Jetzt haben wir ein fettes Problem - eigener Hund schnappt nach mir

  • Ohje, ich merke gerade, dass ich da wohl wieder missverstanden wurde. Ich wollte deinen Hinweis auf keinen Fall ins Lächerliche ziehen. Ich hatte da eine konkrete Situation im Kopf: Aufregung vor dem Rausgehen.Wir haben da zum einen die Vorfreude auf den Spaziergang und zum anderen die grosse Aufregung wegen Katzen. In unserem Quartier gibt es davon viele und mein Hund würde sie jagen, hätte er die Gelegenheit. Bei mir gibt es eine Türetikette bevor es rausgeht (ist harte Arbeit für ihn). Und wenn ich ihn mal für seine Verhältnisse ruhig habe, kann ich drauf gehen, dass entweder gerade eine Katze durchhuscht (wie Ostern und Weihnachten zusammen) oder es eine frische Duftspur gibt :muede:

    Nein, ich hab das nicht als lächerlich gelesen. Eher als "er tut dir dann leid", wenn du ihm verbieten würdest, sich aufzuregen - zB wenn ihr raus geht. Aber genau so wie du es beschreibst, ist das Problem eigentlich offensichtlich.


    Du solltest in genau solchen Situationen auf ECHTE Ruhe achten. Dann ist auch ein Auslösereiz nicht mehr das totale Inferno. Und mal abgesehen davon - mit dem Vergleich: Ich glaub, es gibt keinen der denkt, dass täglich 3-5 Mal Weihnachten gut für ein Kind wäre. Wenn er sich jedes Mal aufregt, nur weil ihr durch die Tür geht, dann hat er ein per se dauerhaft hohes Stresslevel. Und gehindert am "unerwünschten Verhalten" wird er nur physikalisch über die Leine. Nicht, weil er gelernt hat von dir, dass er sich zurück nehmen kann und soll.


    Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.


    Mein Kommentar "Findest du? Dann lass es." war auch genau so gemeint. Wenn einem der Hund leid tut, weil man das eigentlich schön findet, was er tut oder glaubt, man nimmt ihm was Tolles, wirst du das nie authentisch umsetzen können. Dann kannst du es wirklich besser lassen, weil es dann ein Kampf wird, weder du noch er sich gut fühlen und zusätzlich wirst du diesen Kampf auch verlieren.


    Ich bin nicht beleidigt oder so, ich schreib nur, was ich denke - und ob die Person das annimmt oder nicht, ist mir (und das soll nicht abwertend klingen, sondern sachlich) ziemlich egal. Wenn es einen Gedankenanstoß gibt, freu ich mich natürlich. Darum schreibt man ja in einem Forum.

  • Das Aufregungsproblem habe ich mit Frodo, wie so viele andere im Hibbelhundethema, ja auch.
    Diese Aufregung kann man kontrollieren. Entweder durch Abbruch und danach sofortiges zur Ruhe kommen lassen/einfordern wie Hummel schreibt oder eben durch viele Tricks, die Hund und Mensch den Alltag erleichtern.
    Ersteres hat für meine Hündin geklappt, bei Frodo allerdings überhaupt nicht. Deshalb haben wir zig Kniffe, die wir statt dem Hochfahren nutzen, um ihn durch aufregende Situationen zu bringen und das klappt erstaunlich gut, erfordert von mir aber natürlich, dass ich wirklich immer cool bleibe, sonst kippt das komplette Konstrukt.


    Er zeigt selbstständig was ihm hilft und bietet das nach kurzer Zeit von sich aus an, aber dazu musste er eben lernen, dass es Alternativen zum Hochfahren und Bellen (sein Lieblingsventil) gibt und die musste ich ihm geben, bevor er am Ende seiner Aufregungsskala war, sonst gibt es eh nur noch Management. Wie schnell der Hund an seine Grenzen kommt, verändert sich mit der Zeit.


    Was deinem Hund am besten hilft, um mit seinem Aufregungsproblem zurecht zu kommen, kannst aber nur du mit eurer Trainerin rausfinden.

  • @Hummel
    Ich weiss nicht woher die Idee kommt, dass mir der Hund bei sowas leid tut. Wir arbeiten da hart dran, weil ich finde, dass es überhaupt keinen Sinn macht mit einem so aufgeregten Hund raus zu gehen und dann noch von ihm Impulskontrolle und Leinenführigkeit zu erwarten. Ich gehe nur mit ihm raus, wenn er nicht rumjammert. Und dann machen wir unsere Choreographie (Türetikette), damit er sich auf mich konzentriert. Und schwupps, huscht wieder eine Katze vorbei und seine Selbstbeherrschung ist im Eimer...


    Eine echte Ruhe hinzubekommen sehe ich für diesen Hund in diesem Alter mit diesem Jagdtrieb noch nicht. Er kann vor dem Haus (kleiner eingezäunter Bereich) auch entspannen und schlafen. Doch wenn es ums Spazieren geht, hat er diese aufgeregte Erwartungshaltung, welche dann in unregelmässigen Abständen auch noch bestätigt wird.


    Wir üben auch daran, dass er schneller aus diesem Film wieder rauskommt. Und ich finde, dass er sich bemüht. Trotzdem ist es für ihn richtig schwierig. Und für mich ist es anstrengend und zum Teil auch gefährlich, weil ich gerne heil die Treppe runterkommen möchte.


    Kurzum: er macht Fortschritte, somit kann unser Training auch nicht ganz verkehrt sein. Es dauert eben und ist harte Arbeit für uns beide, finde ich.

  • Ich habe ja nun wirklich einen Vollblut Jäger hier mit meinem Podenco Mix. Solches Verhalten beim rausgehen habe ich niemals durchgehen lassen. Auch kein "Katzen fressen wollen" oder Eichhörnchen quietschender Weise jagen wollen.
    Du tust dem Hund keinen Gefallen, wenn du um sein Verhalten solch eine "Choreographie" veranstaltest. Klare Ansagen, dass solch ein Verhalten von dir einfach nicht geduldet werden. Sei mal deutlich für den Hund, was du eigentlich von ihm willst. Ich vermute nämlich ganz stark, dass bei euch Mißverständnisse da sind und dein Hund wirklich Grenzen und klare Regeln braucht. Und dies auch mit Konsequenz was falsche Verhalten betrifft.


    Meine Scully darf durchaus ihrem Jagdtrieb nachgeben, aber nur durch Anzeigen. Wir gehen zusammen mit dem Fotoapperat "jagen"- sie zeigt mir andere Tiere und weiss wenn sie dann ruhig bleibt und ich fotografieren kann, gibt es anschließend für sie von ganzem Herzen "Party" und Lob. Das zu erreichen hat aber vorab auch bedeutet, dass jeder Ansatz zum hinterher hetzen sofort und auch mal mit hinterher fliegender Leine unterbunden wurde.


    Zu deiner Treppenaktion: würde einer meiner Hunde solch ein Theater veranstalten, dass ich evtl nicht heil die Treppe runterkäme, dann würde es aber im Karton rappeln, dass kann ich dir definitiv sagen. Das würde einmal passieren und dann nie wieder

  • Mich erinnert das an diverse sog. Hibbelhunde hier im Forum die m.E. aus Unwissenheit aus Versehen zu solchen gemacht wurden.
    Ich glaube, manche gehen viel zu verkopft an die Hundeerziehung heran was evtl. daran liegt, dass man zuviel (verschiedenes) über Hundeerziehung gelesen hat. Manchmal muss man auch einfach mal aus dem Bauch heraus entscheiden und den Hund sofort jetzt gleich auf der Stelle "zusammenscheißen" wenn es die Situation erfordert und nicht erst überlegen mit welchen Leckerlies, Clickern und Ablenkungsmanövern man den Hund jetzt umlenken und die Situation trainieren könnte.


    Wenn mein Kind die Finger schon fast auf der heißen Herdplatte hat, dann lass ich da einen Schrei los, damit das Kind sofort reagiert und fange nicht mit Erklärungen an, dass das gefährlich ist, denn bis ich fertig erklärt habe, hat sich mein Kind die Finger verbrannt.
    Ich weiß, doofer Vergleich, aber manchmal muss man auch beim Hund schnell sehr deutlich werden wenn es die Situation erfordert.
    Mein Kind und auch mein Hund wird mich dadurch nicht weniger mögen, aber es merkt, dass ich die Situation unter Kontrolle habe.


    Meine DSHündin wollte mich beim TA auch mal die Treppe runterziehen, da wäre ich schön hinterhergeflogen wenn ich das beim 1. Mal zugelassen hätte. Beim 2. Mal wusste sie noch, dass sie mich auch noch dabei hat und ging gesitteter die Treppe runter.

  • Auch kein "Katzen fressen wollen" oder Eichhörnchen quietschender Weise jagen wollen.
    Du tust dem Hund keinen Gefallen, wenn du um sein Verhalten solch eine "Choreographie" veranstaltest. Klare Ansagen, dass solch ein Verhalten von dir einfach nicht geduldet werden. Sei mal deutlich für den Hund, was du eigentlich von ihm willst.

    Klar kann man so massiv werden, dass der Hund das Verhalten unterdrückt. allerdings hast du dann unter Umständen einfach nur einen Deckel auf den Dampfkochtopf geschraubt, am Erregungslevel ändert sich nichts. Der Hund hält nur die Klappe und seine Pfoten still. Bei meinem Hund ist der Stresslevel sogar gestiegen.


    Ich würde daher nie so aus der Ferne so Pauschlratschläge geben. Es gab bei meinem Hund Situationen, wo er bereit war für eine Ansage, hat sie bekommen und gut war. Und es gab andere, wo ich lernen musste, dass sie gar nichts bringen ausser noch mehr Stress.

  • ich habe zu Dackelbenny das passende Beispiel mit Hund: mein Rumäne Odin hatte ja unter anderem das Problem, dass er Autos jagen wollte. Nicht wirklich lustig und ich habe hart daran gearbeitet. Mit positiver Verstärkung, weil Odin zu Anfang hier mega ängstlich war. Klappte auch mal mehr mal weniger gut. Dann bei einem Spaziergang lief Alles prima und wir waren schon kurz vor unserem Zuhause, vorher hat er alle Auto komplett ignoriert. Und dann beim nächsten Auto urplötzlich laut knurrend einen Satz in Richtung Fahrbahn und Auto machte, kam für mich total aus dem Nichts.
    Ich habe mich mega erschrocken und ihn Seitlich an beiden Seiten des Kopfes gepackt und er bekam verbal wirklich eine Standpauke ins Gesicht gesagt - ich war wirklich mega sauer. Das war eine Reaktion aus der Situation heraus, dass er fast unter das Auto gekommen wäre, wenn ich die Leine da auch nur ein kurzes Stück länger gelassen hätte.
    Tja und was soll ich sagen, danach war das Thema Autos jagen wollen, komplett gegessen. Und Odin hat auch keine Angst vor mir oder etwa ein Trauma in deswegen.
    Ganz im Gegenteil, ich habe den Eindruck, dass er jetzt den Eindruck hat, dass ich fähig bin, diese Situationen für ihn zu regeln.


    Klare Ansagen machen und auch mal streng sein, bedeutet ja nicht, dass du deinen Hund "hauen" sollst oder etwas in der Richtung. Bei Theater an der Treppe würde ich z.b. direkt auf dem Absatz umdrehen und wieder reingehen. Mich hinsetzen und lesen oder ähnliches und nächsten Versuch erst wieder starten, wenn Hund komplett runtergefahren hat. Und dies halt absolut konsequent.
    Bedenke immer, es ist totaler Streß für den Hund, wenn er so hoch fährt und tut ihm gar nicht gut. Da lieber mal kurz und knackig eine Ansage kann wesentlich schonender für den Hund sein

  • Klar kann man so massiv werden, dass der Hund das Verhalten unterdrückt. allerdings hast du dann unter Umständen einfach nur einen Deckel auf den Dampfkochtopf geschraubt, am Erregungslevel ändert sich nichts. Der Hund hält nur die Klappe und seine Pfoten still. Bei meinem Hund ist der Stresslevel sogar gestiegen.

    glaub mir, ich kann meinen Hund gut einschätzen, die hat keinen Streß sondern Spaß daran mit mir zusammen "jagen" zu gehen. Nur eben ohne andere Tiere zu schädigen

  • Ich habe hier bislang still und sehr interessiert mitgelesen und den ein oder anderen Tipp für den eigenen Alltag mitgenommen.


    Da ich auch manchmal zum "Verkopften" tendiere, zugleich aber mir und anderen unbedingt Bauchgefühl empfehlen würde, glaube ich, dass ich ein wenig nachvollziehen kann, was du mit dieser Choreografie meinst. Das hört sich vielleicht in der Betitelung oder Beschreibung verkopft und hochgradig analysiert an, Fakt ist aber, dass der ein oder andere Hund durchaus einen Rahmen für bestimmte Situationen gebrauchen kann. Ob man das jetzt nun "Choreografie" oder "Routine" nennt, ist letztlich wurscht. Hauptsache ist doch, dass es funktioniert - und dass man erkennt, wann es vielleicht Zeit für Veränderungen in den Abläufen ist, damit die Dinge auch weiterhin funktionieren.


    @Anne2016 Was mich noch interessieren würde: Was genau bedeutet dieser niedrige Spiegel bzw. was kann er bedeuten?

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