Qualzuchten II

  • Also an sich nicht, das stimmt.
    Dennoch sind sie in ihrer Kommunikation stark eingeschränkt. Ich meine wie viel läuft denn über Augen/Kopf. Da kann das auch für einen gut sozialisierten Hund schlecht einzuschätzen sein. Ist doch auch völlig logisch. Wenn du (übertrieben gesprochen) einfach nur etwas zotteliges vor dir hast, wie sollst du da so präzise bestimmten, was der gegenüber ausdrückt?


    Also "gut sozialisiert" und "greift einen Hund an, den er nicht lesen kann" schließt sich für mich absolut aus, sorry.
    Eventuell hab ich da höhere Ansprüche an meine Hunde, als andere Menschen, aber meine Hunde dürfen etwas, was sie nicht verstehen, nicht angreifen und beschädigen. Wo kämen wir denn da hin.

    Und Kommunikation läuft bei Hunden nicht nur über den Gesichtsausdruck. Man hat noch die Körperhaltung, die Rute, das Fell, die Ohren, und der Gegenüber-Hund hat auch noch div. Gerüche, ggf Geräusche (leises Knurren), usw.
    Auch zottelige Hunde sind nicht "einfach nur was Zotteliges" (ich weiß, das war übertrieben gemeint von Dir).
    Auch als Hundehalter kann man die lesen lernen. Ich habe überhaupt kein Problem mit Zottelhunden. Etwas schwerer fällt es mir da mit Hunden vom Spitztyp und Huskies bspw. (Elo, Eurasier, Husky, Smojede, Spitz, Akita, ... ). Weil die Rute so steil hochgerollt und förmlich festgetackert ist, die Augen starr geradeaus und die Ohren ebenfalls frontal. Meistens.
    Aber meine Hunde können sie lesen, und ich kann mir einfach mal ein bisschen Mühe geben und denn eben auf Körperhaltung und -spannung schauen.


    Ich finde es immer schwierig und fast schon anmaßend, Hunden zu unterstellen, die könnten XY nicht lesen, weil wegen aus Gründen.

    Ich stand letztens auf einem Windhundauslauf, und Alice hatte einen Heidenspaß mit ganz vielen der Windhunde. Nur einer neben mir war angeleint und bellte und bellte und bellte. Die ganze Zeit. Als ich gefragt habe, was er hätte, und wieso er nicht abgeleint wird, wurde mir gesagt, dass der Hund den Collie da nicht leiden könnte, er könne ihn wegen des ganzen Fells nicht lesen und er würde ihn angreifen.
    Ähm...


    Ernsthaft, mir geht es nicht drum, dass ein Hund einen anderen vielleicht komisch findet, vielleicht mal droht, weil er verwirrt ist, sich das länger von weitem anschaut, Abstand hält, etc..
    Aber hier wurde geschrieben, dass die eigenen Hunde mehrfach angegriffen wurden und beschädigt wurden, und dass das auch andere Besitzer der selben Rasse berichten.
    DAS ist für mich definitiv kein "gut sozialisierter" Hund gewesen, der da angegriffen hat.

    Meine Hunde hatten lange ein kleines Problem mit röchelnden Plattnasen, weil sie dachten, die knurren sie an. Dabei haben die armen Dinger nur geatmet. Aber sie hat diese Hunde nicht angegriffen, sondern blieben auf Abstand und haben sich bemüht, dann eben die restliche Sprache zu deuten.
    Ich habe Freunde mit einer größeren Hundegruppe, deren Hunde springen plötzlich aus dem Nichts aus dem Ruhen auf und bellen und knurren den vorbei gehenden Hund an. Ohne Aggression irgendwie, einfach so als Sprache. Meine Hunde waren am Anfang regelrecht eingeschüchtert, haben sich an den anderen nicht vorbei getraut, haben beschwichtigt usw. Nach ca einem Tag haben sie gelernt, die restliche Sprache mit einzubeziehen, und dass das eben deren Sprache ist. Sie haben das dann ignoriert und sind einfach dran vorbei gelaufen, ohne auch nur mit dem Ohr zu zucken.

    DAS ist normal und gut sozialisiert, und nicht, dann einfach ins Blaue herein den Gegenüber anzugreifen und zu beschädigen, nur weil man die Sprache nicht versteht.

    Hier, Alice mit einem Schwein. Ihr steht das "WTF?" ins Gesicht geschrieben, aber dann bleibt sie halt auf Abstand und guckt sich das an und fertig.

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  • @corrier das scheint für dich ein sehr emotionales Thema zu sein.
    Und da es raufschwingt. Nein, meine Hunde greifen keine anderen an. Sie sind wohl das, was du als ‚richtig sozialisiert‘ bezeichnest. Nicht nur kennen sie Zottel, Boxer etc. sie verhalten sich auch höflich.

    Allerdings sind sie auch sehr defensiv. Gerade die Große geht Ärger aus dem Weg und schlichtet auch.

    Es stimmt das viel Kommunikation über den GANZEN Körper geht. Aber in der Regel ist das eine Gesamtheit und ohne Gesicht/Kopf können das ganz andere Sachen sein.

    Ich finde es nicht verwunderlich, dass es da auch mit gut sozialisierten Hunden zu Zusammenstößen kommt. Redet ja keiner vom Beschädigen o.ä.


    Die anderen zwei Beiträge habe ich gesehen nur keine Zeit mehr. Danke für die Aufklärung zu den Haaren am Auge!

  • Also ich finde so Reaktionen wie Angriffe da jetzt auch nicht normal oder so, aber dass bestimmte Hunde nicht so richtig als Hunde erkannt werden, das find ich einfach krass.

    Meine sind echt super nett, tolerant und verträglich, aber bestimmte Hunde sind ihnen einfach nicht geheuer. Plattnasen, stark behaarte Hunde, deren Mimik eingeschränkt ist. Klar gehen meine da nicht blind drauf los, aber sie brauchen da etwas und gehen eben auch deutlich auf Abstand. Bei „normalen“ Hunden gar nicht.

    Finde das schon krass und bin der Meinung, dass diese optisch gehandicapten ebenfalls extra gut sozialisiert werden müssen! Sonst haben die ja genauso Probleme. Sehen eh schon unhündisch aus und wenn die sich dann auch noch so benehmen...nicht cool.

  • Naja, dann meinen wir doch das selbe.

    MIR geht es darum, dass hier beschrieben wird, dass Hunde beschädigend gebissen wurden, und es heißt, ist ja klar, die haben ja auch viel Fell und können nicht gelesen werden.

    Für mich ist das nicht emotional. Ich hab kein Interesse an Rassen, die so aussehen (Bart, lange Haare überall). Meine eigenen Hunde haben, wo es nötig ist, IMMER Zöpfe, dass die Augen (halbwegs) frei sind, und sind ansonsten kurz geschnitten.
    Es betrifft mich nicht und es ist mir völlig egal, ich könnte nicht unemotionaler sein.

    Aber das so abzutun find ich gemein. KEIN Hund sollte gebissen werden, und ein Hund, der einen anderen beschädigt und angreift, ist einfach schlecht sozialisiert. Da kann auch der Gegenüber nichts dafür.

  • Wenn man das als Halter weiß, dass der eigene Hund auf bestimmte Rassen nicht "normal" reagiert, oder allgemein bei Unsicherheit die Tendenz nach vorne hat, muss man einfach früher sichern.

    Mache ich bei Dexter grundsätzlich bei Bulldoggen, weil der die einfach nicht ausstehen kann, und da auch Pöbeln gehen würde.
    Wir haben das auf der Hundewiese geübt, dass er es lässt, und meist ignoriert er sie nun, aber sicher ist das nicht.

  • Mache ich bei meinen beiden auch so: alles Mops- und Bulldoggenartige ist ihnen nicht geheuer. Ich weiß nicht, ob es das Röcheln, der seltsame, starre Gesichtsausdruck oder das steife Gangbild bei dem Hundetyp ist, aber 'gruselig' finden sie die schon, also sorge ich dafür, dass es da keinen direkten Kontakt gibt.

    Ich hab' aber, ehrlich gesagt, auch nullkommakeine Lust, sie daran zu gewöhnen oder irgendwie den Umgang damit zu üben. :ops: Die Spaziergänge meiner Hunde spielen sich zu 90% im Freilauf, mitten in der Pampa, in Wald und Feld ab – und 'komischerweise' treffen wir solche Hunde da schlicht nicht... :pfeif: (Kein Wunder, würden fiese Zungen sagen, denn wie soll ein Hund, der nicht mal auf ebener Wiese rennen kann ohne massive Atemprobleme zu zeigen, eine Wanderung mit mehreren hundert Höhenmetern und durch unwegsames Gelände schaffen.)

    Und wenn uns so einer hier im Wohngebiet begegnet, sind eh alle an der Leine und es gibt keinen Kontakt, fertig.

  • Unser erster Hund, ein weißer Schäferhund, war immer recht aufgeschlossen anderen Hunden gegenüber. Als eine Kundin ihren mopswelpen mitbrachte, war der unsere dann doch sehr irritiert. Der Welpe befand sich in eine Hundetragetasche. Unsere Hündin roch an der Taschen und war neugierig, auf das Babys. Als die Tasche geöffnet wurde trat unsere den Rückzug an. Sie war alleine durch das Aussehen absolut verunsichert. :flucht:
    Also, das Aussehen allein kann schon zu missverständlichem Verhalten führen. Wobei die Hunde auch lerne können, andere zu lesen. Ein ridgeback mit Kamm oder ein Husky mit erhobener Rute würde doch sonst permanent missverstanden, oder?
    Was das Pony anbelangt, selbst als Vini noch sehen konnte, habe ich ihr die Augen immer frei gelassen.

  • Meine Hündin kommt mit vielen Hundearten nicht gut aus - Plattnasen, Japanern, sehr kleinen Hunden, Hunden, die nur aus Haaren bestehen.
    Ich schätze, sowas gabs in Serbien am Land einfach nicht :ka:
    Die frisst die nicht, aber ihre Methode zur Konfliktlösung ist halt von sich aus Angriff und nicht Rückzug.
    Die hat einfach keinen Kontakt mit fremden Hunden, die in dieses Schema fallen (mal abgesehen davon, dass sie eh gar keinen Fremdhundkontakt hat).
    Wenn man ihr bei Hunden, mit denen man eine Runde spazieren gehen will, die Zeit gibt, sich die näher anzusehen, ignoriert sie die letztlich aber auch. Aber sie generalisiert dieses "das ist auch ein Hund" offenbar nicht :ka:

  • Aber sie generalisiert dieses "das ist auch ein Hund" offenbar nicht

    Das ist bei meinen leider auch so. Ganz schlimm ist es bei dreibeinigen Hunden oder Hunden mit Rollis. Ist zwar auch recht ungewöhnlich, dass man die trifft, aber eine zeitlang haben wir die jeweils häufiger gesehen und die mussten immer sehr hysterisch angekläfft werden, weil gruselig.
    Fällt zwar nicht unter Qualzucht, aber äußerliche Faktoren spielen schon eine große Rolle in Sachen Kommunikation. Man darf das einfach nicht unterschätzen.
    Und wenn ich da anderen Hunden, mir und meinem eigenen die Sache leichter mache indem ich ab und zu mal die Haare etwas stutze oder einen Zopf binde, dann würde ich das tun. Ich würde da Schönheit nie über Funktion stellen.
    (Das bedeutet natürlich nicht, dass es okay ist, wenn ein Hund nach vorne geht, weil er den anderen nicht lesen kann oder missversteht.)

  • Als Lupo vor Jahren sein erstes Zottelmonster (Briard-Beardie-Mix) traf, war er auch etwas perplex und haute erst mal die Vollbremse rein. Dann stand er da und witterte mit vorgestreckter Nase nach Zottel. Als er alle Infos über die Nase hatte,
    nahm er ganz normal Kontakt auf und konnte auch mit ihm spielen.

    Boxer, Bullies & Co findet er super. Er stört sich auch nicht am Geröchel, ist es sehr
    stark, guckt er etwas irritiert. Letztens hörte ich hinter uns das typische, aufgeregte Boxerschnauben. Lupo hatte sofort Herzchen in den Augen, drehte sich rum und war sofort in Spiellaune. Leider war es nicht sein verstorbener Freund, da war er etwas enttäuscht, konnte man richtig sehen.

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