshalb muß ich mich an dieser Stelle für einige Wochen ausklinken.


    Dagmar & Cara

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