Eine Welt ohne Rassehundezucht? Wie soll das gehen?

  • Eine Abschaffung der Rassehundezucht ist weder möglich noch wünschenswert, bzw. sie käme einer Abschaffung des Hundes gleich.


    Denn auch das was jetzt Mischlinge sind, entsteht nicht von allein. Auch Mischlinge stammen zu 90% aus vom Menschen gewollten Verpaarungen und wenn man die Zucht abschaffen will, dann muss man jede gewollte Verpaarung verbieten. Dann würden Hunde nur noch dort geboren, wo sie quasi wild leben. Funktioniert nicht, wenn man Haushunde mit einigermaßen vorhersehbaren Eigenschaften will.


    Ich bin aber der Meinung, dass die moderne Rassehundezucht mehr Probleme schafft als sie lösen kann. Ich bin da völlig bei @feenzauber: die Rassehundezucht sollte (wieder) weitgehend von der Optik unabhängig sein. Denn für die Arbeit und auch für das Familienleben eines reinen Begleithundes ist es völlig egal, ob die Ohren des Hundes in verschiedene Richtungen stehen oder ob die Zeichnung im Gesicht schön symmetrisch ist. Die Bedeutung solcher Merkmale ist in der modernen Rassehundezucht viel zu hoch, auch bei den Rassen, die noch auf Arbeit gezüchtet werden. Auch da kann der tollste Hund von der Zucht ausgeschlossen werden, weil er einen optischen Fehler hat. Das wäre in (meiner) Idealvorstellung von Hundezucht nicht der Fall.


    Es ist verständlich dass Menschen optische Vorlieben haben (habe ich auch), ich will die Optik auch nicht komplett ignorieren aber optische Merkmale sollten meiner Meinung nach in der Zucht viel weniger Raum einnehmen als sie es aktuell tun.


    Eine Welt komplett ohne Zucht wäre aber eine Welt ohne (Haus-)Hunde und erst recht eine Welt ohne Diensthunde ("Dienst" meine ich im weitesten Sinne: alle Hunde, die irgendeine Arbeit verrichten). Wer will das?

  • Auch ohne offiziele Hundezucht müssten für spezielle Bereiche, wenn man auf die Hilfe von Hunden nicht verzichten will, gezielt Tiere miteinander verpaart werden.
    Auf der Jagd, als Diensthund, als Herdenschutzhund oder Hütehund, auch im ambitionierten Sport geht es ohne Selektion nicht.


    Ich selbst habe seit 20 Jahren Mischlinge überwiegend aus dem Ausland, bei denen man nicht sagen kann, welche Rassen mitgemischt haben. Seit ich nicht mehr auf die Jagd gehe führe ich keine Jagdhunde mehr.


    In meinem Umfeld gibt es deutlich mehr Mischlinge sls Rassehunde.
    Die Behauptung, dass nicht planmäßig gezüchtete Hunde kränker sind als Hunde vom Verbandszüchter, kann ich nicht bestätigen.


    I

  • Ich finde dieses Video amüsant und lehrreich


    [Externes Medium: https://youtu.be/aCv10_WvGxo]


    Wie hoch ist der Prozentsatz an "arbeitenden" Hunden noch? Und die haben oft keinen schönen Lebensabend.
    Die schlimmsten Qualzuchten sollten verboten werden und das Einkreuzen anderer Hunde ( Bsp Dalmatiner) verpflichtend sein, um Rassen wieder gesund zu bekommen.
    Wird natürlich nicht passieren.
    Jemand hat mir mal ungefragt eine viertel Stunde lang von den Champion- Vorfahren seines Beagles erzählt... wer's braucht, soll halt machen :ka:
    Und schön, dass hier auch kräftig nach TS Hunden getreten wurde, obwohl es nicht Thema war.

  • @Selkie Das würde ich gerne 2x liken!


    Ich meine, so ein gewisser optischer Typus steht den Rassen ja zu, aber ob jetzt die Ohren wie du schon schriebst etwas mehr oder weniger knicken ist doch echt völlig gleich.



  • Ich würde einen Unterschied zwischen Rassehundezucht und Hundezucht machen.


    Wie bereits festgestellt wurde, ist der Hund kein 'Naturprodukt,' sondern ein Wesen, das von Anfang an von Menschenhand geschaffen wurde. Die Idee 'Hund' impliziert also automatisch einen menschlichen Einfluss, eine Selektion auf gewisse Eigenschaften hin.


    Im Bewsstsein, dass ich mich wie ein ewig drehendes Mühlrad anhören muss, wiederhole ich gerne immer und immer wieder, dass die 'Rassehundezucht,' so wie wir sie heute kennen und definieren, nicht so alt ist, wie manchmal geglaubt wird. Die allergrösste Mehrheit unserer Hunde'rassen' in ihrer heutigen Form stammt aus dem 19. oder gar dem 20. Jahrhundert - egal, was irgendwelche Entstehungsmythen behaupten oder kreative Namensgebungen suggerieren. Dann nämlich begann man, Standards festzulegen und Hunde rein auf Ausstellungstauglichkeit hin zu züchten.


    Das Problem dieser Standards ist, das darin seitenlang erstens über einen angeblich praktisch unerreichbaren 'Idealtypus' referiert wird, der fast ausschliesslich an Äusserlichkeiten gemessen wird. Dem Charakter ist nur ein verschwindend geringer Teil dieser Abhandlungen gewidmet, obwohl doch eigentlich sowohl Gesundheit wie Charakter im Vordergrund stehen müssten.


    Dazu kommt, dass praktisch alle Rassen, die in irgendeiner Form jemals auf Äusserlichkeiten hin selektiert wurden, generationenlang und systematisch so arg ingezüchtet wurden, dass einige von ihnen eine genetische 'Vielfalt' aufweisen, als wären sie aus weniger als 3 Gründertieren entstanden. Berühmte Kandidaten dafür sind z.B. der Nova Scotia Duck Tolling Retriever, der Lundehund, der Islandhund, der Basenji, etc. Diese züchterische 'Leistung' muss man erst einmal zustande bringen. Wichtig dabei ist: Stammbäume nur auf einige Generationen hin (5 oder 10) hin auf Inzucht zu prüfen ist sinnlos. Der genetische Flaschenhals kann schon viel früher passiert sein. Zu wirklich aussagekräftiger Verwandtschaftsanalyse sind heute eigentlich nur Computer oder eben genetische Untersuchungen in der Lage.


    Insofern bin ich durchaus für eine gezielte Hundezucht mit Vernunft und einem klaren Zuchtziel: ich - und viele andere Leute - möchten ja weiterhin Hunde halten. Immerhin sind Hunde ja auch ein Kulturgut. Andererseits sehe ich keinen Sinn in der 'Rasse'hundezucht, also derjenigen Zucht, die sich fast einzig aufs Aussehen der Hunde fixiert und sowohl Gesundheit wie Charakter fast vollständig ausser Acht lässt.


    Wir hätten heute durchaus die Möglichkeit, auf möglichst gesunde, langlebige und charakterstarke Tiere zu selektieren - und wo auch immer Tiere 'genutzt' und nicht nur aus Liebhaberei gehalten werden, wird dieses Wissen auch angewandt. Bei Hunden könnten wir das auch, aber wir tun es bei den allermeisten Hunderassen viel zu wenig, weil uns eine ganz bestimmte Ohrenhaltung, eine ganz bestimmte Färbung, etc. immer noch viel zu wichtig sind und immer noch viel zu viele Vereine, Züchter und Besitzer an irgendwelchen alten Zöpfen festhalten, die schlussendlich ganz und gar nicht dem Wohl und der Erhaltung des Kulturguts 'Hund' dienen.

  • Eine Welt ohne Rassehunde.... hm. Stell ich mir gar nicht soo schlecht vor in meinem Kopf und als "Ideal".
    Erwartungen an Hunde wären vielleicht eben so gering wie an Katzen. Man weiß ja nicht, was drin steckt und was man erwarten darf. Bzw. wären Halter vielleicht offener und würden individueller auf die Tiere eingehen. Bei einem Kind weiß ich ja auch nie, was ich bekomme. Kann mir noch nicht einmal das Geschlecht aussuchen. Da nehme ich, was ich bekomme. Was da jetzt an Veranlagung durchschlägt :ka:


    Ich hab durchaus meine bevorzugte Rasse aber hier auch sehr unterschiedliche Vertreter davon sitzen.


    Vielleicht gäbe es mal ein Ende der hohen Erwartungen an Hunde.


    Was nicht heißt, dass ich gegen Rassen bin. Aber ich sehe auch die Nachteile davon.

  • J

    Und schön, dass hier auch kräftig nach TS Hunden getreten wurde, obwohl es nicht Thema war.

    Das passiert immer, wenn die eigenen Interessen bis auf die Zähne verteidigt werden müssen.

  • Es braucht erst einmal ein sehr gutes Grundgerüst, das für alle Hunde gilt.

    Dachte, dieses Grundgerüst gäbe es schon, hält sich nur keiner dran. Bzw. vll. müssten die Qualzuchtmerkmale deutlicher deklariert werden (obwohl sie m.E. ausreichen).



    Das passiert immer, wenn die eigenen Interessen bis auf die Zähne verteidigt werden müssen.

    Kapiere ich nicht, in diesem Zusammenhang und in diesem Thread.

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