Der "gefährliche" Hund

  • Ich lese gerade ein Buch über Aggression von Hunden. Da werden auch Beißvorfälle analysiert, und auch die vorherige Erziehung der Hunde.

    Möchtest du vielleicht Titel und Autor des Buches nennen?

    Wär doch mal ganz interessant.

    Oh klar. Aggressionsverhalten - beim Hund. Ute Heberer, Nora Brede, Normen Mrozinski

    Es ist auf jedenfall ein interessanter Start für weitere Recherchen

    EDIT Der Maulkorb auf dem Cover ist natürlich viel zu klein :tropf:

  • Ich hatte ja geschrieben, dass mich mal interessieren würde, was so die Hintergründe von Liebhabern solcher Rassen sind. Bisher kam immer sowas wie "mit denen trau ich mich auch nachts in den Wald", "der muss aufpassen", "heutzutage braucht man einen Hund, vor dem die Leute Respekt haben"... Finde ich halt völlig falsch, weil so viele schlimme Dinge passieren.

    Komisch, das sind die gleichen Argumente warum sich die Leute große Hunde, gerne Schäferhunde, holen. Und ehrlich gesagt ist es egal was für ein Hund, denn die Gründe sind ja einfach total schräg und so Leute sollten halt besser garkeinen Hund halten.

    Davon ab das sie Schwachsinn sind, grad Bullterrier sind eher bekannt dafür das die jeden reinlassen. Da ist die einzige Gefahr das der Einbrecher über den Hund stolpert!

    (Anekdote aus der Zeit als in England die Hundekämpfe ganz groß waren: Die großen Züchter der Kampfhunde, die im Ring alles zerlegt haben, die haben sich Deutsche Schäferhunde importiert um die Zwinger zu bewachen. Denn die prämierten Kampfhunde wären jederzeit mit jedem mitgegangen.)

    Die normalen Leute die sich solche Hunde anschaffen tun das aus anderen Gründen.

    Bei mir war es eine Kindheitsliebe, der große weiße Bullterrier Aaron. :herzen1: Ein Traumhund!

    Aber ich habe ein persönliches Gewichtslimit, da liegen die Bullterrier leider drüber. Und ich wollte eigentlich ws aktiveres. Also ein Miniatur Bullterrier, die sind normalerweise noch mehr terrierhaft als die Standard Bullterrier. Normalerweise, hat nur keiner Arren erzählt. :lol:

    Ich wollte: Einen Hund der nicht groß ist, Kniehöhe maximal. Der aber gleichzeitig robust ist. Gerne ein Terrier, aber halt gemäßigter als Jack Russel und Co. Und größer! Hier liefen damals viele Jackys rum, kaum einer war über 30cm. Die waren alle so winzig...

    Ich stehe auf bullige, bemuskelte Hunde. (Und hab hier noch nen Windhund sitzen , haha)

    Ich wollte einen Hund der sehr menschenfreundlch ist, der wirklich jeden Menschen toll findet. Einen der gut mit Kindern kann.

    Einen Hund der am liebsten immer dabei ist, ohne irgendwelche spezielle Auslastung.

    All das erfüllt der Miniatur Bullterrier zu 100%. Kein anderer Hund passte so gut auf all diese Kriterien wie der Mini Bulli.

    Ich konnte mein Kind bedenkenlos mit dem Hund alleine lassen. Ich kann meine Nichten bedenkenlos mit dem Hund allein lassen.

    Kinder dürfen bei ihm alles! Kinder sind für ihn das allergrößte hier auf Erden. Menschen sind alle toll, aber Kinder sind einfach noch viel toller.

    Er ist halt ein Panzer, darum passe ich immer auf. 18 Kilo Muskeln auf 38,5 cm komprimiert. Totaler Körperklaus, hält sich selbst für nen Kleinhund, hat nur 4 Hirnzellen, dafür halt ein Herz so groß das die ganze Welt reinpasst.

    Jeder der Arren kennt liebt ihn. Jeder. Der hat hier im Forum ne richtige Fanbase. :lol:

    Der therapiert Menschen, der therapiert Hunde. Wie oft ich mit ihm schon anderen geholfen habe... Ich kanns nicht mehr zählen.

    Der begrüßt jeden stürmisch und frenetisch. Postbote? Super! Der Eismann Lieferant? Saugeil! Irgendjemand der nach dem Weg fragt? Boah wie cool!

    Wo ich mit dem anderen Hund (und allen davor) einiges üben musste war das mit Arren nie nötig. Krücken? Mäntel, Hüte? Rollstuhl? Uniformen? Leute die sich komisch bewegen? Interessiert den Hund nicht, das ist ein Mensch und darum ist das toll.

    Leute mit Rollstuhl, da muss ich nur aufpassen weil Arren denen auf den Schoß klettern will. Schon immer.

    Mein anderer Hund ist ein Whippet, ein Windhund.

    Situation: Halloween, abends, dunkel. Eine Gruppe Teenager (16-19) mit Masken finden es lustig auf uns zuzurennen und zu erschrecken.

    Der Mini Bulli? Steht neben mir und wedelt, freut sich und will die Jungs begrüßen.

    Der Whippet, das zarte elegante Wesen? Steht knurrend und geifernd auf den Hinterbeinen in der Leine und macht klar das es ne richtig beschissene Idee wäre auch nur einen Schritt weiterzugehen.

    Also ja, mit Bullterrier ist man total sicher... :lachtot:


    irgendwann, wenn genug passiert ist, werden sie eingezogen, getötet...kurze Zeit später hat der Besitzer einen Neuen...wo die wohl alle immer herkommen?

    Na, da wo so Leute sich halt immer ihre Hunde holen. Hinterhofvermehrer.

    Die würden beim echten Züchter garkeinen Hund kriegen und vor allem würden so Leute eben auch die Preise nicht zahlen.

  • Aoleon , selten eine so schöne Liebeserklärung für diese auch von mir total verkannte Rasse gelesen. Danke!

    (Ich kenn leider nur einen aus der Ferne und der HH ist z.K., weil er den Hund aus falschem Grund angeschafft hat.)

  • Das würde ich bis auf den letzten Satz komplett unterschreiben wollen.

    (Bei Katzen würde ich sagen, dass Hunde wissen, dass die angreifen können, körperlich ab einer gewissen Hundegröße (Qualzuchten ausgenommen) unterlegen sind aber recht wendig und schnell, was sie zur interessanten Beute macht. Nur in iner konkreten Beutekonkurrenzsituation würde ich wirklich von Nahrungskonkurrenz Auschalten ausgehen).

    Fehlgeleitetes Beutefangverhalten ist gefährlicher, weil es sich nicht hochschaukelt und kein Kommunikationskanal für den Angegriffenen da ist. Beute ist Beute, bei der gibt es nur "Jagen" und Jagen gibt es nur bei vollem Einsatz, sonst gibt es keinen Jagderfolg. Jagen ist ein Dopaminkick.

    Eine kämpferische Auseinandersetzung ( z.B. Wach/Schutzverhalten) ist eine ganz andere Sache, die erstens Kommunikation vorsieht / sich entsprechend schrittweise zuspitzt und zweitens mit Risikobewusstsein einhergeht- eine kämpferische Auseinandersetzung, bei der der Hund verletzt werden könnte, will er eigentlich lieber vermeiden. Deshalb ist Deeskalation gegenüber solchen Hunden in den meisten Fällen erfolgreich und deshalb haben Hunde auch so viele Deeskalationsstrategien untereinander.


    Würde ich Whiskey die Gelegenheit geben, würde er auch hinter rennenden Menschen hinterher laufen und in Arme/Hände/Beine beißen. Das Beißen hat in seinem Fall aber nichts mit jagen zu tun, sondern mit einer Art Maßregelung aus Überforderung. Würde die Person stehen bleiben, würde er sofort damit aufhören.

    Wenn ich beim normalen Gassi plötzlich anfangen würde zu laufen, würde er das auch bei mir machen. Beim Joggen mit mir (was ich unter Kommando gestellt habe) läuft er straight und konzentriert vorne weg, weil er dabei einen sehr engen Rahmen hat und nicht durch die plötzliche Bewegung überfordert ist.


    Um die Liste komplett zu machen, warum Hunde auf Rennen reagieren, würde ich noch Wach/Schutzverhalten mit "Angriffsprävention" nennen. Jemand, der sich schnell bewegt. könnte angreifen wollen oder etwas angestellt haben. Dann würde der Hund massregelnd festhalten, wenn er seine Zähne einsetzt (auch nicht schön, aber doch wesentlich gehemmteres Beissen).

    Auf Stehenbleiben und weggucken, keine hektische Bewegung, langsam rückwärts entfernen (Kommunikation) wird ein solcher Hund reagieren - ein solcher Hund hat kein Interesse zu zerfleischen, anders als ein Hund, dessen Jagdappetit geweckt ist.

  • Im Spoiler, weil es sonst sicher den Rahmen sprengt, eine Kollektion von Awesome Arren.

    Spoiler anzeigen

    Mit ihm völlig fremden Welpen:

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    (Ja, ein Suchbild. :lol:)

    Und keine Sorge die Züchterin kennt Arren, darum war das ja auch oka das er da mit rumlatscht.

    Nichte Klein macht ihn zur Prinzessin:

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    Im Pflegeheim bei meiner Oma, das erstemal mit Sauerstoffgerät. War ihm sowas von latte, da war die nette Oma die ihn gern hat und da stört auch ein Schlauch und ein blubberndes Ding nicht:

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    (Meine Oma hat er nur 3mal im Jahr gesehen, da sie weit weg wohnte.)

    Nicht das beste Foto, war auch scheiße heiß den Tag, aber ja, Arren kann mit allem. Prager Rattler, Whippet, Chihuahuas, Chinese Crested, Dackeln...

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    2018-05-24_06-13-40 by Danny T, auf Flickr

    (Wobei Artgenossenunverträglichkeit bei der Rasse durchaus ein Thema ist. Aber das ist es mit Terriern ja eh)

    Armstütze kann er auch:

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    Nichte Klein bekuscheln macht er am liebsten:

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    Und Nichte Klein darf auch alles. Alles.

    Oft macht sie ihm ein Bett, legt ihn dann da rein, deckt ihn zu und liest ihm dann vor. Oder sie spielt Model mit ihm:

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    Die Zergel da wurden ihm dann kurze Zeit später noch als Armbänder um die Vorderpfoten geknotet.

    Es ist wie mit allen Hunden: Es sind nur Hunde. Nicht mehr, nicht weniger.

    Ich liebe Terrier aller Art, für mich sind die einfach, gut zu händeln. Andere finden Terrier sind schlimmer als die 7 Plagen. :lol: Macht nix, passt schon. Ich würd dafür nen Border nichtmal nehmen wenn mir wer Geld dafür bietet. Oder nen Mali.

    Hunde in den falschen Händen sind immer scheiße. Egal welche Rasse.

    Aber klar, ein aktiver und reaktiver Staff oder ein Schäferhund sind da natürlich für die Umwelt deutlich unangenehmer als ein Malteser oder Yorkshire Terrier. Macht die Rassen nicht schlechter, nur halt noch ungeeigneter für falsche Hände als andere.

    Arren selbst ist ein bisschen arg doofer als der Durchschnitts Mini Bulli, aber ansonsten ist er ziemlich normal für seine Rasse.

    Das er alles so liebt ist auch ein wenig aus der Art geschlagen, okay. Aber sonst? Grobmotorisches Panzertier mit Sturkopf, ein normaler, typischer Mini Bullterrier.

    Mein kleiner Babybär. :herzen1:

  • Aoleon sorry, völlig ot deswegen Spoiler

    Spoiler anzeigen

    Soooo eine schöne Liebeserklärung an deinen bollerkopp, ich habe direkt ein tränchen im Auge?

    Ich liebe Bullterrier u hätte sooo gerne einen. Mein Mann findet sie leider furchtbar hässlich ? somit wird hier wohl nie einer wohnen

    Aber dein arren ist echt der Hit, ich würde ihn voll gern kennen lernen!

    GLG

  • Niemand zweifelt an, dass "auch ein Terrier" lieb ist.

    Ich kenne sowieso ne Menge Hunde, inkl. Terrier, die ausgesprochen viel "lieber" sind als mein Pudel, der nicht so viel mitmachen würde wie Arren (und der übrigens auch "Babybär" genannt wird Aoleon).

    Das ist doch grad der Punkt, um den es immer und immer wieder geht. Gut und böse, lieb oder nicht ist NICHT das Thema.

    Es geht immer nur um das Gefahrenpotential, dass aufgrund seiner körperlichen und mentalen Eigenschaften in einem Hund schlummert, teils rassetypisch, teils durch Erziehung, gewollte oder ungewollte.

    "Lieb" sein hat ja nullkommanix mit dem Beutetrieb zu tun. Lieb sein zu Familienmitglieder hat nichts mit dem Verhalten zu Fremden zu tun. usw.

    Und niemand kann das zu 100% einschätzen, auch der Halter nicht - grad die liegen ja oft falsch, haben nicht damit gerechnet.

    Das macht es ja so irre schwierig, und alle Versuche, vernünftige Regeln zu finden, so schwer.

    Nur weil man zur Vorsicht mahnt, was die Haltung von starken, wehrhaften Hunden angeht, heisst das doch auch nicht, dass man diese Hunde grundsätzlich nicht mag, oder alle für grundsätzlich bösartig hält. ich bin vor ein paar Tagen mit einer Staffhündin auf dem Boden rumgekullert und "musste" mich niederschmusen lassen, bei völlig fremden Leuten, bei denen ich was abgeholt habe... Total süsse Hündin.


    Es ist einfach ein kniffliges Thema. Für mich ist es so, dass ich eher mehr als weniger Vorsicht für angebracht halte und ICH würde für die Gefahrenabwehr auch billigend in Kauf nehmen, dass es eben leider auch die falschen trifft. Ich halte es aber für zumutbar, bei der Rassewahl an sowas zu denken...

    Andere sehen es so, dass es ungerecht ist, Hunde, die noch nichts getan haben, einzuschränken, und nehmen daher das (mögliche) Risiko für Dritte billigend in Kauf. Auch das hat seine Argumente.

    Es ist eine Abwägungssache. Was bei einem solchen gesellschaftlichen Diskurs rauskommt, wird immer nur eine unbefriedigende Lösung sein, für alle Seiten - denn keiner kriegt genau das was er will. Dafür ist so ein Diskurs ja da, einen mühsamen Minimal-Konsens irgendwo zu finden. Das ist ständig in Bewegung. Und jeder Vorfall löst den Diskurs neu aus.

  • Glaube, es ist so eine Mischung, ein Gesamtpaket, ob Hunde damit Probleme haben oder eher nicht. Die frühe Sozialisierung wird mit hinein spielen, wie die Erfahrungen und Mentalität (Sicherheit, Kommunikationsbereitschaft, Neuem gegenüber aufgeschlossen sein ... usw. usf.).

    Das zieht sich - meiner Interpretation nach - durch viele Schilderungen hier im Thread. Z.B. aufgeschlossene, selbstsichere Hunde können zwar mal kurz stutzen, wenn ihnen ein bspw. ein Knurr-Röchler entgegen tönt, bleiben aber offen, quasi gesprächsbereit und dann gibt sich das schnell. Vll. auch, weil sie ansonsten viele gute Erfahrungen mit "fremd"-sprachigen und fremdartig aussehenden Hunden gemacht haben.

    Bei anderen ist es vll. nicht immer so gut ausgegangen, die dürften vorsichtiger sein. Und wenn ihnen dann noch eine gewisse Unsicherheit liegt :ka:

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