Modehunde - Anlass, Zeitgeist und "Auswirkungen" (Wie entsteht so ein Phänomen?)

  • Ich sehe in letzter Zeit viele Labradoodle. Sogar einen „Double Doodle“ (scheinbar F2-Generation) habe ich bei mir im Dorf mal gesehen.


    Sonst viele große Hunde (Hovawart, Ridgeback) und davon auch gern mal zwei. Auch immer wieder Border Collies und Australian Shepherds.


    Allgemein fällt mir auf, dass in Beschäftigungskursen (Mantrailing, Rally Obedience, Kleinhundehundegruppe) die meisten Menschen einen optisch reinrassigen Hund haben und in den Kursen in denen es um Problememit den Hunden geht (Raufergruppe) einen Mischling aus dem Tierheim oder dem Auslandstierschutz.


    In meinem kleinen Dorf (3000 Einwohner) gibt es keine Rasse die gerade im "Trend" ist. Ich sehe vom Chihuahua bis zum Kangal alle möglichen Rassen. Oft nur ein Vertreter seiner Rasse.

  • Hier sind es immer noch viele Labbis, danach folgen Aussies. Mit meinen Jägern bin ich ziemlich allein. :ops: Von Beaglen mal angesehen. Und natürlich Frenchies! Gern bei kinderlosen Paaren Anfang/Mitte Dreißig.


    RR kenne ich nur wenige, die aber sehr bewusst ausgesucht (einer war bis zu seinem Tod auch Urlaubs-Pflegie bei mir :herzen1: ).

  • Ich wohne ziemlich am Rand einer "Großstadt". Gehobene Gegend. Trend sind hier Auslands windhunde oder Pointer, Setter und Weimarer/Dt Langhaar. Die Familien mit Kindern haben entweder Goldie/Labbi oder (Wachhund-) Mischlinge die ich nicht geschenkt möchte vornehmlich Dsh - Dobi/Dsh, Hovi/Dsh, Huskie/Dsh usw. Die älteren Ehepaare haben hauptsächlich Terrier oder Dackel. In der Stadt oder im Verein sehe ich viele junge sportliche (oft Reiter) Mädchen mit Aussis und Border.


    Als der Doodle Trend aufkam habe ich sehr viele gesehen die doch Recht schnell wieder verschwunden waren. Und Marley und ich haben zum Goldie Boom hier beigetragen.

  • Zu den Ridgebacks: Hier in München laufen an der Isar auch haufenweise herum. Die Besitzer erscheinen mir häufig auf eine bestimmte Art modebewusst, eher jung, ein bestimmtes Konzept von Natur, die Hunde haben ganz oft stylische afrikanische Namen wie Bajani, Simba oder ähnliches. Sie sind halt "richtige Hunde", haben ein elegantes Fell, symbolisieren irgendwie Ursprünglichkeit und haben dann noch diesen afrikanischen Hintergrund und stellen damit was Besonderes dar. Ist schon was anderes als ein Dackel, wenn man das Image betrachtet. Dass sie gegen einen Dackel oft furchtbare Muschis in Bezug auf das Wetter sind, wissen Außenstehende ja nicht :roll: .


    Und diese Kombi jung/Medienschaffender/Veganer und dann Tierschutzhund kann ich auf jeden Fall bestätigen. Die einschlägigen Viertel sind voll davon hier. Wobei ich die Logik tatsächlich nicht verstehe und sie auch für kurzsichtig halte.

  • Ich kenne (kannte- schon etwas länger her) einen Weimaraner, der immer ganz elegant vor der offenen LadenTür lag ;) passte natürlich zum "Angebot" stylische WohnAccessoires aber vielleicht ist er ja am WochenEnde jagdlich geführt worden...


    Ein Ehepaar hat zu ihrer Hündin (kurzhaar schwarzgetüppelt VorstehHund?) inzwischen einen jungen! Rüden (sehr groß - selbe Sorte) und am Freitag? oder Samstag? hat der Bursche sein Herrchen samt Stuhl bei Venezia umgerissen...


    Ich muss mal wirklich drauf achten welche JagdHunde ich hier täglich in der Innenstadt sehe?!


    Ach, ein alter Mann mit einem 16!jährigen JagdTerrier ist auch immer mal da zum KaffeeTrinken... der ist aber auch Jäger (gewesen?) und sein Hund war ein Tschämpjen :D und hat alles immer supergut gemacht...

  • Glaube, für viele Menschen ist es auch schlicht das, was die jeweiligen Hunde symbolisieren, was den Ausschlag für oder gegen eine Rasse oder einen Mix gibt. Einige Rassen, wie auch der Weimaraner oder der Vizsla, strahlen z.B. eine gewisse Eleganz aus, sind dabei sehr kraftvoll und dennoch beeindruckend.


    Dagegen braucht man bei gewissen Rassen eine Portion Mut oder schlichtweg genug Selbstbewußtsein, um damit herumzulaufen.
    Wenn ich oft die Blicke sehe, wenn mein Mann mit einem unserer Chis durch die Gegend läuft, teils hat er auch mal Max auf dem Arm... weil ja ein Mann keinen Chi führen oder tragen sollte :roll:
    Ich bewundere meinen Mann wirklich dafür, dass ihn das einen feuchten Dreck schert, was irgendjemand Fremdes von ihm denkt :D :herzen1:


    Vielen ist das halt nicht egal. Dann zieht ein Hund ein, der optisch gerade "in" ist, den man im Modeblättchen neben der Designerrobe gesehen hat, oder der zur Einrichtung des Wohnzimmers paßt, oder den alle Freundinnen auch schon haben.


    Das Andere ist, dass je öfter man bestimmte Hunde sieht, desto eher fangen sie an, einem auch zu gefallen. Auch wenn das vorher nicht so der Fall war.

  • ich bin der meinung dass das wort "modehund" ein modernes wort unserer heutigen gesellschaft ist.


    früher (für mich ist früher vor ca. 20-25jahren :D ) wurden hunde nicht mehr und nicht weniger als aufgrund ihrer optik und wirkung ausgewählt als heute, und eher noch weniger aufgrund ihrer rasseeigenschaften. da wurde das was nicht passte halt passend gemacht.
    die gesellschaftliche erwartungshaltung gegenüber dem hund war auch deutlich niedriger als heute. wenn da ein hund mal geschnappt/gebissen hat, weil fremde übern zaun geklettert sind, dann ist die person halt selber schuld gewesen - was betritt sie auch fremdes grundstück. heute kommt gleich polizei, OA, tralalal ins spiel.


    zumal es heute einfach mehr neu-züchtungen gibt um für wirklich jeden geschmack was dabei zu haben. und zwar in optik und rasseeigenschaften. sorry, aber ich finde das pervers! meiner meinung nach gab es auch vor 25jahren bereits genügend rassen.

  • mein erster eigener hund war eine DSH hündin aus wildwurf, eltern aus der ostlinie - direkt an der ehemaligen grenze vom bauern gekauft. mutter war der hof-DSH, vater ein ehemaliger grenzdienst-DSH. sie war groß, grobknochig, gerade und rubust. sie wurde 13,5jahre alt ohne jemals ernsthaft krank zu sein. aber mei, war die griffig. als ersthund in der heutigen zeit eine katastrophe, da wir auch alle fehler gemacht habe die man als ersthund-HH machen kann. aber damals war das alles kein problem. keiner hat geguckt oder sich beschwert. damals haben sich hunde unkomplizierer und auch ruppiger in der gesellschaft bewegen können. wenn ein fremder sie angefassen hat, hat sie abgeschnappt und ich stand seelenruhig daneben und hab das nur mit "fremde hunde fässt man nicht einfach an" kommentiert. heute hab ich gefühlt drei sicherheitsstufen damit das gar nicht erst passiert.


    hab ich mich vorher erkundigt wie es ist einen DSH zu haben? nö! die fand ich optisch super und beeindruckend. wollte ich haben. so bin ich zum DSH gekommen. ist das schlau gewesen nö! war aber so. was ich damit sagen will - die menschen machen keine neuen oder anderen fehler, als früher. sie wählen auch nicht gross anders aus als früher. es fällt nur anders auf.

  • Dafür dass Veganismus dich angeblich null interessiert, stellst du aber recht viele Fragen darüber ;)

    Es interessierte mich nur der Zusammenhang mit Hundehaltung, Danke für Deine Erläuterungen, auch an die anderen Foris, die das erklärt haben!
    Ansonsten ist mir schnurz, was jemand isst oder nicht.

  • Ja, das stimmt sicherlich. Ich glaube nur, dass heute viel mehr Menschen überhaupt auf die Idee kommen, sich einen Hund anzuschaffen, weil die Vereinzelung und Individualisierung stärker vorangeschritten ist. Früher war das naheliegend, wenn man z.B. einen Garten zum Bewachen hatte. Heute möchte man sich häufig nicht direkt einen Hund, sondern einen Sozialpartner anschaffen, der das eigene Individuelle zusätzlich perfekt nach außen trägt. Viele Rassen sehen sehr individuell und schön aus (Australian Shepherd), sind aber gleichzeitig nicht besonders als reines Knuddelobjekt, mit dem man genausowenig Konflikte durchmachen will wie mit anderen Menschen, geeignet.

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