Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Zuletzt fertiggelesen: "Before and Laughter" von Jimmy Carr.


    Carr ist einer der bekanntesten und populärsten Stand-Up-Comedians im Vereinigten Königreich, der es mittlerweile zu internationaler Berühmtheit gebracht hat. Auf der Bühne erzählt er überwiegend One-Liner und interagiert mit dem Publikum. Dabei reißt er neben "d*ck jokes" auch Witze über "Tabuthemen" bzw. ist plitically not correct. Man kann über die Qualität seiner Shows sicherlich streiten, wobei einiges von dem, was er sagt und tut, meiner Ansicht nach ohnehin eher satirisch zu verstehen ist. Ich habe ihn zuletzt eine Zeitlang ganz gerne geguckt, viel gelacht.


    Das Buch ist aber eher ein schlechter Scherz, finde ich. Ich habe zuvor nur ein einziges Mal das Buch einer Comedienne gelesen, nämlich "Seriously... I'm Kidding" von Ellen DeGeneres. Das ist Jahre her und ich weiß noch, dass ich sehr enttäuscht war.

    Bei "Before and Laughter" ist das leider nicht anders gewesen. Es soll wohl eine Mischung aus Biographie, Ratgeber/Self-Help und Comedy sein. Naja - die Witze funtkionieren schriftlich leider nicht mal annähernd so gut wie auf einer Bühne bzw. ist vieles auch eher abgelutscht und man kann nur müde drüber lächeln, weil man so was Ähliches eh schon zig Male gehört hat.

    Die biographischen Aspekte sind ja ganz interessant - er erzählt ein bisschen von seiner Kindheit, seinem ursprünglich eingeschlagenen Karrierepfad und der mutigen Entscheidung, die er mit Mitte 20 traf, seinen sicheren Job abzubrechen und sich als Stand-Up-Comedian durchzuschlagen. Auch spätere Probleme wie z.B. den Skandal um seine Steuerhinterziehungstaktiken thematisiert Carr. Das alles aber eher so zwischendrin und nicht wirklich wahnsinnig reflektiert.

    Naja, und die Tipps für Erfolg und Selbstverwirklichung - da ist wirklich nichts Neues oder Originelles dabei. Man nehme ein paar nette Zitate berühmter Persönlichkeiten, garniere sie mit einigen Binsenweisheiten und pseudopsychologischen Ratschlägen und wiederhole mehr oder weniger ständig die gleichen Mantren - et voìla, "Before And Laughter" ist das Ergebnis.


    Für mich passte diese Kombination leider so gar nicht, ich konnte aus diesem im Endeffekt doch sehr oberflächlichem und seichtem Werk nichts mitnehmen und fühle mich auf eher ungute Weise veralbert. Wenigstens habe ich das Buch nicht selbst gekauft, sonst hätte ich mich über das hinausgeschmissene Geld geärgert.

  • Dan Wells - Mr Monster


    John ist ein Soziopath und vor wenigen Monaten hat er zum ersten Mal getötet. Keinen Menschen, sondern einen Dämon, der in der Nachbarschaft lebte und sein Leben durch morden verlängerte. Seit dem ist Johns dunkle Seite, die er Mr Monster nennt, in Aufruhr und verlangt mehr. Doch John kämpft dagegen an, gibt alles, um normal zu sein. Nicht nur, aber auch weil FBI Agent Foreman ein verstärktes Interesse an ihm zu haben scheint. Dann tauchen neue Leichen in der Stadt auf und John beschleicht das Gefühl, dass sein Nachbar möglicherweise nicht der einzigre Dämon war, der in der Gegend sein Unwesen trieb.


    Der zweite Teil der John Wayne Cleaver Serie und auch dieses Mal überrascht es wieder, wie sehr man mit einem Jungen sympathisieren kann, der bei der Arbeit im Bestattungsinstitut seiner Mutter und bei Brandstiftung entspannen kann und nachts von Folter und Verstümmelung träumt.

    Nicht nur die Jagd nach dem neuen Mörder ist mitreißend und spannend, auch Johns Kampf mit seinem inneren Dämon lässt den Leser mitbangen.

    Ich werde auf jeden Fall auch die weiteren Romane der Reihe lesen.


    Note: 2,2

  • Zuletzt fertiggelesen: "Before and Laughter" von Jimmy Carr.

    Ich habs nicht gelesen, aber auch andere Bücher von Live-Performern in Sachen Kabarett, Slapstick und Humor finde ich oft nicht so dolle. Zwischen dem lebendigen Austausch mit dem Publikum auf der Bühne und einem still im Kämmerlein gelesenen Text liegen halt doch Welten, und wer performen kann, muß nicht unbedingt schreiben können.

  • Zuletzt gelesen: "Unbound" von Tarana Burke


    Tarana Burke ist die Begründerin des vor ein paar Jahren viral gegangenen "me too"-Movements. Schon seit ihrer Jugend engagiert sie sich zu Themen wie sozialer Gerechtigkeit, Inklusion, gegen Gewalt und gegen Rassismus. Durch ihre Arbeit mit Schwarzen Mädchen und Frauen erkannte Burke im Laufe der Jahre immer stärker, wie viele von ihnen mit Traumata aufgrund s*xueller Gewalt leben mussten und wie häufig sie nicht ernst genommen, mit ihren Problemen alleingelassen oder in eine Schublade gesteckt wurden.

    Doch auch Burke selbst ist eine Überlebende: Sie wurde als kleines Mädchen v*rgew*ltigt und war jahrelang Opfer eines Nachbarburschen, der sie ebenfalls missbrauchte. Viele Jahre lang unterdrückte und verdrängte Burke diese schrecklichen Erfahrungen, sie konnte zudem auch gar nicht einordnen und benennen, was ihr da zugestoßen war. Scham- und Schuldgefühle waren ihre ständigen Begleiter.

    Je intensiver Burke sich engagierte, desto schwieriger wurde es für sie auch, die selbst erlebten Übergriffe beiseite zu schieben, bis sie sich ihren Traumata schließlich stellte und ihren Fokus änderte und sich seitdem vor allem gegen s*xuelle Gewalt und dessen verheerende Folgen engagiert. Sie klärt auf, zeigt auf, informiert, unterstützt, bietet Hilfestellung für Betroffene an.


    Bei ihrem autobiographischen Werk handelt es sich einerseits um eine fesselnde Darstellung ihres Werdegangs zur Aktivistin, andererseits aber auch um einen aufrüttelnden Erfahrungsbericht einer Überlebenden, die ihre Stimme gefunden hat und ihren Weg trotz der Verletzungen in ihrer Vergangenheit geht. Es ist sehr interessant, aus ihrer Perspektive als Begründerin des "me too"-Movements von ihren Gedanken darüber zu lesen - denn was Burke in ihrem Buch betont und auch bedauert, ist, dass der "me too"-Hashtag und die allgemeine Debatte über s*xuelle Gewalt wieder einmal viel zu oft auf Weiße Frauen zentriert war, während die Schwarzen Opfer, mit denen sie seit Jahren arbeitet, viel zu oft immer noch zum Schweigen verdammt sind, da sie von der Gesellschaft anders wahrgenommen werden und auch in ihren eigenen Communities häufig kaum Unterstützung erfahren.


    Ich fand diesen Erfahrungsbericht sehr lesenswert und auch berührend.

  • Christopher Golden - Snowblind Tödlicher Schnee


    Ein gewaltiger Schneesturm zieht über die Kleinstadt Coventry hinweg und bringt etwas mit sich, etwas grauenvolles, das Jagd auf Menschen macht. In dieser Nacht sterben 12 Einwohner unter ungeklärten Umständen und lassen traumatisierte Freunde und Ermittler und zerstörte Familien zurück.

    12 Jahre später zieht erneut ein Blizzard auf und bringt neues und altes Unheil mit sich.


    Das Buch beginnt spannend und springt mitten in die Handlung, man wird sofort mitgerissen. Angst und Verzweiflung sind greifbar und versprechen einen Höllenritt von Buch und dann plötzlich, zerfällt alles, wie der Schnee im Frühjahr.

    Golden hat eine spannende Idee mit wirklich tollen Ansätzen verliert sich im Mittelteil des Buches aber leider komplett in Gelaber. Das Heranführen an die neue Bedrohung, der Aufbau der weiteren Handlung dauern viel zu lange. Es zieht sich in die Länge und auch wenn Golden hie und da wieder gute Ansätze für Spannungsaufbau zeigt, verpufft es zu schnell wieder. Die Storyline rund um die Möchtegerngangster ist vollkommen belanglos und einfach nur klischeehaft. Am Ende nimmt das Ganze wieder Fahrt auf und präsentiert nochmals das ganze Potential der Story. Stark gestrafft mit mehr Tiefe statt Breite und rund 100 Seiten weniger hätte das ein wirklich gutes Buch sein und mich ähnlich begeistern können, wie die "Road of Bones". So bleibt eine gewisse Enttäuschung über das ungenutzte Potential.


    Note 3,4

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