Vanessa Bokr - Meinungen und Erfahrungen

  • HH...nicht angepasst handelt.

    Hm, nicht angepasst handeln darf! Dem angeblichen Tierwohl haben wir wahrscheinlich einige schwere Problemhunde zu verdanken. Manche Menschen gehen gedankenlos vom Idealzustand aus: Welpe vom guten Züchter, vorbildlich geprägt kommt zu erfahrenen HH mit guten Nerven, der die positive Bestärkung perfekt beherrscht, und der geht mit dem Welpen zu einer tollen Trainerin mit schönem Übungsplatz und hat den ganzen Tag Zeit für das Tier und lebt mit ihm im eigenen Haus in einer wunderbaren Landschaft. Und wenn sie nicht gestorben sind...

    Die Praxis sieht manchmal anders aus, und die Kette ist nur so stark... Heute darf ein nicht ganz so perfekter HH dem Hund nicht mehr zeigen: SCHLUSS! ES REICHT, mein Freund. Und das vielleicht auch mal am Anfang der Runde, bevor es eskaliert. Was man bei einem Welpen/Junghund versäumt, das braucht später den zehnfachen Aufwand - und das kann dann einfach nicht jeder.

    Mir hat jemand gesagt: "Wir können froh sein, wenn die Tiere nicht wissen, wie haushoch sie uns manchmal überlegen sind..." Wenn bestimmte Hunde meinen, etwas wollen zu müssen, dann sind wir - mindestens eine Zeit lang - hilflose Wichte am anderen Ende der Leine.

    Aber dafür müsste ja erstmal bemerkt werden dass da etwas aus dem Ruder läuft. Und wenn man das nicht bemerkt, dann kann man nicht angepasst handeln.
    Zum Rest.. Das ist mM deutlich komplexer und man würde es sich zu einfach machen in dem man sagt dass es alles nur von der bösen Gesellschaft kommt die dem armen HH verbietet seinem Hund Dinge zu untersagen.

  • " Der Hund ist nicht mein Freund" kann man aber auch in ähnliche Richtung inrerpretieren, wie "Mein Kind ist nicht mein Freund" und dann trifft es irgendwie sehr wohl zu.

    Ich meine durchaus gesellschaftliche Tendenzen zu erkennen, die alles und jeden immer auf selber Augenhöhe betrachten wollen, bloß nicht die Integrität des anderen antasten wollend. Ein total demokratischer, gleichberechtigter Umgang mit allen Mitgeschöpfen, wurscht, ob sie das können oder nicht.

    Mein Kind ist nicht mein Freund, und ich bin nicht in der Rolle des Best Buddies für ne knapp 5 Jährige oder lasse sie groß mitentscheiden bei wesentlichen Lebensentscheidungen. Genausowenig bin ich aber auch Freundin meiner Hunde, sondern für sie verantwortlich. Sie sind mir, Kind wie Hund, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und wir bilden meistens keinen Sitzkreis, um über Probleme oder unsere Gefühle zu diskutieren.

    Ich behandle Hunde im Prinzip wie "tierische Kinder" (Auch wieder Achtung, es geht allein um die Rolle im Beziehungsgefüge, keinesfalls darum, dass Hunde wie Kinder sind. Das ist nämlich, denk ich, ein großer, immer häufiger werdender Fehler und stülpt dem Tier auch wieder menschliche Erwartung um, die es nicht erfüllen kann) , wie alle Lebewesen, die mit mir leben müssen und das kann durchaus auch irgendwie freundschaftlich sein, aber es ist nicht demokratisch und ich verhandle weder mit Hunden noch Vorschulkindern wirklich wichtige Dinge, das können beide nicht leisten.

    "Freundschaft" ist oft an Erwartungen geknüpft, bringt Enttäuschungen mit sich. Wie soll ein Hund mich enttäuschen, dafür, dass er als Hund wie ein Hund funktioniert?

    Ich lebe mit Hunden lieber in einem Abhängigkeitsverhältnis mit gegenseitiger Zuneigung, das das Wohl des schwächsten Gliedes im Blick hat, als (was ich Dir nicht unterstelle) in einer Pseudofreundschaft, die damit steht und fällt, ob der "Partner" meinen Wünschen entspricht. Denn mein Eindruck ist, dass genau das vom "Freund Hund" zu oft erwartet wird. Der reibungsfreie Idealpartnerersatz, der nicht widerspricht und mich immer mag, egal ob ich scheiße drauf bin oder ungeduscht. Es also eigentlich nicht um den Hund geht, sondern um einen selbst.

    Und wenn es doch um den Hund geht, dann soll der fair freundschaftlich Entscheidungen selbst treffen und in seiner Entfaltung nicht gestört werden, weil das ist politisch inkorrrekt, rassistisch oder antifeministisch und pädagogisch auch ganz schlecht. Dass Hunde so nur sehr begrenzt bis nicht denken, is wurscht.

  • Meine Hunde sind nicht meine Freunde, meine Hunde, sind meine Hunde.

    So werden sie auch behandelt.

    Ja, viele sind sich trotz der Bezeichnung bewusst, dass der Hund immer noch Hund ist, aber man sieht ja, dass immer mehr Leute wirklich mit der Erwartung rangehen "mein Hund ist mein Freund, der muss das aus Freundschaft machen, dankbar sein, mich unterstützen, wenn es mir nicht gut geht, Rücksicht nehmen"... und dann entsetzt sind, wenn Hund sich eben benimmt, wie ein Hund und nicht wie Lassie oder Kommissar Rex und rücksicht darauf nimmt, wenn man gerade eine depressive Episode, Migräne oder einfach nur einen miesen Tag hatte.

    Ansonsten ist man sich teilweise hysterisch übergenau der Sprache bewusst, die man nutzt (nutzen darf), aber an dem Punkt wird man dann emotional verklärt, weil es geht ja um den besten Freund des Menschen und da darf man nicht sachlich korrekt formulieren, denn dann wid man gleich als roher, schlechter Hundehalter angesehen.

    Ich erinnere mich an die regelmäßigen Aufschreie, wenn jemand ganz pragmatisch geschrieben hat, er will sich einen Hund kaufen. Da kam sofort ein dutzend User an, die das unpassend fanden und sofort eine fehlende Eignung als Hundehalter attestierten.

    Freund, Fellkind, etc. es ist schwer zu unterscheiden, wer sich nur der Formulierung bedient und wer wirklich die Distanz verloren hat und schrittweise in die Vermenschlichung der Haustiere abgerutscht ist.

  • Freund, Fellkind, etc. es ist schwer zu unterscheiden, wer sich nur der Formulierung bedient und wer wirklich die Distanz verloren hat und schrittweise in die Vermenschlichung der Haustiere abgerutscht ist.

    Genau. Und das "Problem" macht Schule, sehe diese Einstellung bereits auf die Gesellschaft geprägt, weil es eben nicht mehr zu differenzieren ist (persönlich: Würde mich auf einem Hundeplatz spontan umdrehen und gehen, käme mir z.B. ein Trainer mit so einem Spruch).

    Sprache an sich zeigt immer die Denkweise der Gesellschaft, wie ein Spiegel und genau so reflektiert sie auch zurück. Und deswegen gehe ich davon aus, die Masse nutzt es eher nicht als Formulierung, um sich nicht vor einem Shitstorm wegducken zu müssen, sondern meint es auch so, wie es gesprochen wird.

  • Schwierig...... da begrifflichkeit und Gefühle auseinander zu klamüsern.....

    Mir ist völlig bewusst, dass mein Hund ein Hund ist... er darf Hund sein und ist so glaube ich ein glückliche Hund

    Gleichzeitig ist er ein wunderbarer Freund und ein unendlich liebevoller loyaler Wegbegleiter

    Natürlich sind wir nicht gleichberechtigt, wir haben einfach unterschiedliche Rollen im System, weil wir unterschiedliche Spezies sind......

    Aber gleichwertig, dass sind wir sicher.... und so sicher wie ich mir bin, dass mein Hund mir niemals etwas zuleide tun würde, so sicher ist er sich auch..... und dieses tiefe Vertrauen zueinander, sich zu kennen und zu verstehen..... wenn das nicht Freundschaft ist, was ist es dann??

    Ich könnte mir niemals vorstellen mit einem gefährlichen Hund zusammen zu leben. Ich habe Hochachtung vor Menschen, die mit Hunden zusammen leben, derer sie sich nicht sicher sein können. Zum Glück sind die Menschen so verschieden wie die Hunde..... ich habe lange genug mit verhaltensoriginellen Jugendlichen und mit Intensivstraftätern gearbeitet, zuhause brauche ich das nicht.

    Meine Vorstellung von Hundehaltung ist halt eher partnerschaftlich ohne dass unklar ist, welche Regeln unumstößlich sind.

  • Meine Mama nennt Benni immer Fellenkel. Liegt daran, dass sie keine echten Enkel hat. Bei ihr ist es aber Spaß. Sie findet es einfach lustig, in ihrem Portemonnaie ein Foto von mir, meiner Schwester und dem Fellenkel zu haben. :ka:

    Deswegen darf Benni bei ihr trotzdem weder essen klauen, noch an den Esstisch, ins Bett oder sonstwas. Und auf der Couch liegt ne Decke, wo er drauf darf. Problem ist wahrscheinlich tatsächlich, wie ernst nimmt es die Umgebung.

  • Ich hoffe, dass das jetzt nicht zu sehr OT wird:

    Ich nenne mich selbst Mama und meinen Freund Papa unserer Hündin. Ich mag den Spruch "meine Kinder haben Pfoten". Aber wisst ihr was? Wir können das einordnen. Wir wissen selbst, dass wir das nicht wirklich sind. Und meine Hündin spricht unsere Sprache nicht. Ob ich jetzt sage "Geh zum Papa" oder "Geh zur Kackbratze" ist ihr komplett egal.

    Dennoch ist meine Hündin erzogen und definitiv nicht vermenschlicht. Ja, viele Nicht-Hundehalter empfinden mich sogar als recht streng mit meiner Hündin bzw. bewundern ihre gute Erziehung. Leben und leben lassen finde ich immer ganz wichtig. Im Endeffekt sind es nur Worte, die wir Menschen verstehen, aber unsere Hunde nicht.

    Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, bei denen so eine Einstellung mit nicht artgerechtem Umgang mit dem Hund einhergeht. Wollte nur zeigen, dass nicht jede Hundemama ihren Hund in der Haltung vermenschlicht. :winken:

  • Es muss sich jetzt doch niemand rechtfertigen ;)

    Der Satz kam von einer Person, bei der Menschen ihre problematischen Hunde abladen. Meint ihr wirklich diese Leute bezeichnen den Hund als 'Fellkind', 'Freund', usw. und meinen es nicht so, sondern sehen den Hund als solchen, mit eigenen Beduerfnissen und Grenzen? Das bezweifle ich mal sehr stark.

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