Unsere Junghunde...der alltägliche Wahnsinn - Teil VII

  • Hier gibt es in der Junghundzeit eigentlich nur Schleppleine oder Führleine - an der Schleppleine ist Widerstand zwecklos das Überhören von Kommandos nicht möglich. Wer nicht hört (und dafür reichlich belohnt werden will), der wird zwangsläufig heran geangelt und hört dann eben unfreiwillig.

    Das ist halt momentan mein Punkt. Ich hab Felix über Jahre hinweg an der Schlepp gearbeitet - weil er eben so triebig war und ständig auf eigenen Wegen. Die Schlepp war anfangs Hilfsmittel, später nur noch Sicherung.
    Aber ich bin eben auch sicher, dass Schleppleinen-Freilauf kein echter Freilauf ist. Der Hund weiß das doch. Im Grund setzt man drauf, den Hund in der Jugend zu sichern und so lange zu trainieren, bis er "alt und vernünftig" genug ist, um nicht mehr ständig alles in Frage zu stellen.

    Kamali ist gerade an so einem Punkt, wo sie draußen überlegt, ob sie wohl hören muss oder lieber ihr Ding machen. Heute hab ich sie einfach angeleint als der Abbruch und RR nicht gleich klappte. Nach 100m Leine gabs wieder Freilauf. Sie war dann etwas runtergefahren und ich hab eben überlegt, ob sie das wohl verknüpft - Nicht hören/Leinenpause.

    Wenn ich kann, möchte ich die Schlepp eigentlich gar nicht erst nutzen. Momentan führe ich sie lieber sehr eng und belohne jeden Blick und jede Kontaktaufnahme besonders intensiv.

    Apropos Freilauf: zeigt mal ein paar Videos - mir ist vor allem bei @Theobroma aufgefallen, wie unterschiedlich Hunde sich draußen benehmen (klar, aufgrund dessen, dass dass für Kamali alles neu ist, sollte ich hier eigentlich nicht vergleichen, aber das Video hab ich einfach zuletzt gesehen

    Da spielt ja auch der Typ Hund eine große Rolle. Meine erste Hündin (Staffi-Mix) war wesentlich entspannter unterwegs als es Kamali ist. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass umso größer oder kräftiger, desto ruhiger sind die Hunde insgesamt unterwegs...

    Ich hoffe sehr (!), dass meine Hunde die Leine niemals als Strafe ansehen und möglichst auch nicht als etwas unangenehmes.

    Die Leine selber ist ja auch keine Strafe - dafür ist es ja viel zu spät.
    Es ist eine Konsequenz aus dem Verhalten. Wie eine Zwangspause.
    Ansonsten gehe ich mit Deinen Gedanken dazu konform.
    Daher eben auch die Überlegung, ob es ohne Schleppleine geht.
    Lieber dosierten Leineneinsatz, wenn Madam gerade nicht freilaufen "kann".

    Übrigens, was mir gerade so auffiel - vor ein paar Seiten bei @Toniiis Bericht sagten viele "Der Hund hätte bei mir jetzt Leinenknast." oder "Wer Freilauf will, muss hören." - nun ist Leine aber plötzlich kein Knast und auch kein Erziehungsmittel mehr. Ist halt immer eine Frage der aktuellen Sichtweise... ;)

    Nach meinem Gefühl ist die Leine für einen Hund, der sonst freiläuft, immer eine spürbare Einschränkung. Wobei es offensichtlich Hunde gibt (wie @physioclaudis Emil), die das als Sicherheit und Ruhepol empfinden.
    Ich finde das einfach interessant und denke, es gibt da eh kein Richtig oder Falsch, weil das so individuell ist wie Hund und Halter.

    Wir waren heute beim TA - 2. Impfung Lepto. Es war spannend zu sehen, wie viel entspannter Kamali den Weg durch die Siedlung gemeistert hat. Sie konnte sogar pieseln. :D
    Sie hat in den letzten 4 Wochen 500g abgenommen... mh, dabei schaut sie runder aus. Scheint alles Fell zu sein. Mal schauen, wie ich das Futter anpasse. Sie hat natürlich viel mehr Bewegung als früher. :???:

  • Ich kann mit Schleppleine gar nicht richtig umgehen bzw. streube mich dagegen, meinen Hund zu erziehen nach dem Motto "entweder du kommst freiwillig oder ich zwinge dich halt". Hat für mich nicht viel mit positiver Arbeit zu tun. Deswegen gab es hier zu Beginn nur so viel Freilauf, wie es dem Hund möglich war sich zu konzentrieren. Danach kam die Flexi oder kurze Leine dran und ich hab keine Anforderungen an den Hund mehr gestellt.

    Ich empfinde den Rückruf aber generell eher als Notanker und viel zu künstlich wichtig gemacht.
    Im Prinzip will man doch einen Hund, der umweltsicher durch die Welt rennt und passend zu den Situationen reagiert. Ich persönlich möchte, dass meine Hunde möglichst viel Freilauf genießen dürften, im Gegenzug dafür in unserem Alltag freundlich bis zurückhaltend sind, bestimmte Regeln einhalten und mit mir Rücksprache halten.
    Ob sie auf den ersten Pfiff sofort zurückkommen, ist mir eigentlich nicht so wichtig. Springt ein Hund beispielsweise Menschen an, kann ich ihn seinen Lebtag lang zurückpfeifen, anleinen und zügig vorbei gehen. Ich kann aber auch versuchen zu üben, dass er von sich aus Abstand hält und im Bogen drumrum läuft und zwar möglichst so, dass er selbstständig für sich entscheidet, dass das die gewünschte Möglichkeit ist, mit dieser Situation umzugehen und sich anschließend anderen Dingen zu widmen, ohne dass ich einwirke oder eben "manage", also ewig lang Situationen für den Hund regele.

  • Ich empfinde den Rückruf aber generell eher als Notanker und viel zu künstlich wichtig gemacht.
    Im Prinzip will man doch einen Hund, der umweltsicher durch die Welt rennt und passend zu den Situationen reagiert. Ich persönlich möchte, dass meine Hunde möglichst viel Freilauf genießen dürften, im Gegenzug dafür in unserem Alltag freundlich bis zurückhaltend sind, bestimmte Regeln einhalten und mit mir Rücksprache halten

    Ja, das sehe ich genauso.

    Ich brauche den RR bzw. Abbruch mit RR derzeit nur, um die neuartigen Jagdaktionen zu beenden. Eichhörnchen sind offensichtlich extrem verlockend. An Vögeln kommen wir super vorbei - heute auf 5 m an einer Krähe auf der Wiese. Die Schlepp wäre halt ein "Not-Stopp". Derzeit ist es ein "Urschrei" meinerseits - das versteht sie auch und kehrt sofort um. :lol:
    Umso besser sie ihre Regeln kennt (auf dem Weg bleiben, nichts jagen, nach Hundebegegnungen weitergehen, vor dem Hinlaufen fragen, nichts fressen), desto weniger muss ich einwirken oder sie einschränken.

    Die Frage ist halt, wie kommt man dahin? Das scheint mir sehr individuell zu sein. =)

  • Das ist der letzte Freilauf den ich mitgefilmt habe

    Was ich gerade so dachte - nicht nur der Hund, sondern auch die Umgebung ist natürlich ein wichtiger Faktor. Solche Wege gibt's hier leider nicht... :fear: (nur max 200m über eine Wiese)
    Waldwege, Wildwechsel, viele Fremdhunde, Eichhörnchen, Vögel usw. sind halt einfach auch eine ganz andere Aufgabe für Hund und Halter.

    Ich will unbedingt bald mal an den Strand... das wird sicher ein spannende, neue Erfahrung fürs Lockentier.

  • @RuDako Cool, danke für deine sehr ausführliche Beschreibung! Ich kenne so manchen Boxer, weil mein Verein auf deren Gelände trainieren darf. Deswegen auch meine Nachfrage, der einzige ESS, den ich kenne, ist SO vollkommen anders, dass es im ersten Moment tatsächlich stark verwundert Solche Entscheidungen und die Begründungen dahinter finde ich total spannend.

    Nichts zu danken, immer gerne. =)

    Pepper ist auch vollkommen anders als Dakota. Sanft, anhänglich, aufmerksam und freundlich, vollkommen aggressionsfrei. Wenn ich mit Dakota spiele, dann reißen und rupfen wir am Spielzeug und kämpfen um die Beute, das liebt sie (und ist dabei trotz alledem vollkommen nett). Dieses Spiel bevorzugt sie (neben dem Apport und Nachrennen, natürlich) und sie liebt dieses Spiel insbesondere mit Menschen. Pepper muss man mit Zerrspielen nicht kommen, der hält fest und trägt. Tragen und zeigen - DAS ist super. Er spielt einfach anders. Das ist ganz neu für uns - kein Geilo-ich-will-zerren-bis-dein-Arm-ausgekugelt-ist-Junkie. |)

    Sie sind echt ganz unterschiedlich, aber sie ergänzen sich gut. Nichtsdestotrotz - zwei unterschiedliche Hunde mit verschiedenen Wünschen und Ansprüchen. Das sind Gründe für die getrennten Spaziergänge, die ich nach wie vor hauptsächlich mache. =)

    Das ist halt momentan mein Punkt. Ich hab Felix über Jahre hinweg an der Schlepp gearbeitet - weil er eben so triebig war und ständig auf eigenen Wegen. Die Schlepp war anfangs Hilfsmittel, später nur noch Sicherung.
    Aber ich bin eben auch sicher, dass Schleppleinen-Freilauf kein echter Freilauf ist. Der Hund weiß das doch. Im Grund setzt man drauf, den Hund in der Jugend zu sichern und so lange zu trainieren, bis er "alt und vernünftig" genug ist, um nicht mehr ständig alles in Frage zu stellen.

    Kamali ist gerade an so einem Punkt, wo sie draußen überlegt, ob sie wohl hören muss oder lieber ihr Ding machen. Heute hab ich sie einfach angeleint als der Abbruch und RR nicht gleich klappte. Nach 100m Leine gabs wieder Freilauf. Sie war dann etwas runtergefahren und ich hab eben überlegt, ob sie das wohl verknüpft - Nicht hören/Leinenpause.

    Wenn ich kann, möchte ich die Schlepp eigentlich gar nicht erst nutzen. Momentan führe ich sie lieber sehr eng und belohne jeden Blick und jede Kontaktaufnahme besonders intensiv.


    Dakota war die ersten 1,5 bis 2 Jahre an der Schleppleine, danach saß der Grundgehorsam gut. Bis dahin blieb die Leine dran. Bei Pepper rechne ich im Zweifel mit derselben Zeitspanne, wobei ich die Schlepp aktuell zum Teil schleifen lassen kann, weil er einen sehr engen Radius hat und ich immer dran komme. Jede Kontaktaufnahme wird hier hochwertig belohnt (Futter, Lob, Spiel), auch wenn sie im Akkord kommt. Wenn Pepper seine Aufmerksamkeitsspanne überschritten hat, also sehr aufgeregt oder überdreht ist, dann darf er einfach nur an der (festgehaltenen) Leine laufen. Fängt er an wild zu rennen, dann bremse ich ihn ganz aus (kurze Leine). Noch ist der Zwerg ja nicht sauber leinenführig, deswegen haben wir die eine oder andere Übergangslösung. :tropf:

    Allerdings habe ich mich, als ich mich für den ESS entschieden habe, darauf eingestellt, dass ich schlimmstenfalls nicht ableinen kann, wenn ich das mit dem Rückruf versaue. |)

  • Nach meinem Gefühl ist die Leine für einen Hund, der sonst freiläuft, immer eine spürbare Einschränkung. Wobei es offensichtlich Hunde gibt (wie @physioclaudis Emil), die das als Sicherheit und Ruhepol empfinden.
    Ich finde das einfach interessant und denke, es gibt da eh kein Richtig oder Falsch, weil das so individuell ist wie Hund und Halter.

    Für mich ist das wirklich auch neu. Mein Alter lief ja überall offline. Der war einfach tiefenentspannt. Wenn wir irgendwo waren (Campingplatz), wo Leinenpflicht war, dann hat der das als Strafe empfunden, bin ich überzeugt von. Der wickelte sich um jeden Baum, jede Laterne, machte einen langen Hals, um das Halsband los zu werden, das volle Programm. Dabei konnte er sehr gut an der Leine laufen. Wars zu lang, fand er es als persönliche Beleidigung.

    Mal ein Video von vor einer Woche. Bin recht froh, wie Emil das meistert. Er war eigentlich ziemlich bedient, eine viertel Std vorher ist ihm ein gruseliges Kind (die sind alle gruselig) direkt vor die Füße gefallen. Er rannte erschrocken hinter mich und die Hündin der Mutter wollte ihn noch verhauen. Da war ich froh, wie schnell er das verdaut hatte. Man sieht ganz gut, wie er Chica immer wieder einschränkt, aber nur noch wenig. Früher ist er ihr mit Schmackes in die Seite und sie flog 3m. Was man jetzt sieht ist davon übrig geblieben. Auch wenn man es ihm nicht anmerkt, er weiß ganz genau, dass ich ihm quasi im Nacken sitze. Mir gefällt es, das ist ausbaufähig.

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  • Die Schlepp wäre halt ein "Not-Stopp". Derzeit ist es ein "Urschrei" meinerseits - das versteht sie auch und kehrt sofort um.

    Wäre mir persönlich drei Momente zu spät, wenn ich da losbrüllen muss und sie schon im Busch ist. "Im vollen Lauf abrufen" schreibst du ja auch öfter in deinem Thread, klingt zB richtig geil - ich selbst würde mich ohrfeigen, dass ich es so weit kommen lassen habe. Zumal da noch ordentlich was kommen wird, wie es bei euch aussieht.

  • (...) Danach kam die Flexi (...)

    Flexi ist ja nicht viel anderes, als eine festgehaltene Schlepp. Nur mit weniger Schmutz und dem Umstand, dass man den Karabiner lösen muss, wenn man nicht mehr festhalten will / kann / muss.

    Flexi kommt hier manchmal bei der Großen zum Einsatz, wenn ich mit beiden gemeinsam und alleine unterwegs bin. Das kommt an sich schon selten vor, daher auch der seltene Einsatz von der Flexi. Ich finde den Zug auf der Leine schon enorm, bei einem 26kg Hund, weshalb ich eigentlich die Schleppleine bevorzuge - nur der Schmutzfaktor spricht wirklich für die Flexi. :ugly:

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