Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil VIII

  • Darf ich mich mal ein wenig ausheulen bei euch? Bitte? Danke.

    Butz ist nun fast 7 Monate alt. Und ich hab das Gefühl, ich hab alles falsch gemacht. Alles. :(

    Ich hab ihn von privat übernommen, er wurde wohl aus einer Tötung in Spanien geholt und nach Deutschland vermittelt, sein 'Ausweis' ist zumindest aus Spanien.
    Welche Rasse er ist, das weiss ich nicht. Angegeben ist Boxer-Mischling. Den Boxer kann er eigentlich nicht leugnen, er ist ein durchgeknallter Verrückter, also für mich schon sehr Boxertypisch. Ich bin gespannt auf das Ergebnis des DNA-Tests, den der Gutachter - ich hab ihn kontaktiert, weil so viele Leute in Butz einen Amstaff sehen - gerne haben möchte. Das steht also noch aus.

    Er ist ein lieber Hund, der im Freilauf eigentlich ganz gut hört, ich kann ihn aus einer Hundegruppe abrufen, wenn ich weitergehen will, er kuckt viel auf mich und versucht immer, den Anschluss nicht zu verlieren, er liebt alles und jeden und alle Menschen sind seine Freunde. Zu Hunden ist er im Freilauf super, er reagiert sehr schön auf Korrekturen von Älteren und benimmt sich zwar respektlos teilweise, aber ordnet sich unter, wenn er eine Ansage kriegt.

    Warum also heulen, fragt ihr? Ich sags euch.

    Er ist ein Zerstörer. Er macht alles kaputt, alles. Vorgestern - ich war über Nacht bei meinen Eltern - bin ich mit einem kaputten Schuh im Bett und einer kaputten Klobürste aufgewacht. Er will alles zerkauen, alles. Tonkugeln, Schuhregale, Fernbedienungen, Zigarettenschachteln, Gartendeko, das Telefon, die Griffe an den Regalen, er hat das TV-Kabel durchgekaut, er frisst den Bambus im Garten meiner Eltern an und auch sonst eben alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Nur das mit den Schuhen und meinen Büchern haben wir geklärt.

    An der Leine ist er teilweise wirklich nervig. Teils geht es super, er läuft neben mir ohne dass ich gross was sagen muss, er hält brav an der Strasse - das 'Stopp' funktoniert ganz ok - er lernt langsam, dass er nicht zu jedem einzelnen Menschen, dem wir begegnen, hindarf. Darf er nicht zu einem Hund, wird er zum Berserker; er hört sich dann wirklich sehr gruselig an und führt sich auf wie Graf Rotz. Er geht dann auch auf die Hunde los und will die verkloppen, weil er sauer auf mich ist (meine Interpretation). Darf er nicht z.B. das eklige Taschentuch fressen, fängt er an in die Leine zu beissen. Mal beissen find ich ok, tragen ist für mich auch in Ordnung, zergeln und mich dabei bös anknurren find ich nicht so toll. Macht er aber leider, wir streiten viel dann, ich weiss nicht, wie ich das abstellen soll. Kekse haben dazu geführt, dass er ständig in die Leine beisst, damit er einen Keks abgreifen kann. Er ist immer hungrig. IMMER.

    In der Welpenstunde bin ich kein gern gesehener Gast mehr, denn er ist echt ein kleiner Arsch. Alle Ladies gehören ihm und er verkloppt dann die anderen Rüden. Und wenn wir eine Übung machen, die er doof findet, weil er nicht darf, wie er soll, dann schnappt er sich irgendeinen Hund hinterher und lässt seinen Frust an ihm aus.
    Frust aushalten ist ein echt schlimmes Thema, das kriegt er nicht hin. Das Ende vom Lied ist, dass wir ab kommenden Donnerstag in die Junghundgruppe gehen 'müssen' um zu sehen, wie er sich dort verhält.

    Wenn ich ihn nicht beachte, weil ich vor dem PC sitze z.B., dann bellt er. Er bellt, er bellt so schrill, dass es in den Ohren weh tut. Ganz empört ist er. Nach zwei Ansagen, er soll ruhig sein (er weiss, was ich damit meine), die er ignoriert, muss er 'auf sein Zimmer' - sprich, er bekommt eine Auszeit in der Box (grosser Drahtkennel). Da ist er ruhig und schläft dann. In die Box geht er auch tagsüber zum chillen, er bekommt sein Futter dort und ich glaube, das ist ganz ok für ihn.

    Allein bleiben ist leider auch ein Thema. Manchmal geht es nicht, dass er mitkommt, wenn ich einkaufen muss z.B. bei der Hitze, nehm ich ihn natürlich nicht mit, im Auto ist er ruhig. Ich kann kein Muster erkennen, mal geht das allein bleiben gut, mal nicht. Länger als max eine Stunde musste er noch nicht allein bleiben. Ich muss halt leider manchmal zum Arzt oder so, ich kann nicht immer einen Babysitter holen und ich lebe allein, das ist alles echt kacke.

    Ich dachte, ich hätte herausgefunden, wie viel Bewegung und 'Arbeit' gut ist für ihn, aber ich fürchte, ich habs doch nicht raus. Mal denke ich, ich überfordere ihn pausenlos, dann denke ich wieder, ich mach zu wenig. Eigentlich (!!!) dachte ich, wenn er Stopp und den Rückruf kann plus das 'nein', wäre das genug. Ich bin mir da nicht mehr sicher, ob ich nicht mehr machen sollte. Gnah. Es ist zum Haare raufen.

    Ich bin heute echt verzweifelt. Gestern Abend auf der letzten Runde sind wir einem jungen Rüden begegnet, der war ohne Leine. Er ist 1,5 Jahre alt. Und er ist direkt auf Butz los gegangen und was macht Butz, stürzt sich in den Kampf wie ein Elitesoldat. Und am Ende war ICH die, mit dem gefährlichen Hund. Ich bin echt verzweifelt.

    Ist er vielleicht nicht der richtige Hund für mich? Bin ich vielleicht nicht der richtige Hundehalter für ihn? Bin ich vielleicht gar nicht geeignet einen Hund zu führen, der anders ist als Rita? Bin ich ein schrecklicher Hundehalter, wenn ich meine Rita vermisse und den Welpi vergleiche und ihn am liebsten manchmal aussetzen möchte?

    Uffz. Das hat jetzt gut getan. Danke an alle, die den Text gelesen haben. :winken:

  • Bei Hundebegegnungen an der Leine läuft Mamba immer an der abgewandten Seite, d.h. wenn sie meinen würde irgendwo hinspringen zu wollen wäre ich im Weg und reagiere nicht sehr erfreut, wenn man mir in die Knochen springt... :pfeif:

    Starren gibt es hier auch nicht, man darf kurz gucken und dann muss auch gut sein (Merkwürdige Objekte etc mal ausgenommen, die darf man auch länger begaffen).
    Was macht Oskar denn, wenn du dich dazwischenstellst und er den anderen Hund eben nicht mehr sehen kann?
    So würde ichs machen, dazwischenstellen, Aufmerksamkeit auf mich und dann ein "komm wir gehen weiter".

  • Kannst du Oskar denn ablenken mit Spielzeug oder Futter?

    Oder umdrehen und in die andere Richtung gehen?

    Umdrehen funktioniert nicht, er bleibt wie gesagt einfach sitzen.

    Leckerchen und Spielzeug habe ich tatsächlich noch nicht versucht, werde ich mal. Dachte mir bis jetzt nur, dass es das "Problem" "andere Hunde sind uninteressant" nicht lösen wird, sondern eher die jeweilige Situation, falls du verstehst was ich meine.

  • Es löst das Problem, indem es die Aufmerksamtkeit, die du ja in dem Moment nicht hast, wieder von dem Objekt der Begierde löst und mittels Leckerli oder Spielzeug zu dir zurück holt.

    Du kannst dann ja kleine Übungen einbauen, damit du ihn auch tatsächlich wieder mit dem Kopf bei dir hast, aber das würde ich erst später machen.
    Zuerst wäre wichtig - ablenken

  • Bei Hundebegegnungen an der Leine läuft Mamba immer an der abgewandten Seite, d.h. wenn sie meinen würde irgendwo hinspringen zu wollen wäre ich im Weg und reagiere nicht sehr erfreut, wenn man mir in die Knochen springt... :pfeif:

    Starren gibt es hier auch nicht, man darf kurz gucken und dann muss auch gut sein (Merkwürdige Objekte etc mal ausgenommen, die darf man auch länger begaffen).
    Was macht Oskar denn, wenn du dich dazwischenstellst und er den anderen Hund eben nicht mehr sehen kann?
    So würde ichs machen, dazwischenstellen, Aufmerksamkeit auf mich und dann ein "komm wir gehen weiter".

    Sorry für Doppelpost, habe das erst nach dem vorigen post gesehen.
    Oskar geht bei mir ebenso immer an der rechten Seite, damit ich dann immer zwischen dem fremden Hund oder den fremden Menschen und Oskar stehe.
    Dieses Anspringen ist so tückisch weil er eben im letzten Moment ganz unerwartet tut.
    Normalerweise, wenn er vorne ein Hund sehen würde und anfangen würde hinzuziehen, dann hätte ich ihn geblockt (macht er ja meistens nicht bzw ich muss ihn nur kurz dran erinnern). Aber wenn er dann schon hochspringt kann ich ihn ja schlecht blocken. ich kann den bevorstehenden Sprung leider meist nicht bemerken.

    Ja das werde ich jetzt so auch noch mal versuchen. Wenn man weitergeht schaut er alle paar Sekunden allerdings wieder Richtung Hund und will sich wieder hinsetzen. Meinst du ich sollte das dann einfach konsequent durchziehen bis er es versteht?

    @Munchkin1 ah alles klar danke :) Ich werde eure Tipps auf jeden Fall die nächsten Spaziergänge ausprobieren :bindafür: Kannst du mir mal was über diese Übungen erzählen? Ich habe auch so manchmal Schwierigkeiten seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Bzw aufmerksam ist er ja gewissermaßen immer, er hat ja auch im Freilauf einen geringen Radius und versucht mich nie zu verlieren aber so richtig das ich ihn in jeder Situation ansprechen kann, ists leider nicht.

  • Ich wollte dich nicht überlesen, auch wenn ich dir vermutlich mit meinem Post nicht viel helfen werden.
    Nein, es ist nicht schlimm, wenn man sich vorstellt, das Hundekind an den Ohren an die nächste Wand zu tackern oder wenn man in Gedanken überlegt, in welchen Karton das blöde Biest passt und wo man den hinschicken könnte (falls es dich interessiert: Kühlschrank oder Waschmaschine).

    Ich würde an deiner Stelle mal tief durchatmen, ein Glas Wein holen und überlegen, was für dich die höchste Priorität hat - welches Problem ist das dringendste.

  • Sorry für Doppelpost, habe das erst nach dem vorigen post gesehen.Oskar geht bei mir ebenso immer an der rechten Seite, damit ich dann immer zwischen dem fremden Hund oder den fremden Menschen und Oskar stehe.
    Dieses Anspringen ist so tückisch weil er eben im letzten Moment ganz unerwartet tut.
    Normalerweise, wenn er vorne ein Hund sehen würde und anfangen würde hinzuziehen, dann hätte ich ihn geblockt (macht er ja meistens nicht bzw ich muss ihn nur kurz dran erinnern). Aber wenn er dann schon hochspringt kann ich ihn ja schlecht blocken. ich kann den bevorstehenden Sprung leider meist nicht bemerken.

    Ja das werde ich jetzt so auch noch mal versuchen. Wenn man weitergeht schaut er alle paar Sekunden allerdings wieder Richtung Hund und will sich wieder hinsetzen. Meinst du ich sollte das dann einfach konsequent durchziehen bis er es versteht?

    Klingt für mich so, als wärst du für ihn abgeschrieben.
    Was, wenn du dich am Ende der Begegnung spannend machst - jogg eine Weile, hol ein Zergel, mach dich zum Clown, dann ist der andere Hund auch weniger spannend

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