Wann ist eine Kastration (Rüde) für euch vertretbar?

  • @Winkehund Danke! Ich finde diese grad moderne Kastrations-Hysterie auch total absurd. [...]
    Es wird momentan vermittelt, kastrierte Hunde wären zu keinerlei normalem Sozialerhalten mehr fähig, würden nur gemobbt werden und ohnehin bald an tödlichen Krankheiten sterben. So ein Unsinn, echt.....

    So sollte es natürlich nicht laufen. Aber in meinem realen Umfeld hab ich das so auch noch nie erlebt. Im Netz schwingen die meisten doch nur große Reden. :ka:
    Es ist und bleibt ne Einzelfallentscheidung. Niemand sollte sich ein schlechtes Gewissen machen lassen müssen.
    Ganz ohne Folgen bleibt nun einmal nix im Leben, auch Unterlassung hat Konsequenzen.
    Ich als Hundehalter muss mein Tun für meinen Hund verantworten können, nicht mehr und nicht weniger. Aber genau das macht die Entscheidungen, welche ich für mein mir anvertrautes Tier treffen muss, so schwierig.

  • Warum ist übersteigerte Sexualität im Zuge der Domestikation entstanden? Und warum kommt sie gerade bei Retrievern vor?

    Zucht ist (menschliche) Selektion. Man kommt dabei nicht weit, wenn die Tiere, wie das bei wildlebenden Säugetieren nicht selten vorkommt, wählerisch bei der Partnerwahl sind. Hunde - und auch andere domestizierte Tiere - wurden also daraufhin selektiert, sich möglichst oft mit möglichst jedem Partner zu paaren. Hunde sind da keine Ausnahme. Aus diesem Grund werden Hündinnen ja viel früher läufig als Wölfe und durchlaufen ungefähr zweimal, anstatt wie beim Wolf nur einmal jährlich eine Hitze. Auch sind die Welpenzahlen bei Hunden durchschnittlich höher als beim Wolf.


    Dass es da ab und an immer mal wieder Ausreisser gibt, die dann eben eine Hypersexualität an den Tag legen, wird da kaum verwundern. Der Grund, dass gewisse Rassen davon stärker betroffen sind als andere hat wiederum mit der geschlossenen Zuchtpopulation zu tun: da alle Hunde einer Rasse irgendwo verwandt sind, ist es nur logisch, dass gewisse Problematiken da immer wieder und immer häufiger auftreten. Mit den 'rassetypischen' Krankheiten verhält sich das nicht anders.

  • Ich habe kein Problem mit der Kastration und meine Hunde sind so gut wie alle kastriert. Wir wollten allerdings einen Puli wegen gesundheitlicher Einschränkungen und daher extrem erhöhtem Narkoserisiko eigentlich nicht kastrieren. Es ging auch einige Jahre trotz läufiger Seniorinnen prima mit Basti.


    Bis er plötzlich komplett durchgedreht ist, als eins unserer Mädel läufig war. Er war nicht nur interessiert oder sabberte - nein, er schrie und jaulte tagelang buchstäblich 22 Stunden am Tag bis zur totalen Heiserkeit. Er schlief irgendwann vor Erschöpfung ein und schrie und jaulte nach dem Aufwachen weiter. Wir haben zum Glück keinerlei Nachbarn, die hätten Amok laufen können, aber das war für Basti höchstgradiger Stress und nicht zu ertragen. Er lebt hier in einer großen Gruppe und ist normalerweise sehr freundlich und sozial zu seinen Kumpeln. Da griff er plötzlich alles an, was sich bewegte und ging nach ein paar Tagen in seiner Verzweiflung sogar auf uns los. Als das Mädel irgendwann nicht mehr läufig war, war Basti stockheiser, total ausgehungert - man kann nicht fressen wenn man schreit - und absolut am Ende. Sowas hab ich überhaupt in dieser extremen Form bisher weder gesehen noch gehört.


    Basti wurde dann einige Wochen später doch kastriert, hat die OP völlig problemlos überstanden - ich eher nicht, meine Nerven lagen in Fetzen - und ist jetzt wieder der fröhliche, freundliche Hund, den wir vorher auch schon hatten.


    Im übrigen habe ich bei keinem meiner Hunde eine gravierende Veränderung nach der Kastration feststellen können - es waren teilweise recht frühe Kastrationen aber auch Hunde, die bereits einige Jahre alt waren. Doch, halt - stimmt nicht, Monty Mops (aus meinem Avatar) ging als Rüpelmops in die Tierarztpraxis und kam als perfekt hörender Mops wieder raus (das lag aber wohl eher am Schreck, dass er dort bleiben musste, da hat er sein "Hör-Gen" schnell gefunden).

  • Zur Behauptung, Golden und Labrador Retriever seien quasi durch Zucht vermehrt hypersexuell, hätte ich auch gerne näheres erfahren. Wer sagt das? Auf welcher Grundlage?

  • Hat Anette doch ein paar Posts weiter oben erst erklärt....

  • Ja, sie hat ihre Aussage aus ihrer Sicht heraus erklärt. Aber dass es tatsächlich so ist, ist zumindest mir persönlich neu. Dazu würden mich Informationen interessieren.

  • Ähm...sorry..wo lebt ihr?? Hypersexed Retriever begegnen einem eigentlich dauernd..


    Und ja, Rüden wurde ein hypertrophes Sexualverhalten angezüchtet, damit das mit der Hundezucht halt klappt und sie "zu jeder Zeit wollen."


    Zu dem Gansloßer Buch...zu großen Teilen wird da die Umfrage! von Gabriele Niepel zitiert...keine Aussagekraft..es ist einfach eine Umfrage, von der man nicht auf Hundepopulationen jenseits der Hunde deren Halter befragt wurden schließen kann...da werden null wissenschaftliche Standards erfüllt. ..keine Ahnung warum das "Studie" genannt wird..



    Und zu den Krebserkrankungen...das ist höchstgradig rassespezifisch und das Risiko einiger Tumorarten wird erhöht, das von anderen gesenkt ..und nein, das hält sich auch in Hinsicht auf Gefährlichkeit und Auftrittswahrscheinlichkeit in Waage. ...

  • Ist auch eine sehr persönliche Erzählung, oder nicht? Ich fragte nach irgendwas, wo man über eine diesbezügliche Rassedisposition nachlesen kann.


    Ich lebe übrigens in Süddeutschland, Kleinstadt. Sowohl Golden als auch Labrador-Retriever findet man hier wirklich zuhauf. Bald jeden Monta neue. Hier wird auch gerne mal vermehrt, weil der eigene Retriever so toll ist.
    Einem im hypersexuellen Sinne aufdringlichen Exemplar bin ich in den letzten Jahren aber trotzdem nicht begegnet (undja, ich rede jetzt von denen, die intakt sind).


    Meiner Information nach hält sich die Krebsgefahr eben nicht die Waage, zum Beispiel beim Milztumor.

  • Spannende Diskussion. Ich bin derzeit ja in einer ähnlichen Lage wie die Threaderstellerin, ich denke - obwohl ich ihn eigentlich intakt lassen wollte - gerade darüber nach, Rex einen Kastra-Chip setzen zu lassen. Er ist im Großen und Ganzen ein cooler und unkomplizierter Bursche aber bei läufigen Hündinnen schaltet sein Verstand sich komplett ab. Ist er im Freilauf, habe ich keine Chance mehr, zu ihm durchzudringen, wenn er läufige Hündin gewittert hat, er rennt dann einfach blindlings los und ist nicht mehr ansprech-, geschweige denn rückrufbar.
    Donnerstag wäre er mir fast auf eine Straße gerannt und hätte überfahren werden können.


    Für den ein oder anderen hier mag das "reine Erziehungssache" sein - ich habe mittlerweile bei Rex nicht mehr den Eindruck, dass man da erzieherisch viel machen kann. Höchstens strafen und deckeln, aber das fände ich arg unfair ihm gegenüber. Und ich möchte ihn auch ungern sein ganzes Leben lang an der Leine lassen, damit ja nix passiert...


    Die Entscheidung fällt mir nicht leicht, nichtsdestotrotz tendiere ich momentan doch zum Chip.
    Ich glaube, letztlich muss das wirklich jeder für sich und seinen Hund entscheiden und auch selbst darüber entscheiden, ob man eine Kastra aus Grund X oder Y für gerechtfertigt hält. Aber ich finde es gut, sich heutzutage informieren und austauschen zu können. Ich hab ja auch schon im Forum die Situation beschrieben an anderer Stelle und nachgefragt, wie andere das sehen. Klar, am Ende muss ich das entscheiden, aber ich finde einen konstruktiven Austausch zu dem Thema und das Sammeln unterschiedlichr Meinungen schon gut. Mir zumindest hilft das weiter.

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