Der "gefährliche" Hund

  • Behauptet die Polizei - ohne jedwede Form von Beweisen.

    Nunja - wenn jemand bei einem Toten der ein Messer in der Brust hat, aufgefunden wird, dann ermittelt die Polizei auch erst mal wegen Mord, und hat die dort vorgefundene Person als ersten Tatverdächtigen im Blick.

    Dass trotz des ersten Anscheins noch weitere Fakten ermittelt werden müssen, ist ja auch Aufgabe der Polizei.

    Aber die Fakten vor Ort müssen erst einmal so genommen werden wie sie sind.

    Wobei die unterschiedliche Berichterstattung im vorliegenden Fall nicht gerade einer objektiven Betrachtung zuträglich ist - einerseits wird von nicht näher erläuterten Bisswunden gesprochen, andererseits "nur" von Prellungen.

    Ja, natürlich.

    Dennoch macht auch in solchen Fällen der Ton die Musik. Oder genauer gesagt, die Formulierungen.

    "Es wird untersucht, wie es dazu kam." hat eine ganz andere Auswirkung als "Hund beißt eigene Halterin tot"


    Und das ist leider der allererste Satz "Malinois beisst in Auboranges FR seine Besitzerin tot "


    Das ist der typische Fall: Ich sehe jemanden in Not, renne hin um zu helfen, und werde dann plötzlich als Täter dargestellt. Öffentlich. Im Internet. Das Internet vergisst nicht.

    Die Polizei bzw. der Schreiberling hat dem Trainer damit echt einen Bärendienst erwiesen. Er hat nicht nur seine Frau und einen Hund verloren. Seine Existenz ging gleich mit den Bach runter. Der kann ja anscheinend nicht mal seinen eigenen Hund einschätzen, wie soll er da andere trainieren?!

    Da können jetzt so viel Aufklärung, Beweise fürs Gegenteil und Widerrufe kommen - die Headline wird für lange, lange Zeit bleiben: Hund eines Hundetrainers beißt eigene Halterin tot (obwohl absolut kein Beweis zu dem Zeitpunkt vorhanden war, aber irgendwer hat behauptet, das habe die Polizei behauptet und es stand im Internet. Muss also stimmen.)

    Insofern ist die Aussage des Experten schon wieder relativierend und für mich objektiv eher positiv als negativ.

  • Insofern ist die Aussage des Experten schon wieder relativierend und für mich objektiv eher positiv als negativ.

    Genau so sehe ich das auch.

    Gerade mit Blick auf die bluttriefende Schlagzeile...

    Mir tut der Mann wirklich leid, und gerade deshalb halte ich gegen die falsche Wiedergabe der angeblichen "Diagnose" des Hundetrainers so gegen.

    Dieser Mann wird sich zeitlebens Vorwürfe machen, neben den existenziellen Aspekten, die sich auch ohne diese Verbreitung in den Medien schon stellt (umso schlimmer, das nun als reißerische Schlagzeile dort wieder zu finden).

    Ich frage mich, wie ich persönlich damit umgehen würde, wenn einer meiner geliebten Hunde, denen ich absolut vertraue, völlig aus dem Nichts mir gegenüber brachial die Zähne einsetzen würde. Damit meine ich nicht Situationen, in denen eine Verletzung als Collateralschaden (bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Hunden beispielsweise) vorkommen KÖNNTE, sondern Aggression mir gegenüber aus dem Nichts heraus.

    Ich wäre am Boden zerstört.

    Wie schlimm muss es dann sein, wenn dadurch auch noch ein geliebter Mensch zu Tode kommt?

    Unfassbar.

  • Meine Güte, wer erwartet wenige Stunden nach diesem tragischen Vorfall von online Medien/schnelllebigen Tagesblättern investigativen Journalismus?

    Wer erwartet wenige Stunden danach restlose und keiner Zweifel bestehender Aufklärung?

    Es ist mir klar, welche Macht Pressemitteilungen -insbesondere schlecht recherchierte & falsche- auslösen kann! Leidende Alltage vieler Menschen/Firmen ist voll davon!

    Aber es ist NICHT primäre Aufgabe von Schreiberlingen (zumindest die der Boulevardpresse), über sämtliche Auswirkungen beteiligter und/oder unbeteiligter Menschen im Vorfeld der Veröffentlichungen ihrer Texte zu befinden.

    Damit DISKREDITIERE ich ausdrücklich niemanden, weder in Person, noch als Unternehmen und schon gar nicht die zu Tode gekommene Frau.

  • Meine Güte, wer erwartet wenige Stunden nach diesem tragischen Vorfall von online Medien/schnelllebigen Tagesblättern investigativen Journalismus?

    Wer erwartet wenige Stunden danach restlose und keiner Zweifel bestehender Aufklärung?

    Es ist mir klar, welche Macht Pressemitteilungen -insbesondere schlecht recherchierte & falsche- auslösen kann! Leidende Alltage vieler Menschen/Firmen ist voll davon!

    Aber es ist NICHT primäre Aufgabe von Schreiberlingen (zumindest die der Boulevardpresse), über sämtliche Auswirkungen beteiligter und/oder unbeteiligter Menschen im Vorfeld der Veröffentlichungen ihrer Texte zu befinden.

    Damit DISKREDITIERE ich ausdrücklich niemanden, weder in Person, noch als Unternehmen und schon gar nicht die zu Tode gekommene Frau.

    Viele, viele Menschen gehen davon aus: Es wurde veröffentlicht, also muss es stimmen.

    Genau das macht derartige Artikel gefährlich.


    Es kostet im Übrigen nicht mehr Zeit, Fakten sachlich niederzuschreiben, als daraus ein Melodrama ohne jedwede Beweise zu kreieren. Das hat mit Einbeziehen der Auswirkungen auf Personen rein gar nichts zu tun. Aber die Fakten müssen stimmen und es sollte keine kreative Auslegung werden - das gehört durchaus zum Job. Ansonsten hätten sie vielleicht lieber fiktive Bücher schreiben sollen.

  • Headliner als magnetischer Anziehungspunkt sind größtenteils reißerisch formuliert, das zieht sich nicht nur hier durch den gesamten Fred! Nicht wenige der Links würden -sofern nicht explizit danach recherchiert- gefunden werden, bzw. Aufmerksamkeit erregen.

    Und selbstverständlich kosten Fakten Zeit, nämlich Zeit der vor Ort Recherche, des persönlichen Interwies usw., bis die geschehen ist -falls man überhaupt zeitnah ans Geschehen kommt- haben andere Boulevardblätter schon mit den Mitteilungen 'Auflagen' erreicht und just darum geht es Verlagen/Medienportalen.

    Und ja, der Leser als Endkonsument trägt auch dazu bei, Geschriebenes verstehen zu wollen :smile:

  • Meine Güte, wer erwartet wenige Stunden nach diesem tragischen Vorfall von online Medien/schnelllebigen Tagesblättern investigativen Journalismus?

    Und das ist was mich an den modernen Medien so ankotzt und weshalb ich den Job endgültig geschmissen habe.

    Denn habe ich keine Fakten, dann halte ich als Journalist die Finger still und ziehe mir nicht erfundene Schlagzeilen aus der Nase, um als erster möglichst viele Clicks mit dem Vorfall abgreifen zu können und Leser anzulocken.

    Habe ich keine Ahnung, was da abgelaufen ist, weil es noch keine Infos gibt, dann darf die Schlagzeile schlicht nicht "Malinois beißt Besitzerin tot" lauten, sondern schlicht "Tote Hundehalterin aufgefunden, Hund attackiert Polizei"

    DAS ist Journalismus, alles andere ist Gossengeschmiere und Hetze. Nur erkennen heutzutage nur noch wenige diese Tatsache, weil es immer weniger echten Journalismus gibt und sich mittlerweilen fast alle auf Bildzeitungsniveau hinabbegeben haben in der Berichterstattung.

  • Aber auch das ist ja leider nur ein Spiegel dessen, was die Konsumenten wollen - dazu gibts ja mittlerweile genug Studien :ka: Der virtuelle Holzhammer zieht halt mehr Aufmerksamkeit als das chirurgische Besteck, dass zieht sich ja durch alle Medien, ob die nun sozial oder unsozial sind.

  • Es sollte aber nicht so bleiben. Und ein Hinweis darauf, dass sowas kritisch betrachtet werden sollte, hat auch in vielen anderen Bereichen schon Änderungen erzielt.

    Zu sagen: Tja, ist halt so, wie es ist.

    ... joah, dann bleibt es eben so.

    Dann sind Nachrichten in vielen Fällen nicht mehr als Stille Post und Lästern. Beweise und auf Fakten basierende Berichte braucht es ja nicht mehr.

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