Jagdtrieb eine Frage der Erziehung?

  • Oona knuspert auch gern mal tote Mäuse weg, wenn ich nicht schnell genug bin..


    Bei ihr wüsste ich gar nicht wo ich anfangen sollte umzuleiten und vor allem - mit was? Futter ist da sicher nicht interessant genug, Beutel und andere Jagdersatzsachen sind an der Straße eher schlecht möglich..
    Bei ihr ist (normalerweise - derzeit ist sie nur im Jagdmodus, sonst ists etwas entspannter) das Hauptproblem aber, dass sie überhaupt keinen Sinn darin sieht nicht zu jagen und sie JET nich als Ersatz anerkennt. Ich wollte mal mit ihr mit ner Reizangel trainieren und stand am Ende doof da. Selbiges mit Wildschweinfell. Auf der Rennbahn blieb sie stehen, weil sie ein Mäuseloch vermutete. Der Hund ist der Innbegriff der Autarkie, die könnte sich draußen 100% selbst versorgen und weiß das - es wäre albern ihr was anderes vermitteln zu wollen.
    Ich freue mich, wenn sie mitmacht und Engagement zeigt (beim trailen und Dummy z.B. ), aber mehr und vor allem Gehorsam (!) und Kontrollierbarkeit könnte ich nie erwarten. Sie hat kein Interesse zu gefallen und so lange ich mich nicht in eine Maus verwandle, werde ich kaum spannender als eine sein :D (wobei wir auch Phasen haben in denen sie sich von Wild an der Schlepp abrufen lässt - aber eben nicht kontinuierlich).

  • Bei ihr wüsste ich gar nicht wo ich anfangen sollte umzuleiten und vor allem - mit was? Futter ist da sicher nicht interessant genug, Beutel und andere Jagdersatzsachen sind an der Straße eher schlecht möglich..

    Bei Sina könnte ich gar nichts umleiten, wenn die eine Spur in der Nase hat, dann hört, sieht und riecht sie nichts Anderes mehr. Da kann ich mit Wurst, Schnitzel, Spielzeug oder Sonstwas daherkommen, interessiert sie alles nicht.
    Bei ihr könnte ich wirklich nur mit starker Gewalt zu ihr durchdringen. Auch ein heftiger verbaler Anschiss oder ein Anstupsen mit den Fingern interessiert sie da nur 1 Sekunde weil ich sie halt kurz gestört habe.

  • ob das dem Hund gegenüber fair ist o

    Da könnte man so ziemlich alles in der Hundeerziehung in Frage stellen, oder nicht? Ist es fair, von einem Hund generell Gehorsam zu erwarten, ihn an der Leine zu führen etc. pp? Ich verstehe was du meinst, und gebe dir in soweit Recht, dass es unfair wäre sich für einen Jagdhund zu entscheiden und ihn dann in keinster Weise zu fordern und zu fördern und ihm eine Ersatzbeschäftigung zu gönnen. Ich bin auch nicht für das absolute unterbinden, sondern vielmehr für ein Alternativverhalten. Und ja, natürlich sieht meine Hündin das Reh und das Eichhorn, aber anstatt hinterher zu hetzen dreht sie sich um und sieht mich an. Find ich gut so.


    selber der bequemsten Weg ist

    Sich mit einem jagdtriebigen Hund offline im Wald bewegen zu können, ist ganz bestimmt nicht der bequemste Weg, im Gegenteil, dass bedeutet sehr viel und vor allem kontinuierliches Training.



    sondern den Hund bewusst mit den Reizen konfrontiert und er bestimmtes Jagdverhalten dabei zeigen darf.

    Welches Jagdverhalten darf er denn bei dir zeigen? Bei uns gibt es nur Sicht oder Spur und ab ....ein Vorstehverhalten zeigt nicht jede Rasse. Mein Münsterländer durfte vorstehen, weil es halt seiner Rasse entsprach vorzustehen, meine Hündin würde sofort hinterher, daher gibt es nichts, was ich erlauben könnte und was hilfreich wäre.

  • Würde ich das Jagdverhalten bei meinem Hund ohne Gewalt umlenken können, würde ich das auch machen, daher finde ich das schon in Ordnung, wenn jemand daran arbeitet, dass er seine Jagdhunderasse vom Jagen abhalten kann und der Hund somit Freilauf genießen kann.
    Schäferhunde sind zwar keine Jagdhunde, aber unsere hatten auch Jagdtrieb auf Sicht. Sie konnte ich durch ein hinterhergerufenes "Platz" vom Jagen abhalten wenn sie schon durchgestartet waren.
    Bei den Dackeln komme ich ohne Gewalt nicht weiter und da ich das nicht möchte, dürfen sie halt an der Leine ihren Jagdtrieb ausleben.

  • Ich denke es gibt Unterschiede hinsichtlich der von Jägern als Jagdhunde geführten Rassen die als Jagdgehilfen des Menschen zielgerichtet gezüchtet wurden (Apportierhunde, Vorstehhunde, Schweißhunde) und es gibt z. Bsp. die Windhunde, die auf Sicht selbständig ohne menschliche Anweisung handeln. Sicherlich gibt es auch unter den Windhunden Exemplare die nicht ganz so jagdlich orientiert sind - die meisten und vorwiegend die Rassen aus dem Süden und Osten sind sehr eigenständig. Greyhounds, Whippet, Deerhound und Irish Wolfhound lassen sich besser erziehen - die Hand würde ich nicht ins Feuer für sie legen ;-). Windhunde reagieren blitzschnell auf Bewegungsreize und dann sind sie auch schon außer Reichweite. Wir waren mit unseren beiden von klein auf in der Hundeschule und sie sind auch gut erzogen, aber ich müßte doch mit brachialen Methoden daran gehen ihnen den Jagdtrieb zu nehmen. Was hätte ich dann aber für einen Hund? Ich habe mich für einen Barsoi entschieden und dann muß ich auch mit einem Barsoi leben - und ich finde es sind ganz wunderbare Hunde mit einer sanften und eben auch einer wilden Seele. Genau deswegen liebe ich sie auch. Deshalb bin ich sehr dafür, sich vorher mit den Eigenschaften der verschiedenen Rassen vertraut zu machen und sie kennenzulernen. Es haben alle Vorzüge aber eben auch Nachteile. Ich respektiere sie und ihre Bedürfnisse und lebe mit ihnen. :-)

  • Meine Hündin jagt um sich was essbare zu suchen und zu finden. Bisher hatte sie nur "Erfolg" an Igeln und konnte noch rechtzeitig davon abgehalten werden sie zu töten. Ihr war es völlig wumpe, dass sie die Schnute mit Stachel gespickt hatte.


    Ich denke wenn man einmal einen Hund in diesem "Töten und fressen" Rausch gesehen hat... sie ist dann nicht mehr meine süße kleine Rosinenschnecke, sondern das Raubtier, dass sie nunmal ist. Reine Erziehung und Verbot? Kann man sich abschminken. Da gilt es eher eine Alternative zu bieten und es dem Hund schmackhafter zu machen zu bleiben und sich bei mir die einfachere Beute abzuholen.


    Ist aber auch der längere Weg.


    Mein Rüde hat hingegen auf Lebewesen gar keinen Jagdtrieb. Der will nur immer abchecken ob es sich um einen Hund handelt und wenn nicht, kein Interesse. Hat er erst kürzlich bei einem Fuchs gemacht. Ich war zu perplex bis ich es geschnallt habe. Der Fuchs war echt gechillt und ist total ruhig im nächsten Gebüsch untergetaucht. Gut das Rosie noch im Halbschlaf und an der Leine war. :D

  • Welches Jagdverhalten darf er denn bei dir zeigen? Bei uns gibt es nur Sicht oder Spur und ab ....ein Vorstehverhalten zeigt nicht jede Rasse. Mein Münsterländer durfte vorstehen, weil es halt seiner Rasse entsprach vorzustehen, meine Hündin würde sofort hinterher, daher gibt es nichts, was ich erlauben könnte und was hilfreich wäre.

    Erlaubt ist hier bis auf Hetzen und natürlich Packen von Wild ziemlich alles, solange sie dabei ansprechbar und kontrollierbar bleiben. D.h. sie dürfen Spuren ruhig mal genauer verfolgen, zur Not halt an der Leine, wenn es die Gegend nicht hergibt, vorstehen bieten sie nur zwischendurch an, da freue ich mich immer riesig drüber, wenn sie das machen, sie dürfen auch mal anpirschen (das eher nur an der Leine) und sie dürfen das Wild ausgiebig beobachten.


    Davon ab dürfen sie bei Ersatzsachen wie Dummy natürlich auch hetzen und ausgiebig stöbern.


    Ich schrieb ja selber zu Anfang, dass ich es eher in Ordnung finde, wenn zumindest Ersatz geboten wird, aber wenn nicht mal bei Spielzeug und ähnlichem mal der Trieb etwas ausgelebt werden kann, finde ich das nicht mehr angemessen.

  • Das mit dem Umlenken ist immer so schnell gesagt...
    Nur, was soll ich denn umlenken? Das Gucken? Soll ich den Hund mitr ner Augenbinde laufen lassen?
    Da gibts auch garkeine Reaktionszeit für mich, denn mit der 0,03 Sekunde die zwischen "Wild sehen" und "durchstarten" liegt komm ich nichtmal dazu was zu sagen. So schnell bin ich einfach nicht.
    Was soll ich da trainieren?


    Ball, Frisbee, Spielzeug, etc hab ich mir ja wunderbar selbst versaut mit der ganzen Überei von Impulskontrolle und Co. Heute könnt ich mir dafür in den Arsch beißen und würde das niemals wieder so machen wie es überall empfohlen wird.
    Zumindest nicht mit nem Whippet.


    Um Futter wirklich hochwertig zu machen müsste ich den Hund hungern lassen. Aber wer wäre so doof und lässt nen Hetzjäger hungern?
    Hamilton hatte noch nie Jagderfolg weil ich so verdammt aufpasse, aber das hindert ihn nicht daran genau zu wissen was er da macht und wozu das ist. Würde der mir abhanden kommen würd ich mir zumindest keine Sorgen darüber machen das er verhungert...


    Ersatz gibt es da auch nicht, im Sinne von "Kann man mal eben aufm Gassigang oder daheim machen", da gibts nur Bahn und Coursing.


    Ich liebe Whippets und kann meinem hier auch Freilauf bieten. Ich wußte wie wenig Wild es hier gibt und ich hab nen Garten.
    Hätte ich mehr Wild und keinen Garten, dann hätte ich keinen Whippet.
    Ist ne ganz einfache Sache, denn einen Hund der fürs Rennen mit dem Wind geboren wurde, der ist nicht zufrieden mit Spaziergängen an der Leine.
    Für Arren wäre permanenter Leinenknast garkein Problem, der ist halt auch ein ganz anderer Typ von Hund.

  • Bis Jin wäre meine Antwort auf die Eingangsfrage rein theoretischer Natur gewesen. Die Antwort wäre aber nahezu gleich geblieben.
    Es gibt Hunde, da kann man nur mit Erziehung den Jagdtrieb nicht kontrollieren. Wer etwas anderes behauptet hat joch nue einen Hund gehabt, der wirklich dicht macht, wenn es ans Jagen geht.


    Jin wäre mit nicht mal 4 Monaten einem Traktor hinterher, wenn sie Möglichkeit gehabt hätte. Es hat 2 Jahre gedauert, bis wir an befahrenen Strassen entlanglaufen konnten, ohne dass sie bei jedem vorbeifahrenden Auto hinterherhetzen wollte. Selbst heute weiss ich, dass sie in entsprechender Erregungslage durchaus den Versuch unternehmen würde.


    Aber so richtig bewusst und klar wurde mir das Ganze, als ich sie zum ersten Mal auf einer frischen Wildspur erlebte. Bis dahin war ich der Meinung, auch Jin könne zu 99% Gehorsam im Jagdtrieb erlernen. Wir Menschen hatten die Rehe gesehen, die unseren Weg kreuzten. Ich wusste also, dass da eine sehr frische Spur lag. Jin war an der Leine, die Rehe hatte sie nicht gesehen.


    Der Moment, in dem sie die Spur witterte .... Kurzes Zusammenzucken, Nase in den Wind und dann dann ging der Jagdmodus an. So etwas hatte ich bis dahin in 40 Jahren mit Hunden verschiedenster Rassen noch nie erlebt. Sie hat völlig abgeschaltet, nur noch auf diese eine Sache "hinterher, koste es was es wolle" fixiert. Reaktion auf ihre sonstige Umwelt gleich Null.
    Und dad Ganze in einer Tonlage, die ich so in der Forum noch nie bei einem Hund gehört habe. Das war ein Mittelding aus Heulen (so richtig wolfsähnlich) gemischt mit etwas Jodeln und Kreischen.


    Ansprechbar? Keine Chance.


    In dem Moment hätte maximal ein Teletakt auf hoher Stufe vielleicht noch absatzweise was bewirken können. Aber dann nur über den Schmerz. Und ehrlich gesagt, ich glaube, selbst das hätte sie in der ersten Minute komplett ignoriert.


    Es dauerte ca. 10-15 Minuten, bs sie zumindest wieder soweit runtergefahren war, dass sie wieder halbwegs locker mitlazfen konnte.


    So, und in dem Fall hatte ich die Rehe gesehen. Wären wir da unwissrnd an diese Stelle gekommen .... Keine Chance - mit ihrer Reaktionszeit hätte ich nie mithalten können.

  • @yane


    Meinem 1. Dackel hab ich als er ca. 8-9 Monate alt war wie immer seinen Ball geworfen und plötzlich hat er beim Hinterherrennen zu kreischen angefangen und ich dachte, oh Gott, jetzt ist was mit seinem operierten Bein und er hat höllische Schmerzen. :D
    Ab da war er auf den Feldwegen spur- und sichtlaut. Bis dato kannte ich dieses "Phänomen" gar nicht.


    Sina hält bis jetzt noch die Klappe wenn sie eine Spur hat..........

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