Haltung von "Arbeitshund" ohne "Arbeit"?

  • Sind aber auch nicht alle Hunde einer Rasse gleich :ka:
    Ich kenne zig Border die beim Spaziergang auch mal zergeln dürfen - und die trotzdem nicht die ganze Zeit in Erwartungshaltung sind, entspannt vor sich hinschnüffeln, etc.
    Und auch einige Border, die z.B. auch auf dem Hundeplatz völlig entspannt rumgammeln können, wenn man sich dort zum frühstücken beispielsweise trifft und für die Hunde mal ausnahmsweise nix ansteht.
    Genauso Border, die mit Kindern fröhlich und entspannt Ball spielen und im Garten rumalbern. Und halt danach wieder entspannt irgendwo liegen wenns vorbei ist. :ka:

    Mir persönlich sind jetzt keine solcher Border Collies bekannt, wird es aber hier und da vielleicht geben. Allerdings ist auch da das Toleranzspektrum der Besitzer unterschiedlich. Einige empfinden ein bestimmtes Verhalten als entspannt und chillig, während andere vielleicht schon die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Gibt halt verschiedenen Blickwinkel. Ich gehe jetzt von meinem aus.

  • Für mich schließt das Eine (Ruhe halten lernen) das andere (Welpen- und Junghundaufbau) nicht aus.


    Meine derzeitigen 3 Hunde haben alle von Welpe an in kurzen, spielerischen Einheiten die Basics gelernt. Aus meiner Sicht kommt das Zeitfenster nie wieder, um dem Hund spielerisch eine positive Einstellung zur Zusammenarbeit sowie die Erkenntnis zu vermitteln, dass er mich "auslösen" kann.
    Im Vergleich zu den Hunden, die ich früher erwachsen (und versaut) übernommen habe, sind die derzeitigen 3 ein Traum, eben weil ich genau wusste, wie ich sie aufziehen möchte.


    Trotzdem können alle 3 Hunde wunderbar Ruhe halten und sind zuhause sehr angenehm um mich zu haben.


    Bis heute "arbeiten" meine Hunde selten länger als 10 Min am Stück (dann Pause, evtl. später nächste Einheit) und ich beende die Einheit immer rechtzeitig, bevor der Hund entweder überdreht oder ermüdet - da finde ich die Unsitte, in irgendwelchen Hundeschulen 1 ganze Stunde Gruppentraining zu absolvieren oder den Hund stundenlang im Trubel herum zu schleppen viel schädlicher.


    Zum Thema "Arbeitshund als Familienhund":
    Das kommt für mich auf die Rasse an - bei vielen Rassen gibt es ja gemäßigtere Showlinien - da sehe ich weniger ein Problem.


    Bei Hunden aus Arbeitslinien oder LZ sehe ich es aber sehr kritisch, wenn Leute sie sich wegen der Optik anschaffen - aber nicht bereit sind, sie gemäß ihrer Bestimmung auszulasten. Und mit Auslastung meine ich eben nicht stundenlanges Überdrehen und Powern.


    Das geht ja auch oft genug schief - es werden z.B. oft genug als Familienhund angeschaffte Malis gerade im Alter zwischen 7 und 12 Monaten von ihren völlig überforderten Besitzern abgegeben - leider völlig versaut. Das liegt ganz bestimmt nicht daran, dass es im Haushalt nicht ruhig genug war sondern daran, dass diese Leute keinen Plan von Hundeausbildung und Hunden mit entsprechender Triebveranlagung haben - dem Hund überhaupt nichts beibringen konnten und dann platzt die Bombe, wenn zur Pubertät der Trieb voll durchbricht, der Hund aber bisher weder Impulskontrolle noch ein Mindestmaß an Grundgehorsam gelernt hat.
    Bei Weimaranern soll es ähnlich sein...

  • Ja Genie und Wahnsinn liegen bei denen wirklich dicht beieinander :ugly: (Meine Mutter treiben sie regelmäßig in den Wahnsinn, weil sie ihr grundsätzlich von der Art her schon zu wuselig sind - obwohl meine echt schon gechillt sind)

    Ok, ich kenne nicht allzuviele echte Arbeits-Border. Ich kenn Sport-Border und Show-Border.


    Genie und Wahnsinn - ja, gibts beim Mali auch. Schnelle Verknüpfungen, Reaktivität, fehlender Ausschalter - alles da.


    Und ganz sicher gibts auch einige Malis, die vermutlich ähnlich drauf sind, aber das ist dann definitiv gemacht oder ein echter Fehler der "Zucht", aus der sie entstanden sind.


    Ich bin grad auch froh, nur meine Irren zu haben. Ein Hund, der nie mehr dort entspannen könnte, wo er mal gespielt oder gearbeitet hat, puh - nee - das wäre auch definitiv nichts für mich. :lol:


    Aber so hat ja jeder seinen Schaden mit den Verrückten.

  • ich finde Arbeitshund ist nicht gleich Arbeitshund.



    Zwo Beispiele um zu verdeutlichen was ich meine:


    Labrador und DeutschDrahthaar... DeutschDrahthaar würde ich mir nie holen, der gehört mMn ausschließlich in Jägerhände. Der Labrador wird auch ohne Jagd glücklich. Beides Jagdhunde...
    Collie und BorderCollie. BorderCollie gehört mMn zum Schäfer oder zumindest Viehhalter. Der Collie wird auch als Begleithund happy... Beides Hütehunde.


    Auch kann ich nicht verstehen, warum man sich bewusst einen Hund holt, um ihn dann völlig gegen seine Anlagen zu arbeiten und der dabei nie die Chance bekommt, das zu tun, wofür er geboren wurde.
    Also sich einen Border Collie zu holen um mit ihm AgilityWeltmeister zu werden ohne das er je mal hüten darf. Einen Weimaraner in die Stadtwohnung als Shoppingbegleiter und der nie mal jagen darf. Ein Windhund zum Dogdancen der nie mal RICHTIG rennen darf. Einen Begleithund der 8 Stunden am Tag allein daheim sitzt.
    Genauso tun mir viele Labradore und Cocker und Beagle und Dackel leid. Eigentlich mal tolle, agile Rassen mit Pfeffer im Hintern und dann sieht man sie so oft verfettet, schwach bemuskelt und stumpf und/oder mit Zwangsstörungen. Alles Rassen die ich jetzt nicht unbedingt zwingend in ihrem ursprünglichen Aufgabenbereich sehe... aber eben auch nicht zum Nichtstun verdonnern würde.

  • Naja, dass ist das, was ich ja vor ein paar Seiten geschrieben habe.


    Ein Labrador, dessen Eltern und Ahnen allesamt über viele Generationen nur auf Leistung selektiert worden sind, der sollte auch arbeiten, um glücklich zu sein. Ein Sport- oder Show-Border ist ne andere Liga als ein "echter" reiner Arbeitsborder, und so weiter und so fort.


    Aber. Es gibt trotzdem noch einen Unterschied. Die grundsätzliche genetische Ausrichtung. Die Spezialisten unter der Hütern und Schützern, sind zB allesamt (mit den üblichen Ausnahmen natürlich) extrem reizoffene Hunde mit eher weniger Nerven. Das unterscheidet sie imA schon deutlich von anderen Spezialisten, deren Spezialisierung anders gelagert ist.


    Eine seinem Wesen entsprechende Beschäftigung braucht meiner Meinung nach jeder Hund. Aber das muss eben nicht immer Hundesport im "korrekten" Stil sein - das kann je nach Hund eben auch "einfach" der perfekte Alltagsbegleiter sein.

  • Das finde ich z.B. einfach zu viel für einen halbjährigen Junghund (gesetzt den Fall, Newton ist keine Schlaftablette, die eine halbe Stunde Schlendern als Gassirunde hat).Die Energie, die der Kleine noch hat, könnte gut auch völlige Überdrehtheit sein.
    Ist doch auch bei Kindern oft so. Mein achtjähriger Sohn ist auch fit bis in die Puppen. Je später, desto energiegeladener, könnte man meinen. Geht er dann ins Bett, fallen ihm die Augen schon beim &Zähneputzen zu.

    Ich antworte jetzt mal stellvertretend für alle Beiträge in denen anklang, dass ich meinen Hund angeblich überfordere... Ist also jetzt nicht unbedingt ausschließlich auf diesen Beitrag bezogen.


    Newton ist als Welpe/Junghund sehr dosiert beschäftigt worden. Damals wurde ich auch haufenweise kritisiert, dass ich ihn zu wenig beschäftige... (Vermutlich genau von den Leuten, die jetzt meinen, ich überfordere Hunter...) Dennoch: Weil ich mit Newton da gute Erfahrungen gemacht hatte, hatte ich mir für Hunter ähnliches vorgenommen.


    Er kam mit gut 9 Wochen zu mir. Natürlich kam er auf Newtons Runden mit, wurde allerdings die meiste Zeit im Rucksack getragen. Zu Beginn der Runde durfte er mit Newton mitlaufen. Merkte ich, dass es müde wurde oder dass es ihm sonst irgendwie zu viel wurde, wurde er in den Rucksack gepackt. Darin saß er dann auch sehr ruhig und zufrieden und hat teilweise sogar darin geschlafen. Wurde er unruhig, durfte er wieder kurz raus und wurde dann eben wieder eingepackt, wenn es gut war. So kamen wir anfangs vielleicht pro Spaziergang auf zweimal 10 Minuten Aktivität. Freilauf, wohl gemerkt. Das haben wir drei, vier Wochen so praktiziert. Wobei die Aktivitätsintervalle natürlich langsam aber sicher länger wurden. Insgesamt dürften wir am Ende so bei zweimal 30 Minuten freier (!) Bewegung am Tag gewesen sein.


    Nach ca. 4 Wochen war er zu groß und zu schwer für den Rucksack. Fortan habe ich es so gehandhabt, dass er auf Newtons kleinere Runde am Morgen mitkommt und diese auch vollständig selbst läuft. Erneut hauptsächlich Freilauf, ca. 40 Minuten aber mit nur wenig zurückgelegter Strecke, da diese Runde für Newton als Löserunde gedacht ist. Die zweite Runde (Newtons größere Runde) sah dann so aus, dass Hunter sich kurz lösen durfte, dann ins Auto gepackt wurde und ich lief mit Newton alleine die zweite Runde.


    Dies wurde wieder einige Wochen so praktiziert bis ich merkte, dass Hunter drinnen immer unausgeglichener wurde. Obwohl ich ja eh schon wenig mit ihm machte. Morgens eine (aus seiner Sicht) etwas größere Löserunde; über den Tag verteilt jeweils nur sehr kurz raus zum Lösen; im Training (Mi und Sa) maximal zweimal drei bis fünf Anzeigen auf sehr kurze Distanz. Also habe ich eines Tages beschlossen, dass ich mal meine eigenen Ratschläge befolge und einfach mal etwas mehr mache. Und siehe da: Drinnen war wieder Ruhe. Natürlich bekaut er mal sein Tau, oder hat altersentsprechend auch mal Flausen im Kopf (Schuhe klauen, etc.), aber prinzipiell ist er nun zuhause wieder sehr ausgeglichen und ruht die allermeiste Zeit.


    Mittlerweile (mit fast sieben Monaten) läuft er nun beide Runden von Newton mit. Diese bewegen sich so zwischen 45 und 60 Minuten bei einer Strecke von etwa drei bis vier Kilometer. Auf diesen Runden passiert nichts, außer dass die Hunde ihren Interessen nachgehen dürfen. Außer Alltagsgehorsam (Rückruf, mal ein Sitz auf Entfernung, etc.) wenn er benötigt wird (vorbeifahrende Radler, etc.) wird da gar nichts von meiner Seite eingefordert. Sie dürfen schnuppern, rennen, baden, spielen, was sie wollen. Alles größtenteils im Freilauf. Und alles auf einer von vier bekannten Strecken.


    Klar absolviert Hunter jetzt so jetzt schon ein viel größeres Pensum als Newton in dem Alter, aber er ist halt auch ein ganz anderer Hund. Er wurde ja gerade wegen seines höheren Aktivitätslevels ausgesucht (ich hätte sicher auch die Schnarchnase des Wurfes haben können, wenn ich gewollt hätte). Außerdem ist von der Rasse bekannt, dass es sehr aktive, agile Hunde sind, die eine Aufgabe brauchen.


    Und ganz ehrlich: Ich tue mir sehr schwer zu verstehen, warum einem jungen Lebewesen freie Bewegung schaden soll, solange es diese vom Kopf her verarbeiten kann. Dass Hunter mal überdreht, kommt sehr selten vor und wenn es vor kommt, tut es das nicht an einem "normalen" Tag. Wir waren vor Kurzem das erste Mal im Zoogeschäft. Im Anschluss daran war ein bisschen drüber, aber ich denke, das ist verständlich.


    Wie gesagt, ich glaube, dass ich lange genug Hunde besitze um beurteilen zu können, wann mein Hund überdreht und wann ihm schlicht und ergreifend stinke langweilig ist.


    Ihr dürft jetzt gerne diesen Beitrag auseinander nehmen, von mir aus in der Luft zerreißen. Ein weiteres Statement dazu wird es nicht geben. Erstens, weil es hier gar nicht primär um Hunter gehen sollte sondern die allgemeine Fragestellung. (Die ich übrigens weiterhin mitverfolge, auch wenn ich bisher ungeplant weniger Zeit hatte mich zu beteiligen.) Und zweitens bin ich hier eigentlich niemandem Rechenschaft schuldig und da die allermeisten User weder mich noch Hunter persönlich kennen und in unserem Leben dabei sind, werde ich es auch weiterhin überlesen, wenn hier "geurteilt" wird.

  • Ihr dürft jetzt gerne diesen Beitrag auseinander nehmen, von mir aus in der Luft zerreißen.

    Dazu sehe ich gar keinen Anlass.
    Du hast nach Erfahrungen und Meinungen gefragt und beides bekommen.
    Dein aktueller Beitrag wirkt so, als wenn das aktuelle Pensum und dessen Steigerung aus Deiner Sicht der absolut richtige Weg ist. Dann passt doch alles. :ka:

  • Für die jagdlichen Prüfungen mussten wir nicht viel üben. Der Gehorsam war gut, er hatte Spaß was mit mir zu machen..... und den Rest, der ist einfach drin in den Hunden aus Leistungszucht, das können und wollen die.

    Welche jagdlichen Prüfungen bist du mit ihm gelaufen? Also ich musste für JGP, HZP und VGP schon viel üben. Die Hegewald habe ich mir verkniffen. Der Weg war zu weit.
    Meine Jagdgebrauchshunde kamen schon sehr früh täglich mit ins Revier und dabei haben sie, wenn Anfangs auch spielerisch, ihre zukünftige Arbeit kennengelernt.
    Keiner dieser Hunde entwickelte sich zu einer Nervensäge. Sie konnten alle unterscheiden zwischen "wir gehen jagen" und "die Enten im Park gehen mich nichts an". Längere Zeiten ohne Arbeit (Ersatzbeschäftigungen wie Apportierteile suchen und bringen hat keiner dieser Hunde wirklich ernst genommen) machten sie aber sichtlich unzufrieden.
    Ich jage nicht mehr und aus diesem Grund leben hier auch keine Jagdgebrauchshunde mehr.

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