"Hundeführerschein" für alle - Diskussion

  • Hunde haben weder Schalter noch Pedale. Wenn ich x mache, dann kann ein Hund auf zig verschiedene Arten reagieren. Es gibt keine simple Anleitung für das korrekte Verhalten im Zusammenhang mit Hunden. Und deshalb kann es keine sinnvolle Prüfung zum Hundeführerschein geben (egal ob theoretisch oder praktisch), die innerhalb einer Stunde abfragt, wie man korrekt mit dem Hund umgeht. Das geht einfach nicht.

    Bei den Fragen im Katalog dachte ich auch bei der einen oder anderen; bestimmt wollt ihr Antwort A hören, aber ich kenne Hunde, bei denen wäre Antwort B oder C viel angebrachter.
    Als Beispiel: Begegnung zwischen eigenem Kleinhund und entgegenkommenden Großhund. Bestimmt ist "Kleinhund auf den Arm nehmen" die falsche Antwort im Sinne der Prüfung.
    Die Kleinhündin einer Freundin neigt jedoch (trotz viel Training) zum Angstpöbeln; auf dem Arm beruhigt sie sich jedoch augenblicklich und so vermeidet man Stress für alle Beteiligten. In diesem Fall die richtige Antwort fürs praktische Leben.


    Dagmar & Cara

  • Ich lehne Schnauzengriff und Leinenruck ab, würde also nur eine der drei möglichen und laut Fragebogen richtigen Antworten ankreuzen.


    Ist das jetzt richtig, falsch oder nur zu einem Drittel gültig?

  • zu einer grossen Antwort komme ich heute nicht mehr - ABER wir haben uns grade mal den Fragenkatalog der Stadt Köln komplett angesehen (ich mit 8 Jahre Hundezusammenleben und viel Beschäftigung mit dem Thema Erziehung und Alltag, mein Freund als recht unbedarfte Person, die ausser mit Shira und Hunden von Bekannten keinerlei Erfahrung hat).


    Und wir sind beide zum gleichen Ergebnis gekommen: das Ding ist doch ein schlechter Scherz?! :ugly:
    Man könnte quasi unter jede Frage ein neues Feld "Antwort D: situationsbedingt/ kommt auf den Hund an" einfügen und darüber diskutieren.


    Wer hat denn bitte diesen Katalog entworfen ?? :???:

  • Unter bestimmten Voraussetzungen hätte ich absolut nichts dagegen, wenn ein Hundeführerschein eingeführt werden würde - vor allem, wenn damit die Rasselisten wegfallen würden.


    Aber bestimmte Fragen bleiben da aktuell einfach...
    Wer darf ihn abnehmen und auf welchem Niveau wird da unterrichtet. Genau so die Frage, ob bei der praktischen Prüfung perfekter Gehorsam abgeklopft wird oder es wirklich darauf ankommt, wie der Halter seinen Hund einschätzen und führen kann.


    Ich wäre außerdem dafür, dass die Kosten der Hundesteuer entgegen gerechnet werden - gerade für eher einkommensschwache Hundehalter sind 200€ plus nicht ohne.


    Und letztendlich ist es meiner Meinung nach so, dass der beste Kurs/ Führerschein für den Hund nichts bringt, wenn die Halter nicht kontrolliert werden.
    Gerade in Berlin wartet man ja darauf, wann er endlich offiziell Pflicht wird (und dann noch, für wen). Dabei denke ich mir regelmäßig, wenn ich unterwegs bin, dass man den wahrscheinlich gar nicht bräuchte, wenn die Hundehalter hier regelmäßig vom OA kontrolliert werden würden. Die haben dafür offensichtlich keine Kapazitäten - und ohne Kontrolle fallen wieder genau die durchs Raster, die sich jetzt schon nicht um Regeln und Gesetze scheren.

  • Halte diese Diskussion für wenig zielführend solange hier wieder 2 Dinge vermischt werden.
    Will man einen Test um die Befähigung des Menschen zur Hundehaltung zu überprüfen?
    ODER
    Will man einen Test um die Alltagstauglichkeit jedes Hundes zu überprüfen?


    Zweiteres lehne ich definitiv ab. Hier gilt für mich quasi die Unschuldsvermutung. Ohne Anlass kein Wesenstest. Mal von den ganzen Problemen abgesehen die mir organisatorisch hierzu einfallen würden: Anzahl der Hunde in D, Anforderung hinsichtlich der Qualifikation zur Abnahme des Tests, Kosten etc.


    Ersteres halte ich für keine schlechte Idee. Gerne auch gestaffelt in
    Test A erlaubt die Haltung von Rasse X,Y,Z und Mischlingen dieser Rasse.
    Test B erlaubt die Haltung von Rasse A, B, C und Mischlingen dieser Rasse.
    etc.
    Natürlich würde man auch hier irgendwelche Schwachstellen finden wie Mischlinge ungeklärter Herkunft aus dem Ausland, aber Regeln werden nicht für Ausnahmen aufgestellt, sondern für den Regelfall.


    Ob man sich nun an einzelnen Fragen aus bestehenden Fragekatalogen aufhängen muss weiß ich auch nicht. In meiner Führerscheinprüfung wusste ich genau wie ich den Bremsweg berechne, jetzt nicht mehr. Trotzdem habe ich das damals gelernt und stelle heute die Sinnhaftigkeit des theoretischen Fahrschulunterrichts nicht in Frage.
    Und genau so etwas wäre der Hundeführerschein in meinen Augen auch. Eine Abfrage des theoretischen Wissens das für die Anschaffung und Haltung eines Hundes einer Gewissen Klasse/Rasse als erforderlich gilt.


    Hätte es Auswirkungen auf solche Fälle Chico? Ich denke nicht.
    Hätte es Auswirkungen auf die Hundehaltung allgemein. Kann ich mir schon vorstellen, Weniger Spontananschaffungen, Vermittlung von theoretischem Wissen auch an Leute die meinen alles zu wissen weil schon immer Hunde irgendwo in der Familie gehalten wurden oder weil der eigene Hund ja so klein/niedlich/lieb ist das man so einen Schnickschnack nicht braucht.

  • Will man einen Test um die Befähigung des Menschen zur Hundehaltung zu überprüfen?
    ODER
    Will man einen Test um die Alltagstauglichkeit jedes Hundes zu überprüfen?

    In dem Test, den wir 2009 abgelegt haben, wurde beides "verbunden". Selbst mit einem nicht alltagstauglichen Hund, kann man sehen, wie der Halter den Hund trotz Problemen händelt. Der Rückschluss daraus, sagt durchaus etwas über die Befähigung (oder auch Nicht-Befähigung) dieses Menschen aus.


    Dennoch, mMn, kann so ein Test Fehler/Fehleinschätzungen in der Zukunft nicht per se verhindern. Ich finde aber, er kann grundlegend zu einem besseren Verständnis wie man sich adäquat in unserer Umwelt mit Hund bewegt beitragen. Ob der Halter dies weiterverfolgt, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

  • In dem Test, den wir 2009 abgelegt haben, wurde beides "verbunden". Selbst mit einem nicht alltagstauglichen Hund, kann man sehen, wie der Halter den Hund trotz Problemen händelt. Der Rückschluss daraus, sagt durchaus etwas über die Befähigung (oder auch Nicht-Befähigung) dieses Menschen aus.
    Dennoch, mMn, kann so ein Test Fehler/Fehleinschätzungen in der Zukunft nicht per se verhindern. Ich finde aber, er kann grundlegend zu einem besseren Verständnis wie man sich adäquat in unserer Umwelt mit Hund bewegt beitragen. Ob der Halter dies weiterverfolgt, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

    Mein Problem bei solchen Kombitests ist einfach die Bewertungsgrundlage.
    Theoretisches Wissen kann man bis zum Erbrechen abfragen, für alle unter gleichen Voraussetzungen und ohne den Verdacht auf Willkür in der anschließenden Beurteilung.
    Sobald aber der Faktor Mensch hinzukommt hat man ein Problem hinsichtlich der Vergleichbarkeit.
    Ich habe gar kein grundsätzliches Problem mit solchen Kombitests, aber die Umsetzung (verpflichtend für alle Halter und für jeden Hund neu) sehe ich einfach nicht als machbar an

  • Ich bin ja in NDS, und kann sagen: Seit der Einführung des neuen Landeshundegesetzes ist es irgendwie viel schlimmer geworden als vorher.


    Bei meiner vorigen Hündin gab es ein, zwei Hunde, wo man wußte, daß man aufpassen mußte.


    Jetzt ist jeder Spaziergang ein Spießrutenlauf. Ständig trifft man auf nicht hörende, unverträgliche oder gar allgemein aggressive Hunde, die überall ohne Leine laufen, und deren Besitzer es nicht schert, ob jemand entgegen kommt.
    Dadurch wurde meine Hündin schon so oft angegriffen, daß ich schon nicht mehr mitzähle, wie oft.
    Manchmal kann ich Hundehasser echt verstehen.
    Es macht oftmals keinen Spaß mehr.


    Auch so sind die HH noch rücksichtsloser als vorher. Es ist fast so, als würden sie sagen: "Ich habe den Hundeführerschein, ich darf alles."


    Was nutzt der Hundeführerschein, wenn die HH sich nicht an Regeln wie z.B. Rücksichtnahme halten? Oder wenn sie trotzdem ihren Hund so "erziehen", wie sie denken (oder eben nicht erziehen)? Da nutzt es auch nichts.
    Beim Autoführerschein nutzt es doch auch nichts. Da wird gerast, obwohl da Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzung stehen; da wird keine Rettungsgasse gebildet; da wird die Vorfahrt genommen, etc.


    Kontrollen - immer und immer wieder - sind wirkungsvoller. Und daß Behörden verpflichtet sind, nachzusehen, wenn sie einen Tip bekommen, ansonsten gibt es tierischen Ärger.


    Hier im Ort wird es irgendwann auch heißen: "Man wußte von der Gefährlichkeit des Hundes, hat aber nichts unternommen. Der Beißunfall hätte vermieden werden können, wenn eingegriffen worden wäre."
    Denn ein Kangal ist schon öfter über den Zaun und hat Hunde angegriffen. Von den letzten Besitzern eines der Opferhunde weiß ich, daß sie Ordnungsamt, Vet-Amt und Polizei eingeschaltet haben - aber daß bis jetzt nichts geschehen ist. (Ich hatte darüber einen eigenen Thread eröffnet)
    Wenn irgendwann der Kangal wieder über den Zaun geht, und nicht einen Hund, sondern einen Menschen beißt, dann kann man wie bei eigentlich allen Beißvorfällen sagen: "Ja, eigentlich wußte man davon. Eigentlich hätte..."


    Kurz:
    Kontrollen und Maßnahmen sind noch wichtiger als ein Hundeführerschein. Denn selbst ein Hundeführerschein ist kein Garant dafür, daß nichts passiert; daß alle wirklich Ahnung haben.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!